Читать книгу Der gute Ton und die feine Sitte - Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem - Страница 49

45. Was hat man in betreff der Haltung zu beobachten?

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Eine gute Haltung ist ein Zeichen von Bildung und guter Erziehung, sie lässt sich aber auch angewöhnen. Ein Mensch mit schlottrigem, lässigem Gange und krummer Haltung, der sozusagen zwei Hände und zwei Beine zuviel hat, weil er absolut nicht weiss, wohin damit, der sich auf allen Stühlen herumräkelt und an alles anrennt, ist wahrhaftig kein erfreulicher Anblick. Eine ungezwungene, gerade und gute Haltung wird selbst der unscheinbarsten Gestalt etwas edles verleihen, ganz abgesehen davon, dass sie die Gesundheit fördert. Man trage den Kopf nicht vornüberhängend wie ein alter, müder Gaul, sondern frei erhoben, zwanglos, wie es sich für Gottes edelstes Geschöpf, den Menschen, ziemt. Der Gang sei elastisch, ob schneller, ob langsamer, muss eines jeden Temperament entscheiden, damit er seine Natürlichkeit nicht verliert. Eine gute Haltung wird eine grosse Gestalt stattlich und imposant machen, einer kleinen aber Anmut verleihen. Greise und Greisinnen, die sich ihre gute Haltung bewahrt haben, verleihen ihrem weissen Haare eine Würde, die keiner übersehen kann. Nur muss man darauf achten, bei seiner Haltung natürlich zu bleiben; eine Haltung, die gezwungen und gekünstelt aussieht, eingelernt und wie eine Figur aus der Tanzstunde, ist nicht das, was der gute Ton verlangt. Man bemühe sich, natürlich zu bleiben, und das Erlernte wird dann auch zur Natur.

Der gute Ton und die feine Sitte

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