Читать книгу Der gute Ton und die feine Sitte - Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem - Страница 45

41. Was soll man zur Pflege des Antlitzes tun?

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Ein reiner und blühender Teint mit schönen Farben ist nicht jedem gegeben. Wer ihn aber hat, soll ihn durch eine vernunftgemässe Behandlung zu erhalten suchen. Ein schlechter, durch Blätterchen (Pickeln) oder Kupferröte entstellter Teint, eine gelbe oder graue Gesichtsfarbe sind freilich unangenehme Zugaben zu den grossen und kleinen Leiden dieser Erde, besonders für Damen sind sie oft ein Quell grossen Kummers. Wer aber einen schlechten Teint hat, versuche nicht, ihn durch kosmetische Mittel zu verbessern, oder ihn unter Schminke und Puder zu verbergen, sondern man befrage einen Arzt. Schlechter Teint rührt in den meisten Fällen von einer inneren Störung her, die durch eine angemessene Diät oder durch eine ernstere Kur gehoben werden kann. Wo dies nicht der Fall ist, und wo der Teint dennoch schlecht bleibt, muss man sich mit Ergebung in das Unvermeidliche zu finden suchen, zu Puder und Schminke greife man unter keinen Umständen. Wir wissen, dass der gute Ton noch im Anfang des 19. Jahrhunderts erforderte, dass eine Dame ihr Gesicht mit einer dichten Schicht Schminke belegte, der gute Ton in unseren Tagen fordert aber gottlob das Gegenteil. Schminke und Puder sind auf der Bühne unbedingt gefordert durch die Beleuchtung und zur äusseren Charakteristik der Rollen, im Salon aber sollte beides mit Acht und Bann belegt werden. Die Damen, die sich pudern und schminken, irren sich auch völlig über den Erfolg ihrer Bemühungen, denn einmal wird niemand dadurch getäuscht, weil selbst der Ungeübte sehr bald die Kunst von der Natur zu unterscheiden lernt, und dann ist für die Herren besonders ein solch lebendes Pastellbild ein unversiegbarer Quell für schlechte und gute Witze. Die ersteren überwiegen selbstredend. Vielleicht hilft dieses Bekenntnis einer Eingeweihten, der man die Wiederholung dieser oft gehörten Redensarten wohl freundlichst erlassen wird, besser und gründlicher gegen die Unsitte des Puderns und Schminkens als alle anderen Gründe. Denn dass selbst giftfreie Schminken und der reinste Reispuder äusserst schädlich und ungesund sind, weil sie die Poren der Haut verstopfen und, eine normale Tätigkeit derselben verhindernd, zu ernsten Erkrankungen des sonst so ängstlich behüteten Teints führen, ist eine längst bekannte Tatsache, die gleichwohl eitle Damen an der Passion, sich ihr Gesicht zu bemalen, nicht verhindert.

Der gute Ton und die feine Sitte

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