Читать книгу Kaviar zum Frühstück - Eugenie Götting - Страница 6

Alexandrovsk – die Stadt des Zaren

Оглавление

Das ist ein toller Name einer kleinen Stadt, welche etwa hundert Kilometer nördlich Moskaus liegt. Zu der Geschichte dieser Stadt gibt es ein paar wirklich interessante Aspekte, welche bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Im Herbst des Jahres 1565 hatte Ivan Groznyj-der Schreckliche- dorthin seine Residenz verlegt und zog sich öfters gerne von Moskau nach Alexandrovsk zurück, um Ruhe zu finden. Möglicherweise hatte dieser Rückzug oder seine Aufenthalte dort eine symbolische Bedeutung und er wollte hiermit seine Macht demonstrieren.

Während der Zeiten der Sowjetunion wurden dort künstlich Kristalle gezüchtet. In vielen Gebieten waren einige Forschungsarbeiten die fortschrittlichsten auf aller Welt. Später ereilte sie aber dasselbe Schicksal wie das vieler anderer Produktionswerkstätten. Sie wurden von China überholt und überrollt. Und obwohl sie Vorreiter auf dem Gebiet der künstlichen Züchtung verschiedener Kristalle waren, Vorteile auf den Märkten hatten und durch zahlreiche Jahre der Erfahrung günstig produzieren konnten, war es kein sonderliches Hinderniss für chinesische Produktion den Markt zu überfluten. Sie waren eben noch günstiger und hatten schon in vielen Segmenten den Markt überschwemmt.

Wer eine mehr oder weniger typische Stadt für Russland sehen will, sollte auf keinen Fall denken diese in Moskau zu finden. Moskau ist nicht Russland, genauso wie Paris kein Frankreich ist. Und in den Provinzen herrschen ganz andere Lebensgewohnheiten. Für diejenigen, die auf Abenteuer stehen, sollten ihre Reise in die Provinzen um Moskau im späten Herbst planen. Dann erlebt man für Europäer fast schon seltsame und unglaubliche Dinge. So kann man eine zur Hälfte überflutete Straße sehen, statt den Asphaltstraßen Schlammstraßen. Wenn man den Mut findet nicht nur unter die eigenen Füße zu schauen, sondern auch mal die Bewohner betrachtet, kann man sehen, wie auch diese versuchen den überall vorhandenen Schlamm und riesigen Pfützen zu umgehen. Manche, auch ältere Damen, sind besonders vorsichtig und treten sehr vorsichtig auf den Dreck. Aber es hat sowieso kein Sinn, eigentlich müssten sie es doch wissen. Nichts desto trotz versuchen die Damen den Schlamassel zu umgehen.

Oft klingt die Behauptung: "Reisen erweitert deinen Horizont" oder "Man kann die Welt plötzlich mit anderen Augen sehen" viel zu banal, abstrakt oder aus der Luft herausgegriffen. Doch wenn man selbst ganz neue Erfahrungen macht, irgendetwas neu für sich entdeckt, dann erst merkt man den tieferen Sinn dieser Worte. Es ist wirklich erstaunlich, wie solche Begebenheiten den Raum sprengen, in dem wir gewohnt sind zu denken. Nun erscheinen eine asphaltierte Straße oder aber die gewohnten Stadteile nicht mehr als selbstverständlich. Dann schaut man nicht nur, sondern verarbeitet meist gezielt aber doch unbewusst die neue Information, welche wir bekommen. Ich merkte, dass ich mit größerer Aufmerksamkeit durch die Stadt Alexandrovsk gelaufen bin. Ich war neugierig, wie ein kleines Kind, welches erst sich umschauen muss, um zu verstehen, wo es eigentlich ist. Schon deswegen ist es lohnenswert mal aus einer so großen Stadt herauszufahren und die Luft der Provinzen zu schnuppern. Dies ist aber selbstverständlich nicht der einzige Grund aus den eigenen vier Wänden herauszukommen.

Kaviar zum Frühstück

Подняться наверх