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Vorwort

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Jedes Jahrhundert hat seine ‚Klassiker‘, Ereignisse, die ganz oben auf dem historischen Siegertreppchen stehen und deshalb der Öffentlichkeit spätestens ab dem Zeitpunkt ihrer 100. Wiederkehr gerne und ausgiebig in Gestalt von Ausstellungen und Publikationen ins Gedächtnis gerufen werden. Es genügt bereits die Nennung einer Jahreszahl und schon werden Assoziationsmechanismen in Gang gesetzt, die meist beim mageren Erkenntnisgewinn zäh verstreichender Schulstunden oder bei sogenannten Eselsbrücken ihren Anfang nehmen. Hinter diesen Jahreszahlen stehen Kräfte, die Entwicklungen ausgelöst, Veränderungen bewirkt, Reformen eingeleitet oder auch Herrschaftsverhältnisse beendet haben, im Einzelfall mit Auswirkungen bis in unsere Gegenwart. Noch heute schreiten diese Jahreszahlen einschüchternd auf ihrem roten Teppich daher, und die Wissenschaft streut ihnen – zu Recht – nach wie vor Rosenblätter. Ein bisschen streberhaft und penetrant wirkt es allerdings schon, wie sich die Großereignisse in ‚ihrem‘ Jahr in die vorderste Reihe drängeln und den großen Rest der immerhin 365 Tage auf die Plätze verweisen. Aber auf dem Podest gibt es immer Platz für einen zweiten und dritten Sieger – hinter dem (eine) vielleicht nicht immer spektakuläre, mit Sicherheit aber genauso beeindruckende Geschichte wartet. Während 1492 also zum Beispiel das Jahr war, in dem Columbus sich weiter als alle anderen auf den Atlantik hinausgewagt hat, haben andere die Herausforderung in der Vertikalen gesucht. Es war das Jahr 1077, in dem Heinrich IV. in Canossa mit Sicherheit kalte Füße bekommen hat – und ein Herzog feststellen musste, dass die Kirche beim Sakrament der Ehe keinen Spaß versteht. 1517, als Luther seiner Empörung über die Ablasspraxis Luft gemacht hat, ist ein Medizinbuch erschienen, das erklärte, was den Menschen im Innersten zusammenhält. Und 1871 waren nicht alle Beteiligten von den Vorteilen eines preußischen Kaiserhauses überzeugt – während eine Stadt in Amerika den Preis für rasantes und unkontrolliertes Wachstum zahlen musste. Alle diese Dinge geschahen nicht ein Jahr früher und auch kein Jahr später.

Die Auswahl der Geschichten um den ‚zweiten‘ und ‚dritten Platz‘ ist in diesem Buch zweifelsohne subjektiv erfolgt und erhebt keinerlei Anspruch auf Repräsentativität. Ein wenig dichterische Freiheit war auch nötig, um die reinen Fakten mit erzählerischem Leben zu füllen – gerade dann, wenn die Grundlage aus wenig mehr als einer datierten Urkunde bestand. Herrschaftsgeschichte und Einzelschicksale, Naturkatastrophen und Schlachten, Wissenschaft und Aberglauben stehen sich in diesen Episoden gegenüber. Es geht um innere Einkehr, Abenteuer fern der Heimat, Bußleistungen, Begegnungen mit dem Fremden, Höchstleistungen, Wallfahrten und nicht zuletzt ums Gelingen und Scheitern – genug Gründe also, den roten Teppich etwas breiter auszurollen.

Bedanken möchte ich mich ganz herzlich bei Achim Landwehr, Angelika Avenel von Lieben und Insa Wenke – meinem Mann und meinen Literaturfreundinnen, die das Manuskript mit großer Sorgfalt gelesen und so manches ‚Vergehen‘ gegen die Grammatik, die Logik oder den Stil aufgespürt und ausgebügelt haben.

Berühmte Jahre

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