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Manfred, der ungehobelte Neureiche

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Es war damals, kurz nach meinem fünfzigsten Geburtstag. Es war ein großes Festessen angesagt, mitten im industriellen Umbruch der neunziger Jahre. Organisiert von irgendeiner Lobby. Man hatte mich eingeladen. Und ich folgte gerne, um mal wieder ein wenig raus zu kommen. Raus aus meinem täglichen Trott. Und wer wusste, was sonst noch laufen würde.

Der Saal war voll. Kein Tisch mehr frei. Außer einem, der etwas abseits stand. Dort nahm ich Platz. Um mich herum wurde lauthals diskutiert. Vor allem total aufgekratzte Firmengründer, die sich wahrscheinlich erst langsam an ihren neuen Status gewöhnten, bestimmten die Geräuschkulisse.

Kurz vor Beginn der Veranstaltung steuerte ein junges Pärchen auf mich zu und besetzte die beiden letzten noch freien Stühle. Er warf sich, natürlich ohne zu fragen ob noch frei wäre, ungehobelt auf den Stuhl zu meiner Rechten.

Sie fragte mich, mit einem vorwurfsvollen Blick zu ihm: "Wir dürfen doch?".

Ich nickte.

Sie, zierlich, hübsch, mit klugen flinken, huschenden Augen und einem Engelsgesicht, ließ mein Herz höher schlagen. Er, behäbig, von erstaunlicher Körperfülle, schien eher ein arroganter Trottel zu sein. Zumindest war dies mein Eindruck beim ersten zögerlichen Konversationsversuch. Da ich seine Frage nach der Größe meiner Firma bedeutungsschwanger offen ließ, nahm er wohl fälschlicher Weise an, dass ich ein ganz Großer wäre.

Mein Outfit war entsprechend. Hier muss ich mal ganz unbescheiden einfügen, dass ich ein recht stattlicher Mann von über 1,90 bin, schlank und rank, mit einer ausgeprägten Haaresfülle, dem man ansehen kann, dass er regelmäßig im Fitnesscenter aktiv ist.

Das Engelchen hatte wunderhübsche, scheinbar sehr feste Möpschen, die ich nicht aus den Augen lassen konnte. Ich zerbrach mir den Kopf, wie ich sie rumkriegen könnte, sich mit mir einzulassen - was durch die Anwesenheit ihres Mannes logischer Weise erschwert wurde. Auf Anhieb viel mir nichts ein. So beschloss ich, einfach mal auf eine günstige Gelegenheit zu warten.

Meine Blicke entgingen ihr natürlich nicht. Es schien ihr zu gefallen und sie sogar etwas aufzuheizen. Sie war jedoch viel zu geschickt, als dass sie sich davon allzu viel anmerken ließ. Das spielte sich sozusagen nur zwischen uns ab. Trotz meines Alters, das vielleicht 25 Jahre über ihrem liegen mochte, gab sie mir durch ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und die Art, wie sie mich anschaute, zu verstehen, dass sie mich wohl mochte. So was merkt tatsächlich auch mal ein Mann!

Ihr plumper Begleiter – oder war es gar ihr Ehegatte - versuchte sich indes bei mir anzubiedern.

"Sie haben eine wunderschöne Frau. Sie sind wirklich zu beneiden", brachte ich das Gespräch wieder in die von mir erwünschte Richtung, bei ihr eine leicht aufkommende Errötung der Wangen registrierend.

"Ja, wenn man so reich ist wie ich laufen einem solche Mädchen zu", krähte er lachend und deutete mit einem arroganten Kopfnicken auf seine Begleiterin.

Sie fauchte erzürnt: "Manfred, du bist doof!"

Er lachte schallend.

"Sehen Sie, Herr …"

Ich half ihm: "Krametz!"

Er lehnte sich selbstgefällig zurück und wiederholte: "Sehen Sie, Herr Krametz, aber wenn man Geld hat wie ich, nimmt man sogar mich. Musst eben nur aufpassen, was die wollen, Dich, oder wie üblich, ja meistens das Geld - und ob es eine Nutte ist."

Dabei schlug er laut klatschend mit den feisten Händen auf seine dicken Schenkel und grölte begeistert über seinen, wie er dachte, Witz, so dass die in der Nähe befindlichen Gäste zu uns herübersahen.

Das Engelchen, darauf bedacht ihn zu bändigen, zischte: "Manfred, du blamierst uns!"

Er ließ sich nicht beeindrucken und sabbelte mir, sie einfach links liegen lassend, viel zu laut verschiedenste Sauereien und Intimitäten ins Ohr, dass selbst ich hilfesuchend zu dem Engelchen schaute, um ihr durch Zeichen und Mimik mitzuteilen, dass ich mich nicht wehren könne.

Als er und ich dann gemeinsam das Wasser auf der Toilette abschlugen, grunzte er mir ins Ohr: "Und Sie, wie ist es mit Ihnen? Keine Sauereien mit der Sekretärin, oder so?"

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