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Von den Anschlägen auf die Pariser Regionalbahn (RER B) zu den Terroranschlägen vom 13. November 2015: Zwanzig Jahre Terrorismus in Frankreich

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1994-95: Frankreich wird Opfer einer Anschlagswelle. Begonnen hat alles mit dem Militärputsch von 1992 in Algerien, der den Front islamique du salut (FIS), die Islamische Heilsfront, Sieger der Parlamentswahlen von 1991, stürzte. Der FIS verwandelt sich daraufhin allmählich in eine terroristische Vereinigung. Die von ihm abgespaltene GIA (Groupe islamique armé) und andere Splittergruppen wollen Frankreich für seine Unterstützung der Militärs bestrafen. Der Imam Sahraoui, der dem gemäßigten Flügel des FIS angehört, wird am 11. Juli 1995 in Paris getötet. Am 25. Juli desselben Jahres fordert eine in der Linie B des RER (Réseau express régional) deponierte Bombe an der Station Saint-Michel/Notre Dame 8 Tote und 117 Verletzte. Am 17. August findet an der Place de l’Étoile in Paris ein weiterer Anschlag statt, bei dem 17 Personen durch eine selbstgebaute Bombe verletzt werden. Ein weiterer Sprengkörper wird am 26. August 1995 im TGV Paris–Lyon entschärft.

Ein junger Mann algerischer Herkunft, Khaled Kelkal, ist in die Anschläge verwickelt. Am 29. September 1995 wird er in einem Feuergefecht mit den Ordnungskräften getötet. Mehrere Kleingruppen treten in seine Fußstapfen, wie die Roubaix-Gang, deren Mitglieder größtenteils während des Bosnienkriegs 1994/95 an der Seite muslimischer Milizionäre gekämpft hatten. Unter ihnen sind mehrere konvertierte Franzosen, wie Lionel Dumont und Christophe Caze, und weitere junge Männer wie Omar Zemmiri, Mouloud Bouguelane, Hocine Bendaoui … Am 29. März 1996 stürmt die Polizei ihr Appartement in Roubaix. Die Gang wird zerschlagen.

Die Dschihadistenzelle von Buttes-Chaumont ist eine andere Gruppe, die sich um den jungen Guru Farid Benyettou im Umkreis der Addawa-Moschee in der Rue de Tanger gebildet hat. Der junge Prediger bildet Anhänger aus, trainiert sie im Park von Buttes-Chaumont und schickt sie dann in den Irak, wo sie gegen die amerikanischen Streitkräfte kämpfen. Drei kommen dort ums Leben. 2005 wird das Netzwerk zerschlagen. 2008 werden mehrere dieser jungen Dschihadisten wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Planung terroristischer Akte zu Haftstrafen verurteilt. (Eines der Mitglieder, Chérif Kouachi, wird gemeinsam mit seinem älteren Bruder Saïd Urheber des Anschlags auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Januar 2015.)

Seither sind in Frankreich mehrere Anschläge von den Ordnungskräften vereitelt worden. Erst im März 2012 sieht sich das Land wieder mit erfolgreichen Attentaten konfrontiert, deren Urheber ein junger Franzose algerischer Herkunft ist, Mohammed Merah. Er ermordet in Toulouse und Montauban sieben Personen, sechs werden verwundet. Unter ihnen sind drei Soldaten, zwei von ihnen Muslime, und vier Juden. Zwei Jahre später, am 24. Mai 2014, werden im Jüdischen Museum in Brüssel vier Personen von Mehdi Nemmouche getötet.

Um Journalisten zu bestrafen, die durch ihre Karikaturen den Propheten beleidigt haben sollen, richten am 7. Januar 2015 die Brüder Saïd und Chérif Kouachi bei ihrem Anschlag auf Charlie Hebdo ein Massaker an, dem zwölf Personen zum Opfer fallen. Amédy Coulibaly, der mit den Brüdern in Verbindung steht, deren jüngeren er im Gefängnis kennengelernt hat, tötet am 8. und 9. Februar fünf Personen, eine Polizistin und vier Juden.

Weniger als ein Jahr später, am 13. November 2015, fallen in Paris 130 Personen acht koordinierten Anschlägen zum Opfer. Unter den Terroristen sind mindestens vier Franzosen: Bilal Hadfi, zwanzig Jahre alt und wohnhaft in Belgien, sprengt sich vor dem Stade de France in die Luft; Samy Amimour, 28, und Omar Ismaïl Mostefaï, 29, gehören zum Mordkommando im Club Bataclan, wo 89 Menschen den Tod finden. Ein weiterer Franzose, Brahim Abdelam, 31, zündet seinen Sprengstoffgürtel in einem Restaurant am Boulevard Voltaire.

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