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Prolog

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Dienstag, 18. September 2001.

Er lief und lief, aber sie holten ihn doch ein. Er spürte, wie er zu Boden gestoßen wurde. Er konnte ihren heißen Atem spüren, als sie sich über ihn beugten. Er verstand kaum, was sie riefen und wie sie ihn verhöhnten. Diese Sprache war so kompliziert, so hart und ohne Melodie. Er wünschte, sie würden aufhören, denn es tat in seinen Ohren weh. Doch er wusste, dass dies nur der Anfang war. Sie würden gleich beginnen, ihn zu treten und zu bespucken.

Er fühlte, wie seine Arme gepackt wurden. Er wehrte sich nicht. Es hatte keinen Sinn. Sie waren stärker und außerdem zu viert. Beim ersten Mal, ja, da hatte er noch versucht sich zu wehren. Aber dadurch hatte er es nur schlimmer gemacht, da es sie anstachelte.

Er betete zu Gott, dass sie es diesmal bei den Schmähungen belassen und ihn einfach nur in den Müllcontainer hinter der Turnhalle werfen würden. Aber er ahnte schon, dass es genauso sein würde wie immer, als sie ihn davonschleiften. Er rief nicht und versuchte auch nicht sich loszureißen, als sie ihn in den kleinen Abstellraum neben den Müllcontainern schleppten.

Der Betonboden war kalt und hart und es roch nach Dreck, Schweiß und Urin. Ihm wurde übel, als sie ihn mit dem Gesicht nach unten auf den grauen Boden pressten. Er dachte an seine kleine Schwester, die nun am Tor der Grundschule schräg gegenüber umsonst auf ihn wartete.

Er dachte kurz an seinen Vater. Von ihm war keine Hilfe zu erhoffen, genauso wenig wie von dem verdammten ‚Mistkerl‘, der ihm nicht half und all seinen Anschuldigungen wie immer keinerlei Gehör schenken würde. Es gab keinerlei Hilfe, von niemandem. Er war allein.

Doch in ihm war eine Flamme, die nie erlosch. Da war das Feuer, das in ihm brannte und ihm Kraft gab. Und eines Tages würden sie begreifen, wie stark er wirklich war, dieser uneingeschränkte Glauben, den sie nun verdammten wie an allen Tagen seit Dienstag vergangener Woche.

Er hatte es gewusst, irgendwie geahnt, dass er nicht ganz allein war. Einer war da für ihn, hatte sich zu erkennen gegeben und damit seiner Welt einen Sinn gegeben. Und er würde ihn stolz machen. Dafür würde er alles tun, das hatte er geschworen.

Er schluckte das Blut hinunter, das aus seiner aufgeplatzten Lippe in seinen Mund quoll. Er versuchte die Schmerzen auszublenden, genau wie die miesen Beleidigungen, mit denen die ‚Saukerle‘ ihm zusetzten. Eines Tages würden sie begreifen, wie stark er wirklich war. Und sie würden dafür bezahlen, für alles, was sie ihm angetan hatten. Auch der verdammte ‚Mistkerl‘, ja, er würde ganz besonders zahlen – dafür, dass er weggesehen und nichts getan hatte. Dieser verdammte ‚Mistkerl‘, er war an allem schuld; denn er hatte ihn allein gelassen mit den ‚Saukerlen‘, deren Brutalität keine Grenze hatte.

Fast wünschte er sich zurück in die Zeit, als es angefangen hatte. Damals hatten sie ihn nur mit seinem Akzent aufgezogen, doch das war lange her, jedenfalls kam es ihm so vor, auch wenn es tatsächlich nur wenige Monate her war, dass er an diese Schule gekommen war. Es hatte kaum zwei Stunden gedauert, bis er die erste Bekanntschaft mit diesen ‚Saukerlen‘ gemacht hatte, die ihn nun mit spürbarer Befriedigung quälten.

Er ertrug ihre gezischten Beleidigungen, die Tritte und ihren Speichel, der von seinem Nacken langsam seine Wangen hinunterlief. Er stöhnte leise, aber er schrie nicht. Er lag einfach nur da und betete.

*****

APUZJ JLIQU JZGXX JEQOT JEJPD

JQUJJ MGEFJ QDZRJ UEOTJ QDJMZ

VMSPJ RMXWQ NQFDJ EFMTX WAZFA

TMZPJ QXENJ MZWJJ BMEEJ IADFJ

OAPQJ ZMYQJ XQFLJ FJFMS JQZPQ

*****

Die Spur des Austernfischers

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