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4.

Die scheinbare Welt (II)

Das Weltbild, dem zufolge da draußen eine objektive materielle Welt existiert, ist für die meisten Menschen allgemein verbindlich. Außerdem verfügt jeder Mensch auch noch über ein spezielles Weltbild, das von Individuum zu Individuum unterschiedlich ist. Es besteht aus den Gedanken und Emotionen des Einzelnen und verhüllt wie mit einem dichten Schleier sowohl die materiellen Dinge, als auch alle Lebewesen und alle Ereignisse.

● Wie wir ein Lebewesen, Ding oder Ereignis wahrnehmen, hängt von unseren Gedanken und Emotionen ab.

Da wir im Moment des Wahrnehmens nicht bemerken, dass wir gleichzeitig auch noch denken und emotional bewegt sind, sieht es für uns so aus, als enthielten die wahrgenommenen Lebewesen, Dinge und Ereignisse jene Eigenschaften, die gerade als Gedanke oder Emotion in uns selbst aufsteigen.

● Alles ist nur Projektion!

Wenn wir etwas, das lediglich in uns selbst existiert, außerhalb von uns in der Welt wahrzunehmen glauben, nennt man dies „Projektion“. Es handelt sich um einen Vorgang, der die menschliche Wahrnehmung ständig an der Nase herumführt. Projektion zeigt uns da draußen Dinge, die in Wirklichkeit nicht dort existieren: Illusionen. Die halten wir für real, weil sie so real aussehen.

Kein Ding oder Lebewesen hat die Eigenschaften, die wir in ihm zu erkennen glauben – es sind unsere inneren Empfindungen, die wir nach draußen projiziert haben und nun dort zu sehen meinen.

Auch keine einzige Situation, mit der uns das Leben konfrontiert, ist tatsächlich so, wie wir sie zu sehen meinen. Aufgrund unserer verzerrten Wahrnehmung wandern wir rastlos durch einen Irrgarten persönlicher Illusionen. Unser jeweiliges Handeln entspricht den Illusionen, die wir für wahr halten, und nicht der Realität. Solches Tun kann nicht zu den gewünschten Resultaten führen, sondern schafft zwangsläufig neue Probleme.

● Direkte Projektionen zeigen unsere Eigenschaften im Außen.

Bei direkten Projektionen meinen wir, außerhalb von uns bestimmte Eigenschaften zu sehen, die in Wirklichkeit nur zu uns selbst gehören. Unser eigener Geiz beispielsweise vermittelt uns den Eindruck, geizigen Mitmenschen zu begegnen.

● Indirekte Projektionen weisen auf unsere aktuelle Befindlichkeit hin.

Bei indirekten Projektionen meinen wir, im Außen einem bestimmten Reiz zu begegnen, der ein entsprechendes Empfinden in unserem Inneren auszulösen scheint. Tatsächlich ist dieses innere Empfinden schon vor dem äußeren Reiz präsent und projiziert den Reiz erst nach draußen.

Wenn wir z.B. ängstlich sind, projizieren wir Bedrohung auf eine Situation oder einen Mitmenschen und haben dann den Eindruck, diese Situation oder dieser Mensch sei gefährlich und wir hätten zu Recht Angst.

Eine weitere Möglichkeit, Angst indirekt zu projizieren, besteht darin, sie auf unseren eigenen Körper zu richten. Dann meinen wir, Symptome zu erkennen, die wir für Signale von Krankheiten halten – und vor denen fürchten wir uns dann.

Eigene Unsicherheit wird indirekt projiziert, indem wir Menschen begegnen, die uns heftig kritisieren oder unserer Meinung energisch widersprechen. Und die eigene Überheblichkeit sorgt dafür, dass wir es da draußen ständig „mit Idioten“ zu tun haben.

● Wir sind niemals einem anderen Menschen begegnet außer uns selbst.

Was auch immer wir in einem anderen Menschen zu sehen glauben, sind unsere eigenen Gedanken und Emotionen, die wir auf ein Gegenüber projizieren. Von unseren Eltern und Kindern, von unserem Lebenspartner und unserem ärgsten Feind wissen wir genauso viel wie vom Präsidenten Transsilvaniens: nichts. Und keine einzige Handlung unserer Mitmenschen können wir als das erkennen, was sie tatsächlich ist. Wir meinen, sie genau gesehen zu haben; in Wirklichkeit haben wir sie gedanklich interpretiert und sahen lediglich unsere Interpretation, nicht die Handlung. Wir haben unser Innenleben über ein Ereignis gestülpt und es dadurch zur völligen Unkenntlichkeit verzerrt.

Wenn wir „unsere eigene Persönlichkeit“ kennen lernen möchten, brauchen wir uns nur umzusehen. Denn all das, was wir als die Welt und unser Leben wahrnehmen, sind unterschiedliche Bilder von uns selbst. Jedes dieser Bilder entspricht in jedem Detail unserem inneren Zustand. Innen ist Außen, und zwischen beiden gibt es keine Grenze, weil sie eins sind.

● Alle Dinge im Universum sind relativ.

Nichts in diesem Universum existiert für sich allein, sondern immer nur in Abhängigkeit von einem Betrachter: Alles ist relativ. So, wie die Dinge sind, sind sie nur, weil ein Betrachter sie von seinem Standpunkt aus so sieht. Für jeden Betrachter sehen sie anders aus – eine andere Art des Sehens lässt andere Dinge sichtbar werden.

Absolut nichts von dem, was wir als die Welt wahrnehmen, ist wirklich so, wie wir es wahrnehmen. Absolut alles, was wir wahrnehmen, ist eine Illusion und entspricht nicht der Wirklichkeit: Die äußere Form eines Objektes ist sensorische Täuschung, und jede vermeintliche Eigenschaft eines Objektes ist mentale Täuschung.

● Was bleibt überhaupt noch als „real“ übrig?

Wir ahnen, dass es außer unseren Illusionen irgendetwas Reales gibt: etwas, das tatsächlich existiert. Dieses tatsächlich Vorhandene vermögen wir nicht zu erkennen, solange Illusionen unseren Blick trüben. Aber wir können vermuten, dass sich die Realität offenbaren wird, sobald unsere Illusionen weggefallen sind.

Grenzenlose Erleichterung

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