Читать книгу Die Teufelin - Фэй Уэлдон - Страница 13

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Na schön! Mit wievielen hatte Mary Fisher in ihrem Turm wohl schon geschlafen? Wahrscheinlich waren es gar nicht so viele. Sie ist zu wählerisch. Bestimmt nicht mit dem Gärtner, sonst wären dessen Finger grüner, seine Lohntasche dicker.

In der Vergangenheit vielleicht ein paar Millionäre, hin und wieder mal ein Verleger, Leute, die ihr behilflich waren weiterzukommen. Sie werden ihre ergrauenden mächtigen Häupter neben ihr Köpfchen auf die Gänsedaunenkissen gelegt haben.

Mit Garcia war es etwas anderes. Ich glaube, er macht es ihr, wenn die Nächte dunkel und einsam sind oder wenn der Strom der Kreativität vertrocknet und die Sätze nur noch zögernd und mühsam aus ihrer Feder fließen. Dann, so glaube ich, gleitet er in ihr Bett und in sie hinein. Als ich über den Teppich stolperte, sah ich gemeinsames Verständnis zwischen den beiden aufblitzen, eine Art Komplizenschaft. Bobbo kommt zuerst, aber dann kommt gleich Garcia. Bobbo wird das ganz und gar nicht gefallen.

Ich wünsche Bobbo Impotenz und Garcia und auch dem Gärtner, der nicht einmal dafür sorgen kann, daß so ein schlichter Baum wie eine Pappel gerade und stark heranwächst. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Vielleicht ist mein Wunsch überflüssig.

Ich wünsche Mary Fisher die Fäule an den Hals, um nicht aus der Übung zu kommen. Vielleicht kann ich ihr einen Moniliasud ins Zentralheizungssystem schmuggeln, damit es überall in die Luft geblasen wird; wenn sie dann engumschlungen mit Bobbo auf dem langen weißen Sofa liegt, warten die Bakterien schon auf sie. Soll sie doch Eiterbeulen kriegen; soll sie verrotten. Ich habe Sex lediglich mit zwei Männern erlebt: Bobbo und Carver. Ich ziehe Carver vor. Bobbo hat mir meine Kraft geraubt, aber ich habe Carvers Kraft gestohlen.

Ich habe Angst. Ich gehöre nirgendwo hin, weder in die Reihen der Anständigen noch in die Reihen der Verdammten. Selbst Huren müssen heutzutage schön sein. Als Frau ist mein physisches Pendant ein alter, epileptischer, leicht schwachsinniger Mann. Und ich nehme das hin und habe damit meinen Platz verloren, meinen Stuhl am Rande des großen Ballsaals, wo die Millionen und Abermillionen von Mauerblümchen sitzen, schon seit Anbeginn aller Zeiten, immer nur zuschauend und bewundernd, ohne sich je dem Tanz anzuschließen, ohne je Forderungen zu erheben, stets nur darauf bedacht, Demütigungen zu vermeiden, aber immer voller Hoffnung.

Eines Tages, das ist uns vage und verschwommen bewußt, wird ein Ritter in glänzender Rüstung vorbeigaloppieren und durch alles hindurch die Schönheit der Seele erkennen, und er wird die Maid in den Sattel heben und ihr eine Krone aufsetzen, und sie wird Königin werden.

Aber in meiner Seele wohnt keine Schönheit, jetzt nicht mehr, und ich habe auch keinen Platz mehr, also muß ich mir meinen eigenen Platz schaffen; und da ich die Welt nicht ändern kann, muß ich mich eben selbst ändern.

Ich fühle mich gestärkt und belebt. Selbsterkenntnis und Einsicht fließen durch meine Adern: Das kalte, langsam strömende Blut einer Teufelin.

Die Teufelin

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