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Einleitung

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Die Bedeutung der geografischen Lage Roms am Schnittpunkt eines Fluss- und jenes Landweges, der talwärts über eine Furt bei der Tiberinsel Etrurien mit Latium und Kampanien verbindet, ist zu offensichtlich, als dass sie einer eingehenden Erläuterung bedürfte. Wer sich ihrer versichern wollte, bräuchte lediglich am Hang des Gianicolo beginnend der Via della Lungaretta, auf der einst die aus Südetrurien kommende Via Aurelia verlief, bis hin zu jener Stelle am Tiber zu folgen, an der der moderne Ponte Palatino in kurzer Entfernung vom Standort des uralten Pons Sublicius den Fluss überspannt. Nachdem er die Brücke überquert hätte, befände er sich in der Gegend des Forum Boarium, des Viehmarktes, der möglicherweise bereits vor der Stadtgründung existierte, und würde von hier aus über die Senke des Circus Maximus in kurzer Zeit die Stelle erreichen, an der sich die Via Appia und die Via Latina gabeln und Richtung Kampanien zu verlaufen beginnen. Es sind letzten Endes diese steingewordenen Feldlinien im Herzen der modernen Stadt, in denen ihre Ursprünge liegen, die ihr allererster Daseinsgrund sind. Der griechische Schriftsteller Strabon, der zur Zeit des Augustus lebte, notierte, dass zwischen der Stadt und Ostia, an der Tibermündung, keine bedeutenden Siedlungen lagen. Das war jedoch nicht immer so gewesen: Zwischen dem Ende der Bronze- und dem Beginn der Eisenzeit hatte sich eine dichte Reihe von Dörfern auf fast jedem der Hügel entlang des Flusses gebildet. Dort, wo das künftige Rom entstehen sollte, auf dem Kapitol, existierte bereits im 16. Jahrhundert v. Chr. eine Siedlung. Der Überlieferung zufolge entstand Rom durch einen Zusammenschluss dieser Siedlungen, bei dem deren bedeutendste, die auf dem Palatin, die umliegenden unterwarf. Die mit dem Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion koinzidierenden ersten Urbanisierungsversuche erfolgen zur Zeit der griechischen Kolonisation, auf die keineswegs zufällig das überlieferte Gründungsdatum Roms (Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr.) fällt. Es ergaben sich praktisch sofort Beziehungen zwischen Rom und diesen ersten Kolonien (Ischia, Cumae), wie die auf dem Forum Boarium entdeckte griechische Keramik des 8. Jahrhunderts belegt.

Eine äußerst wichtige Phase der Stadtentwicklung fällt in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr., in der nach der Überlieferung Ancus Marcius regierte. Dieser Herrscher soll die erste Holzbrücke über den Tiber, den Pons Sublicius, angelegt und dafür gesorgt haben, den Brückenkopf am rechten Ufer zu sichern, indem er am Ianiculum Befestigungsanlagen errichtete. Er soll zudem Ostia, den Hafen an der Tibermündung, erbaut und dessen Verbindung mit Rom sichergestellt haben, indem er alle dazwischenliegenden Siedlungen am linken Tiberufer zerstörte. Die archäologischen Funde bestätigen die Überlieferung anscheinend auch in diesem Punkt.

Der Ausbau des Stadtkerns und die geschickte Nutzung der sich durch seine privilegierte Lage bietenden Möglichkeiten sind die Erklärung dafür, dass die Etrusker, für die Rom nunmehr eine Schlüsselstellung innehatte, noch Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. intervenieren.


Roms Stadtgebiet zur Bronzezeit. 1. Palatin (Siedlung) – 2. Hänge des Palatins und der Velia (Siedlung) – 3. Kapitol (Siedlung) – 4. Sant’Omobono – 5. Forum (Nekropole) – 6. Palatin (Nekropole) – 7. Hänge des Quirinal (Nekropole).

In das Jahrhundert, in dem Rom, wenn auch ohne Verlust seiner latinischen ethnischen und kulturellen Eigenart, von einer etruskischen Dynastie regiert wurde, fällt seine endgültige Urbanisierung. Aus verwaltungstechnischen Gründen wurde die Stadt in vier regiones oder städtische Tribus eingeteilt (Palatina, Collina, Esquilina und Suburana). Deren Ausdehnung war deutlich größer als die des ursprünglichen Stadtgebietes auf dem Palatin. Die Servianische Mauer, deren Verlauf im 6. Jahrhundert v. Chr. mit dem des Neubaus des 4. Jahrhunderts v. Chr. nahezu identisch ist, vermittelt uns eine Vorstellung davon: Die umschlossene, freilich nicht zur Gänze besiedelte Fläche beträgt nicht weniger als 426 Hektar und übertraf damit die jeder anderen Stadt der Halbinsel. Macht und Reichtum des „Großen Roms der Tarquinier“ zeigen sich auch an Zahl und Größe der damals errichteten Heiligtümer, von denen der des Iuppiter Capitolinus der bekannteste unter den etruskischen Tempeln ist.


Zugangswege nach Rom in archaischer Zeit.

Die Bautätigkeit der etruskischen Dynasten beschränkte sich jedoch keineswegs auf die Errichtung von Heiligtümern: Sie errichteten auch die wuchtige Ringmauer, deren ältester Abschnitt, aus Cappellacioquadern, höchstwahrscheinlich in die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Ebenso imposant war das von den Tarquiniern geschaffene System von Abwasser- und Entwässerungsanlagen, das die Sanierung und dadurch überhaupt erst die Urbanisierung der gesundheitsschädlichen sumpfigen Talsohlen ermöglichte. Unter diesen Kanälen war der bedeutendste die Cloaca Maxima, die die Forumssenke trockenlegte, die daraufhin erstmals einen Bodenbelag erhielt, gefolgt von dem Kanal, der das Murciatal entwässerte, wo, wiederum von den Tarquiniern, die erste Veranstaltungsstätte erbaut worden sein soll, der Circus Maximus.


Rom zwischen später Königszeit und hochrepublikanischer Zeit. In Schwarz der Verlauf der Servianischen Mauer; gestrichelt die Grenzen der vier regiones (I. Suburana, II. Esquilina, III. Collina, IV. Palatina), in Grau die Triumphzugsroute. 1. Portus Tiberinus – 2. area sacra von Sant’Omobono – 3. Tempel des luppiter Optimus Maximus – 4. Forum – 5. Tempel der luno Moneta – 6. Circus Maximus – 7. Ara Maxima – 8. Tempel der Diana – 9. Tempel der Luna – 10. Tempel der Fortuna Virilis – 11. Pons Sublicius – 12. Apollinar – 13. Villa Publica – 14. Saepta – 15. Trigarium – 16. Tarentum – 17. Tempel der Fortuna in Vico Longo – 18. Tempel der Libitina – 19. Tempel der Fors Fortuna.

Eine Vorstellung von der räumlichen Ausdehnung der Stadt im 6. Jahrhundert v. Chr. verschafft der auf die frühen Jahre der Republik datierte, von Polybios überlieferte Text des ersten Vertrags zwischen Rom und Karthago: Aus diesem geht hervor, dass sich Roms Herrschaft damals bis zum Monte Circeo und nach Terracina erstreckte.

In den Jahrzehnten unmittelbar nach 509 v. Chr. herrscht weiterhin eine rege Bautätigkeit: In diesen Jahren werden einige der bedeutendsten kultischen Bauten errichtet, so der Tempel des Saturn und der Kastortempel auf dem Forum sowie diejenigen der Ceres und des Merkur am Fuße des Aventin. Der in diesen Gründungen augenfällige Einfluss der hellenischen Kultur fand seine Entsprechung im Import griechischer Keramik, der bis Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. keinen merklichen Rückgang verzeichnete. Zu dieser Zeit, die auf die Regierung der Decemvirn und die Promulgation des Zwölftafelgesetzes fällt, bricht offensichtlich eine Krise aus, die mit der Phase der heftigsten Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern und dem Verlust der Gebiete in Südlatium nach dem Einfall der Volsker zusammenfällt und auch den Rest Italiens erschütterte, Etrurien und Magna Graecia inbegriffen. Aus dieser Zeit ist eine einzige Tempelgründung von einiger Bedeutung bekannt, die des Apollotempels auf dem Marsfeld. Unter den öffentlichen Gebäuden ist die Villa Publica erwähnenswert, deren Errichtung mit der Schaffung des Zensorenamtes zusammenhängt.

Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. erholt sich die Stadt von dem Rückschlag, den ihr die bedrohlichen Überlebenskämpfe mit den benachbarten Völkern im vorausgegangenen Jahrhundert versetzt hatten. Erstes Anzeichen des Aufschwungs ist die Zerstörung der gefährlichsten Rivalin, der etruskischen Stadt Veji, nach zehnjähriger Belagerung. Doch kaum ist dies geschafft, da greifen auch schon die Gallier Rom an und erobern es. Die tatsächliche Bedeutung dieses Ereignisses haben die römischen Annalen wahrscheinlich übertrieben: Dem gallischen Brand wurde die Zerstörung eines Großteils der ältesten Urkunden mit Bezug zur Stadtgeschichte und damit die unsichere Kenntnis der ersten Jahrhunderte derselben zugeschrieben. In diesem Punkt scheinen die archäologischen Grabungen die Überlieferung jedoch nicht zu bestätigen. Die Dürftigkeit des Wissens über die Jahre vor 390 v. Chr. ist hauptsächlich anderen Faktoren geschuldet, wie der spärlichen Produktion schriftlicher Urkunden auf einer so frühen Entwicklungsstufe. Und das Fehlen einer Stadtplanung sowie die Unregelmäßigkeit der ältesten Viertel, die Livius dem übereilten Wiederaufbau nach dem Brand zuschreibt, sind allenfalls genau umgekehrt zu erklären, nämlich, wie im Fall Athens, mit einer nur langsam vorangeschrittenen Ausdehnung des Stadtgebiets: Im 6. Jahrhundert v. Chr. hätte ein vollständiger Wiederaufbau gewiss zu einer gleichmäßigeren Anlage geführt. Übrigens scheint an den Gebäuden, die uns sowohl in ihren archaischen Bauphasen als auch in denen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt sind – beispielsweise an der Regia und zahlreichen Tempeln –, kein einschneidender Umbau und schon gar keine Änderung des Grundrisses und der Ausrichtung vorgenommen worden zu sein.

Charakteristisch für das 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. ist eine beachtliche Zunahme der Bautätigkeit: Das gewaltigste Unternehmen ist der vollständige Neubau der Stadtmauer, die sich beim Galliersturm als unzulänglich erwiesen hatte. Diese Ringmauer aus Quadern aus Grotta-Oscura-Tuff wurde um 378 v. Chr. begonnen und um die Jahrhundertmitte fertiggestellt. Gleichzeitig wurden die großen Bauwerke des Kapitols und Palatins vollendet und zahlreiche Tempel errichtet oder neu erbaut: Die Tempel C und A am Largo Argentina können uns eine Vorstellung von dieser Bautätigkeit vermitteln. Welch hohes Niveau die Stadtplanung inzwischen erreicht hatte, zeigen die Anlage bestimmter Straßen, insbesondere der Via Appia, vor allem aber des ersten Aquädukts, mit dessen Bau der Zensor Appius Claudius Caecus 312 v. Chr. begann. Künstler aus der Magna Graecia arbeiteten schon seit langem, spätestens seit Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr., in Rom, doch jetzt nimmt dieses Phänomen größere Ausmaße an, ein deutliches Indiz für die Zunahme des durchschnittlichen Bildungsniveaus und der gestiegenen römischen Wertschätzung für Erzeugnisse griechischer Kunst. Ausgezeichnete Keramikwerkstätten nehmen ihre Arbeit in der Stadt auf, und ihre Produkte werden fast in den gesamten westlichen Mittelmeerraum exportiert. In Gebäuden und auf öffentlichen Plätzen werden Bronzestatuen aufgestellt: Aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. sind die zweifellos von Künstlern aus der Magna Graecia geschaffenen Statuen des Pythagoras und des Alkibiades am Comitium überliefert; 296 v. Chr. wird die alte Terrakottaquadriga, ein Werk des Etruskers Vulca, die den First des Tempels des Iuppiter Capitolinus geschmückt hatte, durch eine Bronzequadriga ersetzt. In diesen Jahren werden auf der Area Capitolina zwei Kolossalstatuen, eine des Hercules und eine des Iuppiter, und vermutlich auch Statuen der Könige von Rom aufgestellt. Eine Vorstellung von diesen Kunstwerken vermittelt die berühmte, als „Kapitolinischer Brutus“ bekannte Bronzestatue. Auch die griechischen Schriftsteller befassen sich zunehmend mit Rom, das einer von ihnen ohne Zögern als „griechische Stadt“ bezeichnet.

Diese beeindruckende Entwicklung koinzidiert zeitlich mit der Eroberung zunächst Italiens, von den Samnitenkriegen bis zum Krieg gegen Tarent und Pyrrhus, und später Siziliens und Sardiniens im Zuge des Ersten Punischen Krieges.

Dies ist die klassische Phase der Römischen Republik, deren Expansionskraft in erster Linie auf einer breiten Schicht von kleinen und mittleren Grundbesitzern beruht, die den Kern des Heeres bilden. Auf diese Zeit werden die Schriftsteller am Ende der Republik und aus der Kaiserzeit nostalgisch und idealisierend zurückblicken. Von ihnen rührt letzten Endes die Vorstellung her, die man sich noch heute vom Rom dieser Jahre als einer armen, bäuerlichen, der griechischen Kultur von Grund auf fernstehenden Stadt macht: eine Vorstellung, die zweifellos ungenau, wenn nicht gar völlig falsch ist.

Bis zum Zweiten Punischen Krieg wahrte das römische Territorium Dimensionen, die mit dem Status eines Stadtstaates noch vereinbar waren, auch wenn es der Mittelpunkt einer Föderation war. Doch zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. zeichnete sich eine Krise ab, die die Strukturen des republikanischen Staats allmählich zersetzte und erst mit der Schaffung des Kaisertums überstanden war.

Die letzten beiden Jahrhunderte der Republik sind nicht nur in ökonomischer und sozialer, sondern auch in städtebaulicher Hinsicht entscheidend für das Stadtbild auch der folgenden Jahrhunderte. Auf der einen Seite macht es das enorme Bevölkerungswachstum als Folge der die italischen Städte allmählich entleerenden Emigration erforderlich, große Unterschichtviertel mit mehrgeschossigen Mietshäusern, sogenannten insulae, zu errichten. Noch zur Kaiserzeit werden sie die obligate stadtplanerische Lösung darstellen. Auf der anderen Seite veranlassen der von diesen Bewohnermassen ausgehende Druck und der Wunsch, deren politischen Rückhalt zu gewinnen, die Mitglieder der herrschenden Familien zu einer Prestigepolitik. Daher werden das Forum, das Kapitol und insbesondere das Marsfeld mit Portiken, Gärten, monumentalen Tempeln sowie Veranstaltungsbauten angefüllt und parallel dazu neue Strukturen (ein zweiter Hafen, Speicher, Aquädukte) zur Sicherstellung der städtischen Versorgung geschaffen. Diese doppelte, nämlich funktionale und repräsentative Zielsetzung wird mit der typischen Unterteilung der Stadt in spezialisierte Gebiete und der Entstehung riesengroßer Unterschichtviertel als bloßer Geschäfts- und Wohnviertel, die sie zur Folge hat, auch für die Kaiserzeit noch charakteristisch sein.

Eine Prestige- und Repräsentationsarchitektur entwickelt sich vor allem auf dem Forum, dem Kapitol und dem Marsfeld. Insbesondere das Marsfeld nimmt nach und nach einen monumentalen Charakter an: Im 2. Jahrhundert v. Chr. entsteht um den Circus Flaminius unter maßgeblicher Beteiligung griechischer Architekten und Künstler eine Reihe von Tempeln und Portiken. Die Bautätigkeit von Pompeius, Caesar und Augustus wird den Trend lediglich verstärken, der durch den öffentlichen Charakter des Grund und Bodens ohnehin begünstigt war. Eine eindrucksvolle Beschreibung des Marsfeldes zu Beginn der Kaiserzeit findet sich bei Strabon: Die sich neben den unbebauten Gebieten in ununterbrochener Folge reihenden öffentlichen Bauten – Portiken, Tempel, Thermen, drei Theater, ein Amphitheater – waren das Resultat der Bautätigkeit der republikanischen Nobilität, der Kriegsherren, durch die diese entmachtet wurde, und namentlich des Geschicktesten unter ihnen, Octavians, des Erben und Nachfolgers des Divus Iulius. Einen monumentalen Charakter nehmen nach und nach auch weitere Stadtteile an, wie das Forum Olitorium und das Forum Boarium. Deren wirtschaftliche Funktion übernimmt nunmehr das seit Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. südlich des Aventins entstehende weitläufige Geschäftsviertel, dessen eindrucksvollstes Relikt heute noch der Testaccio, die „Scherbenhalde“, ist. Parallel zur öffentlichen expandiert auch die private Bautätigkeit: es entstehen nicht nur erstmals große mehrgeschossige Häuserblöcke, insulae, von denen, obwohl sie in der Kaiserzeit mehrfach neu erbaut werden sollten, nur spärliche Reste erhalten sind, sondern auch die Häuser der Reichen, die großen domus, die nicht mehr hinter den luxuriösesten hellenistischen Häusern zurückstehen, seit sie zusätzlich zum Atrium auch den von Kolonnaden umgebenen Hof griechischen Ursprungs, das Peristyl, besitzen und einen immer reicheren Dekor aufweisen – Marmorfußböden, Mosaiken, Wandmalereien, vergoldete Decken. Zahlreiche, zum Teil noch sichtbare Reste dieser Wohnbauten sind im Bereich des Stadtgebiets gefunden worden, insbesondere auf dem Palatin und dem Esquilin.

Cicero berichtet, dass Caesar eine völlige Neugestaltung Roms plante: Ein spektakulärer Bebauungsplan sah Eingriffe in verschiedenen Stadtteilen vor, insbesondere auf dem Marsfeld und in Trastevere; u.a. war eine Umleitung des Tibers vorgesehen, die es ermöglicht hätte, die Mäander auf dem Marsfeld zu beseitigen, die es vom Ager Vaticanus trennten. Der Tod des Diktators bereitete diesen Plänen ein Ende; doch bestimmte die Bautätigkeit Caesars die weitere Entwicklung der Innenstadt teilweise: Mit der Auflösung des Comitium, der Erbauung der neuen Curia Iulia, der gleichnamigen Basilika und der neuen Rostra stand die Neuausrichtung des alten republikanischen Forums definitiv fest, während das Caesarforum den späteren Kaiserforen den Weg ebnete.

Augustus’ Baupolitik ist weniger grandios und radikal als die Caesars, an die sie jedoch unmittelbar anknüpft. Die Stadt erfährt eine komplette Neugliederung in 14 regiones, die ihre Gültigkeit bis zum Ende der Antike beibehält. Damit verknüpft sind neben der Schaffung einer mit der Feuerwehr und dem polizeilichen Nachtdienst betrauten Truppe von vigiles auch die Flussufer- und Flussbettregulierung, die Errichtung neuer Aquädukte, der ersten öffentlichen Thermen – der des Agrippa –, zweier Theater und eines Amphitheaters sowie diverser öffentlicher Bibliotheken. Damals wurden nicht weniger als 82 Tempel neu errichtet oder restauriert. Das allmählich seine ursprüngliche politische Funktion verlierende Forum Romanum nimmt sein endgültiges Erscheinungsbild einer monumentalen Platzanlage an, und ein neues Forum, das des Augustus, entsteht neben dem Caesarforum. Doch es ist, wie gesagt, vor allem das Marsfeld, auf dem der Princeps und sein Gefolge ihre Bauvorhaben im großen Stil verwirklichen können. Am nördlichen Rand des Areals wird die dynastische Grabstätte für die sterblichen Überreste des Kaisers, seiner Familienmitglieder und seiner Nachfolger errichtet.


Die vierzehn augusteischen regiones. I. Porta Capena – II. Caelimontium – III. Isis et Serapis – IV. Templum Pacis – V. Esquiliae – VI. Alta Semita – VII. Via Lata–VIII. Forum Romanumet Magnum – IX. Circus Flaminius – X. Palatium – XI. Circus Maximus – XII. Piscina Publica – XIII. Aventinus– XIV. Transtiberim.

Die Bautätigkeit der iulisch-claudischen Dynastie folgt im Wesentlichen der von Augustus vorgegebenen Linie: Grundlegende Neuerungen zeichnen sich erst unter Nero ab. Die Gelegenheit dazu wird der große Brand des Jahres 64 v. Chr. bieten, der drei der augusteischen regiones vollständig zerstörte, sieben schwer beschädigte und lediglich vier unversehrt ließ. In erster Linie wurde in den nun folgenden Jahren mit dem Bau der Domus Aurea begonnen, die einen Teil des Stadtinneren in eine Art riesige Villa verwandelte – und somit ein greifbares Zeichen der autokratischen Ambitionen des Kaisers war. Doch es wurde auch ein Bebauungsplan erstellt, dessen Charakteristika Tacitus überliefert: Die neuen Viertel sollten regelmäßig angelegt und von breiteren, von Portiken gesäumten Straßen durchzogen sein. Unterschiedliche Häuser sollten möglichst keine gemeinsamen Trennwände haben, die Häuserhöhe wurde begrenzt, ebenso der Gebrauch entflammbaren Baumaterials, das fast gänzlich durch Stein und Ziegel ersetzt wurde. Zu den bedeutendsten öffentlichen Bauten aus der Zeit Neros gehören der Markt auf dem Caelius (Macellum Magnum) und die Nerothermen auf dem Marsfeld, das wohl erste Beispiel für den von da an kanonischen Thermentyp mit symmetrisch-axialem Grundriss.

Auch zur Zeit der Flavier wird die Stadt von Katastrophen heimgesucht, wie dem Kapitolsbrand des Jahres 69 n. Chr. und dem Kapitols- und Marsfeldbrand des Jahres 80 n. Chr. Die ersten beiden Kaiser der Dynastie, Vespasian und Titus, vollbringen eine große städtebauliche Leistung, indem sie die Stadt auf den Ruinen der vergangenen und neuen Brände wieder aufbauen (der bedeutendste Neubau ist der des Tempels des kapitolinischen Jupiter) und vor allem indem sie die Domus Aurea rückbauen, deren Grundfläche sie, bis auf einen vielleicht für die Domus Titi reservierten kleinen Teil, dem Publikum wieder zugänglich machen: Der Teich in der Mitte wird trockengelegt und durch das neue gigantische Amphitheater, das Kolosseum, ersetzt; der Tempel des Divus Claudius, den Nero in ein Nymphäum umgewandelt hatte, wird neu erbaut; neben der Domus Aurea stehen die Titusthermen nach einer so kurzen Bauphase, dass es sich dabei vielleicht auch nur um einen Umbau der Privatthermen Neros handelt. Auf einem neuen, monumentalen Platz, dem des Friedenstempels, werden die Statuen zur Schau gestellt, die Nero größtenteils in Griechenland und Kleinasien geraubt hatte, um sein Haus zu schmücken. Im öffentlichen Sektor war für die Flavier eine antineronische Tendenz kennzeichnend, doch blieb ihnen hinsichtlich der räumlichen Gestaltung der Stadt wohl nichts anderes übrig, als bereits in der Umsetzung begriffene Projekte abzuschließen: Die nova urbs neroniana wird ja wohl kaum nach den vier Jahren, die zwischen dem Brand und dem Tod des Diktators liegen, errichtet gewesen sein. Es ist aber andererseits auch bekannt, dass Vespasian und Titus ein fast in Vergessenheit geratenes republikanisches Amt wieder einführten und ausnahmsweise selbst bekleideten, die Zensur, um das Pomerium der Stadt zu erweitern, ein Unternehmen, mit dem eine allgemeine Umstrukturierung der Stadt verknüpft gewesen sein dürfte.

Der dritte Kaiser der Dynastie, Domitian, trieb das Werk seiner Vorgänger hartnäckig voran: Dem Brand des Jahres 80 n. Chr. folgte der praktisch vollständige Wiederaufbau des Marsfeldes und des Kapitols. Aber auch Neubauten entstanden: insbesondere ein neues Forum, das Transitorium (das erst von Nerva eingeweiht und daher nach ihm benannt werden sollte), der Titusbogen und der Vespasian geweihte Tempel. Speziell auf dem Marsfeld entstanden das Stadion, das nahegelegene Odeon sowie das Divorum, ein weiteres Gebäude für den Kult der kaiserlichen Familie neben dem Templum Gentis Flaviae, das er auf dem Quirinal an der Stelle erbauen ließ, an der das Privathaus der Flavier gestanden hatte. Das wohl prächtigste Bauwerk aber ist der neue Palast auf dem Palatin, der bis zum Ende der Kaiserzeit offizielle Kaiserresidenz blieb.

Das 2. Jahrhundert n. Chr. ist seit Trajan und bis zu den Severern die Zeit, in der die Stadt ihre größte Ausdehnung und höchste Einwohnerzahl erreicht. Im öffentlichen Sektor ist der Jahrhundertbeginn durch die Errichtung des Trajansforums, des weitläufigsten und monumentalsten unter den Foren, gekennzeichnet. Um auf dem vollständig verbauten Gebiet Platz dafür zu schaffen, mussten der Sattel zwischen Quirinal und Kapitol abgetragen und verschiedene altehrwürdige Gebäude abgerissen werden, darunter wahrscheinlich auch das Atrium Libertatis. Zu einem tiefgreifenden Wandel kommt es jedoch weniger im Bereich der Monumentalbauten als in dem der Nutzbauten, der öffentlichen wie der privaten. Wer sich darin hervortut, ist auch der Architekt des Trajansforums, Apollodoros von Damaskus: Zweifelsohne ist er es, dem die Planung sowohl der eng mit dem Forum verbundenen Trajansmärkte als auch der großen Thermen auf dem Mons Oppius zu verdanken ist, die als Erste den später für die Caracalla- und Diokletiansthermen aufgegriffenen Kaiserthermentypus bis ins Detail hinein verkörpern.

Mit Hadrian und Antoninus Pius erreicht die Bautätigkeit ihren Höhepunkt. Ab 123 n. Chr. ist es üblich, auf den Ziegeln das Konsulatsjahr zu vermerken: ein deutliches Indiz für eine allgemeine Umstrukturierung der Ziegeleien angesichts der Aussicht auf eine besonders intensive Bautätigkeit. Bemerkbar macht sich diese Konjunkturlage nicht nur im Bereich der Einzeldenkmäler (ein Bereich, der durchaus nicht zu kurz kommt: man denke an das Pantheon, an den Tempel der Venus und Roma, an die Instandsetzung der Paläste auf dem Palatin und der Sallustischen Gärten), sondern auch in der Erbauung gleich ganzer Neubauviertel mit mehrgeschossigen insulae, wie dem in der VII. regio, östlich der Via Lata, die nun gänzlich urbanisiert wurde. Nicht zu vergessen sind der Bau der neuen stadtnahen Palastanlage, der Hadriansvilla, und des neuen großen Mausoleums für die neue große Dynastie der Antoniner.

Ein erneuter Brand, unter Commodus, 191 n. Chr., hat eine beachtliche Auslastung des Bauwesens zur Zeit der Severer zur Folge: Der Friedenstempel, die Horrea Piperataria, die Porticus der Octavia werden neu erbaut; der Kaiserpalast auf dem Palatin wird um einen Flügel erweitert, der eine Prachtfassade zur Via Appia hin erhält, das Septicodium.

Das imposanteste Bauwerk der Zeit aber sind die neuen Thermen, die Caracalla in der XII. regio errichten lässt, die besterhaltenen der Kaiserzeit. Zur Zeit Caracallas entstand auch Roms vielleicht großartigster Tempel, der Serapistempel auf dem Quirinal.

Eine planimetrische Darstellung der auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung stehenden Stadt dieser Jahre liegt mit den Fragmenten des unter Septimius Severus in Marmorplatten gehauenen und an einer Innenwand des restaurierten Friedenstempels angebrachten Stadtplanes vor.

Im 3. Jahrhundert n. Chr. nimmt die Bautätigkeit aufgrund der tiefgreifenden ökonomischen und gesellschaftlichen Krise der Kaiserzeit deutlich ab und kommt schließlich fast ganz zum Erliegen. Als ein deutliches Symptom von Chaos und Krise erscheint die Aussetzung des Brauchs, Ziegel zu stempeln. Er wird erst unter Diokletian wieder aufgenommen werden. Zu den bedeutendsten Bauwerken des 3. Jahrhunderts n. Chr. zählen der Tempel des Elagabal auf dem Palatin und der unter Aurelian auf dem Marsfeld errichtete Tempel des Sol. Das beachtlichste Bauwerk der Zeit aber ist selbst ein beredtes Zeugnis der Zeitläufe: Die große Ringmauer, mit der Aurelian die Stadt umgeben ließ, ist eindeutig ein Symbol der militärischen Schwäche des Reiches, macht sie doch deutlich, dass selbst dessen Hauptstadt Angriffen ausgesetzt ist.

Eine Erholung erfolgte unter Diokletian und der Tetrarchie, zeitgleich mit dem teilweise geglückten Versuch einer völligen Neuordnung des Reiches. Der Brand unter Carinus, 283 n. Chr., hatte einen Großteil von Roms Innenstadt zerstört; der rege Wiederaufbau betraf das Caesarforum, die Curia, den Tempel des Saturn, das Theater und die Porticus des Pompeius. Doch der Kaiser wollte seinen Namen mit einem großen Neubau verknüpft wissen: So entstanden zwischen Viminal und Quirinal die Diokletiansthermen, die größten jemals errichteten Thermen. In diesen Jahren wurden vielleicht die Regionalkataloge verfasst, nach regiones geordnete Gebäudeverzeichnisse, die, auch ohne dass ihre Funktion klar wäre, wertvolle Informationen über die Stadt am Ende der Antike enthalten.

Auch unter Maxentius, der Rom zu seiner Hauptstadt machte und aus dessen Programm deutlich die Absicht spricht, die inzwischen verfallene antike Stadt wieder aufzuwerten, wird mit Enthusiasmus gebaut: Es entstehen der Neubau des Tempels der Venus und Roma, die neue Kaiservilla mit Circus und dynastischem Grab an der Via Appia und insbesondere die große, später nach Konstantin benannte Basilika. Konstantin brachte einige dieser Projekte zum Abschluss und nahm neue in Angriff, (so die Konstantinsthermen auf dem Quirinal, sofern es sich dabei nicht ebenfalls um Maxentiusbauten handelt). Doch alsbald richtete er sein ganzes Augenmerk auf die neue Hauptstadt Konstantinopel. Von nun an wird die gesamte Energie der städtischen Behörden auf die bloße Erhaltung und Erneuerung der alten Denkmäler gerichtet sein, die nahezu funktionslos geworden, allmählich ihrem unvermeidlichen Verfall überlassen werden. Neben und über der alten Stadt entsteht inzwischen eine neue Stadt, das christliche Rom.

Rom

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