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DIESES BUCH UMFASST EINEN ZEITRAUM
VON 3833 JAHREN VORWORT

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1. Diejenigen, welche sich der Geschichtschreibung befleißigen, tun dies nicht aus ein und denselben, sondern aus vielfachen, meist unter sich verschiedenen Beweggründen. Denn einige gehen an diese Art Arbeit, um ihre Redegewandtheit leuchten zu lassen und dadurch berühmt zu werden, andere, um denen zu gefallen, über die sie schreiben. Freilich trauen sich diese Letzteren oft mehr zu, als sie vermögen. Wieder andere treibt ein gewisser Zwang, die Ereignisse, deren Zeugen sie waren, schriftlich vor Vergessenheit zu bewahren; viele auch veranlasst die Erhabenheit wichtiger, im Dunkel verborgener Tatsachen, diese zum allgemeinen Besten zu erzählen. Von den genannten Beweggründen sind für mich die zwei letzten in Betracht gekommen. Denn den Krieg zu beschreiben, den wir Juden mit den Römern geführt haben, dazu war ich als Mitkämpfer gewissermaßen gezwungen, um diejenigen zu widerlegen, welche in ihren Schriften Falsches darüber berichtet haben.

2. Das vorliegende Werk dagegen nahm ich in Angriff, weil ich allen Griechen damit etwas Bedeutendes bieten zu können glaubte. Es wird nämlich unsere ganze Altertumskunde und die Verfassung unseres Staates enthalten, wie ich sie aus hebräischen Schriften (ins Griechische) übertragen habe. Schon früher, als ich die Geschichte des Krieges schrieb, gedachte ich auch kundzugeben den Ursprung der Juden, ihre mannigfaltigen Schicksale, wie sie unter einem großen Gesetzgeber die Verehrung Gottes und alle übrigen Tugenden kennen lernten, welche Kriege sie im Laufe der Zeiten geführt und wie sie endlich wider ihren Willen zum letzten Kriege gegen die Römer gedrängt wurden. Doch der zu große Umfang des Stoffes nötigte mich, die Geschicke der Juden vor dem Kriege mit den Römern von Anfang an bis zu diesem Zeitpunkte besonders zu beschreiben. Aber im Laufe der Zeit beschlich mich, da ich mich unterfangen, einen so gewaltigen Stoff in einer fremden, ungewohnten Sprache wiederzugeben, oft eine gewisse Trägheit, wie es denen gewöhnlich ergeht, die allzu Schwieriges unternehmen. Indes ermunterten mich viele, das Werk fortzusetzen, in erster Reihe Epaphroditus, ein Mann, der allen Wissenschaften und besonders der Geschichte sehr zugetan war, zumal er selbst große Ereignisse und mancherlei Schicksale erlebt hatte, wobei er stets eine geistig hervorragende Natur und unerschütterte Wahrheitsliebe offenbarte. Diesem hochherzigen Gönner aller nützlichen und ehrbaren Bestrebungen gegenüber schämte ich mich, den Anschein zu erwecken, als ob ich den Müßiggang fleißiger Arbeit vorzöge, und ich nahm daher alle meine Geisteskräfte zusammen. Dazu kam noch, dass ich immer und immer wieder erwog, wie gern unsere Vorfahren ihre Geschichte den Fremden mitzuteilen geneigt waren, und wie manche Griechen vor Eifer brannten, unsere Schicksale kennen zu lernen.

3. Ich erfuhr besonders, dass der König Ptolemäus II., wie er überhaupt den Wissenschaften und dem Bibliothekswesen sehr zugetan war, danach verlangte, unsere Gesetze und die Bestimmungen unserer Staatsverfassung ins Griechische übertragen zu sehen, und dass Eleazar, der an Tugend keinem unserer Hohepriester nachstand, keinen Anstand nahm, dem Könige den Gebrauch derselben zu gestatten, den er doch gewiss verweigert haben würde, wenn es nicht bei uns alte Sitte gewesen wäre, Gutes und Anständiges vor niemand geheim zu halten. Daher glaubte ich, dass es auch mir wohl anstehe, die Großmut unseres Hohepriesters nachzuahmen, umso mehr, als ich überzeugt bin, dass auch heute gar viele es dem König an Wissbegierde gleichtun möchten. Doch hat der König nicht die ganze heilige Schrift erhalten können, sondern die, welche nach Alexandrien zum Zwecke der Interpretation gesandt worden waren, haben ihm nur die Gesetzbücher übergeben. Es sind aber noch außerdem unzählige andere Dinge in den heiligen Schriften aufbewahrt, die die Geschichte von 5000 Jahren mit ihren merkwürdigen Ereignissen, ihrem wechselnden Kriegsglück, ihren herrlichen Feldherrnleistungen und ihren vielen Staatsumwälzungen umfassen. Im Allgemeinen kann man leicht aus dieser Geschichte entnehmen, dass denjenigen, die Gottes Willen befolgen und seine wohl gemeinten Gesetze zu übertreten sich scheuen, alles wider Erwarten zum Besten gedeiht und der Lohn der Glückseligkeit Gottes winkt, dass hingegen die, welche von der treuen Beobachtung der Gesetze abweichen, das unüberwindlich finden, was sonst leicht erscheint, und das Gute, das sie zu tun unternehmen, in heillose Verwirrung umschlagen sehen.

Daher ermahne ich diejenigen, welche diese Bücher lesen wollen, ihren Sinn auf Gott zu richten und Acht zu haben, wie unser Gesetzgeber die Natur Gottes geziemend aufgefasst und ihm nur solche Taten beigelegt hat, die seiner Macht würdig sind, und wie er sich fern gehalten von eitler Fabelei, obgleich doch das hohe Alter der Begebenheiten ihn leicht zur Erfindung irgendwelcher Lügen hätte verleiten können. Denn er ist geboren vor 2000 Jahren, zu einer Zeit, in welche die Dichter nicht einmal den Ursprung ihrer Götter, geschweige denn Taten oder Gesetze sterblicher Menschen zu verlegen gewagt haben. Alles dieses wird im Folgenden in gebührender Ordnung dargestellt werden, denn es ist mein fester Vorsatz, in der Darstellung weder etwas wegzulassen noch hinzuzufügen.

4. Weil im Übrigen alles der Weisheit des Gesetzgebers Moyses zuzuschreiben ist, erscheint es mir notwendig, einiges über ihn vorauszuschicken, damit es dem Leser nicht auffallend erscheine, dass, obgleich der Titel des Werkes Berichte von Gesetzen und Taten verspricht, doch so vieles auf die Naturgeschichte Bezügliche darin enthalten ist. Es ist daher notwendig zu wissen, dass jener Mann es für unumgänglich gehalten hat, dass derjenige, der sein eigenes Leben wohl einrichten oder anderen Gesetze geben will, vornehmlich die Natur Gottes zu erkennen streben und durch innige Betrachtung seiner Werke dem erhabenen Vorbilde aller nachzueifern und zu folgen versuchen müsse. Denn ohne diese Erkenntnis wird weder der Gesetzgeber selbst ein gutes Gemüt haben, noch werden seine Schriften das Gemüt der Leser zur Tugend hinlenken können, wenn diese nicht vor allem das erkannt haben, dass Gott, da er aller Herr und Vater ist und alles sieht, denjenigen, die ihm gehorchen, ein glückseliges Leben verleiht, diejenigen aber, die vom Pfade der Tugend abweichen, im größten Elend versinken lässt. Moyses hat daher, um seinen Mitbürgern diese Erkenntnis beizubringen, nicht wie andere auf Satzung und Übereinkommen seine Gesetze aufgebaut, sondern er hat ihren Sinn auf Gott und die Betrachtung der Schöpfung hingelenkt und sie gelehrt, dass auf Erden wir Menschen das schönste Werk Gottes seien. Nachdem er sie so zuerst zur Religiosität erzogen, überzeugte er sie leicht von allem Übrigen. Andere Gesetzgeber hielten es mit Fabeln und dichteten ihren Göttern der Menschen schändliche Laster an; so gaben sie den Gottlosen hinreichende Gründe zur Entschuldigung. Moyses hingegen zeigte, dass Gott die Tugend rein und unbefleckt besitze, und lehrte die Menschen mit aller Kraft dahin streben, dass sie ihrer teilhaftig würden. Gegen die aber, welche das nicht erkannten und nicht glaubten, schritt er mit Strenge ein.

Von diesem Gesichtspunkte aus wolle der Leser dieses mein Werk beurteilen. Wer so denkt, wird nichts darin finden, was widersinnig oder der Majestät Gottes und seiner Liebe zu den Menschen unwürdig wäre. Denn alles ist in höchster Ordnung und naturgemäß dargestellt: einiges nach dem Sinne des Gesetzgebers nur angedeutet, anderes nur allegorisch ausgedrückt, endlich das klar und geordnet auseinander gesetzt, was eine volle Beleuchtung verdient. Freilich für diejenigen, die die letzten Gründe der einzelnen Dinge erforschen wollen, würde die Betrachtung zu ausgedehnt und zu philosophisch werden müssen, weshalb ich dies auf eine andere Zeit zu verschieben mir vornehme. Gewährt mir Gott ein längeres Leben, so will ich nach Vollendung dieses Werkes auch noch an jene Arbeit herangehen. Nunmehr will ich mich zur eigentlichen Erzählung wenden. Einiges über die Erschaffung der Welt werde ich nach den Worten des Moyses voranschicken. Dies fand ich in den heiligen Büchern aufgezeichnet, und es verhält sich damit also, wie folgt.

Jüdische Altertümer

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