Читать книгу Jüdische Altertümer - Flavius Josephus - Страница 14
VIERTES KAPITEL
ОглавлениеVom babylonischen Turm und der Sprachenverwirrung.
1. Noë hatte drei Söhne, Sem, Japheth und Chamas, die hundert Jahre vor der großen Flut geboren waren. Sie stiegen zuerst vom Gebirge in die Ebene hinab, beschlossen, da zu wohnen, und beredeten auch andere, die aus Furcht vor der Flut die Ebenen mieden und ungern die Gebirge verließen, ihnen vertrauensvoll zu folgen. Die Ebene, wo sie dieselben zuerst hinführten, heißt Sennaar. Obgleich nun Gott ihnen befahl, um der Vermehrung der Menschen willen sich in anderen Gegenden anzusiedeln, damit sie nicht untereinander in Streit gerieten und durch Bebauung größerer Flächen reichere Ernten erzielten, gehorchten sie ihm in ihrem Unverstande nicht und gerieten ins Elend. Und als sich ihre Jugend sehr vermehrte, gab ihnen Gott wiederum den Rat, sie in Kolonien zu verpflanzen. Sie aber, im Glauben, den Genuss des Lebensglückes nicht Gottes Güte, sondern eigener Kraft zu verdanken, gehorchten Gott wiederum nicht. Ja, sie wähnten sogar, er wolle sie nur darum in andere Wohnsitze locken, um sie zerstreuen und leichter unterdrücken zu können.
2. Zu dieser Verachtung und Verhöhnung Gottes verleitete sie Nebrod, der Enkel Chamas’, des Sohnes Noës, denn er war kühn, und seiner Hände Kraft groß. Dieser überredete sie zu dem Wahn, nicht von Gott komme ihr Glück, sondern ihre eigene Tüchtigkeit sei die Ursache ihres Wohlstandes. Und allmählich verkehrte er sein Benehmen in Tyrannei, weil er die Menschen umso eher von Gott abzuwenden gedachte, wenn sie der eigenen Kraft hartnäckig vertrauten. Er wolle, sagte er, sich an Gott rächen, falls er mit erneuter Flut die Erde bedränge, und er wolle einen Turm bauen, so hoch, dass die Wasserflut ihn nicht übersteigen könne. So werde er für den Untergang seiner Vorfahren Vergeltung üben.
3. Die Menge pflichtete den Absichten Nebrods bereitwillig bei, da sie es für Feigheit hielt, Gott noch zu gehorchen. Und so machten sie sich an die Erbauung des Turmes, der bei unverdrossener Arbeit und den vielen Arbeitskräften schnell in die Höhe wuchs. Da er aber sehr breit war, fiel seine Höhe minder auf. Gebaut wurde er aus Ziegeln, die mit heißem Harz zusammengekittet waren zum Schutze gegen das andrängende Wasser. Obgleich nun Gott ihr unsinniges Benehmen sah, wollte er sie doch nicht vertilgen, wiewohl sie durch Erinnerung an die Sintflut eigentlich auf bessere Gedanken hätten kommen müssen und also eine solche Strafe wohl verdienten, sondern er verwirrte ihre Sprache und entzweite sie so, dass der eine den anderen nicht verstehen konnte. Der Ort des Turmbaues aber wird wegen der Verwirrung der Sprache, die früher bei allen dieselbe war, Babylon genannt, denn auf Hebräisch heißt Babel »Verwirrung.« Des Turmbaues und der Sprachenverwirrung gedenkt auch Sibylla mit folgenden Worten: »Da alle Menschen eine und dieselbe Sprache redeten, begannen sie einen sehr hohen Turm zu bauen, als wollten sie auf ihm in den Himmel steigen. Die Götter aber erregten einen Sturm, der den Turm umstürzte, und gaben jedem eine besondere Sprache, woher die Stadt Babylon ihren Namen hat.« Die Ebene Sennaar erwähnt Hestiaeus: »Die geretteten Priester kamen mit den Heiligtümern des Zeus Enyalios nach Sennaar in Babylonien.«