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DRITTES KAPITEL

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Von der Sintflut, und wie Noë mit seiner Familie in der Arche

gerettet wurde und dann in der Ebene Sennaar wohnte.

1. In diesem Zustande blieben die Nachkommen Seths sieben Geschlechter hindurch, verehrten Gott als den Herrn des Weltalls und lebten tugendhaft. Im Laufe der Zeit aber wandten sie sich von den Gebräuchen der Väter ab und dem Bösen zu, versagten Gott die schuldige Verehrung und übten Ungerechtigkeit gegen die Menschen. Und wie sie früher tugendhaften Wandel gepflegt, so warfen sie sich jetzt mit doppeltem Eifer auf Schlechtigkeit, wodurch sie Gottes Feindschaft sich zuzogen. Denn es verkehrten viele Engel Gottes mit Weibern und erzeugten ruchlose Söhne, die im Vertrauen auf ihre Kraft alles Gute verachteten und gleich den Giganten der Griechen in Freveltaten sich auszeichneten. Noë, über ihr Treiben entrüstet, riet ihnen eindringlich zur Umkehr. Da er aber sah, dass sie ihm nicht gehorchten und ganz in Laster versunken waren, fürchtete er, mit Weib und Kind von ihnen getötet zu werden, und verließ deshalb das Land.

2. Gott aber liebte den Noë wegen seiner Gerechtigkeit; jene anderen hingegen verdammte er nicht allein um ihrer Bosheit willen, sondern er beschloss auch, das ganze Menschengeschlecht zu vertilgen und ein anderes, sündenreines an seine Stelle zu setzen. Vorher noch kürzte er die Lebenszeit ab, die sich nicht mehr über hundertundzwanzig Jahre ausdehnen sollte. Dann überschwemmte er das feste Land mit Wasser, das alle Menschen zugrunde richtete. Noë allein wurde gerettet, da Gott selbst ihm Mittel und Wege dazu offenbarte. Noë erbaute nämlich eine Arche mit vier Abteilungen, dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. In diese ging er mit seinem Weibe, seinen Söhnen und deren Weibern und nahm das zum Lebensunterhalt Notwendige mit, ferner von allen Tieren je sieben Paare, damit sie nicht ausstürben. Die Arche aber hatte starke Wände und Fugen und ein kräftiges Dach, sodass sie dem Anprall der Wogen wohl widerstehen konnte. So wurde Noë mit den Seinigen errettet. Er war der zehnte von Adam an als Sohn des Lamech, dessen Vater Mathusala war. Dieser aber stammte von Anoch ab, dem Sohne des Jared. Des Letztern Vater war Maluel, der nebst mehreren Schwestern von Kainas abstammte, dem Sohne des Enos. Enos aber war ein Sohn des Seth, welcher den Adam zum Vater hatte.

3. Die Überschwemmung ereignete sich im sechshundertsten Lebensjahre Noës, im zweiten Monat, der von den Makedoniern Dios, von den Hebräern aber Marsuane genannt wird; denn so wurde in Ägypten das Jahr eingeteilt. Moyses aber setzte für die Einrichtung der Festtage als ersten Monat den Nisan oder Xanthikos fest, weil er in diesem die Hebräer aus Ägypten geführt hatte. Auch bei allem auf den Gottesdienst Bezüglichen nahm er diesen Monat als Ausgangspunkt, wogegen er für Käufe und Verkäufe sowie die übrigen Einrichtungen die frühere Ordnung beibehielt. Nach Moyses begann die Überflutung am siebenundzwanzigsten des vorgenannten Monats. Von Adam an aber war eine Zeit von zweitausendsechshundertsechsundfünfzig Jahren verflossen; diese Zeit ist in den heiligen Büchern vermerkt, da man damals überhaupt sehr sorgfältig den Anfang und das Ende des Lebens berühmter Männer zu verzeichnen pflegte.

4. Dem Adam nämlich wurde Seth geboren, als er zweihundertunddreißig Jahre alt war, und Adam lebte im ganzen neunhundertunddreißig Jahre. Seth aber zeugte im Alter von zweihundertundfünf Jahren den Enos, der, neunhundertundzwölf Jahre alt, seinem Sohne Kainas die Verwaltung übergab, den er in seinem hundertundneunzigsten Jahre gezeugt hatte. Enos aber lebte neunhundertundfünfzig Jahre und Kainas neunhundertundzehn Jahre, nachdem ihm in seinem hundertundsiebzigsten Lebensjahre Maluel geboren worden war. Maluel wurde achthundertfünfundneunzig Jahre alt und hinterließ den Jared, den er in seinem einhundertfünfundsechzigsten Lebensjahre zeugte. Diesem folgte, als er neunhundertzweiundsechzig Jahre gelebt hatte, sein Sohn Anoch, geboren im einhundertzweiundsechzigsten Lebensjahre seines Vaters. Anoch aber ging in seinem dreihundertfünfundsechzigsten Lebensjahre zu Gott ab, weshalb man über das Ende seines Lebens nichts verzeichnet findet. Mathusala, der dem Anoch in seinem einhundertfünfundsechzigsten Jahre geboren wurde, erhielt den Lamech in seinem einhundertsiebenundachtzigsten Jahre und übergab diesem die Herrschaft, als er sie selbst neunhundertneunundsechzig Jahre innegehabt hatte. Lamech herrschte siebenhundertsiebenundsiebzig Jahre, und es folgte ihm dann sein Sohn Noë, den er in seinem einhundertzweiundachtzigsten Jahre erhielt. Noë aber herrschte neunhundertfünfzig Jahre. Alle diese Jahre zusammengenommen ergeben die oben benannte Summe. Niemand aber darf das Todesjahr dieser Männer erforschen wollen, denn ihr Leben erstreckte sich über Kinder und Kindeskinder hinaus, sondern man wolle bei der Zählung der Jahre nur darauf achten, wann sie geboren sind.

5. Nachdem nun Gott die Menschen durch Zeichen gewarnt hatte, fing es an zu regnen, und es fiel anhaltend vierzig Tage lang so viel Wasser vom Himmel, dass dasselbe fünfzehn Ellen über der Erde stand. So fanden die meisten Menschen jeden Ausweg zur Rettung versperrt. Und erst hundertfünfzig Tage nach dem Aufhören des Regens fing das Wasser endlich am siebenten Tage des siebenten Monats an zu sinken. Als dann die Arche in Armenien auf dem Gipfel eines Berges stehen geblieben war, öffnete Noë dieselbe und schöpfte, da er einiges Land sah, daraus neue Hoffnung. Und da nach einigen Tagen das Wasser noch mehr gefallen war, ließ er einen Raben fliegen. Denn er wünschte zu wissen, ob noch weiteres Land trocken geworden sei, damit er sich hinauswagen könne. Aber der Rabe kehrte, weil er noch alles vom Wasser bedeckt fand, zu Noë zurück. Dann ließ Noë nach Verlauf von sieben Tagen eine Taube los, um den Zustand der Erde zu erforschen, und da diese mit schmutzigen Füßen und einem Ölzweige zurückkehrte, erkannte er, dass das Land vom Wasser frei sei. Und nachdem er dann noch sieben Tage gewartet, ließ er die Tiere aus der Arche hinaus und folgte selbst mit den Seinen voll Dank gegen Gott. Diesen Ort nennen die Armenier Apobaterion, das heißt »Ort des Ausganges«, und man zeigt heute dort noch Reste der Arche.

6. Der Sintflut und der Arche tun übrigens auch die Schriftsteller anderer Völker Erwähnung, so Berosus der Chaldäer, der ungefähr so von der Flut berichtet: »Es heißt, dass noch jetzt in Armenien auf dem Kordyäergebirge ein Teil jenes Fahrzeuges vorhanden sei, und dass manche Harz davon entnehmen, um sich desselben als Zaubermittels gegen drohende Übel zu bedienen.« Ferner spricht davon Hieronymus der Ägypter, der die Geschichte der Phöniker geschrieben, ebenso Mnaseas und andere. Nikolaus von Damaskus sagt in seinem sechsundneunzigsten Buche also: »Oberhalb Minyas in Armenien liegt ein gewaltiger Berg, Baris genannt, auf den viele zur Zeit der großen Flut geflohen sein sollen, wodurch sie gerettet wurden. Einer soll in einer Arche gefahren und auf dem Gipfel des Berges gelandet sein, und es sollen sich lange Zeit Überreste des Schiffsholzes dort erhalten haben. Vielleicht ist das derselbe, von dem Moyses, der jüdische Gesetzgeber, berichtet hat.«

7. Noë aber besorgte, Gott möchte jedes Jahr zur Vertilgung der Menschen solche Wasserfluten schicken. Daher brachte er ein Brandopfer dar und flehte zu Gott, er möge die frühere Weltordnung wieder einführen und keine solche Flut, die allem Lebendigen den Untergang drohe, wieder zulassen, sondern er möge die Bösen bestrafen, der Guten aber sich erbarmen und sie vor so kläglichem Unheil bewahren. Denn diese seien noch unglücklicher als die Bösen, wenn sie nicht vor neuen Fluten sicher seien, einmal weil sie den Schrecken der früheren Überschwemmung erfahren hätten, dann aber auch, weil sie in der späteren Flut doch untergehen müssten. Er bat also Gott, sein Opfer mit gnädiger Huld anzunehmen und nicht wieder solchen Schrecken der Erde zu senden, damit sie dieselbe fleißig bebauen, Städte errichten und ein glückseliges Leben führen könnten. Auch möge er ihnen alles Gute, wie vor der Flut, wieder gewähren und ihnen, wie ihren Vorfahren, ein langes Leben verleihen.

8. Als Noë diese Bitten ausgesprochen, verhieß ihm Gott deren Erfüllung, weil er ihn seiner Gerechtigkeit wegen liebte, indem er hinzufügte, nicht er habe die in der Flut Umgekommenen ins Verderben gestürzt, sondern sie hatten nur die Strafe für ihre Frevel erlitten. Denn er würde sie nicht ins Leben gerufen haben, wenn er sie später hätte zu Grunde richten wollen, da es besser sei, das Leben überhaupt nicht zu geben, als es später wieder zu vernichten. »Aber«, sprach Gott, »weil sie mir durch ihre Sünden solche Schmach angetan, haben sie mich zu diesen Strafen herausgefordert. Übrigens will ich sie nicht mehr mit solcher Wucht züchtigen, umso mehr, da du für sie bittest. Darum, wenn ich wieder ungewöhnliches Unwetter errege, braucht ihr der Regengüsse Gewalt nicht mehr zu fürchten, denn ich werde den Erdkreis nicht mehr überschwemmen. Ich befehle euch aber, euch der Vergießung von Menschenblut zu enthalten und den Totschlag zu scheuen; wer aber solches tut, den sollt ihr bestrafen. Hingegen gestatte ich euch den Gebrauch aller Tiere zu eurem Vergnügen und nach Belieben. Denn ich habe euch über alle Tiere gesetzt, die auf der Erde, im Wasser und in der Luft leben. Doch genießet nicht mit dem Fleische zugleich das Blut, denn in ihm ist die Seele. Und zum Zeichen meiner Huld soll euch der Bogen dienen (das ist der Regenbogen, denn dieser wird von den Juden für den [Streit-]Bogen Gottes gehalten).« Nachdem Gott dies verheißen und verkündet, verließ er den Noë.

9. Noë nun lebte nach der Sintflut noch dreihundertundfünfzig Jahre glücklich und starb dann im Alter von neunhundertundfünfzig Jahren. Niemand aber, der das heutige kurze Leben mit dem unserer Vorfahren vergleicht, möge die Berichte über dieselben für unwahr halten in dem Glauben, es müsse, da die Menschen jetzt nicht mehr so lange leben, auch ihnen kein so langes Leben beschieden gewesen sein. Denn jene Menschen waren Lieblinge Gottes, von ihm selbst direkt geschaffen, und sie bedienten sich auch einer zwecksmäßigeren Nahrung. Übrigens gab ihnen Gott auch deshalb ein längeres Leben, damit sie eifriger die Tugend üben und ihre Erfindungen in der Sternkunde und Geometrie durch Gebrauch und Erfahrung mehr ausnützen könnten. Denn wenn sie nicht wenigstens sechshundert Jahre gelebt hätten, so hätten sie nichts Sicheres ermitteln können, da das so genannte große Jahr aus so vielen Jahren besteht. Ich beziehe mich außerdem auf das Zeugnis griechischer und fremder Schriftsteller, so des ägyptischen Geschichtschreibers Manetho, des chaldäischen Berosus, des Mochus, Hestiaeus und des Ägypters Hieronymus, die der Phöniker Geschichte geschrieben haben und die mit mir übereinstimmen. Hesiod, Hekataeus, Hellanikus, Akusilaus, Ephorus und Nikolaus berichten sogar, dass die Alten tausend Jahre gelebt hätten. Hierüber mag indessen jeder denken, wie es ihm gut scheint.

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