Читать книгу Am Ende kackt die Ente! - Frank Buschmann - Страница 8

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GANZ OFT STELLEN mir Schüler und Studenten die Frage: Wie werde ich eigentlich Sportreporter? Wie komme ich dahin, die Fußball-Bundesliga, Basketball-Welt- und Europameisterschaften, NBA, Superbowl … live zu kommen­tieren oder als Moderator vor der Kamera zu stehen und Interviews mit Kevin Prince Boateng, Matthias Sammer, Bas­tian Schwein­steiger, Denis Rodman, Michael Jordan, wem auch immer, zu führen?

Und dann muss ich leider immer sagen: Den einen Weg, den gibt es ganz einfach nicht. Man kann einfach nicht sagen, du musst Journalismus oder Sportjournalismus studieren, dann ein Volontariat bei einem großen Sender machen, und dann wirst du Redakteur, Kommentator, Moderator.

So funktioniert das nicht. Wenn ich Tipps geben sollte, dann wären es zwei, drei Dinge, von denen ich persönlich überzeugt bin. Das muss noch lange nicht der Weg des Erfolgs sein, sondern spiegelt lediglich meine Erfahrungen. Also, als Allerallererstes musst du, wie ich finde, Sport-verrückt, Sport-bekloppt sein, du musst den Sport lieben. Sicherlich ist es nicht hinderlich, wenn du selbst mal Sport gemacht hast, im Idealfall sogar auf etwas höherem Level. Aber unbedingt notwendig ist das nicht. Nur solltest du lieben, was du machst.

Ich glaube übrigens, dass das nicht nur explizit für den Sportjournalismus gilt, sondern für alles, was du im Leben tust. Geht immer ein bisschen leichter, wenn du magst, was du so veranstaltest.

Ist diese Voraussetzung gegeben, sollte noch eine ge­wisse Ausdrucksfähigkeit dazu kommen. Es hilft ganz sicher, wenn du keine Scheu hast, frei zu sprechen. Schließlich haben wir es mit elektronischen Medien, mit Hörfunk, Internet, TV, zu tun. Eine entsprechende Ausbildung ist da natürlich ein Riesenvorteil. Deshalb würde ich auch immer dazu raten, die Schule fertig zu machen, im Normalfall – aber was ist schon normal? – auch ein Studium zu absolvieren. Wenn ich überhaupt einen Studiengang empfehlen würde, dann immer das Fachgebiet, in dem man sich später tummeln möchte. Wer also Sportjournalist werden möchte, wäre nicht schlecht beraten, irgendwas mit Sport zu machen. Darüber hinaus wäre ein Aufbaustudiengang eine große Hilfe, bei dem man journalistische Techniken lernt, also wie frage ich, wie drücke ich mich aus, was macht gute Recherche aus und was sonst so dazu gehört.

Dann würde ich persönlich empfehlen, hartnäckig zu bleiben, nie locker zu lassen. Das heißt: will ich in die elek­tronischen Medien und gibt es ein Lokal- oder Regionalradio bei mir in der Stadt, dann gehe ich dahin und nerve die, dann sage ich, ich will, ich will, ich will. Klar, das klingt jetzt fürchterlich einfach und wird auch nicht immer funktionieren. Manchmal geht wahrscheinlich erst gar nicht die Tür auf. Aber ich sage ja nicht, dass ich die Patentlösung habe, wie es auf jeden Fall klappt. Ich denke nur, wenn man von etwas hun­dertprozentig überzeugt ist, wenn man etwas wirklich liebt, dann funktioniert dieser Weg – man muss ihn nur gehen.

Bei mir war es so, dass ich – ich habe das beschrieben – beim Lokalradio damals sozusagen reingerutscht bin. Aber: es war eine Chance, und die habe ich nicht verstreichen lassen, sondern genutzt, sie beim Schopfe gepackt. Es war eine Gelegenheit: zu üben, auszuprobieren, zu lernen. Auch wenn es nur ein kleinerer Lokalradio-Sender war und nicht die ARD oder das ZDF. Da kannst du ja auch nicht wirklich hingehen und sagen, hallo, ich möchte gern einen Beitrag fürs Heute-Journal machen, ich kann das, ich hab das Selbstvertrauen …

Das wird nicht funktionieren – was ja auch gut so ist. Die ersten Schritte über Lokal- bzw. Regionalradios zu gehen, halte ich für sehr sinnvoll. Praktika! Ja, ich weiß, Praktikanten sind billige Arbeitskräfte und kochen den Kaffee. Aber ihr wollt doch rein ins Business, rein ins Geschäft. Also macht es, kocht literweise Kaffee – und kriegt alles mit, saugt alles auf, was in so einer Redaktion passiert. Ich kann nur sagen, dass beim DSF früher der ein oder andere Praktikant als Quer­einsteiger eine durchaus respektable Karriere im TV-Sport gemacht hat.

Heute kannst du ja schon im Rahmen von Schülerprak­tika zu Radiosendern, Internet-Anbietern, TV-Stationen gehen. Was irgendwie geht, wo irgendeine Möglichkeit ist, nimm sie wahr, mach es! Dass heute dieses Learning by Doing wesentlich schwieriger ist als in meinen Anfangsjahren 1993 beim DSF, ist mir auch klar. Die Ansprüche sind vielleicht andere. Die Pionierarbeit im TV-Bereich ist geleistet. Aber ist das wirklich so? Was ist mit dem Internet? Ich wundere mich, dass es so schwierig ist, für ein Unternehmen wie zum Beispiel Spox gute, talentierte Nachwuchskommentatoren zu finden, die sagen: Hier bin ich, ich kann das, und jetzt kriegst du mal einen Probe-Kommentar von mir. Solche Leute tauchen ganz selten auf.

Das wäre zumindest der Weg gewesen, den ich gewählt hätte. Ich wäre da hingegangen und hätte gesagt, spielt mir was vor, ich kommentiere das. Und wenn denen dann die Ohren weggeflogen wären, dann hätten sie an mir nicht vorbeigehen können …

Und auch das ist eine Beobachtung: Schüler- und Studenten waren beim DSF häufig zu Besuch. Sie wurden regelmäßig ins Studio gesetzt, wo sie was sprechen durften: Begrüß mal hier deine Studentengruppe und erzähl uns ein bisschen was aus deinem Leben, wir nehmen das auf … 90 Prozent kriegten in dem Moment, wo das rote Lämpchen leuchtete, kein Wort raus.

Es ist eben doch eine besondere Situation, und erst recht, wenn du weißt, da schauen dir ein paar Millionen Menschen zu. Das ist noch mal was anderes. Du solltest also unbedingt herausfinden, ob es deinem Naturell entspricht, dich und eine Sache, die du vermitteln willst, zu präsen­tieren!

Wer Biss hat, wer Ehrgeiz hat, der kann das schaffen. Aber noch mal: Den Freifahrtschein, den gibt es nicht. Zurzeit bewerben sich viele um einen Praktikumsplatz für Buschi-TV, aber die meisten da draußen an den Bildschirmen dieser Welt scheinen sich das offenbar zu einfach vorzustellen, wie manchmal schon ein Blick auf die Lebensläufe verrät. Fakt ist: Wenn du es machst, dann mach es mit Liebe und Leidenschaft. Dann aber ist Sportjournalist, Sportreporter wirklich der absolute Traumjob!

Am Ende kackt die Ente!

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