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DIRK NOWITZKI Einfach mal frei Schnauze … Mitten in Berlin mit Dirk Nowitzki veröffentlicht am 8. Juni 2015

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Dirk Nowitzki ist der einzige Sportler, den ich im Rahmen meiner Interview-Reihe zweimal ausführlich gesprochen habe. Das erste Interview fand, wie bereits erwähnt, 2014 im Rahmen von Dreharbeiten zu einem Werbespot in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, statt. Das zweite im Vorfeld der Basketball-Europameisterschaft 2015 in Berlin. Beide Male übrigens mit freundlicher Unterstützung von Flo Krenz und Uli Ott von der DiBa.

Warum ich das erzähle? Weil ich glaube, dass das erste Interview mit Dirk Nowitzki in Ljubljana damals, also das erste in der großen Buschi.TV-Interviewreihe, das mit Abstand schwächste war. Das zweite, ein Jahr später, war viel besser. Dirk erzählte viel freier und aus sich heraus, was daran lag, dass ich nicht so aufgedreht war wie beim ersten Mal. Da war ich so voller Euphorie und hatte den unbedingten Willen, alles anders und ganz besonders zu machen. Wenn ich ehrlich bin, ist das ziemlich in die Hose gegangen, das war sicherlich kein Glanzstück. Nachzuschauen bei Buschi.TV auf YouTube.

Deshalb findet auch nicht das Interview aus Ljubljana den Weg in dieses Buch, sondern das aus dem Jahr 2015 im Vorfeld der Vorrunde zur Basketball-Europameisterschaft in Berlin, Dirks letztem Turnier mit der Deutschen Basketball-Nationalmannschaft.

Trotzdem erwähne ich Ljubljana an dieser Stelle, weil ich Euch ja auch die kleinen Randgeschichten erzählen möchte, die so ein bisschen den Job des Sportjournalisten, des Sport-Bekloppten beschreiben.

In Ljubljana war damals, die Football-Fans werden ihn kennen, Christoph Dommisch, kurz Icke, dabei. Icke verehrt den Würzburger Basketball-Superstar förmlich und war geradezu aus dem Häuschen, dass er bei diesem Interview-Dreh dabei sein durfte, in diesem Wohnwagen am Set des Werbedrehs. Als Kameramann, als Assistent, als Fan, als alles. Was für große, leuchtende Augen er hatte! Nach dem Interview waren wir am Abend noch eingeladen zu einem Abendessen in einem netten Restaurant in Ljubljana. Mit dabei: die Verantwortlichen für den Werbedreh, das Produktionsteam, die Marketingverantwortlichen des Werbepartners von Dirk. Außerdem natürlich Dirks persönlicher Mentor Holger Geschwindner sowie eben auch Icke und ich, jegliche journalistische Distanz vergessend – was für ein Skandal!

Für Icke war es unfassbar, zwei, drei Plätze neben Dirk zu sitzen, ihn in völlig entspannter Atmosphäre zu erleben. Der Abend entwickelte sich mit zunehmender Dauer zu einer privaten, launigen Runde. Uhrzeit? Nur Schall und Rauch … Ich muss allerdings an dieser Stelle erwähnen, dass unser Rückflug nach München am Folgetag für morgens um 9.00 Uhr angesetzt war, ich glaube sogar um 8.45 Uhr. Für Icke und mich hieß es dann nämlich wieder: Arbeiten! Ich musste von München direkt weiter nach Köln zu einem Termin mit Stefan Raab bei TV total, um gemeinsam mit einem gewissen Stefan Kretzschmar den „Tag des Handballs“, das wohl größte Einzelevent, den es im deutschen Handball bis dahin gegeben hatte, zu promoten. Kein ganz unwichtiger Termin also …

Diese Geschichte erzähle ich ganz bewusst, denn der Abend im Restaurant entwickelte sich fantastisch und führte dazu, dass unser Freund Icke irgendwann glücklich den Kopf auf den Tisch legte und selig einschlief. Es hatte ihm ganz offensichtlich gefallen.

Dirk verabschiedete sich bald, um fit für den nächsten Dreh tags darauf zu sein. Holger Geschwindner erklärte uns einmal mehr den Basketball und das Leben. Es ist immer wieder faszinierend, diesem Mann zuzuhören, weil er einfach anders tickt als alle anderen, die ich kenne. Und dann verließen wir irgendwann das Restaurant. Über Irrwege und Umwege fanden Icke und ich schließlich unser Hotel, wo ich meinte, wir müssten unbedingt noch ein Power-Napping machen. Es soll übrigens ca. 5.30 Uhr morgens gewesen sein. Icke äußerte die grandiose Idee, einfach direkt durchzumachen. Klar, der hatte ja auch schon mit dem Kopf auf der Tischplatte gepennt. Ich aber erklärte in meiner gewohnt zurückhaltenden Art, der Reiseprofi mache ein Power-Napping und sei zwei Stunden später topfit!

So, und jetzt wird es interessant. Irgendwann klingelte mein Telefon. Uhrzeit? Nur Schall und Rauch … Am anderen Ende der Leitung mein Agent Sascha Fabian: „Buschi, guten Morgen, alles gut?“ Meine Antwort: „Na klar, alles gut. Warum sollte das nicht so sein?“ – „Wo bist Du jetzt?“ – Kurzes Überlegen meinerseits. Ich war leicht desorientiert, blickte mich um. Zu Hause konnte es nicht sein. Ah ja, Ljubljana! – „Wann geht dein Flieger?“, wollte Sascha wissen. – „8.45 Uhr, warum? Wie spät ist es denn?“ – „Ähm, Buschi, es ist 9.30 Uhr!“

Da war klar, dass für mich einiges schief gelaufen war. Und ich dachte nur, um Himmelswillen, wie soll das alles gut gehen? Zack, runter zur Rezeption, rumgezetert, rumgeflucht, warum man mich denn nicht geweckt habe. Ich hatte doch extra einen Weckruf bestellt. Okay, den Wecker meines eigenen Handys, hatte ich scheinbar nicht gehört. Aber den Weckruf – wieso kam der Weckruf nicht?

Traurige, enttäuschte Blicke der Rezeptionistin. Sie versicherte mir, man habe durchaus versucht mich zunächst – wie das so üblich ist – telefonisch zu wecken. Nachdem die Versuche erfolglos blieben, habe man den Concierge zu mir ins Zimmer geschickt. Als nach mehrfachem Anklopfen noch immer keine Reaktion aus dem Zimmer kam, traute sich der junge Mann in die Höhle des Löwen. Da er mich fest schlafend vorfand, habe er mich mehrfach, zunächst eher dezent, nach einer Weile dann auch durchaus laut angesprochen. Die Reaktion darauf folgte auf dem Fuße. Nachdem ich ihn, wie es sonst nicht meine Art ist, angebrüllt und ihn darauf hingewiesen hatte, mich gefälligst schlafen zu lassen, sei er wieder raus aus dem Zimmer. Er habe sich darüber hinaus nicht getraut, mich aus dem zu Bett zerren. Das war durchaus nachvollziehbar.

Also rief ich Icke an. Mailbox! Icke, der Sausack, hatte irgendwie tatsächlich die Kurve gekriegt und – ohne mich mitzunehmen – den Weg Richtung Flughafen eingeschlagen. Er saß bereits im Flieger nach München.

Und ich saß noch hier in Ljubljana. Was machen? Sascha anrufen! Für was hat man schließlich einen Manager? „Sascha, ich brauche irgendwie einen Flieger hier raus.“ Sascha: „Ok. Ich schaue, welche Verbindungen es gibt! Melde mich gleich wieder.“ Warten … Fünf Minuten später wieder Sascha am Telefon: „Buschi, es gibt keine passenden Flüge mehr raus aus Ljubljana!“ – „Ja und jetzt? Ich muss doch irgendwie hier wegkommen – was gibt’s denn ansonsten für Möglichkeiten? Zug“ – Ja, was soll ich denn hier von Deutschland aus machen“ – „Okay, hast Recht, ich kümmere mich.“

Also wieder zur Rezeptionistin runter, ob sie mir sagen könne, ob und wann von Ljubljana noch ein Flieger in Richtung Deutschland gehen würde. Nichts ging mehr an dem Tag, Sascha hatte also ausnahmsweise mal Recht. Zumindest nichts, was dafür gesorgt hätte, dass ich pünktlich in Köln hätte sein können zur Aufzeichnung von TV total mit Stefan Raab und Stefan Kretzschmar. Zug? Keine Option, hätte zu lange gedauert. Mietwagen? Keine Option, mit diesem Schädel Auto zu fahren. Anruf beim Reisebüro in Deutschland – dem eigenen Management und der Rezeptionistin vertrauen ist zwar gut, aber Kontrolle ist besser. Es war aber wirklich nichts zu machen, den Auftritt bei Raab konnte ich wohl vergessen. Nochmal Anruf bei Sascha Fabian: „Sascha, es geht nichts, ich komme hier nicht weg. Wir können den Auftritt vergessen. Außerdem tut mir der Kopf weh.“ Sascha, alles andere als begeistert: „Tja, dann ist das wohl so.“ Ich zerknirscht aufgelegt. Da kam mir urplötzlich die Erleuchtung. Frage an die Rezeptionistin: „Wie weit ist eigentlich Triest von Ljubljana?“ Ja, meine Geografie-Kenntnisse ließen mich trotz des Katers nicht im Stich. Triest konnte nicht allzu weit weg sein. Und wenn von dort noch irgendein Flug in Richtung Deutschland, sei es nach Düsseldorf, Köln/Bonn oder München, ging, dann hatte ich eine kleine Restchance. Sie: „Das sind ca. 100 bis 120 Kilometer.“ Ich: „Das geht!“ Vor dem Hotel standen Taxis. „Was kostet die Fahrt nach Triest“ Einem zunächst erstaunten Gesichtsausdruck des Taxifahrers folgte ganz schnell ein breites Grinsen: „120 Euro.“

Fünf Minuten brauchte ich, um auf mein Zimmer zu sprinten, alles in die Tasche zu schmeißen, dann saß ich auch schon auf der Taxirückbank.

Von unterwegs wieder Anruf bei Sascha Fabian: „Hey Sascha!“ Fröhlich war ich, glücklich war ich. Er völlig verdattert: „Was ist denn mit dir los, wo bist Du?“ Ich: „Ich? Ich bin auf dem Weg nach Triest.“ Er: „Was, verdammt nochmal, willst Du in Triest?“ Ich: „Einen Flieger nehmen nach München und dann Anschluss kriegen nach Köln/Bonn. Ich schaffe TV total.“ Ich war total gut gelaunt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich schaffte es locker! Eine halbe Stunde vor Abflug von Triest nach München war ich am Flughafen, checkte ein, hatte sogar noch die Zeit für einen Milchkaffee und war ruckzuck in München. Dort stieg ich in den nächsten Flieger nach Köln/Bonn und machte mit Stefan Kretzschmar Werbung für den „Tag es Handball“ bei TV total.

So verlaufen – naja, zumindest hin und wieder – meine Reisen. Nicht immer Blutdruck schonend, aber immer spannend, immer interessant. Und es war ein supergeiler Abend in diesem Restaurant mit Nowitzki und Geschwindner, für den sich dieser ganze Stress mehr als gelohnt hatte.

Icke ist von mir übrigens ordentlich zusammengeflankt worden, dass er mich nicht geweckt hat, ist ja klar! Aber er konnte natürlich nichts dafür, dass ich verpennt habe, ebenso wenig der Concierge des Hotels. Icke aber sollte noch seine ganz eigene Erfahrung in diese Richtung machen. Ein guter, alter Freund namens Karma regelte das. Mehr dazu später im Buch …

Weit interessanter noch als diese kleinen Randgeschichten sind natürlich die Gespräche mit den Sportlern. Und da lege ich Euch das ans Herz, was jetzt unten kommt, das Gespräch mit Dirk Nowitzki aus dem Sommer 2015 vor der Basketball-Europameisterschaft in Berlin. Jetzt, wo ich dies schreibe, hängt dieser großartige Sportler nochmal zwei weitere Jahre in der NBA dran, um dann – Leute, lasst Euch das bitte auf der Zunge zergehen – 20 Jahre in der stärksten Basketball-Liga der Welt bei den Dallas Mavericks gespielt zu haben.

Was für ein Typ! Eine lebende Legende!

Wunderschöne Location hier. Dirk, danke, dass ein ausführliches Gespräch sehr zu deiner Begeisterung mal wieder klappt. Du hast gestern bekannt gegeben, dass du die Basketballeuropameisterschaft (2015, Anm. d. Red.) spielst. Eine Nacht hast du jetzt darüber geschlafen. Wie viele Nächte hast du vorher unruhig geschlafen, bis du zu der Entscheidung gekommen bist?

Ach, so unruhig war es eigentlich nicht. Damals habe ich mir schon gedacht, dass ich dabei bin, als herauskam, dass die EM in Berlin stattfinden wird, zumindest die Vorrunde. Ich hatte in meiner ganzen internationalen Karriere nie eine Heim-WM, nie eine Heim-EM. Da hat es schon gekribbelt. Ich wollte aber erst mal abwarten, wie die Saison läuft, ob wir bis Juni spielen. Das war dann leider nicht der Fall – oder eben ein Glücksfall für die Nationalmannschaft und mich. Deswegen habe ich gesagt, das ist kein Problem. Ich habe schon den ganzen Mai Urlaub gemacht, entspannt, die Familienzeit genossen, war ein bisschen am Strand mit den Kids. Im Juni werde ich ebenfalls etwas relaxen, mich fit halten und dann ab Juli ins Training einsteigen. Und dann freue ich mich auch schon. Das wird eine Riesensache. Ein paar Spiele sind schon ausverkauft. Monsterbrocken-Gegner dabei. Das kribbelt schon auf jeden Fall.


Nun kennst du viele beim Basketball, hast bei vielen Turnieren mitgemacht, zuletzt 2011 in Litauen. Du weißt, das ist ein etwas anderer Basketball als in der NBA. Manchmal wird man richtiggehend vermöbelt. Da wird ordentlich draufgehauen. Ist das etwas, wo du manchmal denkst, oh, da müssen wir uns aber was einfallen lassen, dass wir das umgehen?

Ja, ich glaube nicht, dass ich so viele Einzelaktionen mache wie vor vier, fünf, sechs, sieben, zehn Jahren. Wir können nur über komplette Mannschaftsleistungen erfolgreich sein: wenn der Dennis gut spielt, durchzieht, alle Schützen findet, wenn die Großen ihre Sache gut machen, wenn wir gut verteidigen, wenn wir gut rebounden gegen die Monsterbrocken. Das ist, glaube ich, der Schlüssel zum Sieg, nicht, dass ich vorne alles draufhaue. In der Verfassung bin ich nicht mehr. Klar versuche ich im Spiel Führungsqualitäten zu zeigen. Ich versuche, am Ende des Spiels hoffentlich noch frisch zu sein und Akzente zu setzen. Aber es wird nicht so sein wie vor zehn Jahren in Serbien, wo ich zwanzigmal den Ball draufschieße, das glaube ich nicht.

Dennis Schröder hast du angesprochen. Er wird dir einen großen Gefallen tun und ein klein wenig – auch in der Außenwirkung – den Fokus vom Superstar Dirk Nowitzki nehmen. Zunächst mal zu seiner Entwicklung. Die kriegst du ja logischerweise ein bisschen mit. Er hat eine gute Rolle bei Atlanta gespielt. Ich habe vor zwei Jahren gesagt, dass ich gar nicht glaube, dass er überhaupt in die NBA kommt. Was sagst du zu seiner Entwicklung, das ist ja gigantisch.

Einfach mal frei Schnauze

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