Читать книгу Einfach mal frei Schnauze - Frank Buschmann - Страница 25

Dirk Nowitzki:
Früher waren wir in der Nationalmannschaft eingespielt. Da hieß es: Dirk ist wieder dabei, jetzt zocken wir wieder ein bisschen.

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Ich hoffe es nicht. Früher waren wir natürlich eingespielter. Mit den meisten habe ich mit 13, 14 zusammengespielt, als wir Junioren waren. Ich kenne die meisten schon, seit wir klein sind. Und immer, wenn ich dazukam, war das okay: Der Dirk ist wieder dabei, ist wieder am Start, jetzt zocken wir wieder ein bisschen. Diese Einstellung werden wir jetzt auch brauchen, wenn ich dazukomme. Wir müssen gleich voll anpacken, die Jungs müssen mit Selbstvertrauen spielen, die Chemie muss stimmen. Ich bin ein lockerer Typ, normalerweise kommt jeder mit mir relativ gut klar. Das werde ich wieder so angehen, wenn ich dazustoße im August. Wir haben keine Zeit zu verlieren, nicht mit der Vorgruppe, die wir da in Berlin erwischt haben.

Spanien, Türkei, Serbien, Italien. Einen musst du auf jeden Fall hinter dir lassen. Das ist Holz, oder?

Besser wäre, mehr als einen. Sonst spielst du gleich über Kreuz gegen Frankreich, Gruppe Nr. 1.

Vor 30.000 in Lille.

In Lille, das wäre nicht optimal. Aber wir schauen mal, was geht. Jetzt hoffe ich, dass wir gut zusammenwachsen, dass die Jungs hart spielen, dass sie fit sind, dass sie furchtlos spielen. Dann wird es Spaß machen vor eigenem Publikum, mit voller Hütte. Hoffentlich lassen wir uns tragen, und dann ist viel möglich in der Gruppe.

Wir haben in der Vergangenheit erlebt, wie das war. Auf dem Spielfeld ist das eine Sache. Aber das Drumherum bei so einem Turnier – jetzt auch noch im eigenen Land, der Trubel – da stürzen sich viele auf dich. Das war in der Vergangenheit so, das wird womöglich ein klein wenig anders durch Dennis Schröder. Aber machen wir uns nichts vor, es wird wieder viel Affentheater geben. Du bist ein Mensch, der das total liebt, pausenlos Interviews zu geben, im Fokus zu stehen. Bereitest du dich in irgendeiner Form darauf vor? Nehmen wir den gestrigen Tag. Du bist am Tag vorher nach Deutschland gekommen, hast noch Jetlag, bist bei der Familie. Dann geht es los, große Pressekonferenz, Verkündung, dass du spielst, Einzelinterviews für die Medien, zweieinhalb Stunden in praller Sonne Autogramme schreiben, in den Flieger, ab nach Berlin, noch eine Veranstaltung am Abend bis 23 Uhr. Wie macht man das? Ich meine, irgendwann steht man doch nur noch da, das eine ist die Hülle, und der andere steht daneben, oder wie muss man sich das vorstellen? Du bist doch irgendwann auch mal kaputt.

Über die Jahre gewöhnt man sich schon an einiges, und das Gute ist ja, dass nicht jeder Tag so aussieht. Ich habe immer versucht, durch wenige loyale Sponsoren, die mich schon lange begleiten, meine Termine im Sommer so kurz wie möglich zu halten, sodass ich nicht zwanzig Termine habe. Dann muss ich nicht da hin und zwei Wochen später muss ich dort hin, sondern wenn ich Termine habe, dann ist es kompakt. Dann will ich es bumm-bumm-bumm, dann mache ich das alles an ein paar Tagen, und dann bin ich wieder weg. Das ist mir so lieber. So haben wir das schon immer gehandhabt. Die paar Tage sind schon brutal, aber dann habe ich den Rest vom Monat oder zwei Monate wieder frei. Beim DBB wird das schon ein guter Rummel. Wir müssen einfach einen guten Weg finden, das ganze Drumherum klein zu halten, nicht dass immer in der Lobby Zirkus ist, dass nach jedem Spiel was los ist, hier die Presse und da noch Fotoshoots. Wenn ich dazukomme, müssen wir versuchen, so hart wie möglich zu arbeiten und das alles auszuschließen, uns auf die Mannschaft konzentrieren, soweit es geht. Das ist der einzige Weg.

Aber da ist der DBB natürlich in der Zwickmühle. Die wollen sportlich erfolgreich sein, genau wie du. Auf der anderen Seite jubilieren die natürlich, dass du dabei bist, weil sie Aufmerksamkeit bekommen. Das heißt, ihr müsst einen Mittelweg finden, denn du weißt, es ist völlig egal, wer übertragender Sender ist, der Interviewwunsch wird in achtzig Prozent der Fälle Dirk Nowitzki sein.

Das bin ich ja gewohnt. In der NBA sind auch nach jedem Spiel Interviews, das ist nicht das Problem. Ich meine die ganzen anderen Ablenkungen. Hier noch ein Termin und da noch Sponsorensachen, dafür finden wir, hoffe ich, einen Mittelweg, sodass es einigermaßen machbar ist, wir nicht zu viel machen müssen, sondern uns auf das Wesentliche konzentrieren können.

Ganz am Anfang hast du angesprochen, dass du dir Zeit nimmst für die Familie. Du bist zweifacher Papa, der Kleine ist etwas über zwei Monate alt, du bist ein Familienmensch, bist so erzogen worden. Ist es daher auch eine Entscheidung innerhalb der Familie, was in so einem Sommer passiert?

Den Max konnte ich noch nicht fragen, der hat das noch nicht so richtig kapiert. Die Kleine wird immer witziger, der versuche ich das in drei Sprachen beizubringen.

Ich meinte auch eher die Jessica.

Die hat es auch noch nicht so richtig kapiert. Aber Jess weiß natürlich, dass ich nur noch ein paar Jährchen spiele. Ihr war auch klar, nachdem sie damals gehört hat, das Turnier ist in Berlin, dass es da in mir kribbelt. Sie hat ja auch einen sportlichen Hintergrund, ihre zwei Brüder spielen professionell Fußball. Und dass eine Heim-EM oder irgendein Heimturnier etwas Spezielles ist, das hat sie relativ früh verstanden. Von daher war es nicht so schwer. Wir sind ohnehin im Sommer immer in Europa. Wir waren letztes Jahr fast acht, neun Wochen hier, sind herumgereist, waren viel zu Hause bei meiner Familie. Daher war die Entscheidung nicht so schwer. Natürlich ist es gut, dass die EM relativ spät stattfindet. Würde sie früher über die Bühne gehen, im Juli/August, dann wäre es schwer geworden, dann hätte ich gleich durchtrainieren müssen. So konnte ich ein bisschen Familienzeit genießen, konnte Abstand gewinnen. Im September, wenn die Spiele stattfinden, wäre ich ohnehin schon voll im Training gewesen, weil wir in den USA Ende September anfangen. Daher hat der Zeitplan echt gut geklappt.

Wie muss ich mir das denn vorstellen? Ich habe ja auch zwei Kinder. Ich wurde relativ schnell dazu verhaftet, richtig mitzumachen, die Windeln zu wechseln et cetera. Das geht doch aufs Kreuz, bei deiner Länge, wenn man da an dem Wickeltischchen steht. Bist du da am Start?

Einfach mal frei Schnauze

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