Читать книгу Einfach mal frei Schnauze - Frank Buschmann - Страница 22

Wäre das nicht ein Fall für deinen Mentor, für Holger Geschwindner, den Doktor Wurf, sich mal Dennis anzunehmen?

Ich hab mir seine Technik angeschaut. Die ist gar nicht schlecht und ausbaufähig. Holger kann jedem helfen. Ich bin der Ansicht, dass er einer der Besten ist. Aber das muss man sehen. Dennis ist in Atlanta in guten Händen. Die Devise eines jungen Spielers kann nur sein: immer dazulernen, immer lernen. Ich habe mich für ihn gefreut und ihm, als sie dann verloren haben, trotzdem zu einer tollen Saison gratuliert und ihm gesagt, dass ich stolz auf ihn bin.

Baby Rondo wird er auch genannt. Ich vermute, das geht in erster Linie auf die langen Arme zurück, die er für einen Point Guard hat?

Auf die langen Arme, aber auch auf die Art und Weise, wie sie spielen: sehr selbstbewusst. Für den Aufbau ist er groß, er rebounded, geht rein und macht das Spiel schnell, auch daher kommt das. Er macht hinten steals, macht full-court Mann-Presse in der Verteidigung. Ich glaube schon, dass da die Parallelen herkommen.

Stichwort Rondo, das war der viel beachtete Trade, den Ihr mit den Dallas Mavericks gemacht habt. Viele haben gesagt: Das ist genau das, was sie machen müssen, das bringt sie weit in den Play-offs. Es hat nicht funktioniert. Von draußen kann man nur spekulieren. Was, glaubst du, war am Ende der Grund, warum Rondo und die Dallas Mavericks nicht zusammengepasst haben?

Da gibt es mehrere Gründe. Vielleicht haben die Spieler um ihn herum nicht zu ihm gepasst. Monta ist auch einer, der nicht unbedingt nur Catch and Shoot spielt, Monta braucht den Ball, muss viele Pick’n’Rolls rennen, um seinen eigenen Schuss zu kreieren. Folglich musste er viel ohne Ball spielen, und ich glaube nicht, dass er das in seiner ganzen NBA-Karriere in den 19 Jahren in der Liga oft gemacht hat. Er war nie auf der weak side und hat da als Shooter gestanden. Der hat immer die Show in der Hand gehabt, immer viel den Ball in der Hand gehabt. Und das war bei uns nicht der Fall. Mit dem Coach Carlisle lief es auch nicht so toll, das wusste jeder. Ich glaube, Rondo wollte mehr Freiheit, Coach Carlisle wollte Struktur reinbringen, da sind sie mehrere Male aneinandergeraten. Es sind also mehrere Gründe, die da eine Rolle gespielt haben. Aber wir haben alles probiert, Rondo hat es probiert. Ich muss auch sagen, als Teamkollegen haben wir uns super verstanden. Es hatte auch keiner ein Problem mit ihm, es war immer witzig in den vielen Zeiten in Bussen und Umkleiden. Er war ein netter Kerl, aber auf dem Spielfeld hat es halt leider nie so geklickt. Man muss jedoch auch sagen, dass es schwer ist, während der Saison als Spieler für den Aufbau zu einer neuen Mannschaft zu kommen. Es ist leichter als Flügelspieler oder als Center: Du hast einen Job, du musst ein System kennen und dann hat sich das. Als Aufbau musst du alle Wege kennen, du musst den Coach verstehen, du musst dich an viele Sachen gewöhnen. Das war bei Jason Kidd damals genauso. Im ersten Jahr, als wir für ihn getraded haben, lief es gar nicht. Da haben wir in der ersten Runde haushoch verloren, und dann war die Kritik groß. Ohne Jason hätten wir 2011 nie die Meisterschaft gewonnen. Mit Rondo hatten wir aber leider nicht die Zeit, über ein paar Jahre was aufzubauen, wie das bei Jason der Fall war. Es hat leider in dem halben Jahr nicht funktioniert.

Aber es war der Trade, von dem ihr alle gesagt habt, du als Franchise Player auch, die Verantwortlichen, also der Coach Donnie, Mark Cuban, wenn dieser Trade machbar ist, musst du den machen. Das war die Lage.

Richtig, musst du machen, das war die Lage, wir mussten es probieren. Die Organisatoren und auch ich, wir hatten das Gefühl, dass wir ganz gut angefangen haben im November. Wir hatten allerdings einen sehr leichten Spielplan. In der Konstellation, die wir vorher hatten, haben wir einen schönen Basketball gespielt, haben 120 gemacht im Schnitt, aber gegen die guten Mannschaften hat es trotzdem nicht gelangt, da haben wir trotzdem ein paar Spiele verloren und gegen die Besten teilweise nicht gut ausgesehen. Unser Gefühl war, in dieser vorherigen Konstellation hätten wir auch in den Play-offs nicht gewonnen. Und deswegen gehst du dann ein Risiko ein, suchst einen Game Changer. Das hat nicht funktioniert. Trotzdem würden wir alle das Risiko wieder eingehen. Du musst ab und zu mal ein paar Risiken gehen, und manches läuft für dich und manches halt nicht.

Wir wollen jetzt nicht die Play-offs von euch durchkauen, wo es gegen die Houston Rockets raus ging. Gehen wir mal auf die Finalserie ein, die jetzt läuft.

Wir können auch ruhig die Rockets-Serie durchgehen, das macht mir nichts.

Wenn du es schon anbietest, dann erzähl mal aus deiner Sicht. Also erst mal haben die Rockets wirklich gute Play-offs gespielt, das haben sie spätestens in der Serie gegen die Clippers gezeigt. Das Ergebnis gegen euch wirkte deutlich, 4:1 für Houston. War es aus deiner Sicht auch so deutlich?

Ich glaube nicht, dass es so deutlich war. Wir haben in der Verteidigung in den ersten zwei Spielen mit der Pick’n’Roll-Verteidigung etwas probiert, das nicht funktioniert hat. Das war im Endeffekt nicht gut. Wenn du eine Serie überstehen willst, in der du keinen Heimvorteil hast, musst du eins von den ersten zwei Spielen gewinnen. Und die zwei Spiele waren wir beide Male dran, wir waren beide Male vorn im vierten Viertel und dann sind wir eingebrochen. Aber fast jedes Spiel war knapp. Wir haben gut gekämpft. Was dann nicht geholfen hat, war, dass sich Parsons verletzt hat. Er hat zwar im ersten Spiel noch probiert aufzulaufen, das hätte er aber lieber bleiben lassen.

Wie geht es dem eigentlich? War eine relativ schwierige Knie-OP.

Der ist operiert worden, und ich gehe mal davon aus, dass er sich, da er erst 26 ist, ganz gut wieder erholt. Wir machen jeden Tag zusammen Workout und er macht Reha. Anfang der Saison müsste er wieder am Start sein. Das hoffe ich zumindest.

Dann weiter mit der Serie.

James Harden hat gut gespielt. Dann haben wir unsere Pick’n’Roll-Verteidigung umgestellt, und das hat in Spiel 3 und in Spiel 4 viel besser funktioniert. Wenn du eine Chance hast, da noch in die Serie zurückzukommen, musst du Spiel 3 gewinnen. Das war ein Riesenspiel, eines der besten Spiele in dem Jahr für uns, an das ich mich erinnern kann. Wir waren nah dran, dann waren die vorn, dann haben wir wieder einen Run gemacht. Das war echt ein Riesenspiel, und das hätten wir gewinnen müssen, gewinnen können, wir hatten genug Chancen. James hatte wirklich einen Riesentag erwischt und macht uns da ein paarundvierzig rein, und dann war’s das. Bei 3:0 sind die Chancen relativ gering. Wir haben zwar noch gekämpft, aber wenn du dreimal Chancen hast und verlierst alle drei Spiele, die ersten drei, dann war es das eigentlich.

Houston haut dann nach einem 1:3-Rückstand doch noch die Clippers raus. Das war für mich persönlich überraschend, nicht nur wegen der Führung der Clippers, die ich weit oben auf der Rechnung hatte. Dass die Rockets aber nach einem 1:3 noch mal zurückkommen, hättest du damit gerechnet?

Damit habe ich nicht gerechnet. Die Clippers haben eine super erste Runde gespielt, da habe ich sie schon als Favoriten in der Serie gesehen. Aber man muss sagen, Houston hat das ganze Jahr über nie aufgegeben. Die haben viel Verletzungspech gehabt, Dwight musste fast ein halbes Jahr aussetzen, und trotzdem haben sie immer gewonnen. Egal, wer da ins Spiel gekommen ist, er hat seinen Job gemacht. Auch in der Verteidigung haben sie gut gestanden.

Und James Harden hat einfach auch eine gute Saison gespielt.

Harden hat eine Riesensaison gespielt, hätte wahrscheinlich den MVP (Most Valuable Player, Anm. d. Red.) verdient gehabt, wenn Golden State nicht ein unglaubliches Jahr gehabt hätte. Aber die Clippers waren in Spiel 5 mit zwanzig vorn und lassen sich dann noch die Butter vom Brot nehmen. Das hätte ich nicht gedacht. Aber selbst als sie das noch verloren haben, dachte ich mir, okay, jetzt vor den letzten zweien, eins davon zu Hause, können sie das noch gewinnen. Und dann haben sie es abgegeben. Das war krass.