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TONI KROOS Einfach mal frei Schnauze … Zu Hause bei Toni Kroos veröffentlicht am am 18. April 2015
ОглавлениеDie Idee, etwas andere Interviews mit großen Sportlerpersönlichkeiten für meinen YouTube Channel Buschi.TV zu machen, war schon länger geboren und das erste ganz große Ding auch schon im Kasten – wir hatten im Herbst 2014 Dirk Nowitzki in Ljubljana interviewt –, als wir uns vornahmen, auch mal ein etwas anderes Gespräch mit einem Spieler der Fußballnationalmannschaft zu machen, sprich: mit einem Weltmeister.
Der Weg dahin war schwierig. Von Seiten des DFB bekamen wir Aussagen zu hören wie: Nun nimm dich mal nicht so wichtig mit deinem YouTube Channel, wieso sollten wir dafür einen unserer Spieler abstellen? In den Augen der DFB-Medienverantwortlichen bestand dazu überhaupt keine Notwendigkeit. Umso überraschender, als ich auf Twitter ein Foto von Toni Kroos fand – mit meinem Spiegel-Bestseller „Am Ende kackt die Ente“ in der Hand. Er hatte dieses Buch geschenkt bekommen, und offensichtlich hatte es ihm gefallen. Jedenfalls postete er ein Foto, auf dem er mit dem Buch zu sehen war, und bedankte sich für die gute Unterhaltung. Es war wirklich keine Marketingmaßnahme von mir, es war kein gekauftes Bild, es ist tatsächlich so gelaufen! Toni Kroos und ich kannten uns bis dato persönlich gar nicht. Umso mehr freute ich mich natürlich darüber!
Und wenig später (Toni Kroos ist ein sehr großer Dirk-Nowitzki-Fan, wie man mittlerweile weiß) fragte er, nachdem er die Folge mit Nowitzki gesehen hatte, via Twitter, wann denn Buschi.TV mal ein Interview mit ihm machen würde. Da war ich dann wieder überrascht. Ich wusste nicht, ob Toni seinen Twitter-Account selbst betreibt, oder ob das jemand von seiner Agentur für ihn macht (was bei Sportstars nicht unüblich ist). Wie sich aber herausstellte, kümmert sich Toni persönlich darum. Wie das so geht in der neuen Medienwelt, haben wir uns also connected. Ich schrieb ihm eine Nachricht, dass, wenn er es ernst meine und Lust darauf habe, ich sehr gern ein Interview mit ihm, wo auch immer, wann auch immer, machen würde.
Relativ schnell kam es zu ersten Terminabsprachen. Etwas länger dauerte es, bis wirklich ein Termin gefunden war – kein Wunder, bei dem vollen Terminkalender eines Fußballprofis. Und dann begann das eigentlich Wahnsinnige an dieser Geschichte. Meine Kollegen in der Sportredaktion von „ran“ hatten Interesse, Teile aus dem Interview für ihr Programm zu übernehmen. Also machten sich mein treuer Redakteur und Manager Sascha Fabian und ich mit einem Kamerateam im Frühjahr 2015 auf in Richtung Madrid, um Toni Kroos zu besuchen. Toni hatte beschlossen, dieses Interview nicht einfach irgendwo auf dem Trainingsgelände von Real Madrid, in einem Presseraum oder in einer Hotel-Lobby abzuhalten, wie das häufig der Fall ist, wenn man Sportlerinterviews führt. Nein, er lud uns zu sich nach Hause ein. Ganz privat, in seine eigenen vier Wände! Das war schon eine ganz besondere Situation.
Aber es kam noch besser. Toni hatte zudem Tickets für das Madrider Stadtduell Atlético Madrid gegen Real Madrid im Estadio Vicente Calderón besorgt, das am Vorabend des Interviews stattfand. Es war das Viertelfinal-Hinspiel der Championsleague. Wir waren baff! Wir trafen uns an diesem Abend mit Max Geis, Tonis PR-Berater. Toni musste ja spielen und hatte deshalb natürlich keine Zeit, sich mit uns zu beschäftigen, aber es deutete sich schon an, dass sich das zu einer ganz besonderen Beziehung zwischen uns allen entwickeln sollte. Bereits der Weg ins Stadion war sensationell. Wir wollten ein bisschen Rundumberichterstattung machen und rannten durch die Massen. Immer wieder zuckten wir zusammen, weil es überall knallte und rauchte – Pyro-Fans kommen in Madrid definitiv voll auf ihre Kosten! Zum Aufsaugen dieser ganz besonderen Atmosphäre und der Emotionen natürlich der Wahnsinn, ein echtes Erlebnis.
Zur Vorbereitung auf das Interview, in dem ich ja nicht Tonis
Rolle bei Real, in der Nationalmannschaft und solche Dinge abfragen, sondern einen Blick hinter die Kulissen werfen wollte, erzählte uns Max Geis an diesem Abend ein bisschen über dessen Leben in Madrid. Bestens vorbereitet kutschierte uns also am nächsten Tag Kyrill, unser Redakteur von Sat.1, der die ehrenvolle Aufgabe hatte, den Mietwagen zu lenken, durch Madrid. Er verzweifelte mehrfach, weil er mit der Riesenkiste nirgendwo einen Parkplatz fand. Zudem kam er auch in keine Tiefgarage rein, weil das Auto zu hoch war. Eigentlich war es ein ganz normaler Van, aber darauf ist Madrid offensichtlich nicht vorbereitet. Die Außenspiegel mussten als erstes dran glauben …
Und dann ging das Drama erst richtig los, denn auch das Navigationssystem meinte es nicht gut mit uns. Die Adresse, ein abgesperrtes Areal ein gutes Stück außerhalb von Madrid gelegen, in dem nur Sportler, Schauspieler, TV-Stars usw. wohnen, kannte es natürlich nicht. So fuhren wir plan- und heillos durch die spanische Kapitale, ohne auch nur ansatzweise in die Nähe von Toni Kroos’ Haus zu kommen. Zwar standen wir telefonisch permanent mit Max Geis in Kontakt, der uns vergeblich zu lotsen versuchte, das Ganze endete aber damit, dass wir uns irgendwo in einem Madrider Kreisverkehr, nahe der Autobahn, von Toni persönlich abholen lassen mussten. Endlich konnten wir das Navi ausschalten.
Die Wohnanlage, in die uns Toni führte, haute uns von den Socken. Das war der absolute Wahnsinn. Ich kannte so etwas nur aus den USA. Das muss man sich im Grunde wie eine Art Ferienpark vorstellen. Ein labyrinth-ähnlich angelegtes, irre weitläufiges Gelände, auf das man nur mit Sicherheitsausweis gelangte. Oder eben in Begleitung von Toni Kroos. Klingt komisch, ist aber so. Wir fuhren also schon eine ganze Weile hinter Toni her. Vorbei an künstlich angelegten Seen und Hügellandschaften, durch viele penibel gepflegte Alleen, von denen fein verästelnde Wege zu den hinter hohen Hecken abgeschirmten Anwesen abzweigten.
Nach gut zehn Minuten kam ich mir vor wie „Buschi im Wunderland“. Wieder links abbiegen, erneut eine Rechtskurve, nochmal an einem kleinen See vorbei. Irgendwann dachte ich, hey, hier waren wir doch schon mal. Und tatsächlich war Toni einfach zweimal über das Gelände gefahren. Er hatte sich einen Spaß mit uns erlaubt und uns zum Narren gehalten, der Gurkendieb!
Endlich bei ihm zu Hause angekommen – genau nebenan wohnt übrigens ein gewisser Cristiano Ronaldo – bauten wir unser Equipment in seinem nicht ganz kleinen Wohnzimmer mit einem nicht ganz kleinen TV-Screen auf und machten dieses, wie ich finde, wirklich außergewöhnliche Interview. Noch mal, Toni Kroos und ich kannten uns vorher überhaupt nicht, wir trafen uns wirklich das erste Mal.
Ich hoffe, dass diese besondere Atmosphäre in Tonis privatem Umfeld zumindest ein bisschen rüberkommt. Für uns war das eine Art Türöffner für alles Weitere. Nach diesem Interview nahmen Manager anderer Sportler teilweise proaktiv mit uns Kontakt auf, die Anbahnung für weitere Gespräche wurde viel leichter.
Nach dem Dreh saßen wir noch lange bei Toni auf der Terrasse. Zwischendurch entstand sogar mal der Gedanke, ob wir nicht da bleiben und erst am nächsten Tag zurückfliegen sollten. Und ich rede hier nicht nur von mir, auch die Kamera- und Tonleute sowie unser Redakteur wurden wie Freunde behandelt. Einen besseren Gastgeber als Toni Kroos kann man sich gar nicht wünschen. Das sage ich jetzt nicht etwa, um rumzuschleimen. Noch auf der Rückfahrt fragten wir uns ungläubig: Waren wir wirklich gerade bei diesem angeblich so unnahbaren Toni Kroos zu Besuch? War der wirklich so, wie wir das erlebt hatten? Ja, das war er, das war nicht eine Sekunde gespielt. Das ist die Nachricht, die ich von der ganzen Geschichte mitgenommen habe und die dieses Interview ein ganz besonderes für mich sein lässt, sowohl inhaltlich als auch wegen dieser unglaublich warmen und herzlichen Atmosphäre.
Das war ganz großes Kino und der eigentliche Beginn der Interview-reihe, die noch viele interessante Geschichten hervorbringen sollte.
Wir sind hier bei Toni Kroos in den heiligen Hallen … Ein bisschen klein isses hier.
Tut mir leid.
Das hier ist nicht selbstverständlich. Ich weiß ja nicht, wie oft du Presseleute hier hast?
Zu Hause?
Ja.
Du bist der Erste – und der Letzte.
Da bin ich mir relativ sicher – wenn das Gespräch vorbei ist. Wichtigste Frage zum Anfang, Toni. Hast du vor den NBA-Spielen getippt? Du hast ja ein Tippspiel mit Felix(Tonis Bruder – Anm. d. Red.).
Jeden Tag. Heute noch nicht, aber wir tauschen jeden Tag die Tipps aus und sind in Kontakt. Diesen Monat, muss ich zugeben, liege ich wieder hinten.
Wie immer?
Nein. Nicht immer, aber oft.
Er hat mir gesagt, er lag nach ein paar Monaten 4:1 vorn?
Ja, das ist wahrscheinlich sogar richtig. Aber meine Hoffnungen liegen auf den Play-offs und dass ich da noch ein bisschen aufholen kann.
Und dann muss am Monatsende der Verlierer dem Gewinner immer ein Geschenk machen, ist das richtig? Wie müssen wir uns das vorstellen?
Ja, für den Gewinner gibt es eine Überraschung. Der Verlierer muss sich darüber richtig Gedanken machen. Bisher war ich das leider meistens.
Ohne zu indiskret zu werden: Was schenkt man seinem Bruder?
Er und seine Freundin haben sich vor Kurzem einen Hund geholt. Da gab es dann …
… einen Fressnapf …
… einen Fressnapf, tatsächlich. Mit dem Namen drauf, den ich auch gleich ausgesucht habe. Damit war das dann geklärt. Ein anderes Mal gab es eine Dallas-Ausstattung mit Mütze und ähnlichem. Bisher war ich immer recht kreativ. Aber ich hoffe, dass sich das Blatt irgendwann mal wendet.
Woher kommt diese Begeisterung für Basketball und speziell für NBA-Basketball? Das ist bei Felix ausgeprägt, das ist bei dir ausgeprägt. Woher kommt das? Habt ihr als Steppkes schon vor der Kiste gesessen?
Nein, das nicht. Ich finde die Sportart unglaublich faszinierend. Ich habe immer schon über den Fußball hinausgeschaut, mich für andere Sportarten interessiert, vor allem für Basketball. Als mit Dirk und den Mavericks der Boom kam, die Saison, in der sie das Finale verloren, dann ein paar Jahre später gewonnen haben, habe ich das sehr intensiv verfolgt. So intensiv, wie es hier geht. Was die Uhrzeiten betrifft, ist es manchmal nicht so einfach. Ich bin da schon sehr begeistert.
Das heißt, du hast den League-Pass und guckst dir das am nächsten Tag an? Man muss es ja nicht live nachts von drei bis sechs gucken.
Muss man nicht, aber kann man.
Das passiert tatsächlich?