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Kapitel 8

Die erste Demo verpasste ich, weil ich auf einer Fete bei einer Freundin von Tim eingeladen war. Zum ersten Mal war mir eine Party wichtiger als der Kampf gegen unseren Staat. Malte konnte das natürlich nicht verstehen. Wir hatten einen dicken Streit, weil ich nicht mit zur Demo gehen wollte. Ich wurde echt gemein und warf ihm vor, dass er doch immer gewollt hatte, dass ich mich aus den Schlägereien heraus halte, und dass es ihm jetzt auch nicht Recht sei, dass ich nicht zur Demo gehe. Er warf mir vor, dass ich auf Tim stehe und nur deswegen zu der Fete gehen wollte. Das stimmte aber nicht, ich hatte überhaupt kein sexuelles Interesse an Tim. Tim war ein Kumpel, ein echter Freund. Ich hatte schon lange keinen männlichen Freund mehr gehabt. Ich hing ja sonst vor allem mit Mädchen herum oder mit Jungs, mit denen ich etwas hatte. Außer Malte hatte es da inzwischen schon den ein oder anderen gegeben, im besetzten Haus fand sich eigentlich immer ein Junge, der neugierig war. Aber mit Tim das war anders. Das war eine echte Jungenfreundschaft. Da gab es keinen Funken zwischen uns. Er heulte sich bei mir wegen seiner Freundin aus und ich erzählte von Malte, als wäre es Frauke oder von Frauke, als wäre sie Malte, je nachdem. Aber die meiste Zeit redeten Tim und ich eh nicht, sondern zogen einfach zusammen durch die Gegend.

Und jetzt freute ich mich auf die Party mit meinen zukünftigen Klassenkameraden. Leider würde Tim nicht dazu gehören, weil er auch sitzen bleiben würde, aber Wolle und Roland gingen in die neue Klasse. Und ich würde Tims Freundin auf der Fete kennen lernen. Bisher kannte ich Tina nur aus den Erzählungen von Tim, und ich war gespannt auf sie.

Malte versuchte dann noch mich zu überreden, ihn mit auf die Party zu nehmen. Aber das konnte ich doch gar nicht. In der Schule wusste doch keiner, dass ich keine Freundin, sondern einen Freund hatte. Außerdem wollte ich ihn auch gar nicht dabei haben. Das waren für mich zwei verschiedene Welten, Schule und Politik. Ich wollte nicht, dass diese Welten aufeinander trafen.

Erst versuchte ich Malte zu erzählen, dass es ihm eh nicht auf der Party gefallen würde, weil die Leute dort alle viel zu jung für ihn waren, dann versuchte ich ihn davon zu überzeugen, wie wichtig die Demo für ihn war und dass er mir nie verzeihen würde, wenn er nicht dahin ging. Außerdem wollte seine Schwester zu der Demo gehen und er müsste doch auf sie aufpassen. Malte bettelte fast schon darum, mit zu der Fete zu kommen. Irgendwann sagte ich ihm einfach, dass ich ihn nicht dabei haben wollte. Das führte erst zu einem Streit, dann zu Vorwürfen und schließlich dazu, dass Malte anfing zu weinen, weil ich ihn nicht liebte. Ich versicherte ihm, dass ich ihn liebte, aber einfach alleine Zeit mit meinen neuen Klassenkameraden verbringen wollte, um die kennen zu lernen. Wir hatten Versöhnungssex, und ich ging mit schlechtem Gewissen nach Hause.

Ich wusste genau, dass mein Lügengebilde irgendwann zusammen brechen würde und dass die Beziehung mit Malte schon lange zu Ende war, aber ich war einfach zu feige, um Schluss zu machen.

Verdamp lang her

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