Читать книгу Verdamp lang her - Frank Claudy - Страница 11
ОглавлениеKapitel 9
Die Party war wirklich Klasse. Den ganzen Abend dachte ich nicht über Politik nach, sondern hatte einfach nur Spaß, genau so wie es sein sollte für einen Jungen in meinem Alter. In der neuen Klasse waren so einige Sitzenbleiber, so dass die meisten Leute so alt waren wie ich. Tims Freundin war komisch, total steif und kein bisschen locker. Ich fragte mich, was Tim mit ihr wollte, aber wenn ich ehrlich bin, konnte ich das bei keinem Mädchen verstehen, also war ich vermutlich nicht besonders objektiv. Trotzdem flirtete ich gar heftig mit Kathi und landete auch irgendwann knutschend mit ihr in der Ecke. Aber bevor es zu weit gehen konnte, erzählte ich ihr, dass ich Frauke nicht betrügen wollte. Dafür hatte Kathi vollstes Verständnis, und wir gingen wieder zurück zu den anderen. Leider war Mike nicht da, ich hatte gehofft, den endlich kennen zu lernen. Mike war Tims bester Freund. Die beiden kannten sich seit dem Kindergarten und hatten ihr ganzes Leben miteinander verbracht. Das ging sogar so weit, dass Mike sich um Tina kümmerte, wenn Tim keine Zeit für sie hatte, was eigentlich andauernd vorkam. Tim hatte mir erzählt, dass Tina nicht weiter gehen würde als küssen. Außerdem hatte sie sehr strenge Eltern, die es nicht erlaubten, dass die beiden allein in ihrem Zimmer waren und verlangten, dass sie um acht Uhr zu Hause war. Also zog Tim dauernd allein um die Häuser und suchte sich andere Mädchen zum Spaß haben. Und schickte Mike zu Tina, damit die keinen Blödsinn anstellen konnte. Dabei vermutete Tim schon lange, dass Mike und Tina miteinander Blödsinn anstellen würden. Als ich ihn fragte, warum ihn das nicht stört, sagte er, dass Tina Mike ja eh nicht an sie ran lasse. Wir haben da schrecklich drüber gelacht. Jetzt kam ich mir Tina gegenüber total gemein vor. Aber diesen Mike hätte ich doch zu gerne mal kennen gelernt. Der würde auch in der neuen Klasse sein. Inzwischen freute ich mich schon richtig darauf sitzen zu bleiben.
Tim und ich waren mit die letzten, die die Party verließen. Wir waren total gut drauf und hatten noch keine Lust, nach Hause zu gehen, also gingen wir noch in eine Kneipe Billard spielen.
Ich hatte Malte versprochen, nach der Fete bei ihm vorbei zu kommen, egal wie spät es würde. Aber als die Kneipe schloss und Tim und ich nach Hause gehen mussten, hatte ich einfach keine Lust mehr auf Malte. Ich wusste ja genau, dass er mir nur Vorwürfe machen würde, weil es so spät war. Stattdessen ging ich mit zu Tim und schlief bei ihm. Tims Eltern waren jedes Wochenende in Norddeutschland, wo sie ein Hotel bauten. Deswegen hatte er eigentlich immer sturmfreie Bude. Sein Bruder war meistens da, aber den interessierte nicht, was Tim machte oder wen er mit nach Hause brachte.
Da wir immer noch total aufgedreht waren, und vermutlich auch ein bisschen betrunken, beschlossen Tim und ich, noch Discoroller zu fahren statt ins Bett zu gehen. Tim gab mir die Discoroller seines Bruders und wir fuhren los. Ich hatte noch nie auf so Dingern gestanden und keine Ahnung, wie man damit bremsen sollte, aber da ich Rollschuhlaufen konnte, klappte das trotzdem ganz gut. Wir hatten richtig viel Spaß und hofften nur, dass keine Polizeistreife vorbei fahren würde. Wir hätten vermutlich dicke Probleme bekommen, wenn wir unseren Eltern hätten erklären müssen, warum wir um vier Uhr morgens mitten auf der Straße mit Diskorollern unterwegs waren. Direkt vor Tim Haus ging es einen steilen Berg hinunter. Natürlich kamen wir auf die Idee, dort hinunter zu fahren, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie man mit Diskorollern bremst und Tim selber auch nicht der beste Rollerskater war. Wir fuhren also todesmutig den Berg hinunter und wurden immer schneller. Der Gedanke ans Bremsen kam mir natürlich erst auf der Hälfte der Strecke, als es dafür schon viel zu spät war. Ich rief Tim hinterher, dass ich nicht bremsen könne. Daraufhin rief Tim mir zu, dass er mich auffangen würde. Am Ende des Bergs drehte Tim sich zu mir um und breitete die Arme auseinander. Ich fuhr viel zu schnell mitten in ihn hinein und gemeinsam kugelten wir den Rest der Straße hinunter. Mir tat alles weh, aber trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lachen. Auch Tim lachte laut. Vorher waren wir auch schon nicht gerade leise gewesen. Jetzt gingen in den Häusern um uns herum Lichter an und Leute fingen an zu meckern, was das für ein Lärm auf der Straße sei. Wir konnten gar nicht aufhören zu lachen, zogen uns die Diskoroller aus und liefen auf Socken schnell den Berg hoch zu Tim Haus.
Wir hatten wirklich Glück, weil wir beide außer blauen Flecken keinerlei Verletzungen hatten. Aber ich glaube, ich hätte auch ein gebrochenes Bein in Kauf genommen. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr gehabt.
Ich schlief die Nacht auf der Couch.