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Kapitel 3

Vielleicht sollte ich etwas über Frauke und mich erzählen. Wir beide kannten uns seit dem Kindergarten. Wir waren seit der Grundschule in der gleichen Klasse und machten alles gemeinsam. Andere Jungs hatten ihren besten Kumpel, ich hatte Frauke. Ich zog zwar auch mit anderen Jungs herum, aber Frauke war immer dabei. Sie war Kumpel und beste Freundin und Schwester in einem, und seit neuestem küssten wir uns auch. Aber verliebt war ich nicht in sie. Es gehörte halt einfach dazu, dass ich eine Freundin hatte. Und mit Frauke war alles ganz einfach und unkompliziert. Es hatte sich einfach so ergeben. Außerdem hielt sie mir die anderen Mädchen vom Hals, die mir in der Schule Briefchen zusteckten, ob ich mit ihnen gehen wollte. Denn eigentlich wäre ich viel lieber mit Torsten gegangen, doch der war eindeutig nur an Mädchen interessiert und schleppte jede Woche eine andere ab.

Für mich war es nicht wirklich etwas Neues, dass ich mir nichts aus Mädchen machte. Das wusste ich spätestens, seit ich mit 11 Matt Dillon in einem Film mit Christy McNichols und Tatum O'Neill gesehen hatte. Matt war so cool in dem Film, dass ich so sein wollte wie er und danach nur noch in Jeans, weißen T-Shirts und Cowboy-Boots herum lief. Außerdem fing ich damals mit dem Rauchen an, weil das so cool war. Aber gleichzeitig wollte ich auch Christy McNichols sein und Matt Dillon küssen. Von da an war mir ziemlich klar, dass ich nicht wirklich etwas für Mädchen empfand. Mädchen waren für mich immer nur Kumpel gewesen, Freundinnen, mit denen ich über alles reden konnte. Solange wir Kinder waren, machte es eh keinen Unterschied. Dort, wo ich aufgewachsen bin, gab es bestimmt 50 Kinder in allen Altersklassen. Wir spielten alle zusammen Fußball oder Tischtennis, kletterten auf Bäume und klauten Äpfel aus den Gärten, Jungs und Mädchen gemeinsam. Erst als wir älter wurden, trennten wir uns nach Geschlechtern. Aber Frauke war immer noch bei uns Jungs dabei. Ich glaube, keiner von uns nahm sie wirklich als Mädchen wahr. Die anderen Jungs fingen dann langsam an, sich wieder für Mädchen zu interessieren und über sie zu reden. Da merkte ich dann, dass ich mich viel mehr dafür interessierte, wie sich die Körper meiner Freunde veränderten als dafür, dass die Mädchen Brüste bekamen.

Und dann lernte ich durch die Demos und Teestuben Alternative und Linksautonome kennen und hatte kaum noch Kontakt zu meinen alten Freunden. Auch in der Schule war ich fast nur mit Leuten aus der SV zusammen. Diese Gruppen lebten alle nach dem Motto der sexuellen Freiheit, was bedeutete, dass es völlig egal war, ob man auf Jungen, Mädchen oder beides stand. Irgendwie machte dort jeder mit jedem herum. Und ich fing an, mir selbst gegenüber dazu zu stehen, dass ich auf Jungs stand. Aber meine Erfahrungen gingen trotz allem noch nicht weiter, als diese Küsse mit Frauke und jede Menge Herumspielerei mit mir selber. Und Frauke war auf jeden Fall gut für mein Image. Sie sah toll aus, war beliebt und hatte jede Menge Jungs, die sich für sie interessierten. Da kam es in der Schule ganz gut, dass sie als meine feste Freundin galt. So sehr ich auch mit mir selber im Reinen war, war ich trotz allem noch lange nicht bereit, das auch in der Schule zu verbreiten (oder bei meinen Eltern).

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