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Emotionale Intelligenz

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Es ist noch gar nicht so lange her, da lagen Bücher und Abhandlungen über emotionale Intelligenz voll im Trend. Auf endlos vielen Seiten wurde dem Manager mundgerecht zubereitet, was Verhaltenspsychologen, Sozialanalytiker, Logopäden und Geriaten in langen Versuchsreihen über die Fähigkeiten des Managers in Erfahrung gebracht haben. Dabei wurde natürlich ein besonderer Wert auf diejenigen Fähigkeiten des Managers gelegt, die es ihm erlauben, durch ein einfaches Wort, eine einfache Geste oder durch seine pure Anwesenheit eine Masse zu beherrschen und nach seinem Willen zu beeinflussen. Dies gelingt nur, wenn der Manager dazu in der Lage ist, die Stimmungen, Schwingungen und Befindlichkeiten seiner Untergebenen enorm schnell aufzunehmen. Es ist nicht damit getan, nur auf die Kleidung, den Haarschnitt und den Sitz der Krawatte zu achten. Zugegebenermaßen ist es möglich, von der Kleidung her z.B. auf das Funktionieren der Schlafzimmerbeleuchtung seines Angestellten zu schließen. Es ist klar, dass der Kollege, der weiße Socken zum schwarzen Anzug trägt, sich im Dunkeln angezogen haben muss. Dieses Interpretieren von Indizien reicht aber nicht aus, um von emotionaler Intelligenz reden zu können. Vielmehr fehlt mindestens eine weitere Schlussfolgerung, vielleicht eine aus folgendem Fallbeispiel.

Du triffst früh morgens auf deinen Kollegen Heinz. Heinz hat einen schwarzen Anzug an und trägt weiße Socken sowie schwarze Businessschuhe. Die Krawatte ist dunkelblau, das Hemd weiß. Was schließt du aus dieser Zusammenstellung?

1 Heinz hat sich im Dunkeln die Socken angezogen und nicht geduscht.

2 Heinz hat die Socken nach dem gestrigen Tennismatch nicht gewechselt.

3 Heinz hat keine Frau.

4 Heinz hat eine Geliebte, die er nicht wecken wollte, als er heute Morgen zur Arbeit musste, daher a).

5 Heinz leidet an der seltenen Weiß-Schwarz-Sichtigkeit und müsste dringend mal zum Augenarzt.

6 Heinz hat seine schwarzen Socken zu sehr gestärkt.

7 Heinz hat eine Fußkrankheit und muss daher Fußsalbe in ungeheuren Mengen auftragen.

Aber auch einen der vielen möglichen Schlüsse zu ziehen und sich daraufhin mit einer unpassenden Bemerkung bei Heinz unmöglich zu machen, ist immer noch kein Zeichen von echter emotionaler Intelligenz, kann sie aber schon simulieren. Es kommt vielmehr darauf an, aus diesen Schlüssen weitere zu ziehen, die dann eine Aussage über das emotionale Bild von Heinz erlauben.

Fortführung des Fallbeispiels: Interpretation der obigen Schlüsse hinsichtlich des emotionalen Zustandes von Heinz:

1 Heinz ist lichtscheu, leidet an Blutarmut und ist deshalb leistungsschwach. Vielleicht hat er auch ein Drogenproblem. Auf jeden Fall sind solche Leute meistens neben ihrer Unproduktivität anfällig für Krankheiten, sind ungesellig und uninteressiert an der eigenen Karriere. Der Erfolg des Unternehmens kümmert sie einen Dreck. Diese Leute sind oberflächlich und gleichgültig, schlecht zu motivieren und machen meist nur Ärger. Höchste Vorsicht ist geboten!

2 Heinz ist zwar sportlich orientiert, es mangelt ihm aber an Reinlichkeit und er hat einen unterentwickelten Geruchssinn. Weist das sportliche Engagement noch auf Interesse an der eigenen Gesundheit hin, sind doch die meisten Mit-Vierziger, die sich noch in einem Sportverein organisieren, ausschließlich darauf aus, sich bei den Saufgelagen und Pichelausflügen des Vereins die Probleme des Alltags wegzutrinken. Auch weist die Bereitschaft, diese Socken bis zum nächsten Tag anzulassen, darauf hin, dass Heinz nur noch daran denkt, wie er am schnellsten wieder zu seinen Saufkumpanen in den Tennisclub kommen kann, um sich nach dem nächsten Alibispielchen sofort wieder die Kappe abzusprengen. Die Art von Kollegen neigen in der Regel zu Wutausbrüchen und manisch-depressiven Weinkrämpfen, beschäftigen sich mehr mit ihren eigenen Problemen als dass sie wirklich Zeit finden, zu arbeiten. Der Erfolg des Unternehmens kümmert sie einen Dreck. Diese Leute sind oberflächlich und gleichgültig, schlecht zu motivieren und machen meist nur Ärger. Höchste Vorsicht ist geboten!

3 Heinz verbringt einen Großteil seiner Freizeit entweder mit der verzweifelten Suche nach weiblicher Gesellschaft oder ist durch seinen anhaltenden Misserfolg beim anderen Geschlecht mittlerweile arg depressiv geworden. Kein Wunder, bei seinem Aussehen. Depressionen werden von mehr als 80% der europäischen Bevölkerung erfolgreich mit Alkohol bekämpft, mit dem Nachteil, dass viele von den Betroffenen leider in die Alkoholsucht abgleiten. Sollte Heinz nicht zu den 80% gehören, dann ist er entweder schwul, was keiner weiteren Bewertung bedarf (hier greift das ausgereifte Vorurteilsschema des Managers) oder er entrichtet monatlich horrende Summen an Eintrittsgebühren für zwielichtige Etablissements oder hängt in Partnerbörsen im Internet rum. Solche Kollegen sind neben den körperlich-gesundheitlichen Risiken, die der Umgang mit Alkohol und Prostituierten bedeutet, emotional labil, sind häufig unausgeglichen und gereizt, auch das andere Extrem des Ausgepumpt-Seins ist oft zu bemerken. Darunter leidet natürlich die Leistungsfähigkeit im Job, solche Kollegen machen überproportional viele Fehler, sind unkonzentriert und mit den Gedanken meist in der Kneipe, im Netz oder im Puff. Die Identifikation mit den Unternehmenszielen leidet und ist alsbald gar nicht mehr zu erkennen. Schließlich kümmert sie der Erfolg des Unternehmens einen Dreck. Diese Leute sind oberflächlich und gleichgültig, schlecht zu motivieren und machen meist nur Ärger. Höchste Vorsicht ist geboten!

4 Kollegen, die in keiner festen Beziehung leben, sind allein schon durch die Gedanken darüber gefährdet. Erst versuchen sie mit aller Gewalt, in eine feste Beziehung hineinzukommen. Sind sie kurz davor, beginnen die Zweifel und die Angst vor den Konsequenzen. Alles in allem sind diese Kollegen von einer seltsamen Unruhe besessen, die die verschiedensten Gründe haben kann. Obwohl man Kollegen in diesem Gemütszustand noch einigermaßen zutrauen kann, dass sie die ihnen gestellten Aufgaben zeitgerecht und mit akzeptabler Qualität erfüllen, sind sie doch zumindest arg gefährdet. Spätestens wenn dieser Zustand über eine längere Zeit anhält, leidet die Identifikation mit den Unternehmenszielen mehr und mehr. Schließlich, im Endstadium, kümmert sie der Erfolg des Unternehmens einen Dreck. Diese Leute sind dann oberflächlich und gleichgültig, schlecht zu motivieren und machen meist nur Ärger. Höchste Vorsicht ist geboten!

5 Seltene Krankheiten wie die Schwarz-Weiss-Sichtigkeit sind, man mag es kaum glauben, ansteckend! Kollegen, die permanent von einem Extrem in das andere verfallen, die nur immer das Positive und tags drauf wieder nur das Negative sehen, sind nicht prognostizierbar in ihrem Verhalten. Es kann vorkommen, dass sie die Ziele des Unternehmens verinnerlichen, diese jedoch schon am nächsten Tag mit irgendwelchen fadenscheinigen Begründungen relativieren und an dem genauen Gegenteil des eigentlichen Ziels arbeiten. Auch ist es enorm schwierig, mit diesen Kollegen ein Ziel zu vereinbaren, denn diese suchen direkt nach sich ausschließenden Kriterien. Wenn du als Manager z.B. die Anweisung gibst: "Beende das Projekt noch dieses Jahr." und gleichzeitig die Unternehmensvorgabe gilt: "Kein Urlaubsübertrag ins nächste Jahr: alle nehmen den Jahresurlaub bis 31.12.", so geraten solche Kollegen sofort auf einen Schlingerkurs: haben sie gestern noch mit Hochdruck an der Erfüllung der Projektziele gearbeitet, so stellen sie plötzlich einen Urlaubsantrag nach dem anderen, der die Projektziele logischerweise gefährdet. Jede Diskussion, die du mit ihnen führst, endet im Chaos, weil sie auf komischen Argumenten beharren und sich in keiner Weise beweglich zeigen. Schließlich werden sie meist noch ausfällig mit unangemessenen Aussprüchen, wie etwa: "Was willst du denn nun, das Projekt beenden, oder, dass ich meinen Urlaub abbaue?" Diese Fragen verärgern dich zutiefst, hast du doch eine klare Kommunikation über diese Punkte längst durchgeführt. Erfahrungsgemäß sind solche Kollegen dermaßen engstirnig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie frustriert und entnervt nicht mehr mit dem gewohnten Elan bei der Sache sind. Spätestens wenn dieser Zustand über eine längere Zeit anhält, leidet die Identifikation mit den Unternehmenszielen mehr und mehr. Schließlich, im Endstadium, kümmert sie der Erfolg des Unternehmens einen Dreck. Diese Leute sind dann oberflächlich und gleichgültig, schlecht zu motivieren und machen meist nur Ärger. Höchste Vorsicht ist geboten!

6 Dieser Mitarbeiter ist nicht in der Lage, Tools korrekt einzusetzen oder richtig abzuschätzen, welche Menge an Aktionen oder Hilfsmitteln erforderlich sind, um zum gewünschten Erfolg zu kommen. Seine Entscheidungen sind mitunter komplett anzuzweifeln. Er ist die Unzuverlässigkeit in Person. Solche Kollegen werden zur Verwaltung ihrer eigenen Ablage ein Dokumenten-Management-System im Werte von mehreren Millionen Euro als Individualsoftware entwickeln lassen. In höheren Positionen oder im Einkauf sind solche Leute untragbar. Auch werden sie - auf ihre Ansichten angesprochen - nach einer gewissen Zeit gereizt und unverständig antworten. Diskutiert man mit ihnen über ihre Lösungsansätze für unternehmensrelevante Probleme, so werden sie exotische und nicht realisierbare Vorschläge machen, die jeder Manager von vorn herein ablehnen muss. Erfahrungsgemäß sind solche Kollegen dermaßen engstirnig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie frustriert und entnervt nicht mehr mit dem gewohnten Elan bei der Sache sind. Spätestens wenn dieser Zustand über eine längere Zeit anhält, leidet die Identifikation mit den Unternehmenszielen mehr und mehr. Schließlich, im Endstadium, kümmert sie der Erfolg des Unternehmens einen Dreck. Diese Leute sind dann oberflächlich und gleichgültig, schlecht zu motivieren und machen meist nur Ärger. Höchste Vorsicht ist geboten!

7 Kollegen mit chronischen oder zumindest unappetitlichen Krankheiten sind für jeden Manager eine Belastung. Diese steigt nur noch durch solch unsinnige Einrichtungen wie Mitarbeiterschutzgesetze, Betriebsräte und Kündigungsschutz. Schließlich hat jeder Mitarbeiter eines jeden Unternehmens in irgendeiner Art und Weise ab und zu Kundenkontakt. Da ist es einfach unerträglich, dass unproduktive, kränkelnde und am besten noch Kollegen-ansteckende Mitarbeiter durch das Unternehmen geistern. Außerdem führt jede Seuche über kurz oder lang zu einer Isolierung durch die Kollegen, schon aus reinem Selbstschutz, dafür hast du natürlich Verständnis. Sprichst du deinen kränkelnden Kollegen darauf an, dass er das Unternehmen zum Wohle aller am besten verlassen sollte, so wird dir Engstirnigkeit und Unverständnis begegnen, bis hin zum Leugnen von einfachen Sachverhalten, so dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie frustriert und entnervt nicht mehr mit dem gewohnten Elan bei der Sache sind. Spätestens wenn dieser Zustand über eine längere Zeit anhält, leidet die Identifikation mit den Unternehmenszielen mehr und mehr. Schließlich, im Endstadium, kümmert sie der Erfolg des Unternehmens einen Dreck. Diese Leute sind dann oberflächlich und gleichgültig, schlecht zu motivieren und machen meist nur Ärger. Höchste Vorsicht ist geboten!

Rekapitulieren wir die verschieden möglichen Indizien und die daraus resultierenden Konsequenzen, so haben wir echte emotionale Kompetenz eines Managers bewiesen, die wir hier nochmals kurz zusammenfassen wollen:

 Weil wir uns in den Kollegen hineinzuversetzen versuchten, war das Ergebnis eine Bewertung des Kollegen und eine Prognose über die Auswirkung seines Verhaltens auf das Unternehmen und damit uns, den Manager, der untrennbar mit den Geschicken des Unternehmens verbunden ist.

 Es ist eigentlich völlig egal, wie wir argumentieren, eines ist klar: wir irren nicht, die Indizien sind eindeutig, denn wir kommen immer zum selben Schluss.

 Konklusion: Es ist offensichtlich, dass Theorien zur emotionalen Intelligenz total überbewertet werden.

Dermaßen desillusioniert kann man Axiom 2 festschreiben:

Axiom 2: Wer nicht erwartungskonform ist, lebt gefährlich.

Die Wahrheit dieses Axioms werden wir in weiteren Fallbeispielen belegen. Die Allgemeingültigkeit dieses Axioms ist dabei erstaunlich, wird es uns doch noch in vielen Abarten begegnen.

Halbleiter und andere Manager

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