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Prochorowka, 8. Juli 1943
ОглавлениеDer Kompaniechef Leutnant Hans Naumann stand auf dem Turm des Panthers und beobachtete mit dem Fernglas die Gegend. Neben ihrem Fahrzeug waren rechts und links leicht in der Tiefe gestaffelt ebenfalls zirka 20 dieser Panzer aufgefahren. Nach den ersten Anfangserfolgen der Operation „Zitadelle“ hatte sich der Widerstand der Russen versteift, die Geländegewinne der Deutschen reduzierten sich deutlich. Auf dem Weg zu ihrer Bereitstellungsposition hatten die Panzer eine von Granaten zerpflügte Landschaft passiert. Von der Gnadenlosigkeit der Kämpfe zeugten die zerstörten und vielfach noch mit öligem Rauch brennenden deutschen und russischen Panzer, die zermalmten PAK Geschütze und die auf dem Boden liegenden toten Soldaten beider Seiten. Naumann war seit 1941 an der Ostfront und hatte die Euphorie der schnellen Siege in dieser Zeit miterlebt. Damals war er fassungslos gewesen, wie planlos die Russen gegen die Deutschen anstürmten und ganze Gruppen im Feuer der MG der Panzer oder der Sprenggranaten starben. Er konnte nicht begreifen, wie Infanterie dazu eingesetzt wurde, den Kampf gegen gegnerische Kampffahrzeuge aufzunehmen. Auch die russischen Panzer waren größtenteils eine leichte Beute gewesen, denn sie waren zwar schnell und beweglich, aber viel zu schwach gepanzert und bewaffnet. Insgesamt hatte Naumann damals den Eindruck gehabt, dass die russische Führung ihre Truppen in totaler Konfusion und ohne Rücksicht auf Verluste nach vorn warf, ein koordiniertes Vorgehen war nicht erkennbar. Die endlosen Gefangenenkolonnen, die er damals aus seinem vorbeirollenden Panzer III betrachtete, schienen ihm ein deutliches Zeichen dafür zu sein, dass der Gegner bereits vernichtend geschlagen war und es nur eine Frage von wenigen Wochen sein würde, ihn endgültig zu Boden zu zwingen. Diese Überzeugung wurde das erste Mal erschüttert, als er mit seiner Einheit auf vollkommen unbekannte russische Panzer stieß: T 34.
Der deutsche Panzermann war schon immer der Auffassung gewesen, dass der Panzer III zwar ein gutes Kampffahrzeug, aber zu schwach bewaffnet und gepanzert war. Die 37 Millimeter Kanone konnte zwar die Panzerung der leichten Fahrzeuge des Gegners durchschlagen, gegen die T 34 war sie aber wirkungslos. Naumann musste konstatieren, dass der Gegner über eine Waffe verfügte, die seiner eindeutig überlegen war. Die Geschosse seines Kampffahrzeuges prallten an der günstig geformten Panzerung des russischen Tanks einfach ab. Zum Glück der Deutschen war die Taktik der Russen zu diesem Zeitpunkt nur wenig ausgereift und außerdem überwog der Bestand an leichten Panzern noch deutlich. Dieser Schock, dass der Gegner über bessere Technik verfügte, führte bei den Deutschen zu Improvisationen wie Zusatzpanzerungen oder die Erhöhung der Kaliber der Panzerkanonen. Dennoch blieb vieles Stückwerk und so wurde die Idee geboren, den T 34 in gewissen Merkmalen zu kopieren. In diesem stahlgewordenen Ergebnis, einem Panzer vom Typ Panther, würde Leutnant Hans Naumann heute in den Kampf eingreifen.