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Alles auf Anfang!

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Wenn wir unsere Größe, Bedeutung und Berufung als Menschen NICHT erkennen, dann werden wir auch unsere Position als Gottes Gegenüber und Verwalter seiner vielfältigen Gnade (vgl. 1 Petr 4,10) nicht einnehmen. Dann werden wir unserer Aufgabe nicht nachkommen können, in der Liebe des Vaters und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes und der Gnade Jesu Christi heilige HERRSCHAFT à la Missionsbefehl auszuüben. Wir werden weiter im Irrtum über uns selbst verharren und ein Leben führen, welches die Bibel eigentlich Sterben nennt, in dem es um alles andere geht, vor allem das Sündenmanagement, aber von „Herrlichkeit und Pracht“ keine Spur zu finden ist, sondern das genaue Gegenteil davon.

Schande!

Männer kompensieren die verlorene Ehre3 und Macht mit allerlei Macho-Gehabe und Pseudo-Männlichkeit, die groteske und psychopathische Züge annehmen können. Es gibt in der Welt ein Männer-Macht-Gerangel, welches die ursprünglich heilige Berufung des Menschen in eine finstere Anti-Männlich­keit pervertiert, die nur noch als irrsinnig und bedrohlich zu charakterisieren ist. Es ist keine dienende und kreative Schaffenskraft mehr, sondern eine, die waffenstarrende, unmenschliche Hierarchien bildet, welche die Welt unterwerfen und ausbeuten, anstatt sie zu erheben und zu segnen. Man kann in ihnen nur die teuflische Antithese zur göttlichen Schöpfungsordnung sehen.

Frauen kompensieren ihre verlorene Würde mit ihren eigenen „zauberhaften“ Methoden; die berühmte Königin „Isebel“ im Alten Testament (vgl. 1 Kön 16–21) oder ihre Kollegin „Delila“, welche den Richter Simson zu Fall brachte (vgl. Ri 16), sind beeindruckende Beispiele dafür.

Aber auch diese Perversionen zeigen im Kern den wahren Ausgangspunkt der Geschichte: Wir sind geschaffen, um mächtig zu sein, geschaffen, um eine Krone zu tragen und gottgemäße Autorität auszuüben.

Du machst ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt (Ps 8,7).

Abgekoppelt von Gott wird daraus eine anmaßende, egozentrische Macht, die sich selbst vergöttert, während sie allen anderen misstraut (Konkurrenz) und dann das Paradies nicht mehr erschafft, sondern zerstört und durch ein antigöttliches, antimenschliches Anti-Paradies ersetzt. So wird die Erde denn wieder „wüst und leer“, wie es bekanntlich zu ihrem Beginn war (vgl. 1 Mo 1,2).

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille!

Die andere Seite ist eine Zerbrochenheit, Ohnmacht und Resignation unter Männern, die von der Unmöglichkeit herrührt, in eine Position rechtmäßiger Macht zu gelangen, in der MANN eigentlich stehen sollte. Und hat man sie doch einmal erreicht, kann MANN sie nicht halten. Das beginnt mit der Selbstbeherrschung, die nicht klappen will. Dann mit der Beherrschung der eigenen primären Aufgaben der Lebensführung und Arbeit. Dann der Bewältigung einer Familie. Gleiches gilt auf ihre Weise für die Frauen.

In jeder Hinsicht und auf allen Ebenen braucht es göttliche Weisheit, Liebe und Kraft, um schöpferisch, gerecht, erhebend und segnend zu regieren. Wir können es „Integrität“ nennen. Bewährt sich ein Mann darin, erwirbt er einen „guten Namen“ und Ansehen. Das ist seine „Krone“.

Ein guter Name ist vorzüglicher als großer Reichtum, besser als Silber und Gold ist Gunst (andere übersetzen: Beliebtheit, Anerkennung) (Spr 22,1).

Welcher Mann sehnt sich nicht danach?

Aber wer bringt uns das schon bei? Wesen, Funktion und Anwendung von MACHT ist kein Fach in der Schule, kein Kurs in der Gemeinde, kein Trainingsprogramm, nirgendwo. Wir sprechen von „Leiterschaft“ oder „Führung“ und „Management“, das Wort Macht wollen wir jedoch erst gar nicht in den Mund nehmen, es klingt so roh und gefährlich! Jedoch wird alles, was tabuisiert wird, worüber also nicht gesprochen wird, zum chronischen Problem.

In meiner langjährigen Erfahrung mit Gemeinden ist mir aufgefallen, wie wenig das Thema der Macht dort konstruktiv angegangen und nüchtern angesehen wird.4 Auch in den Ehen und Familien der Gemeinde wird es nicht betrachtet, außer völlig einseitig unter dem Totschlagwort „Unterordnung!“. Womit die Gemeinde, Familie, Ehe allesamt einer hierarchischen Machtordnung unterworfen werden, denn anders will den Begriff der Unterordnung niemand verstehen. Dass diese pyramidale Gewaltstruktur weder in der Gemeinde noch in der Familie zu Erhebung und Segnung führt, sondern ganz genau zum Gegenteil, das will einfach nicht gesehen und akzeptiert werden, obwohl es unübersehbar ist. Das Maß des Machtmissbrauchs in hierarchischen Strukturen ist himmelschreiend und produziert ein Meer von Opfern und Tätern. Seit Jahrhunderten. Das ist für jeden, der nur hinschaut, völlig offensichtlich, aber anders kann Macht offenbar nicht (mehr) gedacht werden. Und das generiert:

mächtige Ohnmacht.

Wir alle wurden von dieser Art unterdrückender, funktionalisierender und pervertierter Macht kontrolliert, fremdbestimmt und irritiert. Das ist für alle Menschen, und meines Erachtens insbesondere für Männer, ein Riesenthema, da die göttliche Berufung ja bestehen bleibt. Es liegt uns in den Genen, Autorität auszuüben – bis an die Enden der Welt und der Zeit.

Eine ohnmächtige Kirche/Gemeinde ist dazu nicht in der Lage und leidet still daran, ihre Mission niemals zu erfüllen. Die „Zeichen“, die den Glaubenden laut Jesus folgen sollen, folgen ihnen nicht. Der Missionsbefehl funktioniert einfach nicht. Meiner Meinung nach scheitert es daran, dass die „Glaubenden“ eben gar keine sind bzw. ihr Glaube selektiv ist. Das heißt, bestimmte Aspekte Gottes bzw. der Evangelien werden betont und bejaht, andere dagegen völlig ausgeblendet. Jedenfalls verstehen viele weder die Position, in der sie gemeinsam mit Jesus als Gottes Gegenüber stehen dürfen, sollen und müssen, damit die Identität in ihm ist und nicht in der Arbeit, im Geld, in der Welt oder meinetwegen auch in der Gemeinde; noch verstehen sie, dass es ganz zentral um die Anwendung von Macht geht – heiliger Macht – in Jesu Namen.

Solange wir uns an der Sünde als bestimmender Größe im christlichen Leben orientieren und nicht an ihm, dem alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben ist, haben wir schlechte Karten, denn dann bauen wir Gemeinden, die eben an der Sünde orientiert sind und über das Kreuz nicht hinauskommen. Aber das Kreuz war nicht das Finale der Evangelien. Danach gab es noch eine Auferstehung und danach eine Himmelfahrt! Und dann kam Pfingsten mit seiner mächtigen Ausgießung des Heiligen Geistes.

Warum werden diese Aspekte nicht noch viel mehr thematisiert als die Sünde und deren Vergebung durch Jesu Opfer am Kreuz? Immerhin sagt Paulus in Philipper 3,10-11, dass er „alles für nichts achtet, um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu willen … um ihn und die Kraft seiner Auferstehung zu erkennen“. Männer, lasst euch diese Worte auf der Zunge zergehen:

unübertreffliche Größe!

Auch war das erste Thema der Apostel nicht die Sünde, sondern die Auferstehung:

Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen allen (Apg 4,33).

Hört das, Männer:

große Kraft … große Gnade!

Und wenn die Bibel die Kraft und Gnade „groß“ nennt, dann meint sie das auch so. Sie war so groß, dass …

… die Menge aus den Städten um Jerusalem zusammenkam und ihre Kranken und von unreinen Geistern Geplagten brachte, die alle geheilt wurden (Apg 5,16).

Es waren nicht die Zehn Gebote und Sündenerkenntnis, die sie in Scharen kommen ließ und alle ihre Kranken und Geplagten heilte, sondern die Auferstehungskraft. Womit ich nichts gegen Sündenerkenntnis sagen will, auch sie hat ihren Platz, aber wenn wir ihr die prominente Position in der Gemeinde und ihrer Predigt geben und die Auferstehungskraft nur beiläufig thematisieren – womit sie dann auch nur beiläufig zum Zuge kommt –, dann haben wir die Betonungen der Schrift verzerrt und es kommt ein entsprechend verzerrtes Christsein dabei heraus.

Lesen wir einmal unbefangen die Apostelgeschichte – ohne religiöse Brille –, dann sehen wir eine Gemeinde, die in ungeheurer Macht operierte. Sie stand in der richtigen Position als Gottes Gegenüber, sie ruhte und wandelte in Christus und saß mit ihm auf dem Thron, wie es unter anderem in Epheser 1,20-23 ausgesagt wird.

Der Thron ist per se der Ort der Machtausübung. Auch dort, in den genannten Versen des Epheserbriefes, geht es zentral um die Auferstehung und unsere Teilhabe daran. Die erste Gemeinde hatte das realisiert und diesen „Reichtum seiner Gnade“ zur Anwendung gebracht. Diese „Anwendung“ bzw. der Ausfluss der heiligen Macht war dermaßen groß, dass

… sie die Kranken auf die Straßen hinaustrugen und dort auf Betten und Lager legten, damit, wenn Petrus vorbeikäme, auch nur sein Schatten einen von ihnen berührte (Apg 5,15).

Und eine der Auswirkungen war:

… desto mehr wurden solche, die an den Herrn glaubten, hinzugetan, Scharen von Männern und Frauen (Apg 5,14).

Die heutige Gemeinde hat sich von solcher Macht radikal verabschiedet und gibt die Schuld an ihrer Ohnmacht … der Sünde. Oder Jesus, der heute offenbar nicht mehr so will wie damals. Na klar! … Das wird der Grund sein.

Die Macht der Sünde und die angebliche Passivität Christi sind der Grund für die chronische Ineffektivität und halten die Gemeinde schön auf dem Boden. Und uns, liebe Männer, halten sie mit unten, denn das ist der für Sünder angemessene Platz – gebeugt vor dem Kreuz. Auferstehung und Himmelfahrt – die Ereignisse nach dem Kreuz, sind weitgehend nicht in der Realität der Gemeinde angekommen. Natürlich gibt es Ausnahmen von der Regel und überall finden sich einzelne Christen und Versammlungen, die das erkennen und dann leider häufig in ihrer Gemeinde oder ihrem Gemeindeverband anecken, als „extrem“ bezeichnet werden, ja als „gefährlich“, und gehen müssen, weil sie nicht mehr in den üblichen Rahmen des Sündenmanagements und der gepflegten Ohnmacht passen. Wir sehen:

Das neutestamentliche „Normal“ ist nicht unser Normal.

Die Frage stellt sich, wer die Normalität definiert und durchsetzt? Entweder die Gemeinde passt das Evangelium ihrem ohnmächtigen Zustand an, oder sie kommt zur Besinnung und fragt nach der Auferstehung, der Himmelfahrt, der Kraft des Heiligen Geistes (Pfingsten), dem Thron, dem Reich Gottes, der Position der Sohnschaft als Gottes Gegenüber und der Anwendung der heiligen Macht Christi „in Erweisung des Geistes und der Kraft“ (1 Kor 2,4).

Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass die Kirche leider im Allgemeinen und seit sehr langer Zeit keine Buße getan und das Evangelium auf ihr Niveau einer wortreichen und kraftlosen Pseudo-Christlichkeit heruntergezogen hat.5 Ich glaube nicht, dass Jesus, die Apostel oder die Urgemeinde eine solche Qualität von Kirche, wie wir sie heute allgemein vorfinden, als „normal“ betrachtet, wahrscheinlich nicht einmal als „christlich“ anerkannt hätten.

Der „Evangelische Taschen-Katechismus“, der in etwa so umfangreich ist wie das ganze Neue Testament und „auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand“, wie die Einführung betont, widmet Jesus vier von knappen vierhundert Seiten. Auf diesen vier Seiten wird anerkannt, dass Jesus auferstanden ist und dass diese Auferstehung mehr als eine Metapher ist. Auch wird die Tatsache erwähnt, dass ihm „alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben ist“. Immerhin. Aber dann heißt es:

Dem Herrn der Kirche (!) ist also tatsächlich alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben, ohne dass er bislang umfassend Gebrauch davon macht. Die Wirklichkeit steht im Zeichen seines Kreuzes und seiner Auferstehung – auf Hoffnung hin.6

Geheimnisse der Kraft

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