Читать книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld - Страница 61

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Hinter der Stadt Hialeah kreuzte der in Bau befindliche Expressway von Kendall nach Dania den US Highway 27. Das Land hier war flach wie ein Tisch, viel niederes Gehölz, Buschwerk, kleine Werften, auf denen sich Luxusvillen und ansehnliche Weekendhäuser reihten.

Das Haus von Dr. Ferrenc erinnerte an ein spanisches Landgut im maurischen Stil. Weiß getünchtes Gemäuer, kunstgeschmiedete Gitter an den schmalen Außenfenstern, ein Bogentor, weit und geräumig die ganze Grundstücksanlage. Ein Meer von bunten Blumen umgab das Anwesen. Der Kies auf dem Weg leuchtete und schillerte hell im Sonnenlicht. Und von der sehr nahen Baustelle zogen Staubwolken wie Schleier über das Haus hinweg.

Ein Zaun war nur vorn am Zufahrtsweg angebracht. In seiner Mitte das große schmiedeeiserne Tor, vor dem sie anhielten. Es war geschlossen.

„So, da drüben ist es!“, sagte Hartman und wies auf eine Gruppe Männer, die keine vierzig Schritt vom Gebäudekomplex entfernt im Garten wartete. Eine Planierraupe und zwei Bagger standen ebenfalls dort. Diese Seite des Gartens wirkte wie ein Exerzierplatz für schwere Panzer. Im Augenblick jedoch ruhte hier jede Arbeit. Der Lärm und Staub kam von weiter drüben, wo das Fundament für eine Straßenbrücke in die Erde gerammt wurde.

Der Baron und Hartman gingen zu Fuß, und indessen erzählte Hartman weiter. Bis dahin war folgender Tatbestand bekannt:

Seit zwei Jahren kämpfte die Straßenbaubehörde gegen Dr. Ferrenc, weil der einen Teil seines Grundstückes nicht verkaufen wollte. Genau über die westliche Gartenseite sollte nämlich der neue Expressway führen. Diese Autobahn konnte natürlich keine Kurven um einzelne Gärten machen Zwei Gerichte jedoch hatten Dr. Ferrenc unterstützt. Dann aber, vor zwei Tagen, war es der Behörde gelungen, den Enteignungsbeschluss zu bekommen. Heute Mittag zwölf Uhr war die Einspruchsfrist abgelaufen. Punkt zwölf Uhr begann der große Planierpflug die erste Furche durch Rasen und Blumenbeete zu ziehen.

Dr. Ferrenc hatte sich nicht sehen lassen, obgleich die Frau, die ihm den Haushalt im Landgut führte, behauptet hatte, er müsste bald da sein. Er kam nicht. Stattdessen machte der Planierpflugfahrer plötzlich bei der dritten Furche einen grausigen Fund. An einer Stelle, wo der Rasen einen kahlen Fleck mit frischer Erde hatte, sackte das Vorderrad des schweren Pfluges ein. Der Fahrer setzte zurück, hielt etwas seitlich und schrie dann jäh auf, als er sah, was vom Streifblech des Pfluges nach oben gedreht wurde.

Zehn Minuten später war die Polizei da. Weitere zehn Minuten später wusste man, dass es Steve Ferguson war, den dort jemand vergraben hatte.

Die Arbeiter standen in Gruppen herum. Der Planierpflug war ein Stück zurückgefahren worden. Sonst befand sich noch alles so, wie man es gefunden hatte. Nur über dem Toten lag jetzt ein beflecktes weißes Tuch.

Der Wagen der Mordkommission hielt weiter vom neben dem Bagger. Aber die Männer und ihr Gerät befanden sich an der grausigen Fundstelle. Sieben Detektive aus Hartmans Dienststelle und der Polizeiarzt. Dem Baron schien, sie alle warteten nur auf ihn. Mit ihrer Arbeit waren sie offensichtlich schon fertig.

Hartman wischte sich den Schweiß von der Stirn und hängte seinen Hut auf die gigantische, in der Sonne blinkende Pflugschar, die jetzt angehoben über der Erde hing.

Der Baron trat neben die Leiche, und einer der Detektive zog das Leinentuch zurück.

Baron Strehlitz hatte schon viel solche Dinge gesehen Und man müsste meinen, dass Gewohnheit abstumpft, aber bis heute hatte es ihn noch nicht stumpf gemacht. Es war jedes Mal wieder ein Schock für ihn. Er stellte sich nur abgeklärt diesen Dingen gegenüber, aber er war es nicht.

Er sah furchtbar aus, der Tote. Der Pflug war die Ursache.

„Es geht nicht ohne Obduktion ab“, sagte der Polizeiarzt, nachdem sie sich miteinander bekannt gemacht hatten. „Ich vermute Giftmord. Ob nun auf oralem oder intravenösem Wege, vermag ich noch nicht zu sagen. Er ist sehr verstümmelt. Sicher ist, dass er höchstens einen Tag tot sein kann.“

Der Chemiker konnte auch nicht mehr sagen. „Eingegraben wurde er frühestens letzte Nacht. Es ist feuchte Erde an seiner Kleidung. Nachts nur ist die Erde hier so feucht. Das kommt von den Dämpfen der Everglades, die bis hierher ziehen. Den Spaten haben wir dort drüben gefunden.“ Er zeigte auf ein Gebüsch nahe dem Haus.

Das machte den Baron stutzig. Wenn Dr. Ferrenc der Täter war, würde er den Spaten doch nicht außerhalb des Hauses lassen.

Er sagte das zu Hartman, doch der zuckte nur die Schultern. „Vielleicht gerade. Nur mit der Enteignung und dem sofortigen Einsatz der Baumaschinen hat er nicht gerechnet.“

„Das leuchtet mir nicht ein, Hartman. Wenn er weiß, dass zumindest in der nächsten Zeit eine solche Entscheidung gefällt werden kann, vergräbt er hier keinen Toten.“

Hartman wiegte nachdenklich den Schädel und meinte zweifelnd: „Vielleicht ist es sein Fehler. Er könnte es vergessen haben, denn er hat ja auch keinen Einspruch erhoben. Die Frist ist verfallen. Er hätte aber, nachdem er zwei Jahre gegen die Behörde gekämpft hat, auch diesen Termin noch wahrgenommen. Da bin ich sicher. Er muss es entweder vergessen haben, oder er hat es durch einen Zufall nicht erfahren.“

„Steve Ferguson ist nicht Kapitänleutnant Koog und nicht Ferrenc. Das hier ist Ihr Fall, Hartman. Tun Sie, was Sie tun wollen. Ich rede Ihnen da nicht ‘rein“, erklärte der Baron, und diesmal staunte Hartman ebenso wie vorhin im Büro von Dr. Ferrenc, als er vom Baron abserviert wurde.

Er fasste sich aber rasch und sagte hart: „Dann nehme ich Ferrenc fest. Ich buchte ihn ein, ob es Ihnen passt oder nicht, Baron Strehlitz.“

Der Baron nickte und sah ihn lächelnd an. „Tun Sie, Hartman, was Sie nicht lassen können. Es wird sogar seine Vorteile haben. Nehmen Sie ihn ruhig fest!“

Er nahm den Baron am Ärmel und zog ihn auf die Seite. Leise sagte er: „Ich wundere mich über Sie. Immerhin war er doch mit Ihnen befreundet, stimmt doch, wie?“ Er grinste, und die Warzen an seinem Kinn schienen zu tanzen. Dass er das dem Baron unter die Weste jubeln konnte, musste ihn sehr freuen. Geradezu ein Geschenk. Erstaunlich, wie schnell er dahintergekommen war, und noch erstaunlicher, dass er es erst ihm sagte, ehe er es in alle Welt posaunte. Oder hatte er es gar schon getan?

Er ahnte wohl des Barons Gedanken und sagte trocken: „Sie denken, ich würde ein Musical davon machen. Weit gefehlt, Baron. Ich denke mir nur“, fügte er besorgt hinzu, „dass Sie selbst derjenige sind, der es hier schwer hat. Solange Sie nicht an den Tatsachen vorbeigehen, soll es mir gleich sein. Ich wollte es Ihnen nur sagen, damit Sie wissen, woran Sie bei mir sind.“ Er stopfte sich eine Zigarre in den Mund, schielte zum Baron hinauf, als wollte er sagen: Ja, ja, mein Freund, so verkalkt ist der alte Hartman nun auch wieder nicht. Und er sagte bedächtig, während seine Zigarre zu dampfen begann: „Tja, mein Lieber, ich kann mir beim besten Willen nichts anderes vorstellen. Ich muss Ferrenc einbunkern. Man kann es ansehen, wie man will. Es kommt immer nur Mordverdacht heraus.“ Er brummte noch etwas, was der Baron nicht verstand, dann stapfte er über den aufgewühlten Boden zu seinen Kollegen hin.

Dem Baron war nicht wohl in seiner Haut. Wenn er nur wenigstens wüsste, wo Mike war. Er wollte erst einmal in Ruhe mit ihm reden. Es konnte nicht sein, dass er Ferguson ermordet hatte, und sicherlich auch nicht Koog. Das war alles so einfach, so offensichtlich wie auf dem Präsentierteller. Bei einem Mann mit der Intelligenz Mikes konnte man sich mehr Tricks vorstellen. Das hier wäre – hätte es Mike getan – das Werk eines Narren gewesen.

Er ging zurück zum Wagen. James las die Zeitung. Als er Alexander sah, sagte er: „Na, hat Hartman seinen Trumpf gelandet oder …“ Er stockte, als er das Gesicht des Barons sah.

„Fahren Sie los, James, ins Jackson Hospital! Und diesmal kommen Sie mit hinein. Die Zeitung können Sie nach Feierabend lesen.“

Er lächelte und warf das Blatt in den Fond. „Okay, großer Meister. Ich wollte mich nur nicht aufdrängen. Dachte mir, wenn der Boss dich braucht, wird er pfeifen. Bin dann schnell wie ‘n Starfighter. Okay, Boss. Ihr Wunsch ist mir Befehl!“

Er gab Gas und schoss los. Es schien ihm Freude zu machen, einmal mit dem Baron allein fahren zu können. Das nutzte er weidlich aus. Beim Baron hörte er nicht: Denken Sie an meine Familie!

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009

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