Читать книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld - Страница 65

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Dr. Proud war bei Bewusstsein. Er lag blass in den Kissen, und es konnte nur ein schwacher Trost für ihn sein, vom Bett aus durch die Scheiben auf das von der Abendsonne in leuchtendes Rot getauchte Meer sehen zu können. Draußen kreuzten schnittige weiße Segeljachten im Abendwind. Musik aus Kofferradios drang vom Strand her bis ins Zimmer. Zerhackte Klänge wie auf einem entfernten Jahrmarktsplatz.

Der Arzt hatte dem Baron gesagt, dass Proud ein gebrochenes Schlüsselbein, eine durch einen Schlag verletzte Kniescheibe und einen gebrochenen linken Arm habe. Auch am Kopf sah der Baron Verletzungen infolge ziemlich brutaler Schläge, die vielleicht von einem Schlagring herrührten. Die Nase war aufgeplatzt, jetzt konnte er nur dicke Mullbinden an Nase, Stirn und über dem rechten Ohr sehen.

„Sie haben mich fertiggemacht“, sagte Proud leise. „Wie geht es Mary?“

„Gut. Sie war nur ohnmächtig. Erzählen Sie, was passierte, Doktor!“

Er schloss die Augen und hatte ohne Zweifel starke Schmerzen. Dann bewegten sich seine verquollenen Lippen, und er flüsterte: „Es waren drei, alle maskiert. Wir wollten in den Wagen, da kamen sie aus einer dunklen Limousine …“

„Typ?“

„Tut mir leid, darauf habe ich nicht geachtet. Sie stand zwar neben unserem Wagen, aber was es war, weiß ich nicht mehr. Sie stießen uns in den Wagen und…“

„In Ihren Wagen?“

„Ja. Der eine fragte mich mit verstellter Stimme, wo das Foto wäre, das ich aus Dr. Ferrenc‘ Schreibtisch genommen hätte. Ein Foto habe ich nicht genommen, überhaupt nichts habe ich genommen. Ich wusste nicht, was die von mir wollten. Weil ich aber gar nicht begriff, was es für ein Foto sein sollte, verprügelten sie mich. Der eine sagte, es handelte sich um ein Bild von irgendeiner Steuerungsanlage. Ich weiß nicht, was das sein soll. Dr. Ferrenc hätte es von diesem Mr. Koog, dem Offizier. Bevor sie mich dann ins Gebüsch warfen, drohte mir der eine, mich umzubringen, wenn ich nur einen Ton von dem an die Polizei verriete, was passiert ist. Er sagte auch wörtlich: Dafür, dass du Ferrenc hast hochgehen lassen, sollten wir dich eigentlich totschlagen! Und dann warfen sie mich ins Gebüsch. Ich muss einige Zeit bewusstlos gewesen sein. Als ich zu mir kam, waren sie weg, und ich schrie um Hilfe.“

„Wo ist Ihre Wohnung, Doktor?“

„25 th Street, das Haus über dem Schönheitssalon Wild.“

Das war alles, und Alexander reichte es bis an den Stehkragen. Er verabschiedete sich ziemlich hastig und ging. Im Wagen rief er über Sprechfunk Hartman an. Der hatte aber schon getan, was er ihm raten wollte und war aus diesem Grunde nicht mehr im Hospital gewesen, als der Baron bei Dr. Proud weilte.

„Ja, ich habe mir die Wohnung von Proud angesehen. Alles steht auf dem Kopf, kein Haken mehr am selben Platz“, erklärte Hartman. „Es steckt also ein ganzer Club hinter Ferrenc.“

Es sah wirklich so aus. Obgleich dem Baron auch hier ein paar Schönheitsfehler zu denken gaben. Dennoch, die Beweise gegen Mike verdichteten sich mehr und mehr. Völlig unschuldig konnte er auf Grund der Indizien nicht sein. Das glaubte jetzt selbst Alexander nicht mehr. Wenn er auch den Mord an Ferguson oder sogar an Koog nicht begangen haben sollte, war er doch seines Erachtens in die ganze Geschichte verwickelt.

„Sorgen, Boss?“, fragte James und bot ihm eine Zigarette an.

„Ach, alles Murks! Fahren wir also zu meinem Hotel! Der Koffer liegt ja noch immer im Wagen, und ich weiß nicht einmal, wo ich übernachte. Wo hat Inspektor Hartman für mich ein Zimmer bestellt?“

„Wie ich ihn kenne, hat er das vergessen“, lachte James. „Warten Sie, ich frage ihn.“ Er rief über Funk Hartman an, doch der war schon wieder unterwegs. Schulterzuckend meinte James: „Um diese Jahreszeit bekommen Sie hier alles, nur kein Hotelzimmer. Wissen Sie was? Schlafen Sie, wenn Sie dazu kommen, einfach bei mir.“

Davon war der Baron nicht sehr begeistert. Denn er kam ja zu den unmöglichsten Zeiten zum Schlafen und würde dann immer James stören.

„Keine Sorge, Boss“, beteuerte James. „Dann fahren wir zu Jack, ein Freund von mir, der hat ein Motel. Da sind Sie richtig!“

„Versuchen wir‘s erst in einem Hotel.“

Der Versuch missglückte, und so landeten sie nach einer Stunde doch noch im Motel. Der Baron bekam ein Zimmer in einem der Bungalows mit Ausblick auf das Meer. Jetzt war es in Dunkel gehüllt, und nur der Parkplatz vor dem Bungalow lag im grellen Licht vieler Neonlampen.

Während James bei seinem Freund im Hauptgebäude saß und sich unterhielt, wusch sich der Baron, mähte seine Bartstoppeln und warf sich in Schale.

James pfiff durch die Zähne, als er ihn im dunklen Anzug erblickte. „Hallo, großer Meister, das sieht nach Nachtclub aus, wie?“

„Erraten“, erwiderte der Baron. „Fahren Sie mich noch zum Shores Club, dann ist für Sie der heutige Film gelaufen, James.“

James nahm das mit großer Befriedigung zur Kenntnis. „Klappt wie gegossen, habe nämlich heute Abend ein Rendezvous.“

„Übernehmen Sie sich nicht, Sie haben morgen einen harten Tag vor sich“, sagte der Baron.

„Okay, Meister, okay, so schnell ist meine Batterie nicht leer. Bis morgen früh, sechs, sieben, acht?“

„Sieben Uhr auf dem Platz hier.“

„Da habe ich schon einen Strandlauf hinter mir“, meinte James und trabte mit fröhlichem Gesicht davon. Dieser Bursche war nicht totzukriegen.

Er fuhr den Baron im Rennstil zum Shores Club, dann brauste er davon.

Der Baron blieb noch einige Augenblicke auf dem Vorplatz stehen, zündete sich eine Zigarette an, und besah sich das Grundstück. Es sah recht gediegen aus, keine große Lichtreklame, nur zwei alte Stalllaternen neben dem Eingang, ein schwach beleuchtetes Schild mit der Aufschrift „Miami Shores Country Club“, ein Portier in weißem Dress und ein paar Dutzend klotzige Autos auf dem Parkplatz neben dem. Haus. Aus dem Park hinter dem Clubhaus erklang leise Tanzmusik.

Der Baron trat auf den Mann im weißen Dress zu, und der fragte höflich: „Sind Sie Mitglied?“

Als Baron Strehlitz verneinte, erwiderte er: „Dann kann ich Sie nur einlassen, wenn Sie erwartet werden.“

„Ja, Miss Gillmore erwartet mich.“

Er nickte freundlich und öffnete die Tür. „Sie ist im Park, ziemlich am Ende finden Sie ihren Tisch, Sir.“

Hinter der Tür wartete schon ein Boy in schneeweißer Uniform. „Darf ich Sie führen, Sir?“, fragte er und trabte vor dem Baron her.

Es ging über einen langen Gang vorbei an breiten Glastüren, hinter denen Leute lachten, plauderten und diskutierten. Ein Gewirr von Stimmen. Dann die Hintertür. Durch sie gelangte man in den Park. Lampions schaukelten über Tischen, an denen kleinere Gruppen von jungen Leuten saßen. Es sah sich alles recht romantisch an, und die Luft war vom Duft diverser Parfüms und dem Blütengeruch der Sträucher und Bäume erfüllt, die wie ein Dach über diesem Clubgarten den Himmel verdeckten.

Miss Gillmore saß tatsächlich fast am Ende des Parks zusammen mit zwei Pärchen an einem versteckt liegenden Tisch. Duftende Jasminsträucher umstanden diese Nische.

Auf dem Tisch flackerte eine Kerze, zwei Sektkübel mit Inhalt blinkten auf dem weißen Kies neben den Stühlen.

„Hallo, da ist er ja endlich!“, rief Miss Gillmore, Sie erhob sich und kam dem Baron entgegen, während er dem Pagen ein Trinkgeld in die offene Hand drückte.

Es folgte eine allgemeine Begrüßung, die für die beiden Pärchen gleichzeitig das Zeichen zum Abschied waren.

Miss Gillmore trug ein dunkelblaues Kleid, das ihr hervorragend stand. Dass sie ihr blondes Haar lang über den Schultern liegen hatte, machte sich auch nicht schlecht. Weniger hingegen gefiel ihm der Brief, den sie ihm zuschob, als sie allein am Tisch saßen.

„Da, das sollten Sie lesen, Baron. Ich erhielt ihn von einem unbekannten jungen Mann ausgehändigt.“

Der Baron las. Was da stand mit Maschine getippt und ohne Unterschrift war nicht gerade rosig:

„Miss Gillmore, wenn Sie nicht sofort Ihre Stellung aufgeben und die Stadt verlassen, werden Sie Ihr blaues Wunder erleben. Sie haben nachteilige Aussagen über Dr. Ferrenc gemacht, und dafür werden wir Sie zur Verantwortung ziehen. Sie haben nur eine Chance: Verlassen Sie sofort die Stadt!

Ihre guten Freunde.“

„Was sagen Sie dazu?“, fragte sie und lächelte. „Ein Scherz wohl kaum, wie?“

Der Kellner kam, und der Baron steckte den Brief in die Tasche. Er bestellte zwei Martini, und dann waren sie wieder unter sich. „Hmm, sicher kein Scherz, aber auch kein Geniestreich.“

Der Baron blickte sie aufmerksam an und wartete gespannt auf die Antwort.

Sie zuckte die schlanken Schultern und lächelte wieder unergründlich. „Wie soll ich das verstehen?“

„Wer auch immer es geschrieben hat, er muss ein Narr sein, Miss Gillmore. Aber reden wir nicht mehr davon.“ Der Baron lächelte jetzt ebenfalls. „Der Abend ist zu schön, um solche trüben Dinge zu bedenken. Ist hier kein Tanz?“

„Die Musiker machen Pause. Nachher geht es weiter. Aber erst möchte ich wissen, was ich tun soll?“

„Nichts.“

Sie schüttelte verwundert den Kopf. „Nichts? Und wenn diese guten Freunde mir etwas antun?“

Jetzt musste der Baron lachen. „Antun, Ihnen? Nein, tun Sie weiter, was Sie immer getan haben. Es besteht kein Anlass zur Besorgnis.“

Das wollte ihr nicht einleuchten. „Aber …“

„Sie stehen unter meinem Schutz! Jetzt kommen die Musiker. Na, und die Martinis sind auch im Anrollen. Ich denke, der Abend kann sehr nett werden.“

Miss Gillmore senkte den Kopf. „Meinen Sie?“

Der Baron fragte sich, ob sie von der Sache mit Proud gehört hatte. Eigentlich lag das auf der Hand. Er fragte sie, und sie riss erstaunt die Augen auf. „Dr. Proud? Er war das? Ich habe von einem Überfall gehört, aber nicht gewusst, dass Dr. Proud das Opfer … Nein, Baron, und Miss Keil?“

„Es geht; sie war nur bewusstlos. Aber wollen wir nicht ein Tänzchen wagen?“ Der Baron erhob sich und deutete eine Verbeugung an. Sie stand auf, lächelte entzückend und ließ sich von ihm auf die kleine Tanzfläche führen. Die Band spulte einen Swing ab, und den nicht gerade für Phlegmatiker.

Miss Gillmore tanzte ausgezeichnet und beherrschte den Rhythmus vollendet. Der Tanz mit ihr war wie ein Narkotikum, berauschend die Nähe dieser Frau. Sie gab sich anschmiegsam, ohne aufdringlich zu sein. Ihre Haut schimmerte wie Alabaster im diffusen Licht, ihre Augen funkelten wie Aquamarine. Die Nähe Lucy Gillmores verwirrte Alexander, wenn er es auch nie zugegeben hätte. Ihr perlendes Lachen konnte einen Mann ebenso begeistern wie ihre Art, federleicht beim Tanz im Arm zu liegen. Sie erschien dem Baron noch schöner als am Nachmittag. Nur äußerlich blieb er unbefangen.

Die Musik machte eine kurze Pause, da kam Lucy Gillmore mit ihrem Mund dem Ohr des Barons sehr nahe, und sie sagte leise: „Baron, dort drüben, neben der Band, steht jemand, der dauernd auf uns starrt. Kennen Sie ihn?“

Der Tanz ging weiter, und der Baron sah unauffällig hinüber. Zwischen zwei Lampionpfählen stand James. Er trug ein Pflaster auf der Stirn, sein Anzug sah aus, als hätte James gerade eine mittlere Straßenschlacht geschlagen. Und am linken Auge hatte er ein wunderschönes Veilchen.

Der Baron nickte ihm zu und wartete in leichter Ungeduld auf das Ende des Tanzes. Ihn einfach abzubrechen wäre zu auffällig gewesen.

„Kennen Sie ihn?“, fragte Miss Gillmore und lachte. „Sieht aus wie Ihr Fahrer. Ist er es etwa?“

„Richtig.“ Endlich hörte der Tanz auf. Der Baron führte Lucy Gillmore zum Tisch zurück. „Augenblick, bin gleich zurück.“

„Bitten Sie ihn doch hierher!“

Der Baron winkte ab und ging zu James hinüber, der in den Schlagschatten eines Baumes getreten war und auf Alexander wartete.

„Was ist passiert?“, fragte der Baron und sah sich um, ob sie auch nicht belauscht wurden.

„Baron, ich bin da in ein paar Fäuste gerannt …“

„Gab es beim Rendezvous eine kleine Auseinandersetzung?“

„Nein, das war es nicht. Drei handfeste Kameraden haben mich abgefangen und wollten mir einiges flüstern. Zwei habe ich auf meine Art beruhigt, aber der dritte, dieser Wurmfortsatz, der hat mir dann eine verpasst, dass mir die Luft aus den Reifen rauschte. Direkt auf dem Parkplatz vor unserem Sportclub war es. Ja, und als ich aufgewacht bin, da waren sie alle drei weg. Mann, o Mann, sogar mein Portemonnaie haben sie mir geklaut, und ich verdurste bald. Gibt‘s hier was zu trinken?“

Der Baron entschloss sich, ihn doch zum Tisch mitzunehmen. „Da drüben, aber reden Sie keine Opern, James. Ist noch was Besonderes außer diesem Fight?“

„Hmm“, meinte er überlegend, „der eine, den ich zuerst auf die Bretter nagelte, der hat mir was geflüstert, von wegen sofort Dr. Ferrenc freilassen und so ‘n Zeug. Der blöde Hund, als ob ich das entscheiden könnte.“

„So? Das war allerdings ein Zahn zu viel. Na, kommen Sie, wir trinken einen auf Ihre Straßenschlacht. Haben Sie die Polizei verständigt?“

Er schüttelte den Kopf, verzog aber sofort heftig das Gesicht und griff sich an die Schläfe. „Nein“, erwiderte er ächzend. „Dachte, das würde Ihnen nicht in den Rahmen passen. Ich glaube, ich musste Ihnen das verklickern, bevor Sie auch mit den drei Jungs zusammentreffen. Habe so ein Gefühl, als ob die schon auf Sie warten, und da möchte ich liebend gern dabei sein. Rache ist Blutwurst!“

Sie erreichten den Tisch, und der Baron sagte zu Miss Gillmore: „Unser gemeinsamer Freund hatte eine kleine Auseinandersetzung. Ich hoffe, er ist willkommen.“

Sie lachte, als sie James begrüßte, und sagte leise: „Na, das muss ja schon eine Lokomotive gewesen sein, mit der Sie zusammengeraten sind.“

James verzog das Gesicht zu säuerlicher Miene und meinte trocken: „Stimmt, aber sie ist dabei entgleist, Madam.“ Er nahm das Glas vom Baron, trank davon und fragte: „Durfte ich?“ Eine herzerfrischende Art, sich sein Einverständnis einzuholen.

Der Baron winkte einen Kellner, und James hatte ein paar Minuten später einen Sodaflip vor sich, den er hastig trank, dann aufsprang und sich überstürzt verabschiedete. Dem Baron raunte er zu: „Ich warte draußen.“ Dann verschwand er.

Lucy Gillmore lachte und meinte zum Baron: „Ein merkwürdiger Bursche.“

„Ja, mit einem Herzen aus Gold. Aber jetzt will ich Sie mal etwas fragen: Kennen Sie Schwester Gloria, ich meine Miss Mitchell, näher?“

Sie nippte an ihrem Martini und sah Alexander über ihr Glas hinweg nachdenklich an. Schließlich sagte sie, während sie das Glas absetzte: „Sie ist jung. Ihre Mutter ist mit Dr. Ferrenc gut bekannt … hm … sehr gut, möchte ich sagen.“

„Sie verdächtigt Dr. Ferrenc.“ Lucy Gillmore zog die Augenbrauen hoch. „Wie kommt sie dazu? Wenn jemand das beurteilen könnte, dann höchstens Dr. Proud oder ich. Er ist ein guter Chirurg, nur …“ Sie brach ab und malte mit dem Zeigefinger imaginäre Figuren auf die Tischplatte.

„Nur?“, fragte der Baron.

„Ach nichts, ich will es nicht sagen.“ Sie sah auf, lächelte wieder und fragte: „Sind Sie etwa schon müde? Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen? Es ist doch furchtbar, Sie immer mit Baron anreden zu müssen.“

„Okay, sagen Sie Alexander zu mir, Lucy“, erwiderte er, und er fand ihren Vorschlag gar nicht so übel.

Sie tanzten, sie plauderten, nur von dem „Fall“ sprachen sie nicht. Der Baron erfuhr dennoch eine Menge über Dr. Ferrenc, so, wie sie ihn sah. Das gab kein schlechtes Bild. Und Lucy war bezaubernd.

Nachher brachte Alexander sie im Taxi nach Hause. Sie bewohnte ein Zimmer ganz oben im Hospital, also fuhren sie dorthin. Während der Fahrt kamen sie sich auch ein bisschen näher, und als sie ausstiegen, duzten sie sich.

Der Baron entlohnte den Fahrer, weil er lieber noch ein Stück zu Fuß gehen wollte, die Nacht war angenehm kühl. Wieder duftete es nach Lindenblüten, und in den Sträuchern des Parks zirpten die Insekten. Glühwürmchen schwirrten umher, am Himmel standen unzählige Sterne, alles in allem Romantik en gros.

Lucy lehnte sich an Alexander und sah verträumt zu ihm auf. „Liebst du mich?“, fragte sie.

„Hm, da muss ich mal darüber nach denken.“

Sie lachte leise. „Du solltest dich beeilen, Alexander. Ich bin ein gefragter Typ.“

„Wer fragt denn alles? Vielleicht dieser Dr. Hiller?“ Der Baron musste daran denken, was er alles über die Schwestern zu erzählen wusste.

Er spürte, wie sie unter seinem Arm steif wurde. Und im matten Lichtschein, der von den Lampen des Hospitaleingangs auf ihr Gesicht fiel, sah er, dass sie nicht mehr lachte.

„Alexander, sprich nicht von ihm!“, sagte sie spröde und löste sich aus seinem Arm.

„Ein Freund von dir?“ Alexander tat so harmlos wie er konnte, aber ihm sagte eine innere Stimme, dass dieser Mann für Lucy doch bedeutungsvoll sein musste.

„Ich möchte jetzt gehen, Alexander.“ Sie schmiegte sich an seine Schulter und flüsterte: „Alexander, vergiss mich!“

Bevor er sich versah, gab sie ihm einen flüchtigen Kuss und lief die Stufen zum Personaleingang hinauf. An der Tür winkte sie noch einmal und verschwand dann. Eine Weile wartete der Baron noch, zündete sich eine Zigarre an und schlenderte davon.

Er ging den Parkweg entlang, und nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal um und sah, wie ganz oben im Hospital hinter einem Fenster Licht anging. Er tat einige Schritte zur Seite, so dass er besser erkennen konnte, ob jemand oben hinter dem Fenster auftauchen würde. Es geschah auch wirklich. Eine Männergestalt, und daneben Lucy. Dann zog der Mann die Vorhänge zu.

„Hoppla“, brummte Alexander. „Sieh mal einer guck!“

Der Weg durch den dunklen Park konnte seine Tücken haben, und so lief der Baron quer über den Rasen auf die Umzäunung zu. Man kann ja nie wissen. Wo James steckte, wusste er übrigens auch nicht. Sollte er wirklich die ganze Zeit hinter ihm geblieben sein? Am Club war er noch dagewesen. Treu wie sein Schatten.

Wider Erwarten geschah nicht das, was Alexander vermutete. Da steckte niemand hinter den Büschen, jedenfalls zeigte sich keiner. Er gelangte am Zaun entlang bis zum Tor der Einfahrt, betrat unangefochten die Straße und ging langsam dahin. Völlig allein, niemand vor und hinter ihm. Das Tappen seiner Schritte hallte von den Häusern in der North-West 20 th Street wieder. Die laue Luft wehte vom Meer, fächelte in den Akazien, die den Fußweg säumten. Ein paar abgestellte Autos auf den Parkstreifen, sonst nichts auf der Straße. Er warf einen Blick auf die Uhr: kurz nach Mitternacht. Und wie auf ein Zeichen, erlosch jede zweite Straßenlampe. Es war mit einem Male viel düsterer.

Alexander gab schon die Hoffnung auf ein Taxi auf, als er hinter sich ein Auto hörte, das relativ langsam dahinfuhr. Er sah sich um und erkannte das beleuchtete Taxischild. Damit der Fahrer ihn sehen sollte, trat er ein paar Schritte auf die Fahrbahn und winkte. Der Wagen kam heran und stoppte. Ein glatzköpfiger Mann steckte den Kopf zur Scheibe heraus. „Taxi?“

„Genau“, erwiderte der Baron und stieg hinten ein. Kaum saß er, fuhr der Wagen an. Das fiel dem Baron sofort auf.

Und dann schob sich neben dem Fahrersitz eine Gestalt hoch. Das ging so schnell, dass Baron Strehlitz seine Automatic nicht mehr aus dem Holster bekam. Denn dieser Bursche neben dem Fahrer hielt die Pistole schon in der. Hand. „Still, mein Freund, wir haben lange genug auf dich gewartet. Verdammt lange! Keine Bewegung!“

„Was sind das für raue Sitten, eh?“, knurrte der Baron.

Der Fahrer zeigte mit keiner Regung, ob er ebenfalls bedroht wurde oder zu diesem meckigescherten Burschen gehörte, der mit seiner FN 6,35 auf den Kopf des Barons zielte.

„Die Sitten sind rau für Schnüffler“, meinte der Meckikopf. Leider konnte der Baron sein Gesicht nicht sehr deutlich sehen. Ein breiter Kopf mit abstehenden Ohren.

„Wir haben nicht vor, dir etwas zu tun. Wir wollen dir nur etwas erklären. Und bei der Gelegenheit fahren wir dich nachher auch schön zu deinem Motel. Deine Bulldogge haben wir übrigens auch schon zu Hause abgeliefert. Deshalb bin ich auch nur mit meinem Kollegen hier, denn dieser Bursche hat zwei Mann von uns ziemlich reif fürs Sanatorium geschlagen. Jetzt geht es dem guten James Morris auch nicht gerade rosig. Dich halten wir für klüger. Weil wir dir nämlich keinen Fight liefern wollen, sondern deine Nase dahin stoßen möchten, wo deine Spur ist.“

„Ich kenne langsam die Melodie, mein Junge“, sagte der Baron mit bissigem Unterton. „Dr. Ferrenc ist unschuldig, und ich soll sehen, dass er aus dem Jail herauskommt, wie?“

Der Mecki lachte. Sogar der Fahrer sah überrascht über die Schulter zurück. „Du bist aber schnell dahintergekommen“, meinte er mit Bassstimme.

„So ist es. Ihr habt ja keine Ahnung, was ich im Augenblick denke. Und weiter? Wie soll ich eure Theorie glauben?“

„Das“, behauptete der Mecki, „werden wir dir jetzt beweisen. Nur keine dummen Mätzchen. Wir sind harte Jungs, und wenn wir es darauf anlegen, können wir einen Tiger aus dem Käfig holen. Wir haben es mit dir sehr sanft vor. Vielleicht hast du kapiert und benimmst dich entsprechend.“

„Keine Sorge. Ich bin für eine gute Information immer dankbar. Also, was ist dieser Beweis?“, fragte der Baron.

Sie fuhren gerade auf den Expressway zum Flughafen. Der Baron dachte schon, es käme zu einer Luftreise, doch dann ging es hinaus auf die Chaussee in Richtung Hialeah, und da wurde dem Baron klar, was die Stunde geschlagen hätte.

Das alles ging ziemlich rasch. Alexander dachte nicht daran, den beiden Schwierigkeiten zu machen, da sie offenbar wirklich im Augenblick nichts anderes wollten, als ihm einen Brocken vor die Nase zu werfen, nach dem er schnappen sollte. Das wollte sich der Baron auch noch ansehen. Wie es danach weiter laufen würde, mochte die Zukunft ergeben.

Sie erreichten Dr. Ferrenc‘ Landhaus. Das Gartentor stand offen, sie fuhren bis zum Haus, der Wagen hielt. Ringsum war alles in Dunkel gehüllt, nur auf der Baustelle schimmerten ein paar Laternen. Als der Baron in jene Richtung sah, meinte der Mecki: „Es sind zwei Nachtwächter bei den Baumaschinen. Mach uns keinen Kummer, wir würden dann verdammt hart reagieren. Du brauchst kein Risiko einzugehen, wir wollen dir tatsächlich nur etwas zeigen, was du so nie finden würdest. Komm, steig jetzt aus!“

Der Baron stieg aus. Auch der Fahrer verließ auf der anderen Seite den Wagen. Der Mecki hielt den Baron indessen durchs vordere Seitenfenster mit der FN in Schach. Dann kam der Fahrer heran, der hatte eine prächtige Military in der Rechten, ein recht überzeugendes Argument aus dem Hause Smith & Wesson. Damit hat sich schon mancher mehr als nur den Magen verdorben. Bei der Gelegenheit zeigte sich auch, dass der Fahrer gut proportioniert war. So etwas stellt man in einen Boxring, lässt es aber möglichst nicht frei herumlaufen.

Endlich wagte sich auch der Mecki aus dem Wagen. So, wie sie beide mit dem Baron umgingen, bewiesen sie die Erfahrung der Professionellen. Nun holten sie auch ein Versäumnis nach, nämlich das Abtasten nach Waffen. Sie fanden natürlich die Automatic. Der Mecki entlud sie und gab sie dem Baron zurück.

„Die Munition wollen wir auch nicht, aber ich behalte sie vorerst einmal“, erklärte er. Das hörte sich alles noch recht manierlich an.

„Dumme Frage von mir“, sagte der Baron, „aber was habt ihr für ein Interesse an dieser Sache?“

Der Fahrer öffnete mit einem Schlüssel die Haustür. Mecki stand hinter dem Baron. „Hm, Dr. Ferrenc hat Sam Buster vor einem Jahr operiert. Du weißt ja, wer Sammy ist?“

Und ob der Baron es wusste. Gangster seines Grades kannte man. Sam Buster also war von Mike operiert worden. „Okay, und was weiter?“

„Dr. Ferrenc hatte die Möglichkeit, Sammy hochgehen zu lassen. Er konnte ihn auch sterben lassen, ganz, wie er es für gut hielt. Er ließ ihn aber weder hochgehen noch sterben, sondern gab sich verflucht viel Mühe und meinte sogar zum Schluss, ein Gangster sei auch ein Mensch und hätte verdammt dieselbe Hilfe in der Not zu bekommen wie jeder andere. Das hat uns allen sehr gefallen, besonders aber unserem Boss Sammy. Und deshalb sind wir hier. Ob du es mit deinem Hirn packst oder nicht, wir tun hier ein gutes Werk. Sammy hat alles stehen und liegen lassen, uns hierher gehetzt, damit wir dafür sorgen, dass Dr. Ferrenc geholfen wird. Sammy meint nämlich“, der Mecki lachte trocken, „dass man im Notfälle auch mal einem Bürgerlichen helfen sollte, besonders wenn es ein Kerl wie Dr. Ferrenc ist. Wurst wider Wurst. Aber deine Bulldogge James wollte das ja nicht kapieren. Der ist gleich losgegangen wie eine tollwütige Hummel. Tut uns leid. So ist das also, und jetzt geht es weiter. Voran, Mister!“

„Das Licht funktioniert nicht“, rief der Fahrer. „Mach die Lampe an, Tom!“

Tom, das war also dieser Mecki. Der knipste eine Taschenlampe an und leuchtete auf den schmalen Gang. Es roch nach Farbe.

Der Fahrer öffnete die vorletzte Tür rechts und schaltete dort das Licht an. Hier schien es zu funktionieren. Es war das Badezimmer.

„So, und nun sieh mal hin, was mein Kollege tut! Ich stehe hinter dir, damit dir nichts Verrücktes einfällt.“ Tom lachte rau, und der Baron hörte, wie er am Sicherungsflügel der FN spielte.

Ein Badezimmer also, mit einer Wanne, einer Duschecke und einem Wandschrank. Hier wurde der Farbgeruch nahezu penetrant. Aber weder die Wand, die ganz bis zur Decke aus Fliesen bestand, noch die Decke war gestrichen worden. Ebenso wenig der Wandschrank. Wo kam der Farbgeruch her?

Der Fahrer mit der Boxerfigur legte seine behaarten Pranken auf die Schiebetür des Wandschrankes und drückte sie auf. Da standen ein paar Toilettenartikel und ein Topf mit grüner Farbe. Außen war sie heruntergelaufen. Sie war frisch. Um das dem Baron eindrucksvoll zu beweisen, tippte der Gorilla mit dem Finger an die Farbtränen am Topf und hielt ihn dem Baron vor die Augen. Doch dieser begriff noch immer nicht, was der Zauber sollte.

„Die Farbe ist frisch“, sagte Mecki Tom hinter dem Baron. „Frische grüne Farbe, die nicht länger als ein paar Stunden hier steht, sonst wäre sie zumindest außen angetrocknet. Das ist doch klar, oder?“

„Natürlich, aber was soll‘s? Was beweist das?“

Der Boxer sah den Baron an, wie man ein Kind ansieht, das die einfachste Schulaufgabe nicht begriffen hat, verständnislos, bedauernd, vorwurfsvoll.

Mecki Tom aber meinte: „Er kann es nicht wissen, Johnny! Sicher hat er seit Stunden nicht mit Hartman gesprochen. Mister, sprich mit Hartman! Irgendwo hier steht ein Telefon. Und denke daran, dass du frische grüne Farbe gesehen hast.“

„Habt ihr sie hingestellt?“, fragte der Baron.

„Nein, gesucht haben wir sie! Gesucht. Und vergiss auch nicht, dass Dr. Ferrenc bereits heute Mittag verhaftet worden ist. Von mittags bis jetzt wären die Farbtränen angetrocknet. Sprich jetzt mit Hartman. Johnny, geh voraus!“

Der Baron dachte nicht daran, den beiden etwas in den Weg zu legen, obgleich sie Gangster waren. Er wollte erst wissen, was diese ganze Geschichte beweisen sollte.

Ein Telefon stand nebenan. Der Baron rief Hartman an, doch der lag im Bett. Es dauerte, ehe die Vermittlung ihn munter klingeln konnte. Dann meldete er sich mit verschlafener, mürrischer Stimme.

„Hartman, Sie wissen etwas“, fragte der Baron, „etwas, das mit grüner Farbe zusammenhängt?“

Er hustete, nieste, dann legte er los. „Verdammt, dafür holen Sie mich aus dem Bett! Glauben Sie, Sie können mit mir machen, was Sie wollen?“

Alexander ließ ihn toben, irgendwann einmal musste er wieder zur Ruhe kommen. Das trat auch ein. Und so sagte er etwas friedlicher: „Ja. Wieso fragen Sie überhaupt?“

„Das erkläre ich Ihnen später. Also legen Sie los. Was ist mit der Farbe?“

„Sag ihm nicht, dass wir auch hier sind!“, zischte Mecki Tom und hielt dem Baron die FN unter die Nase.

Hartman hustete gerade, so hatte er bestimmt nichts von Toms Worten gehört. Nun aber rief er so laut, dass der Baron den Hörer ein Stück vom Ohr weghalten musste: „Vor … hm … drei Stunden sind es jetzt, haben wir das Auto von Dr. Ferrenc untersucht und im Kofferraum eine alte Dose gefunden, in der vor Tagen einmal grüne Farbe gewesen sein muss. In dieser Dose lag ein kleines Schraubglas mit Mescalabsud. Morgen früh werden wir das Landhaus durchsuchen, ob wir da nicht noch mehr …“

„Sucht mal, ihr werdet die Farbe finden aus dem Topf, vermutlich dieselbe Farbe. Sie steht im Badezimmer im Wandschrank. Jemand hat sie vor kurzer Zeit erst, sagen wir vor zwei, drei Stunden, hier abgestellt.“

„Teufel noch eins, wie kommen Sie überhaupt dahinter? Woher wissen Sie, dass wir die Farbbüchse gefunden haben?“

„Das ist mir selbst ein Rätsel, aber …“

„Was sagen Sie?“

„Schon gut, Hartman, ich werde jetzt …“ Mecki hatte die Gabel heruntergedrückt und das Gespräch somit unterbrochen.

„Damit du nicht noch Verstärkung heranschleppst“, meinte er grinsend.

Der Baron war natürlich nicht ganz sicher, ob die Story, die diese beiden da auftischten, nicht etwa eine große Lüge war. Immerhin konnte es ganz gut sein, dass gerade diese beiden diejenigen waren, die vorhin die Farbe hierher geschafft hatten.

„Du denkst“, sagte Mecki Tom, als habe er die Gedanken des Barons erraten, „dass wir die Farbe hingestellt haben? Irrtum! Siehst du, wir sind ja keine Anfänger, das hast du vorhin schon gesehen, als wir mit einem Taxi ankamen. Hartman hat es laut genug über Sprechfunk herumgeblökt, dass er morgen früh das Haus durchsuchen will. Und dabei hat er auch seinem Stellvertreter im Hauptquartier erzählt, was sie gefunden hatten. Und mit ein bisschen Talent kann man auf Hartmans Sprechfunkwelle schalten, mit jedem Radio. So also ist das.“

„Ich würde es gerne glauben. Aber es fällt mir verdammt schwer, weil ihr eben keine Anfänger seid“, erwiderte der Baron.

Mecki Tom schüttelte den Kopf. „Wenn unsereins es wirklich mal ehrlich meint, dann ist es auch wieder nichts. Die Farbe ist auf dem Transport übergelaufen. Irgendwer muss Flecke am Anzug oder im Wagen haben. Ob du uns jetzt glaubst, ist unwichtig. Nur wissen musst du von der Farbe. Man hat Ferrenc ‘reingelegt. Man will Indizien verfälschen oder sie unterschieben. Wir wissen selbst noch nicht, wer es tut. Aber wir kommen dahinter, vielleicht schneller als ihr alle zusammen.“

„Psst!“, machte Johnny, der Boxer.

Sie waren still. Draußen klappte die Haustür. Sofort löschte Mecki Tom das Licht im Zimmer. Eine wunderbare Chance für den Baron freizukommen. Aber, denke einer, was er mag, er wollte erst sehen, was hier auf ihn zukam.

Schritte tappten auf dem Flur. Eine Frauenstimme fragte: „Wake?“

Johnny rief mit verstellter Stimme: „Hier!“

In diesem Augenblick ging die Tür auf. Blitzschnell schaltete Mecki Tom das Licht an. Draußen stand in dunklem Kostüm, eine Rose im Revers und eine Krokodilledertasche in der Rechten: Mary Keil.

Sie starrte verblüfft auf die Männer, dann erst, nach fast zwei Sekunden, kam die Reaktion. Sie schrie gellend auf. Entsetzt wich sie zurück und wollte davonlaufen. Aber Mecki Tom war schneller.

„Halt! Ich schieße!“, brüllte er.

Sie blieb stehen und ließ die Tasche fallen. Zögernd hob sie die Hände, obgleich ihr das Tom nicht befohlen hatte.

Mecki wandte sich an den Baron: „So, Mister, der Rest ist für dich! Wir haben noch andere Sorgen heute! Ihr habt ja Telefon, könnt euch ja einen Wagen kommen lassen“, erklärte Tom und lachte. „Außerdem müssen wir herausbekommen, wer Wake ist. Eh, Madam, wer ist dieser Wake, den Sie hier gesucht haben?“

Sie zitterte am ganzen Leibe vor Angst. Stotternd erwiderte sie: „Wake, das … das ist… Mr. Emmenter.“

„Danke!“ Mecki Tom ließ seinen Kumpanen vorbei und hielt Mary Keil und den Baron mit der Pistole in Schach, bis er die Tür erreicht hatte. Dann lief er hastig seinem Freund Johnny nach. Der Motor des Taxis heulte auf, Reifen kreischten, und das Auto schoss über den Kies dahin.

Der Baron zog seine Automatic aus dem Holster und lud sie mit dein Reservemagazin auf, das er immer in der linken Tasche trug. Denn in der Eile hatte Mecki Tom vergessen, ihm die Munition zurückzugeben.

„Miss Keil, wo wohnt dieser Wake Emmenter und was ist er?“, wollte jetzt der Baron wissen.

Sie schien in seiner Gegenwart etwas beruhigter und sagte gefasst: „Er ist Kaufmann. Ein … ja, ein Freund von Dr. Ferrenc.“

„Wohnt wo?“

„Lincoln Road in Miami Beach.“

„Kommen Sie! Rasch!“ Der Baron schleppte sie zum Telefon. Von da rief er die Polizei an und verständigte sie. Dann forderte er noch einen Wagen an. Hoffentlich gelang es der Polizei, inzwischen die beiden Gangster zu fangen, die wahrscheinlich schon auf dem Weg zu Emmenters Wohnung waren.

Nach dem Telefonat mussten die beiden warten, bis der Wagen kam. Indessen wollte der Baron dem Mädchen etwas auf den Zahn fühlen. Mary Keil hatte just erst das gemeinsame Abenteuer mit Dr. Proud halbwegs heil überstanden.

„Waren es dieselben Burschen, die Ihnen vor dem Club aufgelauert hatten?“ Sie zuckte die Schultern und fürchtete sich offensichtlich, es zuzugeben, so dass der Baron sagte: „Die tun Ihnen nichts mehr. Sagen Sie es!“

„Der große, dicke Mann war dabei, den habe ich erkannt“, erklärte sie ängstlich. „Und die Stimme des anderen habe ich auch gehört.“

„Und was wollten Sie hier um diese Stunde?“

Sie vermied es, den Baron anzusehen. Dann aber flüsterte sie, dass er es kaum verstehen konnte: „Wake hatte mich angerufen und mir gesagt, dass ich sofort hierherkommen sollte.“

„Zu Fuß?“

„Ich bin mit einem Taxi gekommen. Es hat vor dem Grundstück gehalten.“

„Und was sollten Sie hier?“

„Das … das kann ich nicht sagen.“ Sie sah sich verzweifelt um, als wolle sie flüchten. Und dabei krampfte sie ihre schlanken Finger um die Handtasche.

Die Handtasche wirkte wie ein Magnet auf den Baron. Er hatte den Drang, die Tasche geöffnet vor sich zu haben. Er packte plötzlich die Tasche. Mary Keil schrie auf, wollte die Tasche festhalten, aber da hatte er sie schon. Er machte sie auf und sah die Blechröhrchen. Silberne Röhrchen, wie für Kopfschmerztabletten.

„Nicht! Nicht!“, schrie das Mädchen.

Baron Strehlitz öffnete eine Dose und sah das Schraubglas. Eine schwarzbraune dicke Brühe war darin. Er wusste Bescheid.

„Wer hat es Ihnen gegeben, das Mescal?“

„Ich … es … nein, ich sage nichts!“

„Wer?“, fragte der Baron jetzt schärfer. Gleich musste der Wagen kommen, bis dahin wollte er alles wissen.

Sie zitterte wieder, blickte sich scheu um, sah zum Fenster, und im gleichen Augenblick geschah es. Das Glas des Verandafensters zersprang. Miss Keil schrie jäh auf und fasste sich an die Brust. Zu spät für den Baron, sie noch zu Boden zu reißen. Er selbst konnte sich noch fallen lassen, als der zweite Schuss fiel.

Dann hörte er draußen Hundegebell. Es musste drüben an der Baustelle sein. Wieder fiel ein Schuss, und jetzt feuerte der Baron zurück. Zuerst auf die Lampe, dann auf das Fenster. Mit einem Sprung war er an der Tür, hinaus auf den Flur, zum Nebenzimmer. Durch den dunklen Raum bis ans Fenster. Da sah er den Schein zweier Taschenlampen von der Baustelle her auf das Haus strahlen. Sie blendeten ihn, so dass er nicht sehen konnte, wo der Heckenschütze lauerte.

Plötzlich brüllte ein Automotor auf, vorn an der Straße. Scheinwerfer strahlten, dann jagte ein Wagen in Richtung auf Miami.

Der Baron hastete zum Telefon und gab der Polizei Alarm. Dann erst konnte er sich um Miss Keil kümmern. Um sie überhaupt untersuchen zu können, musste er eine Stehlampe suchen, weil die Deckenlampe zerschossen war.

Das Hundegebell kam näher, und eine Stimme rief: „Wer hat geschossen? Ist was passiert?“

Mary Keil hatte einen Brustschuss. Sie blutete stark und war ohne Bewusstsein.

„Wer ist draußen?“, fragte der Baron.

„Der Nachtwächter von der Baustelle!“ Der Hund kläffte dazwischen, man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen.

„Kommen Sie durch die Tür!“, rief der Baron. Endlich hatte er in Dr. Ferrenc‘ privatem Praxisraum Verbandszeug gefunden. Draußen beruhigte der Nachtwächter den Hund, dann schlug die Tür zurück. Mit schweren Schritten kam der Mann ins Haus. Mary Keil war noch immer ohnmächtig. Er legte ihr eine Kompresse auf die Wunde und sah auf den Nachtwächter, der lehmbeschmierte Gummistiefel trug und sich einen Umhang über die Schultern gehängt hatte. Ein bärtiger, älterer Mann war es.

„Haben Sie schon den Arzt gerufen?“, fragte er. „Ich hab‘ gesehen, wie ein Wagen abgefahren ist. War‘s ein Überfall?“

„Ja, ein Überfall, holen Sie das Kissen drüben. Ich muss ihr den Kopf hochlegen. Ah, da kommt schon ein Wagen, hoffentlich die Ambulanz.“ Sirenengeheul näherte sich. Der Hund draußen bellte wie angestochen.

„Gehen Sie hinaus und kümmern Sie sich um das Tier, damit es nicht noch die Polizei auffrisst!“, rief der Baron dem Wächter zu, und er nickte. Als er draußen war, wurde der Hund ruhig. Er hörte Stimmen, dann tauchten drei Polizisten auf.

„Wo bleibt die Ambulanz?“, fragte der Baron und zog seinen Ausweis heraus. Sie salutierten und der eine meinte: „Muss gleich da sein, der Krankenwagen. Es ist ein Arzt dabei.“

Wieder Sirenengeheul, und wieder bellte der Hund draußen. Wenige Minuten später kam ein Arzt mit zwei Krankenträgern. Der junge Mediziner kümmerte sich sofort um Mary Keil, dann gab er Anweisung, sie auf die Trage zu legen.

Alle hatten gespannt zugesehen, und als der Arzt aufstand, fragte der Baron: „Nun?“

Er zuckte die Schultern. „Vielleicht bekommen wir sie nicht einmal lebend ins Hospital.“

„Sir“, rief ein Polizist dem Baron zu, der als vierter gerade ins Haus gekommen war. „Sie möchten ans Sprechgerät kommen.“

Draußen wurde gerade Mary Keil auf der Trage in den Krankenwagen geschoben. Fahrer und Begleitung stiegen ein, dann heulte schon wieder die Sirene, und der weiße Ambulanzwagen raste los.

Dann ging der Baron zu den beiden Streifenwagen. In einem saß noch der Fahrer und sagte gerade, als der Baron den Schlag öffnete: „Hier kommt er.“

„Hallo!“

„Hier spricht Don Evans, wir sind in Emmenters Wohnung, haben aber Wake Emmenter nicht angetroffen. Ich besitze indessen einen Durchsuchungsbefehl vom U-Richter. Wir haben allerlei gefunden. Sie sollten sich das ansehen.“

Eigentlich wollte Alexander ein paar Stunden schlafen. Aber das musste er wohl für die nächste Zeit aus dem Notizbuch streichen.

„Okay, ich komme nachher, sobald es geht. Und was ist aus den beiden Vögeln geworden, diesem meckigescherten Tom und dem glatzköpfigen Boxer Johnny?“

„Keine Ahnung, ich werde bei der Polizei nachfragen.“

„Gut, bleiben Sie dort, und lassen Sie indessen nach Wake Emmenter fahnden. Mordverdacht!“

„Hoppla, wir warten also!“

Der Baron gab dem Cop den Hörer zurück, doch da surrte schon wieder der Funk und rief nach ihm. Der Cop lachte, und Baron Strehlitz nahm erneut den Hörer mit einem Seufzer.

„Hier ist die Streifenwagenbesatzung 9. Wir haben das Taxi mit Johnny Calm und Tom Vergin gefasst. Verhaftung?“

„Ja, sicher ist sicher. U-Gefängnis, ich melde mich wieder.“ Na, da waren die beiden Goldjungs schon auf Nummer Sicher. James würde sich freuen. Moment, nach James musste er sich auch noch erkundigen. Jemand musste sich um ihn kümmern.

Er sagte dem Cop Bescheid, dass er jemanden in James‘ Wohnung schicken sollte.

Als der Baron wieder ins Haus ging, zeigte sich im Osten schon ein Silberstreifen über der Stadt Miami. Sehnsucht nach einer Tasse Kaffee machte sich bei ihm bemerkbar. Er gähnte, und wollte gerade die Tür öffnen, da hörte er ein Auto von der Landstraße her in den Kiesweg kommen. Er traute seinen Augen nicht. Da kamen Hartman und James im Le Mans.

James mit einem Verband am Kopf, einem Pflaster an Nase und Wange, und noch immer einem verquollenen Auge, jetzt beträchtlich mehr zugeschwollen. Als er ausstieg, sah der Baron auch die Bandagen an den Händen. Na, da musste es ja ganz schön geraucht haben, dachte Alexander. Diesmal war es wohl mehr als nur eine Lokomotive gewesen. Immerhin lächelte James, soweit sich das mit den Pflastern und der Schwellung ermöglichen ließ. Hartman hingegen machte wie immer sein finsteres und mürrisches Gesicht. Viel mehr konnte man bei ihm offenbar nicht erwarten.

„Hallo, James. Sie sehen aus, als hätten Sie es gegen die gesamten Gangster von Miami aufgenommen.“

„Fragen Sie die beiden Burschen, die im Polizeihospital liegen. Die singen Ihnen einen anderen Song, Baron.“ James wandte sich an Hartman. „Stimmt doch, wie?“

„Hmm, seit Sie hier sind, Baron, reißt der Ärger nicht mehr ab.“

„Schicksal“, meinte Alexander. „Was ist inzwischen passiert?“

„Ihnen das zu erklären bin ich hier, Baron.“

Sie sahen sich erst an, was sich in Mary Keils Handtasche befand. Und natürlich auch den Farbtopf. Dann erklärte sich James bereit, irgendwo einen Kaffee zu besorgen. Er war eben doch ein toller Hecht. Denn nach einer Viertelstunde standen zwei Tassen dampfenden Kaffees vor Hartman und dem Baron..

„Passen Sie auf, dass uns keiner stört, James!“

Hartman ließ sich in einen blauen Sessel in Mikes Salon fallen und sagte trocken: „Bis jetzt ist ja alles recht munter gelaufen. Und Sie sehen nun, dass es gut gewesen ist, Ferrenc einzulochen.“

Das war so eine Sache. Im Grunde war sich der Baron gar nicht klar darüber, ob Mike zu Recht im Gefängnis saß. „Ich weiß nicht, Hartman. Ihre Theorie ist richtig, sobald nachzuweisen ist, dass dieser Sam Buster und seine Bande für Dr. Ferrenc arbeiten. Wenn nachzuweisen ist, dass dieser Wake Emmenter tatsächlich ein Freund von Dr. Ferrenc ist und mit ihm ebenfalls zusammengearbeitet hat. Ihre Theorie stimmt auch dann, wenn es feststeht, dass Dr. Ferrenc ein geheimes Foto besessen hat, nach dem diese Burschen von Sam Buster gesucht haben. Und doch, lieber Hartman, sind da einige Dinge, die gar nicht ins Bild passen.“

Er lächelte gequält. „So? Aber wie passt dies in Ihr Bild? Hören Sie!“ Er zog einen Zettel aus der Tasche, offenbar ein Fernschreiben. Und dann sagte er und las vor:

„Ich will es kurz machen, nur das Wichtigste. Also: Auskunft des Bundeskriminalamtes FBI Washington über die Tätigkeiten von Dr. Ferrenc nach seiner Rückkehr aus Korea. Da sind 1951 bis 1955 Marinehospital New Orleans, 1955 bis 1960 Oberarzt im Marine-Chirurgie Hospital San Francisco, und dann seit 1961 hier Chefarzt der Chirurgie.“

„Bekannt, Hartman, dazu brauchten Sie nicht erst das FBI bemühen.“

Er machte wieder sein Zitronengesicht und fuhr ungerührt fort: „In New Orleans starb ein Patient nach der Operation, der in Wirklichkeit schon während der Operation verschieden war. Innerlich verblutet, hieß der Befund. Den Chirurgen, in diesem Falle Dr. Ferrenc, traf keine Schuld. Der Patient war eine Schlüsselfigur im Elektronenwesen. Weiter. In Little Rock gleich zwei ähnliche Fälle. Auch dort kein Makel am Operateur Dr. Ferrenc. Die Patienten: beide wichtige Persönlichkeiten. Der eine starb 1956, es war Paul Sheffield, Erfinder von winzigen Relaisgeräten für Raketen. Der andere, er starb 96, war Fred Know, ein General der Air Force. Kurz nach dessen Tod wechselte Dr. Ferrenc die Stellung. Sagt das Ihnen jetzt etwas. Baron?“

Nun sah der Baron, dass Hartman richtig lächelte. Die Schadenfreude und der Triumph, dies dem Baron verpasst zu haben, machten aus dem alten Griesgram einen fröhlichen Menschen. Mit wie wenig man doch einen Mann glücklich machen kann.

Aber dem Baron war nicht zum Lachen. Mochten Jahre zwischen der Sache in Korea und der Gegenwart liegen, es blieb unvergesslich. Eine Freundschaft lässt sich nicht einfach vergessen, lässt sich auch nicht von der Pflicht verwischen. Es war offenbar an dem Verdacht an Dr. Ferrenc mehr daran, als er anfangs geglaubt hatte. Die Angelegenheit wurde immer verwickelter, und Baron Strehlitz musste sich mehr denn je eingestehen, dass er sich von Gefühlen leiten ließ.

Auch auf Lucy konnte er sich keinen rechten Vers machen. Und auch jetzt ertappte er sich wieder dabei, einem Gefühl nachzugeben, weil sie einen Mann in ihrem Zimmer erwartet hatte. Was wusste denn der Baron wirklich? Nichts als Vermutungen das Ganze. Auch Hartman wusste keine Beweise, keine Geständnisse vorzulegen.

Der Baron wollte nur noch einmal mit Dr. Ferrenc reden, und dann jede Kleinigkeit selbst nachprüfen.

Wieder wünschte er sich, den ganzen Fall wegen Befangenheit zurückzuweisen.

Doch so einfach war das alles nicht. Mike erwartete von ihm, dass er ihm helfen würde. Er hoffte und rechnete fest damit, der Baron versuchte sich vorzustellen, wie ihm zumute war. Beschuldigte man ihn zu Unrecht, war er geradezu darauf angewiesen, jemanden mit seinem Fall betraut zu wissen, der es gut mit ihm meinte. Hartmans These lag so felsenfest, dass der Baron daran zweifelte, den Polizeiinspektor mit Entlastungsmomenten oder Indizien überzeugen zu können. Hartman hatte sich einfach in seine Theorie verrannt.

Oder war der Baron derjenige, der sich verrannte? Lag vielleicht alles klar auf der Hand, nur in seinem Glauben an Mike und dessen Unschuld ließ es ihn einfach die Tatsachen nicht sehen? Sah er alles im falschen Licht?

„Sie sehen blass aus, Baron. Ist Ihnen nicht gut?“, fragte Hartman und es klang geradezu väterlich besorgt.

Der Baron wischte sich über die Stirn. „Ach, müde, nichts weiter.“

„Baron, geben Sie den Fall wieder ab“, sagte er leise und eindringlich. „Es geht über Ihre Kraft. Ich verstehe Sie gut. Er ist Ihnen zu vertraut. Sie können einfach nicht gegen ihn ermitteln.“

Der Baron sah Hartman an. Sein faltiges Warzengesicht wurde ihm direkt sympathisch. In seinem Blick lag wirklich rührende Sorge. Er hatte also auch ein zweites Gesicht, und das war sehr menschlich.

Der Baron lächelte. „Danke, Hartman, die Tasse Kaffee hilft schon, es ist nichts weiter. Sicher, ich bin nicht glücklich darüber, dass der Verdächtigte ausgerechnet Dr. Ferrenc ist, aber …“

„Aber Sie wollen weitermachen.“ Er nickte, als hätte er es nicht anders erwartet. „Okay, ich verstehe Sie. Aber ich glaube, diesmal brauchen Sie Hilfe. Ich biete sie Ihnen an!“

Er streckte dem Baron seine magere knochige Hand entgegen, und Alexander schlug ein. Dieser alte Haudegen hatte mehr Herz, als der Baron ihm zugetraut hätte. Und weiß Gott, er würde diesmal tatsächlich jemanden brauchen, der ihm half. Wusste er, wie er reagieren würde, wenn eine fragwürdige Situation entstand, beispielsweise eine Gewissensentscheidung? Vielleicht, so sagte er sich, ist es gut, wenn Hartman eine Art Gegenpol zu ihm sein wird.

„Ich halte Ferrenc für schuldig“, erklärte Hartman. „Er ist in die Sache auf alle Fälle dick verwickelt, daran beißt die Maus keinen Faden ab. Jetzt heißt es nur, seine Komplicen zu fassen, damit wir ein paar Aussagen haben, die ihn zu einem Geständnis zwingen. Das ist meine Marschroute. Wollen Sie auf dieser Linie mit mir arbeiten?“

„Was macht Ferguson?“, fragte der Baron.

Hartman zuckte die Schultern. „Noch keine genauen Anhaltspunkte. Es gibt ein paar Zeugen, die sich wie üblich widersprechen, aber immerhin. Also, ich wollte von Ihnen eine Antwort!“

„Gut, ich gehe auf dieser Linie mit.“ Hartman sah den Baron fest an. „Dann verzichten Sie am besten auf ein weiteres Verhör von Dr. Ferrenc. Das tut nicht gut. Überlassen Sie das am besten mir.“

„Na schön, fest versprechen will ich das nicht, aber für heute wollen wir es dabei lassen“, antwortete der Baron. „Was Neues von Dr. Proud?“

Hartman schüttelte den Kopf. „Ich werde mal hören, was von Miss Keil zu erfahren ist, denn wenn sie reden kann, sollten Sie das Verhör übernehmen, okay?“

Der Baron merkte, dass Hartman das Zepter dieses Falles in die Hand nehmen wollte, und es war ihm ausnahmsweise sogar gleichgültig. Es deprimierte ihn, gegen einen Freund ermitteln zu müssen, dass er am liebsten den ganzen Kram hingeschmissen hätte.

Sie gingen zusammen hinaus, und über Sprechfunk erhielten sie Verbindung zum Jackson Hospital. Was sie befürchteten, war eingetreten. Mary Keil hatte den Transport nicht lebend überstanden.

Indessen war auch die Mordkommission schon eingetroffen, und die übliche Ermittlungsarbeit begann. Der Baron setzte sich zu James in den Le Mans und rief Hartman zu: „Ich fahre zum Hospital und nehme mir nochmals die Schwestern vor.“

Er nickte nur und sprach dann weiter mit dem Leiter der Mordkommission.

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009

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