Читать книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld - Страница 66

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Kurz vor der Brücke über den Miami River erreichte Alexander und James die Nachricht, dass Schwester Gloria Mitchell einen Selbstmordversuch verübt hatte, der aber zum Glück von Schwester Lucy Gillmore gestört worden war. So blieb Schwester Gloria am Leben.

Hartman schaltete sich über Funk ein und sagte: „Baron, jetzt beginnen die Puppen zu tanzen. Wir haben Fingerabdrücke gefunden, die einwandfrei von Dr. Proud stammen. Und zwar an der Farbdose. Außerdem welche von Dr. Ferrenc und einer weiblichen Hand. Wem sie gehört, müssen wir noch herausfinden. James sollte am besten die Abdrücke aller Personen im Hospital nehmen, die mit Lieutenant Koog zu tun gehabt haben.“

Der Baron versprach es ihm, und sie fuhren weiter zum Hospital. Doch schon kam wieder eine Meldung, diesmal von Evans.

„Baron, eine dringende Nachricht! Kommen Sie erst zu uns. Dieser Wake Emmenter hat in seiner Wohnung, vielmehr im Keller seiner Wohnung etwas verborgen, das Sie interessieren dürfte. Ich kann Ihnen über Funk nicht mehr sagen. Ich muss auf Sie warten, ehe ich andere Anweisungen geben kann.“

„Okay, wir kommen“, sagte der Baron und schaltete das Gerät ab. „Fahr zu, James, zur Lincoln Road in Miami Beach.“

„Na, endlich zeigen sich ein paar Lichter, was?“, meinte James.

„Hmm“, brummte der Baron nachdenklich.

James war trotz seiner beiden Prügeleien obenauf. „Wissen Sie, wenn die Sache so richtig in Fahrt kommt, macht es Spaß. Nur die langweiligen Ermittlungen, die sind zum Kotz …“

„James, auch die sind wichtig!“, unterbrach der Baron ihn. „Ohne die geht es nicht. Und mir wäre lieber, ich würde mich zur Zeit auf dem Mond befinden.“

„Die Kleine, mit der Sie gestern Abend getanzt haben, die war eine Wolke.“

„So?“

James schnippte mit den Fingern. „Das wäre schon was für ‘n ausgewachsenen Jungen wie mich. Sind Sie mit ihr wieder verabredet?“

„Ist das wichtig?“, sagte der Baron abweisend.

James lachte aber. „Na ja, wäre die richtige Partie für Sie. Geht doch nichts über einen hübschen Käfer. Das freudlose Dasein eines Junggesellen ist ja nur dann erträglich, wenn man ab und zu einen Käfer an Land ziehen kann.“

„Haben Sie aber Sorgen, James.“

Der kratzte sich am Hinterkopf und fuhr eine Weile freihändig, weil er auch noch mit der Linken nach den Zigaretten in der Rocktasche suchte. „Das Leben ist hart, man muss selbst etwas Anständiges daraus machen … Na, wo stecken sie denn nur? Ach so … ja, ich für meinen Teil habe ein Püppchen, das ist schon ein abendfüllendes Programm, sage ich Ihnen … Hoppla, der Kerl kann auch aufpassen, was? Führerschein auf der Kegelbahn gemacht. Und wenn man dann so zum Tanz geht, dann weiß man immer, mit wem man loszieht … Schon wieder rot auf der Kreuzung. Diese Ampel ist ewig rot. Bin noch nie bei grün ‘rübergekommen, gibt es gar nicht. Immer rot! Woher hat dieser Dr. Proud nur den tollen Cadillac, und noch weiß? Ist ja eine ungünstige Farbe. Auto zum Putzen; jeden Flecken sieht man. Na endlich, jetzt kommt grün … Eh, Boss, was ist? Schlafen Sie?“

Der Baron gähnte. „Nur mal eingenickt. Sind wir bald da?“

„Ist schlechte Zeit. Viel Verkehr um die Zeit. Wollen Sie ‘n Chewing Gum?“

Der Baron nahm einen, ein bisschen würde es schon wirken und ihn wachhalten. Wenn nur diese Wärme im Wagen nicht wäre. „James, drücken Sie mal auf den Knopf, damit das Verdeck zurückgeht. Ich koche.“

„Gemacht, Boss! Nachher werden Sie frieren, da mache ich eben wieder zu … So ein Brummer, der weiß auch nicht, dass man hier rechts fährt. Immer diese Burschen vom Lande. Kennen keine Verkehrsregeln … Eh, Baron, sehen Sie dort!“ Er zeigte mit dem Finger auf einen Wagen, der schräg vor ihnen zum Überholen ansetzte. „Das ist doch Dr. Ferrenc!“

Der Baron schreckte aus seinen Wachträumen hoch. „Was?“

Tatsächlich, dort vorn in dem grünen Buick 62 saß wahrhaftig Mike!

„Überholen und stoppen!“, rief der Baron James zu.

Der ließ prompt Ambitionen als Rennfahrer erkennen, als er losraste. Die übrigen Straßenbenutzer mussten denken, der Fahrer sei von Hornissen gestochen.

Doch nun gab auch Mike Gas und schoss davon.

„Der gibt Fersengeld! Ob er ausgebrochen ist?“

Der Baron nahm das Funksprechgerät. „Verbindung zum U-Gefängnis!“ Als die Verbindung kam, fragte er nach Dr. Ferrenc.

Es dauerte, und indessen war James schon dicht an den grünen Buick heran. Jetzt zog James nach links zum Überholen. Endlich meldete sich der zuständige Beamte im U-Gefängnis. Alexander fragte nach der Entlassung.

„Entlassen gegen Kaution, aber nur auf freiem Fuß, Haftbefehl bleibt bestehen. Seit einer Stunde etwa.“

„Danke, und wer hat das veranlasst?“

„Seine Anwälte. Hornblower & Williams …“

Das also war es. Hornblower & Williams, die Staranwälte von Miami. Bei ihnen ließen sich die Filmdiven scheiden, diese Anwälte verteidigten die missratenen Sprösslinge hiesiger Millionäre, und auch sonst hatten die beiden die Kurve raus. Der Baron hatte von Prozessen gelesen, worin das Plädoyer der Anwälte alles bisher Dagewesene in der Sparte übertraf. Zuletzt waren dann die Geschworenen zu Tränen gerührt, und die Volkswut konzentrierte sich auf den Vertreter des Staates, den man am liebsten stellvertretend für die „Ungerechtigkeit“ von Regierung und Gesetzgeber gelyncht hätte. Dass Mike sich diese Anwälte ausgesucht hatte, wollte dem Baron gar nicht gefallen. Es sah für Alexander so aus, als sei sich Ferrenc darüber klar, ohne diese Anwälte für schuldig befunden zu werden. Geflügeltes Wort reicher Gesetzesübertreter oder vermögender Ganoven in Miami: „Und jetzt rettet uns nur noch Hornblower vor dem Strang …“

James tat, was er konnte, doch in dem Morgenverkehr konnte er einfach nicht schneller fahren. Dabei war auch noch das gesamte Ampelsystem gegen ihn. Mike kam gerade noch zweimal bei gelb ‘rüber, und James, gesetzestreu und vernünftig zugleich, wartete. Und schließlich schafften sie es doch. Genau vor dem Kaufhaus Marbleshone hatten sie ihn. James setzte sich davor, und Alexander winkte. Er sah, dass Mike ihn erkannte. Prompt hielt er an.

„James, Sie fahren weiter zur Lincoln Road, wir kommen nach. Ich steige um. Sie können die Rennversuche jetzt abbrechen.“

Der Baron ging zu Mikes Wagen. Dr. Ferrenc lächelte ihm zu, und Alexander stieg ein. „Hallo, du staunst, dass ich raus bin aus dem Loch, wie?“

„Fahr James nach, wir unterhalten uns gleich weiter!“, sagte der Baron ernst. „Du bist mir eigentlich etwas zu schnell davongezischt, mein Lieber. Warum?“

Mike schüttelte verständnislos den Kopf. „Davongezischt? Ich habe es eilig. Wohin soll ich jetzt fahren? Es passt mir, ehrlich gesagt, nicht in den Kram!“

„Fahr ihm nach! Und wohin wolltest du eigentlich?“

Er gab keine Antwort. Vor ihm bremste James jäh, und Mike musste aufpassen. Eine Fußgängerin trippelte langsam über die Fahrbahn. Dann ging es weiter.

„Ich wollte zum Kennel Club“, sagte Dr. Ferrenc.

„Golf?“

„Unsinn!“, bellte er. „Meine Anwälte erwarten mich dort, und außerdem …“

„Außerdem?“

Der Baron sah ihn von der Seite an. Er war verärgert, und offensichtlich misstraute er dem Baron. Die Nacht im Untersuchungsgefängnis schien auch nicht gerade eine reine Freude gewesen zu sein. Er sah müde und zerknittert aus. Das galt auch für seinen Anzug.

„Ich freue mich zwar, dass du raus bist, Mike, aber es wird mir Schwierigkeiten bereiten. Mir wäre zu deinem Vorteil lieber, du wärest noch im Loch.“

Er sah den Baron überrascht an, musste aber zum Glück schnell wieder auf die Fahrbahn sehen. „Du bist mir ein feiner Freund. Hast du schon einmal dringesessen?“

„Bedaure. Es hat in meinem Leben aber verdammt ähnliche Situationen gegeben. Ich begreife alles, aber deine derzeitige Freiheit ist für dich selbst die größte Gefahr.“

„Gibt es einen Beweis?“

„Mary Keil wurde in meiner Gegenwart erschossen.“

Er trat so heftig auf die Bremse, dass der Baron fast gegen die Scheibe flog. „Idiot!“, fauchte Alexander. „Musste das sein?“

„Du hast gesagt, Mary Keil ist erschossen …“

„Fahr weiter, zum Kuckuck, dort vorn fährt James! Ihm nach!“

Verstört fuhr Mike wieder an.

Sie schwiegen einige Zeit, dann sagte Dr. Ferrenc leise: „Alexander, du glaubst daran, dass ich schuldig bin?“

„Ich möchte nicht daran glauben, aber es gibt da ein paar Dinge … zum Teufel, Mike, ich möchte am liebsten davonlaufen. Wenn du etwas weißt, was du verschweigst, dann …“

„Alexander, ich habe nichts zu verschweigen“, erklärte er ernst. „Ich habe diesen Lieutenant operiert, weil er einen Leistenbruch hatte. Das war wie immer. Nicht anders als sonst. Aber dann …“

„Okay, sagen wir, es war wie immer. Dir ist nichts aufgefallen, ich meine, die Geschichte mit dem Mescal im Atemgerät?“

„Nein, nichts. Das Atemgerät ist Sache des Narkotiseurs. Es gehört nicht in meinen Bereich.“

„Du bist nachher gegen Mittag zu ungewöhnlicher Zeit …“

„So ein Stumpfsinn!“, erwiderte Mike erregt. „Ich hatte Dienst, und das heißt, dass ich, wenn ein Patient in Schwierigkeiten ist, diesen Dienst auch versehe. Koog war in Schwierigkeiten. Die diensthabende Schwester hatte mich angerufen – ich war noch in der Praxis – und mir gesagt, dass Koog sich nicht wohl fühle.“

„Keine Schwester hat etwas dergleichen ausgesagt, Mike!“

Er kniff die Lippen zusammen und blickte zornig vor sich hin auf das Heck von James Wagen. Der Baron spürte jetzt, wie sich zwischen ihm und Mike plötzlich eine Mauer aufrichtete. Misstrauen, Zweifel, Gegensätze.

Der Baron wollte das nicht. Sie durften es sich nicht so leicht machen, wie es so oft geschieht, und sich einreden, dass die Zeit sie verändert hätte. Äußerlich gewiss, aber nicht im Wesen, nicht im Charakter.

„Wir sind Idioten“, sagte Alexander. „Mike, es ist zum Verrücktwerden. Ich will dir ja helfen …“

Er sah kurz zu ihm herüber. „Wirklich?“, fragte er zynisch.

Der Baron hätte ihm das übelnehmen können. Er tat es aber nicht. „Wirklich! Da bedarf es keiner spöttischen Frage, mein Lieber … Fahr nicht so dicht auf, damit reagierst du dich auch nicht ab, wenn du nachher scharf bremsen musst … Ich will dir helfen. Und ich werde dir helfen. Wenn aber feststeht, dass du schuldig bist, dann …“

Der Baron wusste selbst nicht, was er dann tun würde. Obgleich sich dieser Gedanke ihm dauernd geradezu aufdrängte. Er dachte: Was würde ich denn tun? Ich, der Freund, der Leidensgenosse von Korea. Der Mann, den Mike Ferrenc in einem Dreckloch operiert hatte, unter Artilleriebeschuss. Verteufelt, das alles. Heh, Alexander, jetzt ist dein Konzept alle, wie? Was tut ein aufrechter Mann, wenn sein Freund in Gefahr ist? Hat sich Mike Ferrenc Gedanken gemacht, als du selbst im Dreck gelegen hast? Hat er sich überlegt, dass er sein eigenes Leben riskiert, dass er das gibt, was ein Mensch überhaupt geben kann? Das Leben! Er hat vielleicht daran gedacht. Aber er ist schließlich doch nach vorne gekrochen, wider den Rat der anderen. Nur mit einer Tasche, mit Medikamenten, mit einer Sonde, mit einem Besteck.

Und er musste überlegen, was er zu tun hatte, wenn Freund Mike in Gefahr war. Da musste er überhaupt erst überlegen?

Es ging um Mord! Um ein Verbrechen! Und dieser Freund sollte ein Mörder sein?

„Du armer Narr“, hörte der Baron Mike plötzlich in seine Überlegungen hinein sagen. Überrascht blickte er Mike an, und sah ihn lachen.

„Du hast sogar recht, Mike“, erwiderte der Baron ernüchtert. „Ich ekle mich vor mir selbst.“

„Nein! Du brauchst dich nicht zu ekeln. Du sitzt in der Patsche, so sehr wie ich. Sieh mal, Alexander, ich weiß, dass ich unschuldig bin. Wenn ich es auch nicht beweisen kann. Aber ich weiß es von mir selbst. Du weißt es nicht. Für dich kann ich ein Mörder sein oder ein Ehrenmann. Die Ungewissheit macht dich fertig. Du glaubst, du müsstest mir helfen, fühlst eine Verpflichtung. Als Freund, als der Mensch, dem ich einmal geholfen habe. Eine Selbstverständlichkeit, längst vergessen für mich selbst.“

„Für mich nicht, Mike!“

„Richtig, und es wäre besser, du würdest es nicht so deutlich vor dir sehen. Alexander, ich glaube, du solltest die Sache doch einem anderen übertragen. Du fährst dich fest, weil du dich immerzu fürchtest, etwas zu entdecken, das mich eindeutig überführen könnte.“

Er hatte recht, so sehr recht. Alexander war wirklich in diesem Falle wie ein Dilettant vorgegangen. Was hatte er denn überhaupt erreicht bis jetzt? Nichts. Was überhaupt erreicht worden war, verdankte die Öffentlichkeit Inspektor Hartman. Nicht ihm! Und Mike sprach es aus, warum das so sein konnte. Er sagte es, was er selbst nur im Unterbewusstsein ahnte. Er hatte Angst vor der Wahrheit.

„Alexander, du solltest es aufgeben oder mir vertrauen.“ Er stoppte den Wagen und sah den Baron an. Diesmal sagte Alexander nicht, dass er hinter James bleiben solle. Er erwiderte den Blick von Mike und spürte, dass er ihm in den letzten Stunden tatsächlich misstraut hatte.

„Ich bin wirklich ein Narr, Mike, du hast recht.“

Er lächelte versöhnlich. „Und ein Mensch. Alle Menschen können Narren sein. Du hast dich sogar noch tapfer verhalten, die meisten kippen um, wenn sie in deine Lage versetzt werden.“

„Okay, ich mache weiter!“, sagte Alexander entschlossen.

Mike schob den Gang hinein und nickte zufrieden. „Danke, Alexander, ich habe es eigentlich nicht anders erwartet. Und glaub mir, du kannst es getrost tun.“

Wieder kam beim Baron ein leichter Zweifel. Er dachte an die Argumente, die Hartman ins Feld zu führen wusste. Die Operationen in New Orleans und San Francisco. Waren das Zufälle?

Sie hatten James wieder eingeholt und bogen in die Lincoln Road ein.

„Mike, ich wollte dir eigentlich ein paar Fragen gestellt haben. Wann kann ich dich sehen?“, fragte der Baron, als sie anhielten.

Ferrenc lachte, kratzte sich am Kinn und meinte: „Dafür schleppt einen dieser Kerl durch die Gegend. Und meine Anwälte warten. Also sehen wir uns zum Mittagessen? “

„Okay, und wo?“

„Im Kennel Club. Ich warte dort, bis du auftauchst.“

„Okay, dann bis nachher.“

Als der Baron aussteigen wollte, zupfte Mike ihn am Ärmel und sagte: „Alexander, du solltest ein paar Stunden schlafen. Siehst aus wie dein eigener Geist. Ich warte auch bis vier Uhr, wenn es sein muss.“

Der Baron nickte zustimmend. Irgendwie war er erleichtert, trotz aller weiteren Bedenken. Er lachte sogar und hätte es gewiss nicht getan, wenn er im Bilde gewesen wäre, was ihn gleich erwartete.

Mike winkte ihm zu und fuhr ab. Dann kam James und fragte: „Und den lassen Sie einfach abzischen?“

„Kommen Sie jetzt, die warten oben schon.“.

„Sehen Sie mal dort. Die warten auch!“, meinte James und zeigte auf die große, dunkle Limousine auf der anderen Straßenseite. Der Baron kannte diese Stationcars nur zu gut. Homicide Guard, Mordkommission.

Und eine Minute später standen der Baron und James vor dem Grund, warum die Mordkommission auch hier aufgekreuzt war und noch auf das Kommen des Barons gewartet hatte.

Im Keller des Hauses hatte Evans eine Leiche gefunden. Die Leiche einer dunkelblonden Frau von etwa zweiunddreißig Jahren. Ermordet mit einem Messer oder einem ähnlichen spitzen Gegenstand. Der Polizeiarzt war schon da, die Spurensicherung hatte gerade begonnen. Die Tote bot einen erschreckenden Anblick.

„Wer ist sie?“, fragte der Baron den stämmigen Evans.

Er schnippte sich den Hut ins Genick und berichtete routiniert: „Ist noch nicht bekannt. Der Doc sagt, sie sei seit etwa einem Tag tot, vielleicht auch eineinhalb. Länger nicht. Der Mord ist keinesfalls hier passiert, sagt auch der Doc, und dass sie eine starke Raucherin war, sagt er ebenfalls. Er will sie sezieren, und der Chemiker sagt, er würde sich für die Jacke interessieren, da wären irgendwelche Krümmel dran. Stichwunde von hinten am Schulterblatt vorbei. Sofort tödlich, sagt wiederum der Doc. Wollen Sie noch mehr wissen?“

„Leider ja.“ Der Baron sah sich die Tote an. Der Mörder hatte sie unter den Kohlen verborgen gehalten. „Wie habt ihr sie gefunden?“

Evans tippte sich an die Nase. Richtig, das war nicht zu verkennen, der Geruch.

Nun kamen auch die übrigen Beamten herein. Voran der Lieutenant von der Homicide Guard. Er war ein dicker Mann mit eisgrauem Haar. Einer aus Hartmans Generation. Abgebrüht, routiniert, mit allen Wassern gewaschen.

„Ah, ich erinnere mich, Sie schon einmal gesehen zu haben. Aber es sind schon viele Jahre her“, polterte er. Dann fragte er Evans aus.

Der Baron wollte es sich nicht noch einmal anhören und ging hinauf in Wake Emmenters Wohnung. Hier lag alles durcheinander. Evans musste wohl den letzten Winkel umgedreht haben.

Die Wohnung war modern, mit großen Fenstern, teuren Gardinen, kostbaren Möbeln. Die Miete in dieser exquisiten Wohngegend konnte nicht niedrig sein. Geschmack hatte dieser Emmenter übrigens auch. Die Bilder an der Wand zeugten davon. Und auch sonst sah man trotz des Durcheinanders, wie viel Wert der Besitzer auf Auslese gelegt hatte.

„Sir, Sie möchten sofort zum Hospital kommen! Es ist brandeilig!“

„Wer sagt es?“

Der Corporal musste erst schlucken, dann sprudelte er heraus: „Inspektor Hartman selbst hat angerufen.“

„Ist der geflogen?“, murmelte der Baron und ging hinunter.

James wartete schon. „Baron, Sie bekommen keinen Schlaf und keine Ruhe. Wo geht es jetzt wieder hin?“

„Hospital.“

„Hoffentlich landen Sie nicht eines Tages in eigener Sache dort“, verkündete James und fuhr los.

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009

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