Читать книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld - Страница 71

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1 Uhr 40 abends. F. E. C.Station. Endpunkt der großen Expresszüge. Gloria Mitchell ließ sich vom Schlafwagenschaffner ihr Abteil zeigen. Ein Zugpage trug ihre beiden Koffer. Das übrige Gepäck war bereits im Packwagen. Gloria gab dem Schwarzen ein Trinkgeld und schob die Tür des geräumigen Abteils zu. Erleichtert ließ sie sich auf den Sitz sinken, der dem Bett gegenüberstand. Die Vorhänge waren geschlossen. Die Tür verriegelt. Nur der Schaffner konnte sie öffnen. Jetzt noch zwölf Stunden Fahrt, dann war alles überstanden.

Sie holte tief Luft und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Noch jetzt drohte sie die Aufregung der überstürzten Abreise zu überwältigen. Da fiel ihr die flache Ledertasche ein. Sie stand spontan auf und öffnete einen Koffer. Obenauf lag die schwarze Tasche. Sie nahm sie heraus, überzeugte sich nochmals, dass alle Vorhänge dicht waren und öffnete die Tasche. Sie wusste, dass man es ihr verboten hatte, aber sie konnte die Neugierde nicht bezwingen.

Ich soll sie zwischen die Wäsche legen, hat er gesagt, überlegte Gloria. Aber erst will ich wissen, was es alles ist.

Langweilig, dachte sie, als sie die Papiere sah. Ein paar Zeichnungen, dann Text in komischen Wörtern, die kein Mensch aussprechen kann, Zahlenreihen, das war alles. Sie steckte alles in die Tasche zurück. Dann verpackte sie die Papiere tief im Koffer.

Draußen ertönte das Läuten der Lokomotive, dann ein schriller Pfiff. Warum in Amerika die Züge nur fortwährend läuten, wenn sie in einen Bahnhof einlaufen und abfahren?, dachte sie. Sie erinnerte sich an einen Europabesuch, wo das auf Bahnhöfen nicht der Fall gewesen war.

Da ruckte der Zug schon an. Die Räder begannen sich zu drehen.

Gott sei Dank, dachte Gloria. Noch zwölf Stunden Fahrt. Sie wollte Miami nie wiedersehen.

Zu diesem Zeitpunkt – zu dem die meisten Menschen der Stadt im tiefen Schlaf lagen – ermittelte der Erkennungsdienst, wer die Tote im Keller der Lincoln Road war. FBI und die Polizei von Miami stellten gemeinsam fest, dass es sich um die dreiunddreißig-jährige ehemalige Ärztin Dr. Doris Vauxhall aus San Francisco handelte. Vor zwei Jahren war sie die Assistentin von Dr. Ferrenc im Marinehospital von San Francisco gewesen. Er und sie hatten ein recht enges Verhältnis miteinander gehabt, das jäh geendet hatte, als Dr. Ferrenc dahintergekommen war, wie sehr sie der Rauschgiftsucht verfallen gewesen war. Mehr noch. Sie hatte einem berüchtigten Gangster Rezepte ausgeschrieben, womit er Rauschgifte beziehen konnte. Des Skandals wegen quittierte Dr. Ferrenc seinen Dienst in San Francisco, um nach Miami zu gehen, wo er trotz seiner Chefstellung weniger verdiente. Dr. Doris Vauxhall wurde das Recht zur Ausübung einer Praxis abgesprochen, die Ausübung des Arztberufes für zehn Jahre untersagt. Einer Gefängnisstrafe entging sie wegen mangelnder Zurechnungsfähigkeit zum Zeitpunkt der Tat.

Als Hartman diese Ermittlungen erfuhr, sagte er bitter: „Wir haben dem Baron unrecht getan, er hatte die Nase eher drauf als wir.“

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009

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