Читать книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld - Страница 76

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Im Baron war kalte Härte, als er mit Larry und Mike im Lift in den achten Stock des Hochhauses hinauffuhr. Der Mann, der all das Grausame erdacht und angeordnet hatte, ihn würden sie gleich vor sich haben. Er war auch für Lucys Tod verantwortlich. Und Mike würde nicht mehr leben, hätte ihnen das Glück nicht mitgeholfen. Und es war eigenartig, der Baron empfand keinen Hass. Nicht mehr. Vorhin am Strand, da hätte er diesen Menschen hassen können. Jetzt spürte er nichts als eine kalte Leere.

Mike hatte mitkommen wollen. Der Baron konnte es ihm nicht verdenken.

Achter Stock, der Lift hielt. Sie stiegen aus. Und hinter ihnen schwirrte der Lift wieder hinab, um die drei Cops heraufzutransportieren, die unten warteten. Auch auf der Feuerleiter kamen mehrere Polizisten herauf. Und über die Treppe.

Der Baron trat an die Tür, drückte auf den Summer. Drinnen blieb es still. Dann wieder auf den Summer, endlich rührte sich etwas. Schlurfende Schritte kamen auf die Tür zu.

„Wer ist es?“

Der Baron hielt die gespreizte Hand vor den Mund und sagte mit Bassstimme: „Ich, Wake, mach auf!“

„Na endlich“, hörten sie ihn drinnen sagen, dann schloss der Schlüssel, die Tür ging auf.

Der Baron stellte den Fuß dazwischen und richtete die Pistole auf Dr. Hiller. „Hände hoch, an die Wand! Umdrehen!“, befahl der Baron.

Aber er stand reglos, sah den Baron aus weit aufgerissenen Augen an wie einen Geist und schrie plötzlich mit überschnappender schriller Stimme: „Nein, nein! Es ist nicht wahr! Nein!“ Der Arm war nicht in der Binde, nur der Verband erinnerte an den Selbstschuss durch ein Brot hindurch, das von einem Lappen umwickelt gewesen war. So hatte es wie ein echter Schuss ausgesehen. Der Pulverschleim hing im Brot. Aber das hätte er beseitigen sollen. Und den Lappen auch.

Larry schob sich am Baron vorbei und riss Hiller den gesunden Arm auf den Rücken. Im Polizeigriff hielt er Hiller fest.

„Mach das Licht an, Mike!“, sagte der Baron und trat auf Hiller zu.

„Was wollen Sie? – Ich protestiere! Was wollen Sie?“, schrie Hiller, aber es klang so lachhaft albern, dass der Baron sich die Antwort schenkte.

Stattdessen sagte Larry: „Wir haben den Haftbefehl. Sie ziehen sich an und kommen mit.“

Dann erschienen die Cops, und sie legten Hiller die Handschellen an. Er schrie, kreischte wie ein kleines Kind, schließlich wimmerte er vor sich hin.

Eine halbe Stunde später saß er im Ortsbüro vor dem Schreibtisch. Hartman, James und der Baron betrachteten ihr Gegenüber. Ein schlaffer, heimtückischer Mensch, weiter nichts. Aber dennoch mit einem Hirn, das soviel Gemeinheit hatte ausbrüten können.

„Ich bin unschuldig, ich bin unschuldig!“, schrie er immer wieder, bis er merkte, dass er keinen beeindruckte. Da gab er es auf.

Hartman sah den Baron gespannt an, und auch Larry schien auf eine Erklärung von ihm zu warten. Aber er nahm sich Zeit. Das würde er noch hinter sich bringen und danach schlafen, ein paar Stunden irgendwo ruhig ausschlafen.

Einer von den Leuten servierte Kaffee. Auch Hiller schielte danach, aber er bekam keinen.

„Eine Zigarette, ich muss eine Zigarette haben!“, kreischte er plötzlich.

„Sie bekommen keine Zigarette, Dr. Hiller. Ich erzähle Ihnen jetzt meine Anklage in groben Zügen“, sagte der Baron so schneidend, dass er erschrocken zusammenzuckte und seine Zigarette vergaß.

„Ihr Spiel begann, das hat Larry Tross indessen ermitteln können, bereits im Jahre 1952, als Dr. Ferrenc noch in New Orleans war. Dort benutzten Sie Dr. Ferrenc zum ersten Male als Prügelknaben für den Fall, dass Ihr Mord an einem maßgeblichen Mann herauskommen würde. Es kam nicht heraus, auch wenn sich einige Leute Gedanken machten. Dann der Fall in Frisco. Hier verübten Sie, der Sie in New Orleans noch selbst unter anderem Namen aufgetreten waren und den Patienten durch ein vergiftetes Atmungsgerät töteten, die Tat nicht selbst, sondern benutzten die Ihnen hörige, rauschgiftsüchtige Ärztin Doris Vauxhall als Ihr Werkzeug. Die Vauxhall wurde zur Mörderin an einem weiteren Patienten. Und wieder geschah es während einer Operation. Doris Vauxhall wollte es auch im Falle Koog übernehmen, das Atmungsgerät zu vergiften, doch da wurde sie von Lucy Gillmore überrascht. Lucy Gillmore machte dabei auch Ihre Bekanntschaft, in deren Verlauf Sie ihr recht schlagfertig einen Fehler nachweisen konnten. Ein falscher Griff während einer Operation, die Dr. Ferrenc gerade noch hatte retten können. Dieser Fehler, nämlich die falsche Blutkonserve zu reichen, hätte sie die Stellung gekostet. Damit erpressten Sie Lucy Gillmore. Sie ging also, während Sie gemeinsam mit dieser Vauxhall die Anlage vergifteten. Lucy Gillmore hatte das nicht gewusst. Ihr war nur bekannt, dass Sie Rauschgift suchten. Und sie hatte geglaubt, das sei alles. Während der Operation ist ihr dann ein Licht aufgegangen. Zum Glück versagte das Gerät. Dafür bekam Koog – wieder von der Vauxhall – die Spritze. Dann rief sie Dr. Ferrenc an und sagte ihm, sie sei die Stationsschwester, und Lieutenant Koog gehe es nicht gut.

Als er kam, stellte er bereits den Tod des Patienten fest. Damals hat ihm keiner bei der Polizei geglaubt.

Übrigens waren Sie derjenige, der sich bei der Krankenhausverwaltung sehr heftig dafür eingesetzt hat, dass Dr. Ferrenc die Chirurgie übertragen bekam, nachdem er einem Skandal in Frisco gerade entkommen war. Diese Tatsache hat Sie zunächst für mich unverdächtig erscheinen lassen, nachher aber wurde es zum Anstoß. Ihre Verletzung am Arm gab den Ausschlag. Weil nämlich Wake Emmenter einem Manne, der so nahe vor ihm steht, nicht nur in den Arm schießt. Und weil mein Verdacht auf Sie ohnehin groß genug war.

Dann haben Sie mit Hilfe Ihrer Organisation, zu der auch der Gangsterboss Sam Buster mit seinen Leuten zählte, immer wieder Aktionen gestartet, die den Anschein erwecken sollten, als sei Dr. Ferrenc unschuldig. Gleichzeitig aber wollten Sie mir damit zu verstehen geben, dass Sie gerade mit diesen plumpen Mätzchen Dr. Ferrenc als Schuldigen hinzustellen gedachten. Es war Ihr Pech, dass Mike Ferrenc mein Freund ist. Als Sie das gewahrten, ließen Sie über den Ihnen bekannten FBI-Arzt Shone dem Gouverneur einen Wink geben. Er ist gegen so etwas sehr allergisch, das nützte Ihnen. Ich wurde abberufen. Aber meine Rückkehr hatten Sie nicht einkalkuliert. Trotzdem konnten Sie etwas gegen Dr. Ferrenc und Lucy Gillmore unternehmen. Beide wussten zu viel. Und Ferrenc wollten Sie zum erneuten Sündenbock machen. Den Brief haben wir gefunden.

Und dann noch die Farbe, ein dummer Scherz, mit dem Ihre Gangstermitarbeiter einen Dreh versuchten. Noch witzloser war die Verfolgung von Wake Emmenter durch Tom Vergin und Johnny

Calm. Wake Emmenter hat Mary Keil erschossen, die seine Freundin gewesen war, obgleich sie Dr. Proud viel lieber mochte. Aber Wake Emmenter ließ sie nicht mehr los. Sie musste für ihn Spitzeldienste verrichten. Ebenso wie die dümmliche Gloria Mitchell, deren Mutter eine Freundin, und vielleicht sogar die zukünftige Frau von Dr. Ferrenc ist. Weil sie nicht wollte, dass ihre Mutter erneut heiratet, hat sie sich von Ihnen einlullen lassen. Und auch sie haben Sie zur Süchtigen gemacht. So wie Sie selbst morphiumsüchtig sind. Es gäbe noch mehr zu sagen. Aber das reicht. Ihre Auftraggeber werden sich nicht mehr auf Sie verlassen können, Dr. Hiller. Sie haben für einen ausländischen Spionagering hierzulande wichtige Leute umgebracht. Für ein paar rote Heller. Das Schlimmste aber: Unschuldige sollten dafür büßen! Auf Sie wartet die Gaskammer!“

Das hätte der Baron nicht sagen sollen. Denn plötzlich schrie Hiller auf, schnellte vom Stuhl hoch und rannte so schnell auf das Fenster zu, dass ihn keiner mehr abfangen konnte. Und dieses Fenster hatte kein Gitter. Als unschön war es vor einigen Wochen entfernt worden. Jetzt rächte sich dieser Entschluss.

Dr. Hiller sprang mit einem Satz durch die Scheibe, strauchelte, schrie auf, als ihm das Glas in die Schulter schnitt, und dann verlor er das Gleichgewicht. Die Wucht des Sprunges riss ihn nach vorn. Er stürzte hinab auf die Straße.

Ein Lastwagen stoppte mit kreischenden Bremsen. Ein Personenwagen rammte fast eine Laterne. Und neben dem Lastwagen lag Dr. Fred Hiller … leblos.

Der Sprung aus dem achten Stock hatte ihn der irdischen Gerechtigkeit entzogen.

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009

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