Читать книгу Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band! - Frank Rehfeld - Страница 24
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ОглавлениеFür Lew und mich war diese lange Nacht ersteinmal zu Ende.
Die wenigen Stunden, die noch bis zum Morgen geblieben waren, nutzten wir damit, etwas zu schlafen.
Es war relativ früh, als ich Lew am nächsten Tag an unserer bekannten Ecke abholte.
Im Büro von Mr. Leigh erfuhren wir, was die Arbeit unserer Innendienst-Kollegen inzwischen ergeben hatte.
"Aus den abgehörten Telefonanrufen zwischen Vandermoore und Torturro geht die Verbindung zu Alana Batistuta eindeutig hervor", stellte Mr. Leigh fest, nachdem er uns ein Band mit den abgehörten Passagen vorgespielt hatte. "Für eine Verurteilung dürfte das zwar nicht ausreichen, aber immerhin können wir jetzt sicher sein, uns auf der richtigen Spur zu befinden."
"Wusste einer der Festgenommenen, worum es sich bei dem belastenden Material handelte, das Torturro übergeben werden sollte?", fragte ich.
Mr. Leigh schüttelte den Kopf. "Nein. Jedenfalls schweigen sie dazu. Und ob sich in der Tasche, die man Torturro gab, noch etwas anderes als die ferngezündete Bombe befand, lässt sich jetzt nicht mehr feststellen. Die Männer, die Sie festgenommen haben, waren angeblich lediglich für Mr.
Torturros persönliche Sicherheit verantwortlich. Torturro wurde während der Übergabeprozedur mit einem Laserpointer in Schach gehalten. Unsere Leute haben das Ding gefunden. Es war ein harmloser Apparat, wie man ihn an jeder Ecke kaufen kann kein Zielgerät. Aber das wusste Torturro natürlich nicht und so verharrte er, bis Vandermoore mit einem Boot mit Außenbordmotor über den East River brauste."
"Es müsste doch festzustellen sein, von wem die 1 Million Dollar stammen, von denen im Handygespräch die Rede war", meinte Lew. "Hat Vandermoore sie wirklich erhalten?"
Mr. Leigh hob die Augenbrauen.
"Die Festgenommenen sagen, dass ein Koffer übergeben wurde."
Ich nippte an dem Becher mit dampfendem Kaffee, den Helen für uns aufgesetzt hatte. Ihr Kaffee war im gesamten Bürogebäude an der Federal Plaza 26 berühmt. Und so müde, wie ich nach dieser kurzen Nacht war, blieb mir auch nichts anderes übrig, als auf die belebende Wunderwirkung dieses Getränks zu hoffen.
"Wenn Vandermoore die Million wirklich bekommen hat", sagte ich dann, "könnte das bedeuten, dass er jetzt bald versuchen wird, sich endgültig abzusetzen. Mit einer Million kann man schon eine Menge anfangen..."
Mr. Leigh nickte. "Ja, so sehe ich das auch."
"Was ist mit dem Boot, das Vandermoore zur Flucht benutzte?", fragte Lew.
"Ein paar Kollegen versuchen herauszufinden, wo Vandermoore es herbekommen hat", antwortete unser Chef. "Vielleicht bringt uns das ja weiter... Sie beide werden jetzt nochmal bei Alana Batistuta vorbeischauen." Mr. Leigh ging an seinen Schreibtisch und holte ein sorgfältig in Drittel gefaltetes Dokument aus der Schublade. "Ich habe hier einen Durchsuchungsbefehl. Kehren Sie das Unterste zu oberst. Ich will jetzt endlich, dass geklärt wird, wo John Batistuta steckt..."
"Ist schon so gut wie erledigt", sagte ich.
"Trommeln Sie alle Agenten zusammen, die im Moment abkömmlich sind."
"Es wäre gut, wenn Dwight uns begleiten würde", erklärte Lew. "Vielleicht kann er ja herausbekommen, ob auf den Batistuta-Konten irgendwo eine Million Dollar fehlt..."
Agent Dwight L. Richards war unser Fachmann für Wirtschaftskriminalität. Er hatte eine Art sechsten Sinn für die verschlungenen Verzweigungen, in denen die Geldströme des organisierten Verbrechens mitunter flossen.
"Okay", sagte Mr. Leigh.
"Wenn wir Pech haben, war es Schwarzgeld", gab ich meiner Skepsis Ausdruck.
"Auch das muss ja irgendwoher stammen", entgegnete Lew.
"Und in Anbetracht der Tatsache, dass die Batistutas ja wohl kaum damit rechnen konnten, eine Million für Vandermoore bereithalten zu müssen, bin ich ziemlich optimistisch, dass wir ein paar Indizien finden, mit denen wir die schöne Alana ins Schwitzen bringen können."
Wir rückten mit einem halben Dutzend Einsatzfahrzeugen in die Clevlend Plaza vor, wo sich die Residenz der Batistuas befand.
Alana Batistuta empfing Lew und mich in einem großzügig angelegten Salon, dessen Einrichtung den Stil des italienischen Rokoko nachahmte.
'Big Boss' John Batistuta wusste, was gut und teuer war.
Alana trug ein knappes, hellblaues Kleid, das ihr kaum über die Schenkel reichte und ihren wohlgeformten Körper sehr gut zur Geltung brachte.
Sie liebte es offenbar, ihre sexuellen Reize offen zu präsentieren.
Und sie setzte sie sehr bewusst ein.
Ihr Mann Eric war ebenfalls anwesend. Eher gelangweilt und mit dunklen Ringen unter den Augen flezte er sich auf eines der zerbrechlichen Rokoko-Sofas. Außerdem befanden sich noch zwei Bodyguards sowie Rex Tardelli, der Anwalt der Batistutas, im Raum.
"Was fällt Ihnen ein, G-man!", ereiferte sich Alana. Sie trat auf mich zu. Ihre Augen funkelten mich wütend an, ihr Gesicht wurde von einer dunklen Röte überzogen.
Ich hielt ihr den Durchsuchungsbefehl hin, aber sie ignorierte ihn. So reichte ich ihn an Rex Tardelli weiter, der ihn aufmerksam durchlas.
"Was Sie hier tun ist illegal, ganz gleich, wie Sie an diesen Wisch gekommen sind, Mister Deiser!", rief sie, außer sich vor Wut. Dunkle Zornesröte überzog ihr Gesicht. "Mein Schwiegervater ist nicht hier und wenn Sie irgend etwas gegen ihn vorzubringen haben, dann..."
"Es geht nicht nur um Ihren Schwiegervater", korrigierte ich sie.
Sie sah mich erstaunt an.
"Ach, nein?"
"Es geht auch um Sie, Alana!"
Sie hob das Kinn. Ihre vollen Lippen formten einen vollendeten Schmollmund. "Habe ich Ihnen erlaubt, mich so zu nennen, G-man?"
Ich lächelte dünn. "Verzeihen Sie vielmals. Im übrigen möchte ich Sie darauf hinweisen, dass dies eine offizielle Vernehmung ist und alles, was Sie jetzt aussagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden könnte..."
"Am besten Sie sagen jetzt gar nichts mehr", riet Rex Tardelli seiner Mandantin. Er gab mir den Durchsuchungsbefehl zurück und fügte dann hinzu: "Wenn Sie gegen meine Mandantin wirklich etwas vorzubringen hätten, das eine Maßnahme wie diese rechtfertigt, wären Sie sicherlich auch mit einem Haftbefehl gekommen. Aber den haben Sie nicht, woraus ich schließe, dass Sie im Moment einfach nur im Nebel herumstochern! Auf Kosten von Mr. und Mrs. Batistuta, wie ich protestierend anmerken möchte!"
"Sie klingen ja, als wären Sie schon beim Plädoyer vor dem Schwurgericht", erwiderte ich trocken. "Vielleicht sollten Sie sich einfach mal anhören, worum es geht."
"Ich bin gespannt."
Ich sah Alana an. Sie hielt meinem Blick stand. Ihr Augenaufschlag war perfekt.
"Sie kennen Mr. Randy Torturro, den Besitzer des NIGHT
FEVER?", fragte ich.
Tardelli unterbrach mich.
"Meine Mandantin beruft sich auf den fünften Zusatz der Verfassung der Vereinigten Staa..."
"Torturro ist tot. Er sollte heute Nacht einen Mann namens Rod Vandermoore treffen, der Ihnen wohl auch kein Unbekannter sein dürfte. Torturro war in Ihrem Auftrag da, Mrs.
Batistuta. Er sollte Vandermoore eine Million Dollar übergeben..."
"Sie sind verrückt!", sagte Alana schnell. "Eine Million?
Wofür denn?"
"Für sein Schweigen. Und die Übergabe von belastendem Material!"
"Ich habe mit Vandermoore, den man in den Medien ja auch wohl die 'Bestie' nennt, nichts zu tun. Und so wüsste ich auch nicht, worüber dieser Mann schweigen sollte." Sie atmete tief durch, blickte etwas hilfesuchend zu ihrem Mann hinüber, der immer noch ziemlich gleichgültig wirkte.
"Vielleicht könnte Ihr Schwiegervater mehr dazu sagen", vermutete Lew.
"Fangen Sie nicht wieder damit an! Er ist nicht hier, so sehr Sie auch das Haus auf den Kopf stellen mögen!"
Sie drehte sich demonstrativ herum und wandte mir den Rücken zu, dessen aufregende Linien sich unter dem dünnen Stoff ihres Kleides abzeichneten.
"Vandermoore hat mit Torturro vor und während der Geldübergabe telefoniert", erklärte ich kühl. "Und Sie wurden als Auftraggeberin genannt... Was sagen Sie dazu?"
Sie stutzte einen Moment.
Dann gewann sie ihre Fassung wieder. Sie wandte sich an Tardelli. "Rex, wofür bezahle ich Sie eigentlich? Sagen Sie doch mal was!"