Читать книгу Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band! - Frank Rehfeld - Страница 28

22

Оглавление

"Murray!"

Lew stürmte die Treppe hinauf. Ich hustete, konnte kaum atmen durch den aufgewirbelten Staub. Im letzten Moment, bevor Vandermoores Zimmer in eine Explosionshölle verwandelt hatte, war ich zurück in den Flur geschnellt.

Für Augenblicke hatte ich geglaubt, die Hitzewelle hätte mich vollkommen versengt. Aber ich hatte Glück gehabt. Außer ein paar Prellungen durch herumfliegende Steinbrocken fehlte mir nichts.

Jetzt lag ich flach auf dem Boden, rang nach Luft.

Ich rappelte mich hoch.

Lew half mir die Treppe hinunter.

Vor lauter Staub konnte ich kaum etwas sehen.

Selbst unten an der Rezeption schwebte das Zeug noch in der Luft.

Der alte Mann stand völlig konsterniert hinter seinem Tresen. Offenbar unter Schock.

"Alles in Ordnung, Murray?", fragte mich Lew.

Ich nickte, rang immer noch nach Atem.

Orry stürzte jetzt von draußen in die Eingangshalle von Jefferson's Hotel hinein.

Sein teurer Maßanzug wurde grau vom Staub.

"Heh, was ist los bei euch?", keuchte er.

Ich hörte ihn zweimal. Das zweite Mal etwas verzögert im Ohrhörer, den ich jetzt herausnahm.

"Noch mal Glück gehabt",sagte ich. "Vandermoore hatte das Zimmer so präpariert, dass jemand, der es betrat durch eine Explosion umkommen sollte. Wahrscheinlich fürchtete er, Beweismaterial zu hinterlassen, dass über seine Pläne Aufschluss geben könnte."

Orry atmete tief durch.

"Wir haben ihn leider verloren", erklärte er.

"Was?"

"Der Helicopter ist abgeschossen worden, mehrere unserer Kollegen sind tot oder verletzt. Verdammt, das ist wirklich ein Teufel! Der kämpft mit allen Mitteln."

Die Fahndung nach Vandermoore lief in den nächsten Stunden auf Hochtouren.

Der Mitsubishi, den er gestohlen hatte, wurde ein paar Häuserblocks weiter aufgefunden.

Ein Zeuge behauptete, einen Mann mit MPi gesehen haben, der in einen Truck einstieg.

Tatsache war, dass wir 'die Bestie' verloren hatten.

Vorerst.

Als wir zum Hauptquartier in der Federal Plaza zurückkehrten, war dort inzwischen ein anonymer Hinweis eingegangen. Ein Anruf mit verzerrter Stimme, von einer Telefonzelle am Times Square aus geführt.

Ein Vergleich der Stimmanalysen ergab, dass der Anrufer mit jenem Hinweisgeber identisch war, der für die Verhaftung von Rod Vandermoore gesorgt hatte. Er hatte nur einen einzigen Satz gesagt: "Graben Sie im mittleren der großen Rosenbeete zwischen West Drive und Heckscher Playground..."

Das war im Central Park.

Mr. Leigh schickte Orry und Cleve mit einigen anderen Kollegen dort hin.

Mir ging unterdessen die Adresse nicht aus dem Kopf, die ich in Vandermoores Zimmer aufgeschnappt hatte.

234 Cedar Street, App.321.

Das war ein Appartmenthaus der besseren Sorte, ganz in der Nähe der Börse gelegen.

Die Adresse musste irgendeine Bedeutung für Vandermoore gehabt haben. Und vielleicht bedeutete sie eine Möglichkeit, die Spur der 'Bestie' wieder aufzunehmen.

Lew und ich fuhren hin.

Die Sicherheitsvorkehrungen im Haus Nr. 234 waren verhältnismäßig aufwendig. Es gab Security Guards und eine fast lückenlose Videoüberwachung.

Wir zeigten Fotos von Vandermoore herum.

Einer der Security Guards glaubte sich an ihn erinnern zu können.

"Da war ein Kurier, der so aussah, aber vor Gericht beschwören möchte ich das nicht!", meinte der Mann.

"Wollte er zu Appartment 321?", fragte ich.

"Ja, zu Mr. Gillinger."

"Ich nehme an, Sie besitzen einen Notschlüssel."

"Ja."

Wenig später standen wir zusammen mit dem Security Guard vor der Tür von Appartment 321.

"Ich hoffe, du hast dir die Zahl auch richtig gemerkt, Murray!", murmelte Lew.

Ich klingelte.

Es öffnete niemand.

Der Security Guard schloss auf.

Lew und ich zogen unsere SIGs.

Mit einem Tritt flog die Tür zur Seite.

"Mein Gott... Mr. Gillinger!", murmelte der Security Guard.

Wir kamen ganz offensichtlich zu spät. Gillinger lag in einer großen Blutlache in seltsam verrenkter Stellung auf dem Fußboden.

Wir verständigten Spurensicherung und Gerichtsmedizin.

Aber bis die eingetrofen waren, sahen wir uns schon einmal etwas um. Eigentlich entspricht das zwar nicht den Regeln, aber in diesem Fall ging es darum, schnell zu sein.

Denn wer konnte schon ahnen, wie viele Menschen noch auf Vandermoores Todesliste standen?

Lew blickte auf die Leiche hinab, die in einem furchtbaren Zustand war. Als G-man bekommt man allerhand zu sehen, das einen in den Schlaf verfolgen kann. Und der Anblick dieses Toten gehörte ganz bestimmt dazu.

"Sieht so aus, als hätte Vandermoore ihm nach und nach immer wieder Schussverletzungen zugefügt... Eine Art Folter", stellte Lew düster fest.

Ich nickte. "Er wollte Informationen."

"Fragt sich nur, worüber.

Vermutlich hatte Vandermoore einen Schalldämpfer benutzt, denn sonst wären die Schüsse mit Sicherheit im ganzen Haus zu hören gewesen.

Der Computer war zerstört.

Aber ansonsten sah das Appartment nicht so aus, als hätte Vandermoore hier eine großartige Suchaktion durchgeführt.

Wahrscheinlich hatte Gillinger ihm alles gesagt, was er wissen wollte

Agent Sid Caddox von der Fahndungsabteilung unseres Special Case Field Office meldete sich über Handy. Wir hatten Gillingers Personalien durchgegeben und Sid hatte sie für eine Routineabfrage durch den Computer gejagt.

Gillinger war Börsenmakler.

Vor ein paar Jahren war unter dem Verdacht gegen ihn ermittelt worden, er sei an sogenannten Insider-Geschäften beteiligt gewesen. Geschäfte, bei denen Mitglieder von Aufsichtsräten, Vorständen oder des höheren Managements von Unternehmen ihr internes Firmenwissen benutzten, um damit Kursgewinne durch Aktienkäufe oder -verkäufe zu erzielen.

Wenn beispielsweise eine Firmenübernahme geplant war, konnten die 'Insider' die betreffenden Aktien aufkaufen, so lange sie noch billig waren.

Sobald die Fusionsabsicht dann offiziell bekannt wurde und der Wert der Papiere entsprechend in die Höhe schoss, machten sie einen Riesengewinn.

Insider-Geschäfte waren ein Straftatbestand.

Eine Art Betrug an den anderen Aktionären. Gillinger hatte es wohl einige Mühe gekostet, sich von dem Vorwurf reinzuwaschen und danach in seinem Job noch ein Bein an den Boden zu bekommen. Wie Sid berichtete, war Gillinger allerdings nie vollkommen rehabilitiert worden. "Es gab damals einen Vergleich", erklärte er uns. "Ein geprellter Aktionär, hatte geklagt, einen Privatdetektiv für Ermittlungen gegen Gillinger eingeschaltet und behauptet, Beweise gegen ihn und einige andere in der Hand zu haben."

"Und wieso wurde die Klage nicht durchgezogen?", hakte ich nach.

"Davon ist nie etwas an die Öffentlichkeit gelangt", erklärte Sid. "Man kann nur spekulieren. Vielleicht wurde der Kläger schlicht und einfach mit einem Haufen Dollars ruhig gestellt."

"Und seitdem ist Gillinger nicht mehr aufgefallen?"

"Nein."

"Gibt es irgendeinen Zusammenhang zwischen Gillinger und Vandermoore?"

"Keinen, von dem wir wüssten. Aber es gibt eine Verbindungslinie zu den Batistutas. Dwight hat sich die Konten der Batistutas unter die Lupe genommen. Es gibt einen Geldstrom, der - gut getarnt über mehrere Scheinfirmen - zu einer Kapitalgesellschaft führt, die von einem gewissen Mike Gillinger angemeldet wurde..."

"Sieh an!", sagte ich.

"Diese Kapitalgesellschaft stand auch damals im Zentrum der Insider-Anklage! Manager verschiedener Aktiengesellschaften sollen dort Beträge eingezahlt haben, die Gillinger dann für sie anlegte. So der Vorwurf. Bewiesen wurde das nie..."

"Ich möchte die Namen der Leute, die damals zusammen mit Gillinger unter Verdacht standen, Sid."

"Okay, Murray. Hast du was zu schreiben?"

Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band!

Подняться наверх