Читать книгу Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band! - Frank Rehfeld - Страница 25
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ОглавлениеMike Gillinger kaute auf einem Donut herum, schlürfte einen Schluck Kaffee aus einer Micky-Maus-Tasse und beobachtete dabei den Computerschirm. Gillinger trug Boxershorts und T-Shirt.
Gillinger besaß eine Freisprechanlage, damit er beim Telefonieren gleichzeitig die Hände für andere Aktivitäten benutzen konnte..
"Wir müssen uns unbedingt treffen, Mr. McFadden. Ich habe das ungute Gefühl, dass hier langsam einiges durcheinander gerät... Davon abgesehen läuft dieser Vandermoore immer noch frei herum."
"Sie sollten jetzt die Nerven behalten, Mr. Gillinger", sagte eine ruhige, sehr tiefe Stimme aus dem Lautsprecher heraus. "Und erwähnen Sie den Namen Vandermoore nie wieder. Der FBI ermittelt im Umkreis der Batistuta-Familie und keiner von uns weiß, wie viel die G-men schon wissen."
Gillinger kratzte sich am Kinn. "Ich weiß nicht... Dieser Vandermoore macht mir Sorgen. Schließlich hat er allen Grund, auf uns alle sauer zu sein!"
"Das ist Alanas Problem, Gillinger. Sie sind außen vor.
Aber wenn es Sie beruhigt, dann machen Sie Urlaub. Am besten auf den Bahamas oder den Malediven. Dann kommen Ihre Nerven schon wieder in Ordnung..."
"Aber..."
"Auf Wiederhören, Mr. Gillinger. Und von nun an keinen Kontakt mehr! Das Risiko ist einfach zu groß. Ich habe keine Lust, mir irgendwelche Probleme mit dem FBI aufzuhalsen!"
McFadden legte auf.
Gillinger atmete tief durch.
Ich hätte mich nie auf diese Sache einlassen sollen!, ging es ihm durch den Kopf. Aber nun hing er mit drin. Er war einfach zu gierig gewesen. Das schnelle Geld hatte gelockt.
Und dazu eine unglaublich verführerische Frau. Alana Batistuta. Äußerlich heiß wie ein Vulkan, innerlich so kalt wie klirrende Eiswürfel.
Es klingelte an der Tür.
Gillinger blickte zur Tür. Er zögerte.
Es klingelte noch einmal.
Gillingers Jackett hing über einem Stuhl. Er holte einen zierlichen Revolver vom Kaliber 22 aus der Innentasche und ging zur Tür. Der kleine Bildschirm der Überwachungsanlage zeigte einen Mann im grauen Overall. Auf dem Kopf trug er eine Schirmmütze. Vom Gesicht war nur die Mundpartie zu sehen. 'N.Y. Parcel Service' stand vorne auf der Mütze. Unter dem rechten Arm trug er ein Päckcken.
Ein Kurier.
Gillinger atmete auf.
Du machst dich noch verrückt!, dachte er und betätigte die Gegensprechanlage. Der Kurier hatte sich schon wieder abgewandt, um zu gehen.
"Ja?", fragte Gillinger.
"Ich brauche eine Unterschrift von Ihnen, dann bekommen Sie das hier", sagte der Kurier, ohne aufzublicken.
"Okay."
Gillinger öffnete die Tür...
...und blickte in den blanken Lauf einer automatischen Pistole, auf die ein Schalldämpfer aufgeschraubt war.
"Fallenlassen!"
Gillinger erstarrte erst, dann gehorchte er. Sein 22er landete auf dem Boden.
"Vandermoore!", entfuhr es dem Broker.
Der vermeintliche Kurier versetzte Gillinger einen brutalen Stoß, der ihn durch das halbe Appartment taumeln und schließlich zu Boden gehen ließ.
Mit einem Fußtritt ließ Vandermoore die Tür ins Schloß gehen.
Ein hässliches Grinsen stand in seinem Gesicht.
"Wir sind uns persönlich nie begegnet und trotzdem haben Sie mein Gesicht erkannt", stellte der Killer fest.
"Spricht wohl für die Qualität der Fahndungsfotos, die über mich im Umlauf sind..."
"Was wollen Sie von mir?"
"Schöne Grüße von Randy Torturro", zischte Vandermoore zwischen den Zähnen hindurch. "Leider kann er die nicht mehr selbst überbringen, weil von seinem Schädel so gut wie nichts mehr übrig geblieben ist..."
Gillinger starrte Vandermoore fassungslos an.
"Sie sind wahnsinnig!", murmelte der Broker.
"Was aus Ihrem Schädel wird, liegt ganz bei Ihnen, Gillinger. Aber eines sollten Sie sich merken: Ich lasse mich nicht zum Narren halten..."
Vandermoore vollführte eine blitzschnelle Seitwärtsbewegung.
Er streckte den Arm mit der Schalldämpferpistole aus, richtete sie auf den Computerschirm und drückte ab.
Ein trockener Plop-Laut folgte.
"Nein!", stöhnte Gillinger.
Der Bildschirm zersprang.
"Ich kann noch ganz andere Dinge tun", kündigte Vandermoore an.
Gillinger zitterte.
"Was wollen Sie, verdammt noch mal?", kreischte der Börsenmakler. Der letzte Rest von Farbe war aus seinem Gesicht geflohen. Er war bleich wie die Wand.
"Ich will, dass Sie bezahlen, Gillinger. So wie Alana.
Aber die Million, die ich von ihr bekommen habe, betrachte ich nur als eine Art Anzahlung. Und ich will außerdem Informationen."
"Informationen?", echote Gillinger. "Worüber?"
"Über die Leute, die sonst noch in dieser Sache drinhängen. Ich werde nicht zulassen, dass die ungeschoren davonkommen." Vandermoore lachte zynisch. "Ihr wolltet mich über die Klinge springen lassen, aber jetzt hat sich der Wind gedreht... Jetzt seid ihr an der Reihe!"
Vandermoore hob die Pistole.
Ein Geräusch wie der Schlag mit einer Zeitung folgte.
Gillinger schrie auf, während sich sein Oberschenkel blutrot färbte.
"Sind Sie wahnsinnig?", schrie Gillinger.
Vandermoore grinste mitleidlos.
"Ich würde nicht versuchen, das genauer auszutesten!", zischte er.