Читать книгу Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band! - Frank Rehfeld - Страница 35
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ОглавлениеEs war am Morgen des nächsten Tages, als Lew und ich mit einem großen Aufgebot bei den Batistutas aufkreuzten.
Alana begrüßte mich im Seidenkimono.
"Nun, was wollen Sie jetzt, G-man? Durchsucht haben Sie doch alles! Liegt Ihnen so viel daran, dass unsere Anwälte nicht arbeitslos werden?", lachte sie.
Ihr Mann Eric betrat in dieser Sekunde den Raum. Er war vollständig angezogen und wirkte - im Gegensatz zu seiner sonstigen Erscheinung - sehr wach und ausgeschlafen.
"Eric!", entfuhr es Alana. "Ich dachte, du erholst dich noch von deinen gestrigen Eskapaden."
"Es geht mir hervorragend", grinste er.
"Bleiben Sie ruhig!", sagte ich. "Vielleicht können Sie zur Klärung des einen oder anderen Sachverhalts beitragen."
"Immer zu Ihren Diensten!", kicherte Eric Batistuta.
Ich wandte mich an Alana. In der Rechten hielt ich den Geldkoffer, den wir bei Vandermoore sichergestellt hatten.
Ich reichte ihn ihr.
"Sehen Sie hinein!", forderte ich. Sie legte den Koffer auf den Tisch, öffnete ihn.
"Was soll das?", fragte sie eisig.
"Das Geld gehört Ihnen. Im Prinzip jedenfalls. Unsere Spurensicherer sind zwar fertig damit, aber vor Gericht wird man es noch als Beweisstück benutzen. Doch im Endeffekt gehört es Ihnen. Eine Million Dollar, die Sie von Torturro an Vandermoore übergeben ließen."
"Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen."
"Davon, dass Sie das Opfer einer Erpressung wurden, Alana. Ein anonymer Hinweisgeber hat uns geraten, im Central Park nach einer Leiche zu graben, von der wir inzwischen wissen, dass es sich um Ihren Schwiegervater John Batistuta handelt."
Alana erbleichte.
"Was Sie nicht sagen..."
"Und wir haben auch den Mann, den Sie für den Mord an ihm engagierten. Rod Vandermoore! John Batistuta musste wohl sterben, weil er merkte, dass Sie sein Geld veruntreuten und für Ihre Geschäfte mit Gillinger abzweigten."
Alana schluckte.
Dunkle Röte überzog ihr Gesicht. Aber ihre Augen funkelten katzenhaft.
"Behauptet Vandermoore das?", zischte sie. "Der würde doch jeden Eid schwören, nur um vielleicht doch noch der Giftspritze zu entgehen!"
"Ja, das ist wahr", gab ich zu. "Aber Vandermoore war ein Mann, der sich immer extrem abzusichern pflegte. Er wollte stets alles über seine 'Geschäftspartner' wissen. So bekam er auch die Sache mit den Insidergeschäften raus, die Gillinger organisierte. Sie haben sich mit Vandermoore getroffen, um mit ihm die Einzelheiten des Mordes an John Batistuta zu besprechen. Vandermoore hat mit einem Diktiergerät eine Aufzeichnung davon angefertigt und in einem Schließfach hinterlegt. Ursprünglich dachte er nicht im Traum daran, Sie damit zu belasten, Alana. Im Gefängnis glaubte er, dass Sie auf seiner Seite wären. Er glaubte das wohl auch noch, als Ihre Handlanger ihn aus Riker's Island herausholten, bis er schließlich begreifen musste, dass Sie seinen Tod wollten!"
Alana öffnete halb den Mund, wollte etwas erwidern.
Ich brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.
"Bevor Sie jetzt etwas sagen, sollten Sie wissen, dass alles, was Sie von nun an äußern, vor Gericht gegen Sie verwendet werden könnte. Ich verhafte Sie wegen des Verdachtes einer Verabredung zum Mord."
Alana atmete tief durch. "Kann ich mir vielleicht noch was anziehen, bevor Sie mich mitnehmen?"
Ich nickte.
"Das können Sie. Aber meine Kollegin Agent O'Shaughnessy wird Sie dabei begleiten."
Sie sah mich an.
Tränen glitzerten in ihren Augen.
Aber es waren Tränen des Zorns und der Wut, nicht der Trauer.
"Ich glaube, ich habe Sie unterschätzt, G-man."
Agent O'Shaughnessy führte sie ab.
Eric würdigte seine Frau keines Blickes.
"Ich weiß nicht, ob Ihre Rolle in dieser Angelegenheit Sie noch vor den Richter bringen wird", wandte ich mich an Eric.
Er sah mich fragend an.
"Wieso?"
"Fragen Sie Ihren Anwalt. Möglicherweise sind Sie Mitwisser, aber das wird der Prozess an den Tag bringen."
Ich sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. "Sie waren der anonyme Hinweisgeber, nicht wahr?"
"Wovon sprechen Sie?"
"Davon, dass Sie uns zu 'Big Boss' Johns Grab im Central Park geführt haben."
"Ach!"
"Das wäre leicht zu beweisen - anhand eines Vergleichs der Stimmmuster. Außerdem wurden Sie in den letzten Tagen rund um die Uhr beschattet. Der letzte anonyme Hinweis kam von einer Telefonzelle am Times Square. Der Bericht des Kollegen, der Sie beschattete, sagt aus, dass Sie genau zur fraglichen Zeit von dort ein Gespräch führten..."
Eric zuckte die Achseln. "Und wenn schon... Strafbar ist das ja wohl nicht, oder?"
"Warum sind Sie Ihrer Frau auf diese Weise zweimal in die Parade gefahren? Wollten Sie sie loswerden?"
"Ich werde darauf nicht antworten."
"Als Sie dafür sorgten, dass Vandermoore verhaftet wurde, hofften Sie darauf, dass er den Namen Ihrer Frau als Auftraggeberin nennt und sie dafür in den Knast wandert.
Ich nehme an, Sie wussten von dem Verhältnis, das Ihre Frau mit Gillinger hatte..."
Erics Lächeln wurde verkrampft. "Ja, vielleicht hat es damit zu tun", gab er zu. "Aber auch Eifersucht ist nicht strafbar, oder?"
Ich nickte.
Später, als wir das Haus der Batistutas verlassen hatten, und wieder im Jaguar saßen, sagte Lew: "Das ganze Batistuta-Vermögen gehört jetzt Eric Batistuta!"
"Eric wird nicht lange Freude dran haben", meinte ich.
"Wenn er schlau ist, wird er sich seinen Teil des Vermögens nehmen, sich das Spielen abgewöhnen und sich irgendwohin zurückziehen, wo es nett ist."
"Eric ist aber nicht schlau", meinte Lew. "Im Batistuta-Syndikat werden die Nachfolgekämpfe ausbrechen, nun da 'Big Boss' Johns Tod offiziell ist. Für Eric wird da kein Platz sein. Und das er sich das Spielen abgewöhnt, ist unwahrscheinlich..."
Lew hatte vermutlich recht.
Eric Batistuta würde nicht viel von seinem Reichtum haben.
Ich fuhr los, fädelte mich mit dem Jaguar in den Verkehr ein und schaltete die Scheibenwischer an.
Wen auch immer das juristische Tauziehen am Ende noch mit in den Abgrund reißen würde - wichtig war, dass Rod Vandermoore, einer der gefährlichsten Profi-Killer aller Zeiten, nicht mehr aktiv werden konnte.
ENDE