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Herr Weigelt saß in der Cafeteria des Krankenhauses und wartete darauf, dass sein Diener ihm Kaffee und Kuchen brachte. Als beides auf dem Tisch stand und Herr Weigelt in seiner Tasse rührte, schien er die Frage seines Dieners überhört zu haben.

„War es richtig, diesen Brief nach Australien zu schicken?“, wiederholte sich dieser.

Herr Weigelt legte den Löffel auf die Untertasse und ließ sich mit der Antwort Zeit. „Es war sein letzter Wunsch. Hätte ich ihm diesen etwa abschlagen dürfen?“

„Ich möchte das Geld in diesem Brief mit keinem Wort erwähnen. Natürlich mussten Sie diesen letzten Wunsch Herrn Kilians respektieren, Sie sind schließlich ein Ehrenmann.“

„Was haben Sie dann an diesem Brief auszusetzen? Sie wissen ja überhaupt nicht, was darin steht.“

„Ihnen ist bekannt, Herr Weigelt, dass ich diesbezüglich eine Vermutung hege?“

„Selbstverständlich weiß ich das. Aber in diesem Schreiben ist absolut nichts zu lesen, das Ihre Vermutung bestärken würde. Der Brief ist rein privater Natur.“

„Ich muss leider befürchten, dass Sie weiterhin das in die Tat umsetzen wollen, wovor ich Sie zu warnen versucht habe.“

„Mein lieber Karl, Sie verkennen Ihren Platz.“

„Ich bin mir meiner Stellung durchaus bewusst, Herr Weigelt, und nichts liegt mir ferner, als daran rütteln zu wollen. Ich glaube mich jedoch befugt zu sehen, Sie und Ihre Familie vor jedweder Gefahr beschützen zu müssen.“

„Das ehrt Sie, Karl“, sagte Herr Weigelt, ohne eine Spur von Spott in seine Stimme zu legen.

„Und Sie wollen weiterhin an Ihren Absichten festhalten?“

„Bei allem Respekt, aber diese Entscheidung überlassen Sie bitte mir.“

„Sie kennen ihn nicht“, blieb der Diener beharrlich. „Über welche Fähigkeiten verfügt dieser Sohn Herrn Kilians überhaupt? Das sollte nicht weiter verwunderlich sein, dass ein Vater seinem Sprössling eine Empfehlung ausspricht, wenn er damit seinen eigenen Interessen dienen kann.“

Herr Weigelt verzog das Gesicht. „Ihnen sollte hinlänglich bekannt sein, dass ich mich für das Wohlergehen der Familie Kilian in besonderem Maß verpflichtet fühle. Der Wunsch von Konrad Kilian ist für mich bindend. Was haben wir denn über dieses Thema weiterhin zu reden?“

Herr Weigelt biss in seinen Apfelkuchen und wünschte sich Ruhe. Sein Diener gönnte sie ihm, solange er aß und trank. Als Herr Weigelt damit fertig war, versuchte Karl ihn erneut von seinem Vorhaben abzubringen. „Herr Weigelt, niemand kann Sie dazu zwingen, diesen Sohn in Ihre Dienste zu nehmen. Sie kommen bereits für die Kosten der Beerdigung Herrn Kilians auf. Dafür müsste sich sein Sohn verantwortlich sehen und mitnichten Sie selbst.“

„Fangen Sie schon wieder an“, schüttelte Herr Weigelt den Kopf. „Lassen Sie es endlich gut sein. Auf dem Teller fehlt die Serviette. Das hätte Ihnen auffallen müssen.“

Karl holte umgehend sein Versäumnis nach. „Ihnen scheint die Krankenhausluft nicht gut zu bekommen“, lächelte Herr Weigelt grimmig. „In meinem Haus wäre Ihnen dieses Versäumnis niemals unterlaufen.“

„Da mögen Sie Recht haben, Herr Weigelt. Ich halte es jedoch für meine Pflicht, Sie auf einen möglicherweise fatalen Fehler aufmerksam zu machen, dessen Auswirkungen meinen kleinen Fauxpas bei weitem übertreffen würde. Sie wissen doch worauf ich anspiele?“, konnte sich der Diener schwerlich beherrschen.

Herr Weigelt zog die Schultern hoch. „Was soll denn passieren? Dieser junge Mann, der die letzten Jahre keinen Fuß in seine Heimat setzen wollte, hat keinen Schimmer, was sich lange vor seiner Zeit ereignet hat. Nichts weiß er, und dabei wird es auch bleiben. Aber jetzt fahren Sie mich in mein Haus. Der Tag war anstrengend genug.“

Der Schatz des Gregor Gropa

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