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Richard

New York City, Frühsommer 1936

„Guten Morgen, Maria!“, rief Elisabeth, während sie die große Steintreppe zum Salon herabstieg, die bei jeder Stufe ihr weißes Nachmittagskleid aus Seidenmusselin und Goldlamé wippen ließ. Ihr Haar war streng zu einem kleinen Haarknoten nach hinten gebunden.

„Guten Morgen, Señora Price! Sie sehen heute wieder hinreisend aus“, erwiderte Maria, die gerade aus der Küche kam.

„Maria! Wir leben noch immer in Amerika und es heißt Miss Price! Aber danke für das Kompliment, es ist sehr erfrischend für die Seele.“

Elisabeth lachte, denn sie wusste, dass die Verbesserung von Marias festsitzenden Sprachverflechtungen keinerlei Veränderung herbeiführen würde. Noch immer bemächtigte sie sich in einigen Worten der spanischen Sprache. Auch wenn Elisabeth es stets verbesserte, störte es sie nicht wirklich.

„Ist mein Mann schon aus dem Hause?“

„Ja Miss Price, er verließ das Haus bereits in den frühen Morgenstunden.“

„Er ist schon fort?“ Elisabeth war verwundert.

„Natürlich! Er arbeitet doch seit heute an diesen großen Auftrag“, antwortete Maria wie selbstverständlich.

„Welcher neue Auftrag?

„Oh Señora Price, das lassen sie ihren Mann besser nicht hören!“ Maria erhob ihren Zeigefinger mit einem Schmunzeln.

„Nun, ich bin sicher, er hat es erwähnt, doch in letzter Zeit fühle ich mich oft unwohl und unkonzentriert! Ich glaube, ich werde Doktor Jacob aufsuchen.“

Elisabeth setzte sich in den Salon und es sah aus, als hatte sie keine Lust je wieder aufzustehen wollen.

„Ja! Das sollten sie unbedingt tun, Miss Price. Heute noch!“ Maria schaute Elisabeth verständnisvoll an und lächelte. Sie ahnte wohl, was dieser Zustand zu bedeuten hatte.

In der Tat war George bereits seit den frühen Morgenstunden unterwegs, um das neue Projekt mit seinem Auftraggeber zu besprechen. Geduldig wartete er in dessen Konferenzsaal. Endlich, nach fast einer Stunde, betrat ein sehr vornehmer und reicher Mann, dessen Schritt George nur zu gut kannte, den Saal und begrüßte ihn mit ausgestreckten Armen.

„George, ich freue mich sie zu sehen. Wie geht es ihnen?“

„Mister Fellers, es ist mir eine Ehre! Sehr gut, danke.“ antwortet George höflich.

„Nun, mein Freund, ich habe neue Ideen und ich will, dass sie sie für mich realisieren. Keiner weiß um meine Vorstellungen besser als sie, das haben sie mir bei ihrer letzten Arbeit mehr als genug bewiesen.“

Jack Davidson Fellers Junior füllte zwei Gläser mit Whisky und reichte George eines der beiden herüber.

„Ich erinnere mich gut, es waren außergewöhnliche Wünsche, die ich für sie und ihren Vater umsetzte. Wie geht es ihm?“ George prostete Fellers Junior zu.

„Was soll ich ihnen sagen? Mein Vater lebt schlicht und genügsam auf seine alten Tage und ernährt sich von den neusten Schlagzeilen und Meinungen über meine Aktivitäten.“ Fellers Junior schüttelte lächelnd seinen Kopf

„Ja! Ich lese die Schlagzeilen gelegentlich auch. Sie sind gut. New York City liebt sie für ihre Ideen und vor allem für ihr Interesse an der Natur!“, antwortete George.

„Wissen sie George, mein Vater ist noch immer ein hervorragender Geschäftsmann, er hat Gespür und Glück. Ich bin stolz, sein Sohn zu sein und dennoch führe ich meine Geschäfte nicht nur zum eigenen Nutzen, sondern auch zum Nutzen der Allgemeinheit. Ich gebe gerne ein Teil unseres Vermögens humanitären Stiftungen oder der medizinischen Forschung. Und es macht mich glücklich, wenn sie meinen Namen tragen.“ Fellers Junior trank sein Glas in einem Zug leer. George lächelte. Er kannte Jack Davidson Fellers Junior, bevor er den ersten Auftrag bei ihm bekam, nur aus den Zeitungen, als er Neunzehnhundertneunundzwanzig das Gelände der Columbia University pachtete, um im Zentrum der Stadt die neue Metropolitan Opera zu bauen, es war äußerst Aufsehen erregend. Doch dann kam die Wirtschaftskrise und Fellers Junior musste sein Vorhaben aufgeben. Stattdessen entschied er sich, den für ihn größten privaten Geschäfts und Unterhaltungskomplex der Welt zu bauen. Und neben dem besten Architektenteam sollte George die weniger spektakulären Ideen verwirklichen. George fand Fellers Junior schon immer faszinierend und deshalb arbeitete er sehr gerne für diesen Mann.

„George, mein Freund! Sie werden überrascht sein, wen ich in diesem Projekt noch zu Rate ziehen werde. Ich engagierte Sergej Petrovic für einige Besonderheiten.“

Fellers Junior ging zur Tür und bat einen sehr gut gekleideten großen kräftigen Mann, Ende Dreißig, einzutreten, der sich sichtlich über das Wiedersehen freute. Er gab Fellers Junior überschwänglich die Hand und begrüßte George mit einem Kopfnicken.

„Sie engagieren Sergej? Wollen sie, dass ich neidisch werde, wenn ich sehe, wie einfallsreich er ist?“ George sah Fellers Junior etwas vorwurfsvoll an.

„Mein lieber guter George, sie beide sind nun einmal die Besten der Besten auf ihrem Gebiet. Und deshalb will ich sie beide! Arbeiten sie zusammen und helfen sie mir, das Wesen New York Citys und das Wesen der amerikanischen Neuzeit auszudrücken“, bat Fellers Junior und verließ den Raum. George wandte sich Sergej zu.

„Es ist lange her! Wie geht es ihnen?“ George klopfte Sergejs Schulter.

„Es sind viele Jahre vergangen. Und wie sie sehen, bin ich noch immer in New York City“, antwortet Sergej mit gebrochenem Akzent.

„Ich hörte, sie kamen weit herum. Washington, San Francisco! Sie sind gefragt, meine Hochachtung!“, entgegnete George.

„Es fällt mir schwer, ihrer Hochachtung Glauben zu schenken. Damals bei Chrysler hatte ich eher das Gefühl, sie ignorierten mich absichtlich, als würden sie meine Herkunft missbilligen.“ Sergej schaute George ernst an.

„Nun, ich muss ehrlich gestehen, dass ich sie tatsächlich mied. Ich konnte und wollte mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mann, um es genauer zu sagen ein Immigrant, hier in New York City ein Recht oder auch nur den Hauch einer Kompetenz zur Ausübung unserer Kunst hat. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie in ihrer Heimat unseren Wissensstand erreichen konnten. Heute weiß ich, dass ich mich irrte. Sie sind gut Sergej, sehr gut sogar! Dennoch habe ich eine Frage, deren Antwort mich seit langem interessiert. Warum wählten sie gerade New York City?“

„Das ist eine berechtigte Frage, aber kaum in einem Satz zu beantworten.“ Sergej wandte sich ab.

„Ich habe genug Zeit, gehen wir etwas trinken und sie erzählen mir mehr darüber“, forderte George Sergej auf und hängte sich seinen Mantel über.

„Also gut, wenn sie unbedingt wollen, ich kenne eine ausgezeichnete Lokalität, das russische Teehaus. Gehen wir dorthin, das Ambiente wäre nicht treffender“, antwortete Sergej, ohne sich umzuschauen.

Beide Männer machten sich auf den Weg in das russische Teehaus. Dort angekommen bestellte Sergej original russischen Tee. George beobachtete für einige Augenblicke die ringsum sitzenden Menschen, die vorwiegend slawisch sprachen. Dann wandte er sich Sergej zu, dessen Blicke nachdenklich auf den Boden neben seinen Füßen gerichtet waren.

„Nun Sergej, erzählen sie! Was war der Grund für ihre damalige Emigration aus ihrem Land?“, brach George das Schweigen. Sergej schaute auf, trank einen Schluck Tee und begann zu sprechen.

„Wissen sie George, im Grunde ist es schwer einem Menschen eine Sache zu erklären, die er noch nie gesehen oder kennengelernt hat. Die Politik meines Landes ist mit nichts zu vergleichen. Man versucht heute noch glaubhaft zu machen, dass alles das, was geschieht, zum Wohle des Volkes passiert. Ich verließ mein Land, weil es für mich unmöglich geworden war, dort weiterhin mein Wesen als Architekt einzubringen. Die herrschende kommunistische Partei begann damit, in jedem freien Denker einen politischen Gegner zu sehen und das spürten auch wir Architekten, denn man nahm auch uns die künstlerische Freiheit. Ich lebte zu dieser Zeit bereits in Leningrad, einer großen Stadt in der Sowjetunion. Meine Eltern besaßen ein kleines Landgut in Krasnoje Selo, unweit von Leningrad. Irrtümlicherweise hielten die kommunistischen Soldaten sie für Kulaken, Kapitalisten wie sie sie nannten.“ Sergej lachte höhnisch. „Glauben sie mir, sie waren alles andere als Kapitalisten!“ Einen kurzen Moment sah Sergej in die Ferne, dann sprach er weiter.

„Sie beschlagnahmten eines Tages ihre Nahrungsmittel und verboten ihnen, durch Bewachung, den Kontakt zur Außenwelt. Ich wusste nicht was passiert war. Ich erfuhr erst einige Zeit später, durch meinen Bruder Wassily, das meine Eltern verhungert waren. Auch wenn sich der Irrtum später aufklärte, meine Eltern waren grausam gestorben. Sie nannten es das Programm der Vernichtung der reichen Bauern. Die reichen Bauern enteignen, um sie mit den Armen gleichstellen. Im Grunde fürchteten sie nur den Einfluss der Großgrundbesitzer auf das Land. Alles war gut durchdacht und mit der Durchsetzung des Programms gerieten viele Bauern in bitterste Not, man wollte sie zerstören und bei Gott, George, es ist ihnen gelungen. Ich sah, wie Menschen verhungerten, erfroren oder erschossen wurden, und die, die übrig blieben, schlachteten ihr Vieh, um es nicht den neuen Vereinigungen zu überlassen. Sie flohen aus ihren Häusern, zogen umher oder wurden abtransportiert, um in den Straflagern irgendwo in der Sowjetunion zu arbeiten. Es war eine gut organisierte militärische Kampagne und am Ende traf der Hungerterror eben auch meine Familie. Ich musste gehen, verstehen sie?“ Sergej hielt inne. George war fassungslos.

„Mein Gott Sergej, das ist furchtbar. Ich wusste nicht, dass es in ihrem Land so schwierig ist. Aber warum gingen sie nach New York City?“

„Sehen Sie George, ich liebte mein Land und vor allem liebte ich meine Arbeit in Leningrad. Doch ich verlor nach all dem menschenverachtenden und grausamen Vorgehen meinen Glauben an die Versprechungen, ein friedliches Leben führen zu können und eine Zukunft in diesem Land zu haben. Deshalb entschied ich mich zu gehen. Glauben sie mir, ich ging mit Trauer im Herzen, besonders, da ich meinen Bruder Wassily zurückließ. Doch ich ging auch mit Hoffnung und ich wählte New York City, weil New York City landschaftlich und architektonisch ebenso faszinierend ist, wie Leningrad. Es gibt, auch wenn sie es nicht glauben mögen, unzählige Parallelen zwischen beiden Städten.“

Sergej sah George, eine Reaktion von ihm abwartend, an.

„Parallelen? Bitte, verzeihen sie meine Unwissenheit was Leningrad betrifft, aber ich frage mich, kann es tatsächlich noch eine Stadt wie New York City geben?“ George runzelte die Stirn.

„Einmal abgesehen von den politischen Schwierigkeiten, stellen sie sich einfach eine Schatzkammer vor, voll mit wertvollen Dingen. Leningrad ist die Stadt der Künste, die Architektur ist einzigartig. Harmonisch angelegte Straßen und Plätze. Den stillen Kanälen mit ihren einfachen Brücken steht die wilde Schönheit der Umgebung gegenüber. Man kann Leningrad mit Recht als die Stadt der russischen Kultur bezeichnen. Sehen sie, George, ich wählte New York City zum einen, weil ich von der Freiheit des Schaffens fasziniert war und zum anderen, weil unsere beiden Städte sehr viel gemeinsam haben. Da ist zum Beispiel die Lage. Genau wie Leningrad liegt New York City am Meer und ist das Tor nach Amerika. Auch Leningrad ist ein Tor, das Tor zu Sowjetunion, erbaut auf Inseln. Sehen sie sich ihre Stadt an, es sind Inseln, voller Vielseitigkeit, Kultur und Fortschritt. New York City hat Geschichte und diese Geschichte hat auch Leningrad. Künstler, Revolutionäre und Politiker bestimmten von da aus die Zeit. Und wissen sie, wenn ich die Entstehung der Städte verfolge, dann sehe ich nur Gemeinsamkeiten. Manhattan wurde von einem Holländer für Tuche, Glasperlen und Knöpfe im Werte von ein paar Dollar erworben und Peter der Große, der Zar, der meine Stadt erbauen ließ, war wiederum den holländischen Manieren verfallen. Glauben sie mir, diese beiden Städte haben mehr Gemeinsamkeiten, als sie es sich vorstellen können, auch wenn sie meilenweit voneinander entfernt liegen und man nicht die gleiche Sprache spricht. Sie sollten Leningrad irgendwann einmal betreten, George! Wenn sich die Lage gebessert hat!“ Sergej lächelte.

„Abgesehen von ihrer tragischen Geschichte, muss ich zugeben, dass es interessant klingt. Vielleicht wäre Leningrad tatsächlich einmal eine Reise wert“, erwiderte George.

Sergejs Lächeln verflog und für einen kurzen Augenblick strich er sich über sein Gesicht, dann fuhr er fort: „Ich bin sicher, unsere Architektur würde sie beeindrucken. Wenn die Zeit reif ist, werde ich ihnen gerne eine Führung durch Leningrad anbieten. Vielleicht eine gute Gelegenheit, endlich meinen Bruder wieder zusehen. Ich vermisse ihn, und wie er mir schrieb, hat sich seit meinem Weggehen vieles verändert. Ich bin sicher, sie würden ihn und seine Frau mögen“, nickend schaute Sergej George an, der zunächst nachdenklich einen Schluck Tee trank, bevor er antwortete.

„Es ist schon erstaunlich, als junger Mann habe ich und ich hoffe, sie verzeihen mir meine Ausdrucksweise, Menschen wie sie, die nicht in dieser Stadt geboren wurden, gemieden. Ich lernte eine Frau kennen, die ähnlich wie sie alles zurückließ, um in Freiheit leben zu dürfen. In der Hoffnung, aus einer schlechten Welt in eine gute Welt zu reisen. Eine Freiheit, die wir hier als selbstverständlich erachten und derer wir uns das Recht herausnehmen, sie unser Eigen zu nennen. Meine Familie lehrte mich, dass diese Freiheit nur einer Klasse vorbehalten sei. Sie irrte sich und das habe ich begriffen.“

„Ich wäre stolz auf sie, George, wenn sie wirklich so denken. Ich wünschte die ganze Welt würde sich dahingehend wandeln. Doch es wird immer Missachtung geben und Menschen verschiedenster Nationen, die um ihr Überleben kämpfen müssen. Und so bleibt es nur eine Illusion in unseren Köpfen.“ antwortet Sergej fast resignierend.

„Nein Sergej, ich habe lange darüber nachgedacht. Ich will etwas tun, auch wenn es nur ein winziger Stein in einem hohen Mauerwerk ist, ich werde versuchen ein Unrecht wieder gut zu machen. Ich werde versuchen einer Tochter den Vater und Bruder und einer Mutter den Ehemann und Sohn zurückbringen und ich bete zu Gott, dass ich es schaffen werde.“

George lehnte sich zurück und schaute Sergej mit einem Lächeln an, der nicht sogleich verstand.

„Wovon sprechen sie?“, fragte er.

„Ich spreche von Maria Eleonora Martinez de Sanchez, unserem Hausmädchen und ihrer Familie. Sie erzählte uns ebenfalls ihre Lebensgeschichte. Wir waren entsetzt und beeindruckt zugleich von dem Mut und der Kraft, den ihre Familie aufbrachte, auf ihrem Weg, der zu einem Alptraum wurde. Denn als sie es endlich geschafft hatten, in New York City anzukommen, wurde Marias Vater die Einwanderung verweigert, ihre Schwester starb und ihr Bruder verschwand mit einem Handelsschiff. Bis heute erhielt sie weder ein Lebenszeichen von ihrem Vater, noch von ihrem Bruder. Sehen sie Sergej, ich habe lange darüber nachgedacht. Ich will versuchen, diese beiden Männer zu finden, auch wenn ich noch nicht weiß, - wie.“

Sergej schien sichtlich überrascht.

„Aber George, ich bitte sie! Sie sind ein Mann mit guten Verbindungen. Wo liegt ihr Problem? Wenn sie dieser Maria wirklich helfen wollen, dann setzten sie ihre Verbindungen ein. Und wenn sie Unterstützung brauchen, ich biete ihnen hiermit meine Hilfe an. Was den Bruder betrifft, so könnte ich Freunde in der Hafenregistratur fragen, das ist kein Problem. Den Vater zu finden wird etwas schwieriger. Dennoch werden sie den ersten Anhaltspunkt auf Ellis Island finden können. Engagieren sie jemand, der es herausfindet, doch vergessen sie nicht, es ist ein schwieriger Weg und man wird ihr Vorhaben missbilligen. Sind sie wirklich bereit dazu?“ Sergej schaute sehr skeptisch, fast ein wenig ironisch.

„Ich bin mehr als bereit dazu. Ich will diese Familie finden und mit ihrer Unterstützung, die ich dankend annehme, könnten ich es schaffen, könnten wir es schaffen!“

George und Sergej sahen einander an. Noch vor ein paar Stunden waren sie Konkurrenten und keiner von ihnen ahnte, dass dieser Nachmittag im Russischen Teehaus der Beginn einer großen und tiefen Freundschaft sein würde.

Elisabeth saß in Gedanken versunken im dunklen Salon, ein Schmunzeln zog über ihre Lippen.

„Señora Price, sie sind schon zurück?“, rief Maria erschrocken, die aus der Küche kam, um die Kerzen anzuzünden.

„Ja, und ich habe freudige Nachrichten, ich hoffe es“, antwortete Elisabeth ohne aufzuschauen. Maria verstand.

„Machen sie sich keine Sorgen, Miss Price, es wird den Señor überglücklich machen.“ Maria klatschte leise in ihre Hände und verschwand summend in der Küche.

„Maria, was......?“ Elisabeth schaute auf und ehe sie ihre Frage aussprechen konnte, öffnete sich die Tür, George kam nach Hause.

„Hallo Liebling, da bist du ja endlich! Ich habe schon auf dich gewartet, wie war dein Tag“, rief sie ihm entgegen.

„Es tut mir leid, ich bin etwas zu spät. Ich hatte ein wirklich interessantes Gespräch. Stell dir vor, Sergej, du kennst doch den Russen, damals bei Chrysler, Fellers Junior hat ihn ebenfalls engagiert. Zunächst war ich etwas skeptisch, weil er ein zu großer Konkurrent ist, doch dann kamen wir ins Gespräch und Elisabeth, du glaubst nicht, was er erlebt hat...“ George war von seinem Abend mit Sergej noch immer aufgewühlt.

„Zieh doch erst einmal deinen Mantel aus und setze dich, du kannst mir alles in Ruhe erzählen.“ Elisabeth nahm Georges Tasche und stellte sie ab. Sie zog ihren Mann behutsam in den Salon und schenkte ihm einen Sherry ein.

„Vielen Dank, Darling! Weißt du, ich habe heute einen Menschen, einen außergewöhnlichen Menschen von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Er verließ genau wie Maria sein Land und kämpfte sich durchs Leben. Wenn ich darüber nachdenke wie gut es uns geht. Wir sollten Gott jeden Tag dafür danken und Elisabeth, Sergej wird mir helfen Marias Familie zu finden“, sagte George leise und nahm Elisabeth in den Arm.

„Du willst ihren Vater und ihren Bruder suchen? Liebling das ist wundervoll. Wieso hast du mir nichts gesagt? Ich liebe dich!“ Elisabeth war mehr als stolz auf ihren Mann. Wenn George es schaffen würde, die Familie Martinez de Sanchez zu vereinen, dann würde er das Unrecht an einer Familie wieder gut machen. Und vielleicht ist es ein Weg, den sie als Vorbild für andere gehen können.

„Das Essen ist serviert!“, unterbrach Maria ahnungslos und trug die letzten Speisen auf. Auf dem Weg zurück in die Küche hielt sie kurz inne und schaute zurück.

„Señor Price, sie sollte die Señora fragen, wo sie heute war! Ich denke, sie hat ihnen eine wunderschöne Neuigkeit mitzuteilen. Der Wein ist bereits kaltgestellt!“ Maria verließ tanzend den Raum, vorwurfsvoll schaute Elisabeth ihr nach.

„Wovon spricht sie?“ Gespannt wartete George auf die Antwort, während er für Elisabeth den Stuhl zurechtrückte.

„Nun, ich wollte es dir erst später sagen, aber da Maria meine Unsicherheit kennt, muss ich wohl jetzt die Neuigkeiten ausplaudern.“ Elisabeth setzte sich an die gedeckte Tafel und faltete ihre Hände in den Schoß.

„George, Liebste! Ich war heute bei Doktor Jacob und ich glaube, nein, ich bin sicher wir werden nur noch bis zu diesem Winter zu zweit sein.“ Elisabeth schaute ihren Mann erwartungsvoll an.

„Soll das heißen, du bekommst, wir bekommen ein Baby? Elisabeth! Warum hast du mir das nicht gleich gesagt! Komm zu mir, Darling!“ George nahm seine Frau in den Arm, hob sie hoch und drehte sich im Kreis.

„Maria, öffnen sie den Wein! Wir wollen feiern! Maria, hören sie! Wir bekommen ein Baby!“ Maria öffnete den Wein und Elisabeth und George feierten die ganz Nacht.

Die Wiege der Damaszener

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