Читать книгу Magisches Kompendium - Praxis der nordischen Magie - Frater LYSIR - Страница 10

Tipps, Tricks, Materialien und Strukturen

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Was braucht man eigentlich alles, um die jeweiligen Rituale der Blóts auszuführen? Nun, zum einen braucht man die gängigen magischen Gegenstände, so wie zum Beispiel magischer Dolch/Athame, Sichel/Bolinen, magisches Schwert, Pentakel, Glocke/Gong, Stab, Räuchergefäß, Kerzen, „Mittelpunkt des Kreises“ (was zum Beispiel ein Kessel sein kann, aber auch ein Kochtopf, in dem man etwas verbrennen kann), ein besonderes Altarlicht, eine magische Lampe, eine magische Kerze, die im Ritual selbst erst angezündet wird, und die im Vorfeld auf das jeweilige Blót „geeicht“ wurde, und einen „magischen Hammer“; wobei sich hier ein Fäustel oder sogar ein Vorschlaghammer anbietet, der geweiht und mit entsprechenden Runen versehen ist, die sich speziell auf den Gott Thor beziehen. Dies sind eigentlich gängige Gegenstände, auch wenn man selbstverständlich noch ein Lamen für sich selbst kreieren kann, welches dann auf das jeweilige Blót zugeschnitten ist, hier entsprechende Fokussierungen auszuführen. Doch ob man jetzt ein Lamen verwendet, ein Talisman, ein Amulett, dies bleibt jedem selbst überlassen. So ist es auch förderlich, wenn man im Ritual entweder Schreibutensilien hat, sodass man sich gegebenenfalls Notizen machen kann, oder eine audio-visuelle Aufnahmemöglichkeit, denn manchmal ist es doch sehr spannend, was in gezogenen Kreis alles geschieht, was man in „rituellen Alltag“ überhaupt nicht mitbekommt. Daher ist es auch sehr interessant, audio-visuelle Aufnahmemöglichkeiten außerhalb des Kreises zu postieren, in der alten Zeit war es ein Kreiswächter, denn auch hier wird man sehr überrascht sein, was für Energien angezogen werden, gerade wenn man ein Ritual in der freien Natur, an einem neuen/fremden Ort macht, sodass man auch hier wieder spannende Erkenntnisse erlangen kann. Ferner kann ein divinatorisches Hilfsmittel stets vorhanden sein, wobei es klassisch natürlich das eigene Runenset ist, man kann aber auch einen Spiegel oder eine Glaskugel/Kristallkugel verwenden, um divinatorisch zu arbeiten. Letztlich reicht auch eine Schüssel voll Wasser. Und wo wir schon beim Wasser sind, sind auch die grundsätzlichen Elemente im eigentlichen Ritual vorhanden, sodass man eben Salz für das Element Erde, Wasser für das Element Wasser, Räucherung für das Element Luft und eine brennende Kerze für das Element Feuer verwenden sollte, und, für das Element Äther, etwas Blut. So muss man selbst entscheiden, ob man sein eigenes Blut nimmt, hier müsste dann noch die „rituelle Kanüle / Lanzette“ mit eingepackt werden, denn es ist wirklich eine sehr dumme Idee, sich mit dem Dolch in den Arm oder in die Hand zu schneiden, vor allen Dingen da ein Tropfen Blut mehr als ausreichend ist, oder man benötigt das schon besagte gefriergetrocknete Blutprodukt. Natürlich kann man auch vorher bei Metzger oder im Supermarkt irgendein Fleischprodukt kaufen, welches noch Blut beinhaltet. Dies muss man aber auch wieder selbst bestimmen. Da die Blóts Opferfeste sind, sollte man sich in diesem Kontext auch überlegen, was man opfern will. Speisen und Getränke? Blut und Fleisch/Organe? Edelsteine und Edelmetalle? Kräuter und Pflanzen? Bilder und Skulpturen?

Andere persönliche Gegenstände, die einem wirklich ein Opfer abverlangen? All diese Fragen muss man sich selbst beantworten, wobei man hier natürlich vollkommen in der Selbstverantwortung steht. Und wenn es darum geht, Fleisch bzw. Organe oder auch Blut zu opfern, dann sollte es klar sein, dass man hier kein lebendes Objekt mit in den Kreis nimmt, um es dann im Kreis zu töten. Man kann ohne Weiteres in Tierbedarfsladen alles erhalten, genauso wie man es bei Metzger oder im Tiefkühlregal, in der Fleischabteilung, kaufen kann. Und hier kann man wirklich so gut wie alles kaufen. Natürlich sollte das jeweilige Opfer auch immer mit dem Ritual zusammenhängen, sodass man hier gegebenenfalls auch logisch überlegt, ob eine Plazenta ein besseres Opfer für den Frühling oder für den Herbst ist?!?! Ansonsten gilt natürlich, dass man auch Dekoelemente mit ins Ritual nehmen kann, wobei es hier kein Limit gibt. Wenn man das Ritual irgendwo in der freien Natur macht, dann muss man natürlich selbst überlegen, wie viel man kilometerweit schleppen will. Wenn man das Ritual zu Hause macht, dann kann man sich nach Herzenslust austoben, gerade dann, wenn man einen speziellen Raum, einen eigenen Tempel hat. Vielleicht benötigt man auch noch Materialien, um einen physischen Kreis zu ziehen, gerade dann, wenn man in der freien Natur ritualisiert. Hier ist es sehr sinnig, Materialien zu nehmen, die vor Ort vorhanden sind. Gleichzeitig liest man immer wieder, dass ein klassischer Schutzkreis aus Salz zu bestehen hat. Nun ja, dass es richtig, wobei zu viel Salz der Natur nicht guttut. Wenn man also will, kann man auch etwas Salz aus streuen, sodass man hier wirklich einen Salzkreis hat, man sollte es aber nicht übertreiben, sodass man hier mehrere Kilo Streusalz verwendet. Es geht um einen Symbolwert, sodass es ausreicht, ein wenig Salz zu verteilen. Dies gilt auch für andere Materialien, denn man muss nicht immer einen physischen Kreis sehen. Man kann auch Mehl oder Brotbackmischungen verwenden, aber auch Seile, Bänder oder andere Materialien, die man gut visuell wahrnehmen kann. Ein dünner Bindfaden ist hier vielleicht nicht geeignet. Man kann aber auch vorher einen großen Blumenstrauß kaufen, und dann die Blumen als Kreis legen. Möglich ist alles, man muss einfach selbst überlegen, was man will. Auf die dumme Idee zu kommen, am Ort des magischen Geschehens erst mal ganz viele Äste abzuschlagen, sodass die Geister des Ortes, die Geister der Bäume und der Pflanzen auf jeden Fall richtig sauer und angepisst sind, sollte dann noch einmal sehr deutlich reflektiert werden. Und so sind wir auch schon wieder beim zweiten Opfer, denn auch wenn die Blóts Opferrituale sind, und man im Ritual selbst ein Opfer bringen kann, sollte man reflektieren, ob man auch dem Ort eine Opfergabe überlässt. Auch dies kann alles Denkbare sein. Wenn man irgendwo mitten im Wald ritualisiert, dann ist es überhaupt kein Problem, mögliche Opfergaben, die man im Bereich von Blut oder Organen bzw. Fleisch mitgenommen hat, einfach zurückzulassen, sodass hier die Opfergaben auch wirklich von den Bewohnern des Waldes aufgenommen werden. Aber auch entsprechende Kräuter, Säfte, energetische Gaben oder etwas, was der eigenen Kreativität entspringt, ist hier denkbar.



So können es auch besondere Zeichen, Sigillen oder ganze Siegel sein, die einen segnenden, förderlichen und fruchtbaren Aspekt besitzen, so dass die Energien des Ortes weiter gefördert werden. Da man zu den Blóts sowieso und generell Sigillen Magie betreiben kann, muss man schauen, wie man diese Sigillen später verarbeitet, d. h. ob man sie verbrennen will oder ob man sie in ein fließendes Gewässer geben will, ob man sie vergraben will oder ob man sie auf andere Art und Weise dem Kosmos übermitteln will. Wenn man sie wirklich vergraben möchte, braucht man gegebenenfalls eine kleine Hilfe, egal ob es nun ein großer Löffel oder eine kleine Schüppe ist. Wenn man das Sigill an ein Gewässer übergeben möchte, dann sollte man daran denken, dass man Papier wählt, welches sich auch in Wasser auflöst – und ja, Toilettenpapier ist hier möglich, sodass man auf dem einzelnen Blatt des Toilettenpapiers sein Sigill zeichnet. Und wenn man etwas verbrennen will, dann sollte man, gerade wenn man im Sommer mitten im Wald ritualisiert, die Brandschutzbestimmungen wahrlich beachten. Dies gilt natürlich auch für die Kerzen. Gegebenenfalls arbeitet man nicht mit offenem Feuer, was bedeutet, dass man nichts verbrennen kann, dass man keine Kerze ansteckt, sodass auf jeden Fall gewährleistet wird, dass kein Funkenflug einen Waldbrand entfachen kann. Weitere Materialien, die man vielleicht benötigt, sind Fingerfarben, um sich selbst oder auch den Ort zu bemalen. Auch hier ist alles denkbar, denn hier geht man natürlich wieder in die Sigillenmagie hinein, sodass man spezielle Zeichen verbindet und verwendet, die Energien zu forcieren. Auch hier sollte man natürlich darauf achten, dass man natürliche Farben nimmt, gerade dann, wenn man Bäume, die in der Nähe des magischen Kreises stehen, mit entsprechenden Zeichen versehen will. Auch hier wäre es eine wirklich dumme Idee, umweltschädliche Farben zu nehmen, die die Borke der Bäume schädigen könnte, wenn man eigentlich will, dass die Bäume einen beschützen und das Ritual bezeugen. Ansonsten muss man immer nur schauen, dass man sich den Witterungsverhältnissen anpasst. Auch sollte man mögliche Notfalldinge mitnehmen, wozu ein Kompass zählt, ein Handy, wenn es denn mitten im Wald Empfang hat, vielleicht eine Trillerpfeife, eine sehr starke Taschenlampe, Essen und Trinken und auch etwas, was die Räucherkohle später zu 100 % löschen wird. In diesem Kontext will ich auch noch erwähnen, dass man einen Kompass benötigt, um überhaupt die Himmelsrichtungen verifizieren zu können, denn die Praxis zeigt deutlich, dass es schon ein wenig albern ist, wenn man alles dabei hat, aber am jeweiligen Ort nicht weiß, wo denn jetzt Norden ist. So ähnlich ist es auch, wenn man spezielle Räucherungen für die jeweiligen Blóts mitnehmen will, und dann eben kein Räuchergefäß oder keine Räucherkohle hat. Welche Räucherungen nimmt man jetzt eigentlich für welches Blót? Auch hier ist die eigene Kreativität wieder gefragt, wobei ich vor den jeweiligen Ritualen entsprechende Kräutermischungen wiedergebe, die ich selbst verwende, auch wenn es hier Bestandteile gibt, die ein wenig teurer sind.



Man muss hier einfach dran denken, dass man nicht jedes Ingredienz benötigt, und dass man manche Dinge eben auch einfach kaufen muss, und nicht im eigenen Garten vorrätig hat. Gleichzeitig muss man natürlich selbst darauf achten, ob es irgendwelche Bestandteile gibt, die gesundheitlich bedenklich sind. Hierbei ist es egal, ob es sich um mögliche allergische Reaktion handelt, oder ob man bewusste Vergiftungen in Kauf nimmt. Wenn man wirklich auf die Idee kommt, Tollkirsche, Bilsenkraut oder Stechapfel zu räuchern, und hier müssen es nicht unbedingt die Früchte der Tollkirsche sein, dann muss man reflektieren, wie Atropin den eigenen Parasympathikus „unterdrückt“! Atropin? Parasympathikus? Was? Wenn man sich diese Fragen stellen muss, sollte man noch mal sehr deutlich in die Recherchearbeit gehen, und die Finger gegebenenfalls von den Nachtschattengewächsen fortlassen. Daher ist es manchmal ratsam, einfach nur ein gekauftes Räucherstäbchen mitzunehmen, und dies für die eigene Räucherung zu verwenden. So ähnlich ist es auch, wenn es um das Thema der Invokation geht! Invokation? Was ist das denn? Wer sich diese Frage stellen muss, sollte auch noch mal sehr deutlich in die Recherchearbeit gehen. In den jeweiligen Blótritualen werden immer göttliche Prinzipien eingeladen werden, was bedeutet, dass entweder die Asen oder die Wanen zugegen sein werden. Diese werden via Invokation in dem Protagonisten des Rituals hineingerufen, sodass man, wenn man das Ritual alleine macht, mit einer weiblichen und einer männlichen Energie zurechtkommen muss. Und hier sind wir bei einem Punkt, den ich noch einmal sehr klar und deutlich erwähnen will. Die jeweiligen Blótrituale müssen nicht alleine gemacht werden. Es ist förderlich, wenn man hier eine Gruppenarbeit oder zumindest eine Arbeit zu zweit ausführt, sodass es einen (physischen) weiblichen und männlichen Part gibt, sodass hier die Göttin und der Gott auch ein jeweiliges Gefäß erhalten. So gibt es in den ganzen Blótritualen auch immer wieder spezifische Anrufungen, die aber bewusst kurz gehalten sind, und die nur als Leitfaden oder auch nur als Idee zu sehen sind. Es ist immer besser, wenn man sich im Vorfeld mit den jeweiligen göttlichen Prinzipien einmal energetisch/astral trifft, um sich kennen zu lernen. Wobei man die Invokationen auch bewusst als Evokationen ausführen kann, wenn man sich eben nicht als Hülle zur Verfügung stellen will. Am Wortlaut wird sich nichts ändern, Dafür aber an der eigenen energetischen Intention. Doch auch wenn die Blótrituale für mehrere Personen geeignet sind, wähle ich bewusst eine schriftliche Darstellung, die keine Rollenverteilung bestimmt. In diesem Fall muss man also wieder selbst kreativ werden. So ist es in diesem Kontext sinnig, sich selbst das Ritual heraus zu schreiben, es gegebenenfalls für sich selbst zu verändern, und hier eine klare, dramaturgische, Rollenverteilung zu vergeben. So ist man hier wieder im Bereich, dass es sinnig ist, dass man mit den Titeln „Gyðjas“ (weiblich) und „Goði“ (männlich) bzw. auch mit den Titeln „Seiðkona/Seiðkonur“ (weiblich) und „Seiðmaðr/Seiðmenn“ (männlich) bzw. „Galdrakona“ (weiblich) und „Galdramaðr“ (männlich) agieren KANN. Auch hier muss man wieder selbst bestimmen, welches primäres Arbeitsfeld man bekleiden will.

Wenn es darum geht, dass in einer magischen Gruppe ein Blót gefeiert wird, sodass hier eine Ritualleitung nötig ist, um die energetische und auch die dramaturgische Essenz zu transportieren, dann bewegt man sich klar und deutlich im Godentum. Hier wären also die Titel „Gyðjas“ und „Goði“ sinnvoll. Wenn man hingegen die Blót für spezifische magische Operationen verwenden will, um zum Beispiel eine Reise in die Unterwelt zu machen, eine enge Arbeit mit dem Licht, oder um andere magische Operationen auszuführen, dann wären wieder die Titel „Seiðkona/Seiðkonur“ und „Seiðmaðr/Seiðmenn“ entsprechend zu wählen. Da aber zu den jeweiligen Blóts auch stets Übergänge geschaffen werden, Übergänge in die Anderswelt, sodass man hier hervorragend divinatorisch arbeiten kann, was speziell die Runen auf den Plan ruft, sodass man mit der Hilfe dieser magischen Werkzeuge all seine Operationen forcieren kann. Hierbei ist es egal, ob die Runen jetzt als Divinationshilfen, als Energieträger, als Initiationswerkzeuge oder als Insignien der Macht verwendet werden, da es in diesem Kontext auch um Galsterei geht, um den Runengesang um das innige arbeiten mit, in und durch die Runen, sodass hier die Titel „Galdrakona“ und „Galdramaðr“ denkbar sind. Welchen Titel will man führen? Muss man überhaupt ein Titel führen? Ist nicht alles Magie? Wie sieht man sich selbst, wie fühlt man, wie sind Wissen und Weisheit verteilt, wie sieht es das eigene Ego, wenn es um Titel, um Arbeitstitel geht? Sind es Titel, die man sich wirklich erarbeitet hat, oder sind es Titel, die das Ego gerne haben möchte, um sich aus der Masse hervorzuheben. In diesem Kontext sollte man immer bedenken, dass man anhand seiner Taten und nicht seiner Titel bewertet wird, bewertet von den Göttern. Wenn man mit den Göttern arbeitet, kann man sich die tollsten, lustigsten, überflüssigsten und bescheuertsten Titel geben, man wird aufgrund seiner Taten beurteilt, gewürdigt oder auch missachtet.

So sei noch einmal gesagt, dass die Blótrituale als Solorituale konzipiert sind, bzw. schriftlich so fixiert sind, gleichzeitig aber die Möglichkeit besitzen, hier Gruppenrituale oder auch Rituale für zwei Personen zu vollziehen. In diesem Kontext muss man selbst schauen, welche Abschnitte, Ritualteile und Formulierungen die einzelnen Personen übernehmen können. Dies wird aber überhaupt kein Problem sein, wenn man schon mal Rituale in Gruppen ausgeführt hat. Wenn man dies noch nicht getan hat, hat man bei den vorliegenden Ritualen sehr schöne Übungsmöglichkeiten. So ähnlich verhält es sich auch mit den Invokationen der Göttin und des Gottes. Auch hier muss man wieder selbst entscheiden, ob man sich wirklich beide Energien ins Energiesystem holen kann, ob das eigene Energiesystem damit umgehen kann, oder ob es nur eine Anrufung ist, die aus dramaturgischen Zwecken verwendet werden soll, sodass man zwar die Anrufung ausführt, hierbei bewusst aber energetisch dicht macht.



So wird es immer wieder dramaturgische Parts in den Ritualen geben, die bewusst so formuliert sind, dass man auch hier eine Art „Erklärung des Blóts“ besitzt, so wie man auch eine Absichtserklärung zu jedem Ritual, zu jedem Blót ausführt, wie auch eine dramaturgische Offenbarung, die sich jeweils auf die göttlichen Prinzipien bezieht. So gibt es hier also einige rituelle Teile, die man ohne Weiteres fortlassen kann, wenn man hier ein Soloritual macht. Wenn man eine Gruppenarbeit macht, wenn man mit mehreren Personen aktiv das Ritual gestalten will, zeigt die Praxis, dass diese rituellen Fragmente förderlich sind. Ob man die Rituale letztlich als magische Arbeit, als religiöse Arbeit, als Evolutionsmöglichkeit oder als Möglichkeit eines interreligiösen Austausches sieht, bleibt jedem selbst überlassen. Man kann in den Ritualen viel über sich selbst lernen, man kann sehr deutlich Energiearbeit leisten, man kann sich mit anderen Ebenen verbinden, man kann das ganze aber auch einfach als dramaturgische Handlung sehen, sodass man ein paarmal im Jahr eine bewusst religiöse Handlung vollzieht, um sich damit einfach von der anderen religiösen Masse des Christentums abzuheben. Jeder muss selbst für sich wissen und entscheiden, wie und warum die Rituale der Blóts, die hier abgedruckt sind, zelebriert werden. In diesem Kontext will ich auch kurz erwähnen, dass ich mich vollkommen bewusst dazu entschlossen habe, in die jeweiligen Blóts auch Fragmente des klassischen Sumbel einzufügen, auch wenn das klassische Trankopfer als eigenständiges Ritual verstanden werden kann. Die Praxis zeigt aber, dass es ein sehr passendes Puzzlestück ist, welches das ganze Ritual bereichert. Hierbei wird das Sumbel aber etwas abgewandelt, auch wenn es über drei Runden bzw. über drei Akte verfügt. Wie im klassischen Sumbel wird es ein Loblied, eine Lobrede auf die Götter geben, wobei es hier nur die Götter sind, die auch im eigentlichen Blótritual angerufen werden. Die zweite Trinkrunde bezieht sich dann auf die Ahnen, wie auch auf die Geister des Landes, und die dritte Runde beinhaltet Versprechen und Eide, Versprechen und Eide, die man sich aber selbst gibt, und die man so formulieren soll, dass sie bis zum nächsten Blót gelten bzw. halten.

Ok, und was ist jetzt mit der Grundstruktur der Blóts? Wurde doch schon gesagt! Öffnung, Mittelteil und Schließung! Aha! Geht es auch etwas genauer? Ja!

ERSTER SCHRITT! Öffnung, Schutz, Bannung, Weihe des Ortes!

In der Öffnung gibt es eine optionale Bannung, die man im Kontext der nordischen Vokabeln als „Gemærhaga“, „Wihaga“, „Vallgagar“, „Haga“ oder „Wiha“ bezeichnen kann, was in diesem Kontext einfach nur die Bereitstellung des rituellen Ortes, die Bannung aller störenden Energien und die Weihe des Platzes sind. Es ist also eine klassische, rituelle Öffnung, die es in allen erdenklichen magischen Ritualen gibt.



ZWEITER SCHRITT! Begrüßung, Ehrerbietung, Heilazzen!

Wenn dann die allgemeine Eröffnung vollzogen wurde, und man sich im individuellen Teil des jeweiligen Blóts befindet, werden natürlich die jeweiligen göttlichen Prinzipien angerufen, invoziert, eingeladen, begrüßt, geehrt und „Heil willkommen“ geheißen. Dies wird manchmal auch mit dem Begriff des „Heilazzen“ umrissen, was ein altdeutsches Wort ist, und sich auf das „Heil“ bezieht, also auf eine Segnung, auf eine Heilung, auf eine Begrüßung, sodass mit dieser Vokabel der Umstand erschaffen wird, dass die göttlichen Prinzipien nicht wie jeder andere Ritualteilnehmer begrüßt werden, sondern eine entsprechende Ehrbekundung erhalten.

DRITTER SCHRITT! Absichtsbekundung, Statement, Bekanntmachung, Rede!

Wenn die göttlichen Prinzipien anwesend sind, gibt es rituelle Fragmente, in denen die Götter selbst reden, sodass man hier eine allgemeine „göttliche Rede“, ein vorher verfasstes Channeling, eine Bekundung, ein Statement und eine Absichtserklärung findet, wobei die Absichtserklärung von den Ritualteilnehmern zustande kommt, und nicht von den invozierten Göttern.

VIERTER SCHRITT! Entzündung, Feuer frei, es brennt!

In jedem Blót wird eine besondere Kerze entzündet, die im Vorfeld dem jeweiligen Blót zugeordnet werden soll, sodass man hier nicht nur einfach eine Kerze auspackt und hinstellt, sondern diese im Vorfeld verschönert, verziert, schmückt und auch energetisch weiht. Man kann dies auch durch ein großes Lagerfeuer vollziehen, wobei man dann sehr klar die Brandschutzbedingungen beachten muss, gerade wenn man im Sommer ein Blót in der freien Natur feiert. Hier ist Sicherheit absolut notwendig, denn niemand will einen Waldbrand entfachen. Daher ist eine Kerze, gegebenenfalls auch ein Grablicht, welches schon so abgebrannt ist, dass kein offenes Feuer austreten kann, die beste Wahl für den Sommer. Im Winter sieht es wieder anders aus, bzw. wenn man einen eigenen Garten hat, mit einer eigenen Feuerstelle, dann kann man hier natürlich auch ein großes Feuer entfachen. In diesem Fall schmückt man keine Kerze, sondern einen großen Holzscheit, der als Stellvertretung der Kerze dient.

FÜNFTER SCHRITT! Anrufung! Dramaturgie! Erklärungen! Lobpreis!

In diesem Schritt muss man selbst aktiv werden, sodass es hier eigentlich keine vorgefertigten Texte geben kann. Es geht um eine Art Dankesgebet, wobei im Vorfeld die Heldentaten der jeweiligen Götter, die zum Blót eingeladen sind, erzählt werden können, wobei man hier nicht alle Sagen zitieren muss, sondern kurz und knapp die eigentlichen Kernpunkte herausarbeiten kann, wobei es klassisch ist, dass man diese in einer besonderen Form, poetisch oder durch einen Gesang vorträgt. Hier kann man schon das Reimschema der Galsterei verwenden, wenn man dies denn will.

Im Anschluss daran kommen die persönlichen Dankesreden, sodass man den anderen Ebenen, den Göttern dankt, was einem bisher widerfahren ist, wobei, wenn man dies wünscht, kann man diese Zeit natürlich eingrenzen, sodass man sich immer auf die Zeiträume zwischen den Blóts bezieht. Im klassischen Kontext wird dieser Schritt gerne als „Spill und Gibet“ deklariert, sodass es hier um eine Ehrerbietung, und um eine Danksagung geht. Um eine Anrufung (Spell/Spill) und um ein Gebet (Gibet). In den hier befindlichen Ritualen existieren Texte die man verwenden kann, die aber sehr bewusst allgemeingehalten wurden und eigentlich als eine Art Notstopfen zu verstehen sind.

SECHSTER SCHRITT! Runen! Raunen! Galsterei! Rûnagaldar! Magisches Wirken!

Im sechsten Schritt kommt dann die eigentliche, individuelle Arbeit, wobei man hier mit den Runen arbeiten kann, wenn man dies will, jedoch auch jegliche andere magische Operationen ausführen kann. Es bietet sich hier natürlich die klassische Galsterei, das Rûnagaldar an, da man hier bereits einen energetischen Fokus gesetzt hat, durch die rituellen Bestandteile des Blóts, sodass man im Windschatten, im Kielwasser dieser Energie hervorragend mit den magischen Werkzeugen der Runen arbeiten kann. Man kann hier divinatorisch arbeiten, man kann aber hier auch Weihungen ausführen, man kann hier alles machen, wobei es natürlich sinnvoll ist, sich der Grundschwingung des jeweiligen Blóts anzupassen, sodass man nicht unbedingt im tiefsten Winter einen Erntedank ausspricht. Kann man zwar machen, doch es ist sinniger dies zu den entsprechenden Blóts zu tun. Auch die Arbeit mit Talismanen, Binderunen, Kerzenmagie, Heilungen, Hochzeiten, Trennungen, Verwünschungen, Reinigungen oder was es sonst noch für magische Arbeiten gibt, sind zu diesem Zeitpunkt denkbar. Man kann hier auch, wenn man zum Beispiel in einer Gruppe arbeitet, entsprechende Arbeiten vortragen, um Wissen und Weisheit zu mehren.

SIEBTER SCHRITT! Brot! Kuchen! Fleisch! Obst! Opferspeisen! Trankopfer! Sumbel!

In dieser Arbeitsphase wird ein klassisches, rituelles Opfer vollzogen, sodass im gezogenen Kreis eine Opferspeise verzehrt wird, und in diesem besonderen Fall auch ein Sumbel vollzogen werden kann, auch wenn dies nicht klassisch ist. Hier muss man selbst entscheiden, ob man das Sumbel ausführt, oder ob man es fortlässt. Man kann auch einfach nur das Trinkhorn kreisen lassen, wobei man dann auch hier drei Runden anstreben kann, wo man einmal die Götter ehrt, in der zweiten Runde die eigenen Ahnen und in der dritten Runde sich selbst einen Eid oder ein Versprechen gibt, sodass dieser Part dem Sumbel mehr als nur ähnelt. Doch hierbei will ich sofort erwähnen, dass das eigentliche Trankopfer bei vielen nordischen Ritualen als eigene Arbeit verstanden wird, ich mich bewusst aber hier dagegen entschieden habe, da es um eine allgemeine Opferung von Speis und Trank geht, sodass ich diesen Arbeitsschritt nicht trennen will.

Im Grunde ist es ein geselliges, rituelles Zusammensein, sodass man hier Speisen zu sich nimmt, die durch die Energien des Rituals geweiht sind. Man sollte hier jedoch auch besondere Stücke für die Natur, für die Geister, für die Ahnen und für die Götter übrig lassen, bzw. im Vorfeld abnehmen, welche man dann gegebenenfalls nach dem Ritual wirklich irgendwo in der Natur hinterlassen kann, oder selbst verzehren kann, da es darum geht, dass die Energien die jeweiligen Schwingungen, energetischen Essenzen der Speisen aufnehmen, und sich nicht wirklich an Brot, Kuchen oder Fleisch bedienen.

ACHTER SCHRITT! Blut! Blót! Weihe! Zusammenhalt!

Bei diesem Arbeitsschritt wird das eigentliche Blót, das Bluostrar, der Opfertrank, ausgeführt, der in diesem Kontext und sehr streng ausgelegt, eigentlich nichts mit dem Sumbel zu tun hat. Doch in diesem Arbeitsschritt ist Blut der primäre Arbeitsstoff, da das Blut hier für das fünfte Element steht, für den Geist, für den Äther, aber auch für das eigene Wurd/Urðr/Wyrd. So kann man in diesem Arbeitsschritt entweder vorher aufgelöstes Blut nehmen, welches man im Tierbedarfsladen gefriergetrocknet erhält, sodass man es in die Hlautbolli, in die Blutschale gibt, sodass man streng genommen hier nur mit Lebensmitteln agiert. Wenn man alleine arbeitet, oder mit dem Partner, kann man auch eigenes Blut nehmen, wobei man hier auch andere Sekrete wie Speichel, Schweiß, Tränen oder auch Sexualsekrete nehmen kann. So befindet man sich hier im Bereich der Mumialmagie, wobei man klassisch jedoch Blut nimmt. In diesem Kontext ist es sinnig, eine rituelle „Kanüle“ bzw. „Lanzette“ zu besitzen, sodass man auch Blut aus seinem Finger bekommt. Wenn man auf die glorreiche Idee kommt, dass man so etwas nicht braucht, da man hier einen rituellen Dolch hat, dann sollte man im Vorfeld klären, dass dieses magische Werkzeug auch die gewisse Schärfe besitzt, und dass man weiß wo man schneidet. Ich erwähne es nur! Aus der Praxis für die Praxis! Denn es ist ziemlich lustig, wenn man beobachtet, wie jemand verzweifelt versucht, etwas Blut von sich zu erhalten, hierbei aber mit einem stumpfen Athame arbeitet. In diesem Arbeitsschritt ist dann natürlich auch wieder ein vorher gefertigter Hlautteinn wichtig, wobei es egal ist, ob man nun wirklich Tannen- oder Fichtenzweige nimmt, oder spezifische Kräuter, die man natürlich auch zu einem entsprechenden Büschel binden muss. Da man alle Blutprodukte im Tierbedarfsladen kaufen kann, sodass man hier gefriergetrocknetes Blut erhält, egal, ob es vom Rind, vom Schwein, vom Pferd, vom Lamm oder von sonst einem Tier ist, will ich hier noch einmal den Tipp geben, dass es Produkte gibt, die auch über Teile von Knochen verfügen, und dass es im nordischen Pantheon primär das Pferd war, welches als besonderes Tier verwendet wurde, egal ob es nun zur Heilung oder auch zur Schadensmagie herangezogen wurde. Daher kann man in diesem Arbeitsschritt sehr besondere magische Arbeiten machen, da man hier eben mit dem Blut arbeitet.



Wenn man will, kann man sich selbst energetisch mit dem Blut weihen, wenn man will, kann man aber auch hier besondere Gegenstände weihen, wenn man will, kann man aber auch mit der Hilfe des Blutes entsprechende Wünsche in Form von Zeichen, Symbolen und Sigillen auf Papier aufbringen, sodass man diese dann im Anschluss verbrennen kann.

NEUNTER SCHRITT! Verabschiedung! Danksagung! Schließungsritual! Ritualende!

Es wird das Schließungsritual zelebriert, wobei man hier entsprechende Danksagungen verlauten lässt, sodass die jeweiligen Energien, die gerufen wurden, natürlich auch wieder verabschiedet werden. Gleichzeitig kann man hier auch noch mal eine energetische Reinigung, eine Bannung durchführen, da man nie genau sagen kann, welche Energien sich außerhalb des magischen Schutzkreises befinden, gerade in dem Kontext, wenn man mit Blut gearbeitet hat. Hierbei muss man stets bedenken, dass Blut eine spirituelle Währung ist, ein spiritueller Lockstoff, sodass man hier möglicherweise auch ungebetene Gäste einladen kann, bzw. Schmarotzer und Parasiten. Daher ist es sinnvoll, zum Schluss eine Bannung auszuführen. Dieser rituelle Arbeitsschritt wird des Öfteren auch als „ûzlâz“ bezeichnet, was man einfach mit „entlassen“ oder auch „hinauslassen“ grob übersetzen kann, und was bedeutet, dass das Ritual dem Ende zugeführt wird.

So kommen wir jetzt endlich zur Praxis, wobei es natürlich sinnvoll ist, dass man sich im Vorfeld die rituellen Teile erst einmal mit Sinn und Verstand durchliest, und diese nicht sofort praktisch umsetzt. Gleichzeitig gilt, dass die Rituale alles nur grundsätzliche Ideen sind, die man für sich selbst, im eigenen und privaten Rahmen ohne Weiteres ergänzen und verändern soll. Es ist immer einfacher besser und sinniger, wenn man Rituale durch persönliche Noten ergänzt.


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Magisches Kompendium - Praxis der nordischen Magie

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