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Prolog

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London, Bahnhof Drayton Park, 1975

Völlig außer Atem hetzt Caroline in Richtung U-Bahn-Station. Endlich kennt sie das Geheimnis, das sie so lange zu lüften versucht hat. Sie sieht nach links und rechts, eilt über die Straße auf den Bahnhof zu. Alles muss jetzt schnell gehen, denn sie kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen und ihm das Geheimnis preiszugeben.

Doch als sie den Bahnhof erreicht, hat sie mit einem Mal ein merkwürdiges Gefühl in der Brust. Als würde sie verfolgt, mal wieder. Aber vielleicht bildet sie es sich auch nur ein. Sie blickt auf die Uhr. 8.37 Uhr, der Zug ist schon zu hören. Ruhig bleiben, sagt sie sich, alles ist gut, gleich wird sie in seinen Armen liegen. Nur eine Station. Sie sieht sich um, doch da ist niemand. Jedenfalls niemand, der auffällig erscheint. Eine junge Frau mit Kinderwagen. Ein alter Herr mit Hut.

Der Zug fährt ein, rattert über die Schienen, und nachdem er angehalten hat, betritt sie einen der Waggons. Türkisfarbene Halterungen, mit rot-schwarz-kariertem Samt bezogene Sitze. Auf einem von ihnen lässt sie sich nieder und versucht, ruhig zu atmen. Ihre Tasche hält sie fest im Griff, denn darin befindet sich die Lösung, die Antwort auf alle Fragen. Sie weiß, sie muss gut darauf aufpassen.

Ehe die Türen sich schließen, betritt ein Mann die Bahn. Er trägt ein Kapuzenshirt, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, und wirkt auffällig. Ob er der Verfolger ist? Dieses mulmige Gefühl beschleicht sie wieder. Ausgeschlossen ist es jedenfalls nicht. Für einen kurzen Moment beobachtet sie ihn aus dem Augenwinkel, doch als die Bahn sich in Bewegung setzt, steht sie auf, um sich am Ende des Waggons einen Platz zu suchen.

Gerade will sie sich wieder setzen, doch dann erlischt plötzlich das Licht im Waggon. Ein unheimlicher Ruck fährt durch ihren Körper, ein harter, fester Schlag.

Dann ist alles dunkel.

Als Caroline die Augen öffnet, spürt sie einen heftigen Schmerz. Rauch und Dampf umgeben sie, Tränen brennen auf ihren Wangen. Wo ist sie? Was ist passiert? Aber sie kann sich kaum orientieren.

Auf einmal wird sie von einem Licht geblendet. »Hören Sie mich?«, fragt eine Stimme. Ein Mann hat sich über sie gebeugt. Er hat braune Augen, das Einzige, das sie noch erkennen kann.

»Die Tasche«, presst sie hervor.

Der Mann sieht sich um. »Gehört sie Ihnen?«

»Ja.«

»Jetzt versuchen wir erst mal, Sie hier herauszubekommen.«

Doch sie schüttelt den Kopf. »Nein, erst die Tasche. Darin ist ein Brief …«

Er sieht sie fragend an. Ob er sie nicht versteht?

»Bitte.«

Erleichterung macht sich in ihr breit, als der Mann sich noch näher zu ihr herunterbeugt. Denn sie weiß, dass sie keine andere Wahl hat, als ihm alles zu erzählen. Und sie kann nur hoffen, dass das, was sie erfahren hat, bei ihm sicher ist. Sie nutzt ihre letzte Kraft, um ihm die Geschichte ins Ohr zu flüstern, ihm all die Informationen weiterzugeben, die sich in der Tasche befinden.

Der Mann nimmt die Tasche an sich und nickt ihr zu. Ein stilles Versprechen.

Dann spürt Caroline nichts mehr, und die Dunkelheit greift endgültig nach ihr.

Unendlich funkenhell

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