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Mitgefühl und Verbundenheit leben
ОглавлениеDie nächsten 45 Jahre seines Lebens wandert der Buddha unermüdlich von Ort zu Ort. Menschen aller Herkunft und Glaubensrichtungen kommen zu ihm, um sich beraten und inspirieren zu lassen. Asketen, Mönche und Nonnen, Prinzessinnen und Könige, Kaufleute, Kurtisanen, Handwerker und Bauern, sogar Räuber und Mörder suchen ihn auf. Es kommen Gottesgläubige und Atheisten, Feueranbeter und Materialisten, Brahmanen und Kastenlose. Sie stellen ihre Fragen und erhalten Antworten in Form von Geschichten, Beispielen, weisen Erklärungen und vor allem praktischen Anweisungen.
Wer immer zur Praxis Fragen hat, kann zu ihm kommen und erhält einen Rat. Hat jemand ein philosophisches Problem, hilft er – oft durch geschicktes Zurückfragen – es auf praktische Weise zu lösen. Ist jemand in Not geraten, ist der Buddha für ihn da. Er schlichtet Fehden zwischen sich bekriegenden Volksstämmen. Er sorgt dafür, dass in seinem Orden klare und menschliche Richtlinien und Regeln herrschen, orientiert am Nutzen für den Weg zur Befreiung. Er achtet die Sitten und Bräuche der Gesellschaft und weiß geschickt damit umzugehen. Er ist aber auch bereit, radikal davon abzuweichen, wenn die Tradition im Gegensatz zum Weg der befreienden Weisheit und des Mitgefühls steht. In all den Jahren seines Wirkens stellt er sich unermüdlich in den Dienst des Wohles anderer.
Es gibt eine berührende Schilderung, wie der Buddha einmal zusammen mit Ananda einen Mönch antrifft, der unter schwerem Durchfall leidet und, unfähig sich zu rühren, im eigenen Dreck liegt. Nachdem sich herausstellt, dass seine Mitmönche sich nicht um ihn kümmern, bemühen sich die beiden um den Kranken, sie richten ihn auf, waschen ihn und betten ihn auf sein Lager. Daraufhin richtet der Buddha die folgenden Worte an seine Mönche: »Wenn ihr euch nicht umeinander sorgt, wer wird dann für euch sorgen? Wer immer auch mich pflegen würde, sollte auch die Kranken pflegen.«11 Für den Buddha ist Mitgefühl nicht nur ein Aspekt der Lehre, den man in formalen Meditationen – im Sinne von »Mögen alle Wesen glücklich sein« – üben sollte, sondern eine innere Haltung, die in allen Lebenssituationen zum Tragen kommt.