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Bittsteller für die Nonnen
ОглавлениеAnanda spielt auch eine entscheidende Rolle beim Entstehen des ersten buddhistischen Nonnenordens. Hauptakteurin dabei ist die Stiefmutter des Buddha, Pajapati, die Schwester seiner früh verstorbenen leiblichen Mutter. Nach dem Tod ihres Ehemanns, König Suddhodana, Vater des Buddha, beschließt auch Pajapati, dem Leben im Palast zu entsagen und den Weg der Hauslosen zu gehen. Allerdings gibt es zu dieser Zeit in Indien kaum wandernde Asketinnen und Bettelnonnen. Trotzdem ist Pajapati entschlossen und bittet den Buddha um Aufnahme in seinen Orden. Wissend um die Probleme, die entstehen können, wenn Männer und Frauen im selben Orden sind, lehnt dieser die Bitte mehrfach ab. Ananda aber spürt, dass es nur gerecht und angemessen wäre, Frauen die gleichen Möglichkeiten zuzugestehen, sich voll und ganz der Praxis des Dharma zu widmen. Schließlich hat der Buddha selbst nie einen Zweifel daran gelassen, dass Frauen den Männern in spiritueller Hinsicht vollkommen ebenbürtig sind. Damit hat er sich klar gegen die Vorstellungen der damaligen, durch und durch patriarchalen Gesellschaft gestellt. Von Pajapatis Hingabe, Entschlossenheit und Entsagung bewegt, versucht Ananda immer wieder, den Buddha umzustimmen, bis dieser schließlich nachgibt und der Bildung eines Ordens, einer Sangha der Nonnen, zustimmt.
Im Laufe der Zeit ist die Möglichkeit für Frauen, die volle Ordination als Nonne zu erhalten, in vielen buddhistischen Ländern wieder verloren gegangen. Seit zwei, drei Jahrzehnten gibt es vonseiten westlicher Frauen aber auch Frauen aus buddhistischen Ländern Asiens aber starke Bestrebungen und Initiativen, die volle Nonnen-Ordination wieder in allen Traditionen einzuführen, was bisher erst teilweise gelungen ist. Dabei ist immer noch keineswegs klar, ob die Aufhebung der ursprünglich in den Regeln festgelegten Unterordnung der Frauen25 vom orthodoxen Klerus auch tatsächlich akzeptiert werden wird.
Jedenfalls ist die Rolle Anandas für die damaligen wie für die heutigen Verhältnisse sehr mutig, fortschrittlich und richtungsweisend.