Читать книгу Ohne Ziel passiert nicht viel! - Friedhelm Sommerland - Страница 14

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Kapitel 4: Reflektiere dich selbst

Zielsetzungsprozesse, Zielplanungen und Zieleffektivität wurden in den vergangenen Jahren immer wieder wissenschaftlich untersucht. Die Forscher wollten herausfinden, was Menschen dafür tun können, dass sie gesetzte Ziele möglichst zuverlässig erreichen, und wie Ziele dabei auf die Psyche des Menschen wirken. Dabei hat man festgestellt, dass es sowohl unbewusste als auch bewusste Strategien gibt, wenn sich Menschen Ziele setzen. Es kann also sein, dass du impulsiv und intuitiv vorgehst, um ein Ziel zu erreichen. Es kann aber auch sein, dass du dir ganz bewusst überlegst, wie du genau vorgehen wirst.

Außerdem spielen bestimmte Zielmerkmale, also Zieleigenschaften, bei der Erreichung von Zielen eine wichtige Rolle. Zu diesen Eigenschaften zählt, ob du dir dein Ziel realistisch gesetzt hast. Ein anderes Zielmerkmal ist, ob du dein Ziel auch alleine, also ohne von anderen Faktoren abhängig zu sein, erreichen kannst. Diese Zielmerkmale sind deshalb von Bedeutung, weil der Erfolg maßgeblich davon abhängt, denn wenn Ziele realistisch und selbst umsetzbar gewählt wurden, steigt die Chance, dass sie erreicht werden. Eine Strategie ist dabei ein genauer Plan zur Erreichung eines Ziels. Diese Strategie ist besonders wichtig, wenn es sich nicht vermeiden lässt, äußere Faktoren miteinzubeziehen.

Fallbeispiel:

Stelle dir vor, du möchtest am Wochenende ins Kino gehen. Du setzt dir also das Ziel, ins Kino zu gehen (Ziel A). Dieses Ziel ist durchaus realistisch, weil du die Zeit und das nötige Geld dafür hast. Aber alleine hast du keine Lust, ins Kino zu gehen. Du möchtest, dass dich deine Freundin Anna begleitet. Das wäre das zweite Ziel (Ziel B). Nun ist Ziel A also abhängig von Ziel B. Du kannst Ziel A nur erreichen, wenn du Ziel B erreichst. Nun weißt du aber, dass deine Freundin Anna nicht gerne ins Kino geht. Damit sinkt die Chance, dass du Ziel A erreichen wirst.

Um das Ziel A doch noch zu erreichen, überlegst du dir nun eine Strategie, wie du Ziel B erreichen kannst. Du könntest jetzt einfach auf deine Freundin zugehen und versuchen, sie zu überreden. Das wäre eine unbewusste Strategie. Sie kann funktionieren, sie kann aber auch scheitern. Der bessere Weg wäre, eine bewusste Strategie zu wählen. Eine bewusste Strategie ist die Erarbeitung einer genauen Vorgehensweise, also eines Plans, den du verfolgst, um dein Ziel zu erreichen. Einen Plan erarbeitest du, indem du dir zielgerichtet Gedanken machst und dir die nötige Zeit dafür nimmst. Außerdem kannst du dir überlegen, bei welchen Gelegenheiten du die besten Ideen hast. Zum Beispiel beim Duschen oder beim Autofahren, oder eher umweltfreundlich, bei einer genüsslichen Meditation? Du suchst nun eine dieser Gelegenheiten und denkst dabei bewusst über dein Ziel nach. Schließlich fällt dir ein, dass Anna leidenschaftlich gerne Mangas (japanische Comics) liest und sogar selbst zeichnet. Dann schaust du ins Kinoprogramm, und wie es der Zufall will, läuft im Kino gerade ein brandneuer animierter japanischer Manga-Film. Bei nächster Gelegenheit fragst du Anna, was sie am Samstag macht. Sie zuckt die Schultern. Daraufhin fragst du, ob sie schon von dem neuesten Manga- Film gehört hätte, der gerade in den Kinos läuft. Sofort leuchten ihre Augen, und nun fragt Anna dich, ob du mit ihr am Samstag ins Kino gehen würdest!

Damit hast du Ziel B und Ziel A gleichzeitig erreicht. Mit deiner Idee, aus einer unbewussten Strategie eine bewusste Strategie, also einen konkreten Plan zu machen, hast du die Wahrscheinlichkeit, dein Ziel zu erreichen, um ein Vielfaches erhöht.

Wenn du dir ein Ziel setzt und verstehen willst, was dann in deinem Kopf vor sich, ist es sinnvoll herauszufinden, welchem unbewussten Plan du folgst und woher dieser stammt. Das lässt sich am ehesten ergründen, wenn du dir vor Augen führst, wie du dein bisheriges Wissen und deine Handlungsstrategien erworben hast, was du also darüber gelernt hast, wie man Pläne erarbeitet. Deshalb machen wir an dieser Stelle einen kleinen Exkurs in den Bereich der Kindererziehung:

Eine der wirkungsvollsten Möglichkeiten, etwas zu lernen, hat uns die Evolution mit auf den Weg gegeben. Schon seit Hunderttausenden von Jahren lernen die Menschen sehr effektiv und ganz direkt von ihren Vorfahren, also vor allem von ihren Eltern, indem sie das nachahmen, was ihnen vorgemacht wird.

Wie gut das funktioniert, kannst du bei kleinen Kindern beobachten. Wenn du ihnen einen Ball zeigst und ihn danach wegwirfst, wird es nicht lange dauern, bis das Kind den Ball nimmt und ebenfalls wegwirft.

Dieses sogenannte Nachahmungs- oder Modelllernen ermöglichte es uns Menschen, in sehr kurzer Zeit sehr viele Informationen aufzunehmen. Allerdings reichte es selten, das Gesehene nur ein einziges Mal nachzuahmen. Wir mussten es öfter tun, bis wir es genauso gut konnten wie unsere Eltern. Alles, was du heute gut kannst, hast du irgendwann in deinem Leben bei anderen gesehen und dann längere Zeit geübt. Auch Ziele zu setzen, kannst und solltest du üben.

Albert Bandura hat das Lernen am Modell wissenschaftlich beschrieben. Es funktioniert perfekt, so perfekt, dass wir als Nachkommen nicht nur die guten und zielführenden Strategien und Verhaltensweisen unserer Ahnen und Eltern übernehmen, also kopieren, sondern dummerweise auch viele problematische Strategien und zum Teil überaus unsinnige Verhaltensweisen.

Als Kinder glaubten wir noch, dass die Erwachsenen fehlerfrei wären. Deshalb haben wir ihnen blind vertraut und das gleiche getan wie sie. Doch leider waren die liebevollste Mutter oder der großartigste Vater und auch andere Vorbilder selten fehlerfrei. Da wir dies aber nicht einschätzen konnten, haben wir jedes Verhalten, jede Strategie, sogar Mimik und Gestik völlig unkritisch ganz exakt übernommen. Datensatz für Datensatz, Bit für Bit, ohne irgendetwas zu bewerten, haben wir alles nachgeahmt. Als wir anfingen, unseren eigenen Kopf zu benutzen und darüber nachzudenken, ob das eigentlich alles so o. k. war, was uns unsere Eltern und die anderen Erwachsenen vorgemacht haben, war es schon passiert. Wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits eine ziemlich originalgetreue Kopie unseres sozialen Umfeldes und insbesondere unserer Eltern oder – genauer gesagt – beider Elternteile. Das betrifft nicht nur deine genetische Herkunft, sondern ganz besonders auch deine persönlichen Handlungsweisen, deine Ansichten und den Plan, dem du folgst. Das wird dir, je älter du wirst, immer bewusster, auch wenn du es wirklich nicht wollen solltest.

Dass nicht alle Verhaltensweisen deiner Eltern es wert waren, kopiert zu werden, erkennst du an einem einfachen Beispiel. Vielleicht haben dich deine Eltern schon als kleines Kind für Fehler oder unerwünschte Verhaltensweisen sehr hart bestraft oder sogar geschlagen. War es sinnvoll und lohnenswert, sich dieses Verhalten einzuprägen und bei späterer Gelegenheit bei der eigenen Kindererziehung nachzuahmen? Wohl kaum, denn kein kleines Kind kann einen so großen Fehler begangen haben, dass es hätte geschlagen werden sollen. Erwachsene, die so etwas tun, haben in ihrem Leben noch nie darüber nachgedacht, was sie da eigentlich anrichten. Sie handeln aus dem Affekt heraus, also auf einer unbewussten Ebene. Erfreulicherweise ist ein solches Verhalten in unserer heutigen deutschen Rechtsordnung zu einer Straftat erklärt worden.

Ganz davon abgesehen: Kinder können auf diese Weise gar nicht erzogen, sondern nur verängstigt und traumatisiert werden. Und auch der angeblich so harmlose Klaps auf den Po ist schon ein dummer und nutzloser Übergriff, der sich als belastende Erfahrung in deinem Gedächtnis eingegraben haben könnte. Eltern sollten sich immer darüber im Klaren sein, dass ihre Kinder nichts, überhaupt nichts, vergessen, ebenso wie auch die Eltern selbst nichts von dem vergessen haben, was ihnen angetan wurde. Das einzige, was ein Kind auf diese Weise lernt, ist, dass man sich so verhält, wenn man wütend ist. Und wenn das Kind nicht auch andere Vorbilder hat oder auf andere Weise lernt, dass körperliche Gewalt stets ein verhängnisvoller Irrweg ist, wird es seine eigenen Kinder aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls auf diese unsinnige Weise erziehen. Die problematischen Verhaltensweisen der Eltern werden also unbewusst übernommen.

Ich bitte dich jetzt aber, und das ist für deine weitere Persönlichkeitsentwicklung möglicherweise sehr wichtig, deine Eltern, falls sie dich sehr autoritär und sogar mit körperlicher Gewalt erzogen haben sollten, nicht pauschal zu verurteilen, sondern ihnen ihre Fehler und Unzulänglichkeiten zu vergeben. Ich weiß, dass das sehr schwer sein kann. Das soll keine generelle Entlastung der Menschen sein, die dir Schmerz zugefügt haben. Natürlich kannst und musst du dich kritisch mit diesen Personen auseinandersetzen. Ich möchte lediglich klarmachen, dass es für deine eigene Persönlichkeitsentwicklung viel wertvoller ist, wenn du lernst, das Verhalten dieser Menschen auf einer höheren Ebene zu verstehen. Danach kannst du beginnen, dich selbst zu reflektieren und zu formen. Inneren Frieden findest du erst, wenn du vergibst und akzeptierst, dass Menschen immer, wirklich immer, das Beste von dem tun, was ihnen in der jeweiligen Situation zur Verfügung steht. Wenn sie die Wahl gehabt hätten, besser oder klüger zu handeln, hätten sie es getan. Denn so ist der Mensch programmiert. Er tut immer das, was er im Augenblick für das Beste hält. Er kann gar nicht anders.

Umgangssprachlich sagt man, jeder springt so hoch er kann. Das geht auf eine Beobachtung zurück, die Pädagogen im Umgang mit kleinen Kindern gemacht haben. Wenn Kinder in der Gruppe aufgefordert werden, so hoch zu springen, wie sie können, geben sie tatsächlich alle ihr Bestes. Kein Kind springt absichtlich nicht so hoch, wie es kann.

Wenn sich also herausstellt, dass ein Mensch einen Fehler begangen hat, dann kann es dir helfen, dir vor Augen zu führen, dass er aus seiner subjektiven Sicht keine andere Wahl hatte. Es war eben sein Irrtum. Aber das wusste diese Person zu diesem Zeitpunkt nicht. Das soll nicht heißen, dass dieser Mensch für seine Handlungen keine Verantwortung übernehmen müsste. Sondern es bedeutet, dass du deinen Frieden nicht finden kannst, wenn du nicht loslässt und anderen ihre Fehler vergibst. Wenn du es schaffst, eine solche innere Haltung einzunehmen, wirst du weniger Zeit damit vergeuden, andere Menschen, einschließlich derjenigen, die dir Schmerzen zugefügt und fehlerhafte Strategien und Verhaltensweisen beigebracht haben, zu be- oder zu verurteilen. Die so gewonnene Energie wirst du dafür nutzen können herauszufinden, welche problematischen Verhaltensweisen du ungewollt übernommen hast, um dich dann selbst positiv zu verändern und deine eigenen Ziele effektiver zu erreichen.

Mit diesem kleinen Exkurs in den Bereich der Kindererziehung wollte ich dir zeigen, dass du sowohl die guten und hilfreichen, aber auch die problematischen Strategien und Verhaltensweisen der Erwachsenen mitkopiert hast. Ihre Vorstellungen, Sehnsüchte, Ansichten und Handlungen sind also ganz automatisch und zwangsläufig ein entscheidender Bestandteil deines eigenen Planes vom Leben und vom Glück geworden und davon, was du für dich selbst für möglich hältst und wie du versuchst, das zu erreichen.

Wenn du dir Ziele setzt, kann es also passieren, dass du unbewusst den Strategien und überlieferten Vorstellungen deiner Eltern und anderer Menschen folgst und deren Verhaltensweisen nachahmst, ohne es zu bemerken. Manchmal ist es aber notwendig, althergebrachte Denkmuster zu durchbrechen. Befreie dich von ihnen.

Deinen inneren Schweinehund kannst du als deinen inneren Wächter, also einen Verbündeten betrachten, der ganz genau weiß, was du eigentlich willst, was also deine eigenen Ziele sind und was dir wirklich entspricht. Er wird vor allem dann aktiv, wenn du etwas tust, was eigentlich nicht zu dir passt, was du nicht wirklich willst und was nicht deinen tiefen inneren Wünschen entspricht. Im nächsten Kapitel kommen wir auf dieses Thema zurück.

Selbstreflexion bedeutet, dass du dich selbst spiegelst, also im übertragenen Sinne im Spiegel betrachtest. Nimm das ruhig wörtlich. Es geht darum, dich selbst ganz genau zu überprüfen und Schritt für Schritt deinen eigenen Weg zu finden. Das kann ein wirklich umfangreicher, manchmal langwieriger und im Grunde nie endender Prozess sein. Weil ich möchte, dass du dabei zügig vorankommst, schreibe ich dieses Buch. Und tatsächlich kannst du es schneller und effektiver schaffen, deinen eigenen Lebensplan mit den dazu passenden und wertvollen Lebenszielen zu entwickeln, wenn du auf einige Dinge genau achtgibst.

Sofern du allerdings alles, was dir von anderen vorgemacht und beigebracht wurde, großartig findest, wird es dir wahrscheinlich sehr gut gehen und dein innerer Schweinehund wird sich nur selten bei dir melden. In diesem Fall hast du großes Glück und brauchst überhaupt nichts zu verändern. Aber dann würdest du vermutlich dieses Buch nicht lesen.

Zusammenfassung:

Albert Bandura hat das sogenannte Lernen am Modell wissenschaftlich beschrieben. Dieses Nachahmungslernen funktioniert perfekt. So konntest du umfangreiches Wissen und große Datenmengen in kurzer Zeit aufnehmen und verarbeiten, hilfreiche Daten ebenso wie nutzlose oder schädigende. Durch die bewusste Überprüfung und anschließende Veränderung problematischer Verhaltensweisen vermeidest du, die Fehler deiner Vorfahren zu wiederholen. Gleichzeitig passt du dein Verhalten dem modernen Zeitgeist an und erlernst erfolgversprechende Strategien, die dir helfen, ein glückliches und ausbalanciertes Leben zu führen.

Deinen inneren Schweinehund kannst du dabei als einen hilfreichen, inneren Wächter betrachten, der dich darin zu unterstützen vermag, zu einer eigenständigen, tatkräftigen Persönlichkeit zu werden, die erfolgsorientiert und zielgerichtet ans Werk geht.

Übung: Erinnere dich an eine genaue Schrittfolge

Diese Übung hilft dir, dich an ein erfolgreiches Vorgehen während einer früheren Zielsetzung zu erinnern, aber auch auf mögliche Stolpersteine aufmerksam zu werden.

Wie wir gesehen haben, ist eine Strategie ein genauer Plan für ein Vorhaben. Einen genauen Plan zu erarbeiten bedeutet, eine konkrete Schrittabfolge festzulegen. Sicherlich hast du schon einmal ein Möbelstück gekauft, das du zu Hause zusammenbauen musstest. Du kennst die dazugehörigen Bauanleitungen, in denen schematisch dargestellt wird, was genau Schritt für Schritt zu tun ist, um das Möbelstück fertig zu montieren.

Erinnere dich nun an ein Ziel, das du irgendwann einmal erreicht hast. Wähle ein Ziel, das damals eine gewisse Vorbereitung erforderte. Vielleicht musstest du zum Beispiel für die Schule einen Vortrag über einen längeren Zeitraum hinweg vorbereiten und bist schließlich termingerecht fertig geworden und hast hierfür eine gute Note erhalten? Oder du wählst ein Ziel aus dem Bereich Sport, falls du sportlich aktiv bist oder warst. Auch hier hast du dich vielleicht einmal lange auf die Teilnahme an einem Wettbewerb vorbereitet und letztendlich ein Ergebnis erreicht, mit dem du sehr zufrieden warst. Wichtig ist nur, dass du etwas findest, worauf du dich gut vorbereitet hast, und letztendlich aus deiner Sicht erfolgreich warst.

Gehe nun gedanklich wieder an den Punkt zurück, bevor du damals an die Arbeit gegangen bist, um das Ziel zu erreichen. Notiere jetzt die jeweiligen Schritte (möglichst viele), von denen du wusstest, dass du sie gehen würdest und musst, um das Ziel zu erreichen. Im Falle des Vortrages zum Beispiel:

1. Überblick verschaffen; 2. Material sammeln; 3. Grobgliederung erstellen; 4. die einzelnen Punkte der Gliederung ausarbeiten; 5. den Vortrag einüben; 6. Generalprobe vor der Freundin; 7. der finale Vortrag vor der Klasse.

Aufgabe:

Wähle nun dein erreichtes Ziel und erinnere dich an die Schritte deiner damaligen Vorgehensweise (Strategie). Wir kommen später wieder darauf zurück:

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Reflektiere danach, was damals gut gelaufen ist, welche Stolpersteine es gab und was du heute besser umsetzen würdest.

Ohne Ziel passiert nicht viel!

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