Читать книгу Ohne Ziel passiert nicht viel! - Friedhelm Sommerland - Страница 16

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Kapitel 5: Folge deinen eigenen Zielen

In diesem Kapitel erkläre ich dir, warum es so wichtig ist, dass du sehr genau weißt, worin deine eigenen Ziele bestehen. Manchmal kann es nämlich sein, dass du glaubst, du würdest deine Ziele verfolgen, bemerkst dabei aber nicht, dass das gar nicht der Fall ist. Ich möchte dir das am Beispiel einer Steuererklärung erläutern. Für die meisten Menschen ist es eine sehr lästige Aufgabe, sich alljährlich hierfür an die Arbeit zu machen. Deshalb tritt hier besonders häufig Schieberitis auf. Vielleicht ging es dir selbst auch schon einmal so. Der innere Schweinehund wehrt sich mit allem, was er aufzubieten hat, um sich nicht mit an den Schreibtisch setzen zu müssen. Woran mag das liegen?

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass eigentlich nicht du selbst die Steuererklärung abgeben willst, sondern jemand anderes verlangt es von dir, nämlich in diesem Fall der Staat, der für seine Steuereinnahmen sorgen muss.

Er ist bestrebt, Steuern möglichst gerecht zu bemessen. Deshalb muss er von jedem Bürger eine individuelle Steuererklärung verlangen. Gleichzeitig ist die Steuergesetzgebung aber so gestaltet, dass vom Lohn eines Angestellten in den meisten Fällen etwas mehr Steuern abgezogen werden, als eigentlich notwendig wäre. Wenn du dir dieses zu viel gezahlte Geld nach Ablauf des zurückliegenden Jahres erstatten lassen willst, musst du bis zu einem bestimmten Termin deine Steuererklärung abgeben.

Das bedeutet, dass du hier nur sekundär deinem eigenen Ziel folgst. Tatsächlich musst du dich nämlich in ein System einfügen (hier in das System Steuergesetzgebung), mit dem du höchstwahrscheinlich gar nichts zu tun haben willst. Wenn man es sehr drastisch ausdrückt, ist das eine Form von Erpressung. Entweder du akzeptierst diese Regel des Gesetzgebers, oder deine Steuerschuld kann nicht individuell und gerecht bemessen und die überzahlte Steuer erstattet werden.

In deinem Leben begegnen dir immer wieder Situationen und Aufgaben, die entweder gar nicht oder nur sekundär deinen persönlichen Zielen entsprechen.

Nicht nur einzelne Menschen, sondern eben auch ganze Institutionen verfolgen eigene Ziele und neigen deshalb dazu, entsprechende Regeln aufzustellen. Wir kommen oft nicht umhin, die Ziele anderer zu erfüllen, um gleichzeitig etwas für uns selbst erreichen zu können. Es ist völlig normal, dass in solchen Fällen dein innerer Schweinehund zu knurren und dich zu blockieren beginnt. Bei solchen Gelegenheiten will er dich darauf aufmerksam machen, dass du gerade von außen beeinflusst, manipuliert oder sogar erpresst wirst.

Um selbstbestimmt und entschlossen handeln zu können, ist es für dich umso wichtiger, genau zu wissen, was du selbst willst und was andere wollen, dass du es tust.

Es geht also darum, dass deine Ziele auch tatsächlich deinen eigenen Wünschen entsprechen. Wie es ist, sich etwas ganz Bestimmtes zu wünschen und diesen Wunsch auch erfüllt zu bekommen, kannst du am besten nachvollziehen, wenn du dich an deine Kindheit erinnerst. In deiner Kindheit drehten sich deine Wünsche und Ziele oft um konkrete Spielzeuge.

Spätestens zum Geburtstag oder zum Weihnachtsfest hast du diese Wünsche thematisiert, einen Wunschzettel geschrieben und dir ein ganz bestimmtes rotes Feuerwehrauto, eine Puppe, ein Computerspiel oder was auch immer gewünscht. Der Wunsch war so stark, dass er zu einem echten Ziel wurde. Nicht irgendjemand anderes hat dir gesagt, dass du dir dieses Spielzeug wünschen sollst, sondern du selbst wolltest es.

Du wusstest oder hast es vermutet, dass deine Eltern in der Lage sein würden, dir diesen Wunsch zu erfüllen. Also hast du ihnen immer und immer wieder etwas davon vorgeschwärmt. Im Allgemeinen wurde dir dein Wunsch, wenn es irgendwie machbar war, auch erfüllt, und du warst, zumindest für den Augenblick, das glücklichste Kind der Welt. Es gab also eine sehr intensive innere Motivation. Aus deinem Innersten heraus wolltest du diesen Wunsch unbedingt erfüllt bekommen. Man spricht hierbei von der „intrinsischen Motivation“.

Ein Sportler zum Beispiel, der seinen Sport intensiv betreibt und an Meisterschaften teilnimmt, hat sicherlich das Ziel, diese Meisterschaft zu gewinnen. Aus einem Wunsch wird ein Traum, und aus diesem Traum wird schließlich ein Ziel. Wenn der Sportler nur daran denkt, dass er sein Ziel eines Tages erreicht haben könnte, wird ihm ganz warm ums Herz. Vielleicht wird er ganz kribbelig und will sofort daran arbeiten, dieses Ziel zu erreichen. Dieser Sportler hat eine konkrete Idealvorstellung als Leitlinie für sein Handeln verinnerlicht. Diesem Ziel liegt eine intrinsische Motivation zugrunde.

Anders verhält es sich mit der „extrinsischen Motivation“. Hier ist das Handeln von der Aussicht auf konkrete Belohnungen oder Vorteile von außen geprägt. Der Ursprung des Selbstverständnisses liegt dabei bei den Erwartungen des jeweiligen Umfeldes. Es handelt sich um Ziele, die eine andere Person oder ein ganzes System von Personen, zum Beispiel deine Eltern, mit dir, durch dich oder für dich erreichen will. In diesem Fall handelst du aus einem externen Selbstverständnis heraus. Die Quelle dieses Selbstverständnisses stammt zuerst aus deiner eigenen Rolle, die du in diesem System (hier: die Familie) spielst, und den Erwartungen des Umfeldes an dich.

Zum Beispiel kann es sein, dass es deinen Eltern sehr wichtig war, dass du in der Schule gute Leistungen erbracht hast, weil sie wollten, dass du einen guten Abiturabschluss und später ein gutes Hochschulstudium absolvierst. Deshalb haben sie dich für gute schulische Leistungen belohnt, vielleicht sogar mit Geld oder anderen Vergünstigungen. Menschen mit Belohnungen zu locken, wenn sie ein bestimmtes Verhalten zeigen, ist eine weitverbreitete, aber leider oft auch problematische Methode. Denn die Gefahr besteht, dass das gewünschte Verhalten nicht mehr gezeigt wird, wenn die Belohnungen seltener werden oder ausbleiben. Du hast also oft gute Noten geschrieben und erfolgreich die Schule abgeschlossen und wurdest dafür belohnt. Dein innerer Schweinehund hat so gelernt, dass er immer, wenn er dich beim Lernen und Hausaufgaben machen unterstützt, ein Leckerchen bekommt. Was dir deine Eltern aber vielleicht zu sagen versäumt haben, ist, dass du nicht für die Belohnungen, sondern für dich selbst und dein Leben lernst und dass Bildung und Wissen Spaß bereiten. Du (und dein innerer Schweinehund) wurdest also auf eine ungünstige Weise konditioniert. Du hast die (unbewusste) Überzeugung gewonnen, dass es sich nur lohnt, Leistungen zu erbringen, wenn es dafür eine (unmittelbare) Belohnung gibt.

Inzwischen bist du in einer Berufsausbildung oder an einer Universität angekommen und musst hart für deine Klausuren pauken. Aber deine Eltern sind vielleicht weit weg und belohnen dich nicht mehr für jede gute Leistung und denken vielleicht auch, dass du alt genug bist, um selbst zu wissen, was du willst. Nun aber legt sich dein innerer Schweinehund auf die faule Haut und denkt gar nicht daran, dich beim Lernen zu unterstützen. Das Fundament für Schieberitis wurde so perfekt errichtet.

Jetzt kann noch ein weiteres Problem hinzukommen. Du wusstest nicht so recht, was du beruflich tun oder studieren sollst und hast deshalb erst einmal irgendetwas, was dir vielleicht gar nicht liegt oder Freude bereitet, begonnen. Oder dein Vater wollte unbedingt, dass du später seine Schlosserei übernimmst, und deshalb hast du nun angefangen, eine Schlosserlehre zu machen oder Maschinenbau zu studieren. Aber du hast gar kein Interesse an seiner Schlosserei, und Maschinenbau interessiert dich auch nicht. Du hast vielmehr Interesse an Politik oder Psychologie. Doch du folgst, weil du ein braves Kind bist, den Zielen deines Vaters, also extrinsischen Zielen, ebenso wie bei der oben erwähnten Steuererklärung. Das kommt tatsächlich – so oder so ähnlich – sehr, sehr häufig vor. Ist es nun ein Wunder, dass dein innerer Schweinehund streikt und einen auf Schieberitis macht? Extrinsische Motivation wirkt allenfalls kurzfristig und ist im Hinblick auf das Erreichen von Zielen etwas sehr Problematisches.

Auch in vielen Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung wird heute noch immer sehr häufig auf das sogenannte operante Konditionieren, also das Lernen am Erfolg, gesetzt. Hier wird den Mitarbeitern oftmals ein umsatzabhängiger Jahresgehaltsbonus in Aussicht gestellt, wenn sie bestimmte (extrinsische) Ziele erreichen. So versucht man offenbar, den fehlenden Spaß und die Freude an der Arbeit durch einen Geldbetrag zu ersetzen. Das funktioniert vorübergehend ganz gut, aber leider nicht dauerhaft. Das Ergebnis ist, dass laut Umfragen mehr als zwei Drittel aller Angestellten in Deutschland nur sehr ungerne ihrer Arbeit nachgehen. Sie sehen für sich nur eine geringe emotionale Bindung an ihren Arbeitsplatz und quälen sich teilweise zur Arbeit. Nicht selten bekommen sie deshalb sogar psychische Probleme. Eines der häufigsten und teuersten psychischen Leiden in unserer modernen Arbeitswelt, das daraus resultieren kann, ist das Burnout-Syndrom.

Wenn du in deinem Alltag dem Schieberitis-Phänomen begegnest, frage dich zuallererst: Wessen Ziel will ich hier gerade erreichen? Ist das wirklich mein Ziel? Ist es mein Herzenswunsch, dieses Ziel zu erreichen? Verursacht es ein warmes Bauchgefühl? Bringt es mich in meinem Leben meinen Träumen und Wünschen näher? Oder rackere ich mich hier für die Wünsche und Vorstellungen anderer ab?

Bevor du nun aber voreilige Entscheidungen triffst, solltest du bedenken, dass ein Richtungswechsel mit einem klaren (intrinsischen) Ziel und einem guten Plan einhergehen sollte. Es reicht nicht, zu wissen, was du nicht willst. Viel wichtiger ist es zu wissen, was du selbst wirklich willst.

An dieser Stelle möchte ich dich noch auf ein anderes Phänomen aufmerksam machen. Es kann sein, dass du dich nun entschlossen hast, deinen eigenen Wünschen und Zielen zu folgen. Du hast eine tolle Idee für ein neues Projekt und brauchst jetzt die Unterstützung von Menschen aus deinem Umfeld und bittest deshalb diese Menschen um Rat. Jetzt kann es passieren, dass du unbewusst wieder den Vorstellungen, Ansichten und Zielen anderer Personen folgst, statt deine eigenen Ziele im Blick zu behalten. Denn was wir uns in solchen Situationen wünschen, sind Menschen, die unsere Pläne befeuern, die zu uns sagen: „Das ist eine gute Idee! Mach das unbedingt!“ Wenn das der Fall ist, hast du Glück. Vielleicht steht dir jetzt ein echter Befürworter oder sogar Mitstreiter zur Seite.

Es kann aber auch das Gegenteil eintreten. Du berichtest anderen von deiner Idee, deinem neuen Ziel, und die anderen fangen an, Zweifel in dir zu säen und deine Idee auseinanderzunehmen: „Wie soll denn das gehen? Das hast du doch noch nie gemacht! Dazu braucht man doch …!“, usw.

Im schlimmsten Falle stellen diese Menschen sogar deine Kompetenz offen infrage, ein solches Ziel erreichen zu können: „Kann ich mir nicht vorstellen, dass du das schaffst. Da brauchst du doch Wissen/Erfahrungen/Abschlüsse/Verbindungen/Geld etc. Lass das doch lieber.“

In diesem Fall hast du Pech gehabt, denn diese Menschen sind nicht deine Verbündeten, sondern die deines inneren Schweinehundes. Schnell spitzt dieser die Ohren, wenn er derartige Bemerkungen zu hören bekommt. Nach solchen Erfahrungen die eigene Meinung weiter zu vertreten und bei dem eigenen Entschluss zu bleiben, der ja noch frisch ist und auf wackligen Beinen steht, erfordert viel Kraft und Selbstbewusstsein. Du musst dich dann schon am Anfang, da deine Idee vielleicht noch nicht besonders ausgereift ist, mit Argumenten zur Wehr setzen, die dir noch gar nicht zur Verfügung stehen.

Im besten Falle löst diese Erfahrung eine Trotzreaktion bei dir aus („Warte, dir werde ich es zeigen!“). Oder du wirst resignieren und dein Vorhaben verwerfen. Dein innerer Schweinehund kann sich nun wieder auf die faule Haut legen.

Mir haben Klienten, mit denen ich intensiv an ihren Zielsetzungen gearbeitet habe und die voller Mut und Hoffnung nach Hause gingen, beim nächsten Zusammentreffen von solchen Situationen berichtet. Auch ich selbst habe in meinem Leben ähnliche Erfahrungen gemacht.

Wie kommt es dazu? Zum einen hat das etwas mit der alten Ratschlag-Falle zu tun. Kennst du die Formulierung „Ratschläge sind ebenfalls Schläge“?

Wenn du mit einer spontanen Idee oder einem neuen Ziel zu einer anderen Person gehst und um ihre Meinung dazu bittest, forderst du sie auf, dir einen „Ratschlag“ zu geben. Dieses Wort setzt sich aus „Raten“ und „Schlagen“ zusammen! Beides kannst du in dieser Situation überhaupt nicht gebrauchen! Du brauchst niemanden, der dich schlägt! Du brauchst auch niemanden, der mit dir zusammen raten will! Du benötigst jemanden, der dich unterstützt, der dir hilft, deine noch vage Idee zu untermauern, bis sie auf einem stabilen Fundament steht!

Manchmal funktioniert es ganz gut, sich Ratschläge einzuholen. Vielleicht bekommst du wichtige Anregungen, die dir weiterhelfen. Die Meinung der anderen regt uns zum Nachdenken an. Und vor Gefahren gewarnt zu werden, ist gelegentlich sehr hilfreich. Aber manchmal schadet uns die Rückmeldung anderer auch. Warum ist das so?

Jeder von uns hat seine eigene Gedanken- und Gefühlswelt und sieht diese Welt mit seinen eigenen Augen. Entsprechend fällt das Urteil aus. Wenn derjenige, der den Rat gibt, selbst ein ängstlicher Typ ist, vielleicht Veränderungen scheut und Sorge vor Ablehnungen und Schmähungen hat, wird er unweigerlich diese persönlichen und somit nur für ihn richtigen Erfahrungen in seine Empfehlungen einfließen lassen. Die eigenen negativen Erfahrungen dieser Rat gebenden Person werden dabei besonders stark gewichtet und so zu einem guten Teil auf dich übertragen. Das Ergebnis ist, dass dir dieser wohlmeinende Ratgeber nachdrücklich abrät, dieses Ziel erreichen zu wollen.

Das ist meist kein böser Wille. Der andere meint es gut und glaubt, dich beschützen zu müssen. Er will das Beste für dich und merkt nicht, dass der daraus resultierende Stillstand gar nicht das Beste für dich ist. Selbst unsere besten Freunde und engsten Angehörigen stellen manchmal keine Ausnahme dar.

Gelegentlich spielen sogar (unbewusst) Neid und Missgunst eine Rolle. Selbst bei vermeintlich guten Freunden kann das der Fall sein. Denn wenn es dir gelingt, dein Vorhaben zu realisieren, stehst du vielleicht besser da als der Ratgeber. Dann bist du die Person, die Lob und Anerkennung bekommt, und nicht er selbst. Das lässt sich für manch einen nicht gut aushalten.

Mit anderen Worten: Ratschläge sind selten neutral. Sie sind geprägt von den Erfahrungen und Zielen der anderen Person. Statt nach Ratschlägen solltest du deshalb nach Unterstützung suchen! Unterstützer sind Investoren. Sie investieren mit ihrem eigenen Wissen und ihren Erfahrungen in dich und wollen, dass du erfolgreich bist! Das heißt nicht, dass Investoren blind deinen Vorstellungen folgen. Sie versuchen lediglich herauszufinden, ob sich ein Investment lohnen würde. Mit kritischen Fragen versuchen sie die Schwachpunkte deines Vorhabens aufzudecken, um Lösungen hierfür zu finden. Damit wirst du selbst inspiriert, lösungsorientiert vorzugehen. Sie stellen demzufolge keine Warum-Fragen, womit in den meisten Fällen die Vergangenheit fokussiert wird, sondern sie stellen Wie-Fragen, die sich auf eine Lösung konzentrieren. Ratgeber bleiben im besten Falle neutral, aber sie unterstützen dich nicht zwangsläufig. Stattdessen denken und handeln sie oft problemorientiert. Natürlich heißt das nicht, dass du beratungsresistent sein solltest. Ehrliche Rückmeldungen können und sollen dich vor Fehlern bewahren. Du kannst dann eben abwägen und dich vielleicht noch mit weiteren Personen beraten.

Beachte bitte die folgenden Punkte, bevor du andere um Rat fragst. Wenn du unbedingt ein Feedback brauchst, frage dich zuerst, ob diese Person, die du um Rat fragen willst, für dein Anliegen auch kompetent ist. Hat sie selbst schon ähnliche Vorhaben wie deines auf die Beine gestellt? Steht sie an der Stelle, wo du erst noch hinwillst? Kann sie also aus eigenen Erfahrungen heraus Tipps geben? Ist diese Person jemand, der Probleme eher als Herausforderungen, also lösungsorientiert betrachtet und Stolpersteine selbstbewusst aus dem Weg räumt? Oder ist diese Person jemand, der selbst schnell resigniert, wenn ihr der Wind entgegenweht? Falls ja, wähle lieber einen anderen Ratgeber.

Frage dich auch, ob diese Person den Sachverhalt wirklich unabhängig betrachtet. Wenn sie auch nur den kleinsten Nachteil erleiden könnte, sofern du erfolgreich mit deinem Vorhaben bist, besteht die Gefahr einer befangenen Beurteilung. Wenn diese Person selbst mit beiden Beinen im Leben steht und eigene Erfolge vorweisen kann, stehen die Chancen besser, dass du ein unabhängiges Urteil erhältst.

Gehe außerdem gut vorbereitet in das Gespräch und überlege dir vorher genau, welche Fragen du dieser Person stellen wirst. Formuliere vorab für dich selbst dein Ziel und deine Absicht dahinter. Sammle zuvor Beweise dafür, dass dein Vorhaben gelingen wird, und dafür, warum derjenige der richtige Ansprechpartner für das Vorhaben ist. Fertige dir Notizen dazu an. Arbeite zusätzlich mit der Mentoren-Technik, die du später noch kennenlernen wirst. Wie würden Personen, vor denen du selbst große Achtung hast, das Erreichen dieses Ziels angehen?

Und: Nutze nach Möglichkeit auch unabhängige Beratungsangebote. Es ist durchaus sinnvoll, für eine unabhängige Beratung Geld zu bezahlen. Berater und Coaches sind geschult und darauf spezialisiert, dir zielführende Fragen zu stellen und dir dabei zu helfen, Selbstsicherheit zu erlangen, ohne dich in die Ratschlag-Falle tappen zu lassen. Das Wichtige aber ist, dass dieser Personenkreis aus einer anderen, neutraleren Perspektive auf deine Situation und dein Ziel schaut, als jemand aus deiner Familie oder deinem Freundeskreis.

Fallbeispiel:

Zu mir kam eine junge Frau, die als Franchisenehmerin* die Filiale einer großen Fitnesskette von einer anderen Franchisenehmerin übernehmen wollte, die mit eben dieser Filiale gerade erst insolvent gegangen war. Die Klientin war sich selbst nicht sicher, ob das eine gute Idee sein würde, und suchte meinen Rat. Mir lag sofort auf der Zunge zu sagen, dass sie lieber die Finger davonlassen sollte, wenn ihre Vorgängerin bereits insolvent aus der Sache hervorgegangen war. Das musste ja schließlich seine Gründe gehabt haben. Doch das tat ich nicht.

Ich schlug stattdessen vor, dass wir das einmal alles genau durchrechnen. Wir addierten alle anfallenden Kosten und die voraussichtlichen Einnahmen, und am Ende schaute mich die Klienten mit großen Augen an und sagte: „Das rechnet sich ja gar nicht! Da komme ich ja nie auf einen grünen Zweig!“

Dabei stellte sich heraus, dass der bisherige Franchisegeber exorbitante Franchisegebühren erhob, ohne dafür besonders viel zu leisten. Die Klientin wollte aber unbedingt in der Fitnessbranche selbstständig sein. Deshalb überlegte sie zielorientiert, wie sich das ganze Projekt rentabler gestalten ließe.

Einige Wochen später kam diese Klientin nochmals auf mich zu. Sie hatte viel recherchiert und einen deutlich seriöseren Franchisegeber mit nachvollziehbaren Kostenstrukturen und Franchisegebühren gefunden. Und siehe da: Jetzt rechnete sich das Vorhaben!

Ich hatte dieser Klientin zu keinem Zeitpunkt zu- oder abgeraten, sondern nur viele Fragen gestellt und das getan, was jeder ordentliche Kaufmann vor einer Unternehmensgründung macht, nämlich die Rentabilität des Vorhabens überprüft.

Solltest du dir also Ziele setzen und eine Rückmeldung dazu benötigen, weil du dir selbst nicht ganz sicher bist, auf dem richtigen Weg zu sein, suche dir jemanden, der dir viele Fragen stellt, statt dir viele (Rat-)Schläge zu geben! Dann wirst du dich danach auch nicht niedergeschlagen fühlen.

Zusammenfassung:

Wenn wir aus unserem Innersten heraus ein Ziel erreichen wollen, spricht man von einer intrinsischen Motivation. Bei der extrinsischen Motivation hingegen ist das Handeln von der Aussicht auf konkrete äußere Belohnungen oder Vorteile geprägt. Es handelt sich dann um Ziele, die eine andere Person oder ein ganzes System von Personen mit dir, durch dich oder für dich erreichen will. Dein innerer Schweinehund fühlt sich vor allem dann herausgefordert, wenn du dir über deine eigene intrinsische Motivation nicht klar bist, dich gleichzeitig aber von externen Belohnungen locken und lenken lässt.

Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, extrinsische Ziele zu verfolgen und sich den damit verbundenen Regeln zu fügen, um selbst erfolgreich sein zu können. Wichtig ist dann aber, dass diese von außen vorgegebenen Ziele nicht deinen eigenen Wünschen und Interessen widersprechen. Wenn du dich bezüglich eines neuen Projektes oder einer geplanten Zielerreichung mit einer anderen Person austauschen willst, suche dir jemanden, der dir möglichst viele ziel- und lösungsfokussierte Fragen stellt und weniger oder am besten gar keine Ratschläge erteilt. Ratschläge entspringen den subjektiven Erfahrungen des Ratgebers, der dir damit seine eigene, manchmal eingeschränkte Sicht der Dinge präsentiert. Im Gegensatz dazu helfen dir intelligente und lösungsfokussierte Fragen, deinen individuellen Weg zum Ziel zu finden.

Übung: Unterscheide Verbündete von Bremsern

Manchmal ist es im Vorfeld eines Zielsetzungsprozesses notwendig, sein soziales Umfeld zu überprüfen und herauszufinden, wer zu den potenziellen Unterstützern gehören könnte und wer uns tendenziell abhalten wird, Veränderungen einzuleiten und persönliche Ziele zu erreichen.

Aufgabe:

Notiere hier die Namen von mindestens drei Personen aus deinem Umfeld, bei denen du die Erfahrung gesammelt hast, dass sie in Bezug auf neue Ideen relativ häufig Bedenken äußern und versuchen, dir diese auszureden:

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Notiere nun die Namen von mindestens drei Personen aus deinem Umfeld, bei denen du die Erfahrung gesammelt hast, dass sie sehr konstruktiv und tatkräftig sind, weniger von sich erzählen, dafür aber interessierte, lösungsfokussierte Fragen stellen, die dich zum Nachdenken anregen und Mut machen:

1._______________________________________________

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3._______________________________________________

Wende dich im Hinblick auf deine zukünftigen Ziele und Projekte vor allem an diese Personen, sofern du Unterstützung oder Rückmeldungen benötigst.

* Franchise: Vertriebsform in der privaten Wirtschaft, bei der ein Unternehmen als Franchisegeber ein vertraglich festgelegtes Geschäftsmodell durch Subunternehmer (Franchisenehmer) in Lizenz verkaufen lässt.

Ohne Ziel passiert nicht viel!

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