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Vorwort 1

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Ein Staat beginnt Minderheiten zu drangsalieren. Die Situation wird lebensbedrohlich. Doch kein Land ist bereit, Flüchtlinge aufzunehmen. Die politische Lage ist gerade angespannt. Die Wirtschaft verträgt jetzt keine Belastung. Die Bevölkerung will keine Migranten. Das Boot ist voll.

In Frankfurt/Oder gab es 1933 etwa 800 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft. Sie verloren in den folgenden Jahren nacheinander ihre Rechte, ihre Existenzgrundlage, ihre Freiheit, schließlich ihr Leben. Das Problem war nicht, aus Deutschland heraus-, sondern in irgendein anderes Land hineinzukommen. Einigen gelang die Flucht dennoch, allen Widrigkeiten zum Trotz, unter teils abenteuerlichen Umständen.

Mein Vater, der in Frankfurt/Oder aufwuchs, forschte in den 1990er Jahren zur jüdischen Geschichte dieser Stadt. Er hat die Entkommenen in Israel, England, den USA, Australien und Brasilien ausfindig gemacht. Bei seinem Tod 2014 hinterließ er 35 Tonbandkassetten mit Interviews, umfangreiches Archivmaterial und ein Rohmanuskript. Dieses Buch basiert auf den von ihm aufgeschriebenen Erzählungen der Überlebenden.

Verfolgung und Holocaust sind Teil der deutschen Geschichte und den Deutschen damit als Erbe mitgegeben. Nicht im Sinne einer Kollektivschuld, denn schuldig werden kann man nur durch eigene Taten oder Unterlassungen. Doch zumindest als Verpflichtung, die Erinnerung wachzuhalten und Konsequenzen daraus zu ziehen. Nicht für 50 und nicht für 100, sondern vielleicht für 1000 Jahre. So lange, bis Rassismus und Antisemitismus den Menschen in einer fernen Zukunft dermaßen fremd und unvorstellbar geworden sind, dass sie jede Bedeutung verloren haben.

Johann Christian Lotter

Ronneburg 2021

Aus dem Dunkel

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