Читать книгу Knapp Wertvoll Sparsam - Friedrich Wegenstein - Страница 10
2.3. Globalisierung 2.3.1. Global Village
ОглавлениеGerne bezeichnen wir unsere Welt heute als global village. Es ist beinahe selbstverständlich, an jeden Ort der Welt reisen zu können, Waren von jedem Winkel der Welt in jeden anderen Winkel zu versenden und überall die gleichen internationalen Nachrichten zu hören und sehen zu können.
Forscher und Seefahrer waren es, die unsere Welt zu jenen Erdteilen und Ländern werden ließen, die sie heute sind. Ihre Entdeckungen wurden schnell Gegenstand von politischen und wirtschaftlichen Überlegungen. Die Kolonialisierung der Neuentdeckungen begann. Dabei ging es um politische Macht und wirtschaftliche Ausbeutung. Jene Staaten waren erfolgreich, die von ihren Kolonien politisch und wirtschaftlich profitieren und damit konkurrierende Staaten übertrumpfen konnten. Der erste Schritt zur Globalisierung war vom politischen Machtstreben der Staaten und dem für sie aus den Kolonien erzielbaren, wirtschaftlichen Vorteil geprägt.
In einem weiteren Schritt begannen sich die Kolonien, angeregt durch die Demokratisierung Europas, zunehmend zu emanzipieren und erlangten schließlich selbst politische Unabhängigkeit. Bedingt durch die bereits zuvor gewachsenen Wirtschaftsstrukturen waren die Unternehmen in den Kolonien jedoch mit den ehemaligen Mutterländern eng verbunden. Diese ursprüngliche Verflechtung begünstigte die rasche Verbreitung der modernen Nachrichten- und Unterhaltungstechnik und von leistungsfähigen Transportwegen und Transportmitteln. Durch Elektronik und Satellitentechnik konnten Informationen kabellos übertragen und Entfernungen in der Luft, zur See und zu Lande noch schneller überwunden werden. Die Globalisierung des Handels wurde somit weltweit möglich.
Um diese Möglichkeiten zu nutzen, bedurfte es allerdings des Abbaus der wirtschaftspolitischen, staatlichen Einzelinteressen, der Öffnung der Grenzen für den ungehinderten Transport von Waren und Leistungen, der Vereinheitlichung von Normen sowie der Liberalisierung des Zahlungsverkehrs. Dazu musste auch der Reiseverkehr für jedermann zugänglich sein, um das Personal der Unternehmen auch überall dorthin bringen zu können, wo die Unternehmen ihre ausländischen Niederlassungen errichteten. Langsam wechselte die treibende Kraft der Globalisierung von den Staaten zu den multinationalen Unternehmen.
Ein besonderer Nutznießer und gleichzeitig Beschleuniger der Globalisierung war dabei die Tourismuswirtschaft. Im Jahr 2016 konnte diese 1,2 Milliarden an Ankünften im internationalen Reiseverkehr verzeichnen.38
In den einzelnen Staat liegen immer nur Teilstrukturen der Globalisierung, bzw. nur kleine Teile des daraus resultierenden, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und persönlichen Netzwerkes. Insgesamt ist Globalisierung für keinen Staat als Einzelnen tatsächlich erfassbar.
Politischer Ausdruck dieser Entwicklung ist die Bildung von Freihandelszonen, von Bündnissen zwischen Staaten zur Bildung von Wirtschaftsunionen, Handelsabkommen etc. Die dazu geführten Verhandlungen zwischen den Staaten sind oftmals von wirtschaftlichen Interessen der Wirtschaft dominiert.
Darüber hinaus gibt es Abkommen im Bereich der Strafverfolgung, des Kulturaustausches, der Sozialversicherung und dergleichen – Abkommen wie die einzelnen Staaten ihre staatlichen Interessen global gegenüber einer globalen Wirtschaft vertreten können, gibt es nicht.
Die multinationale Wirtschaft hat dagegen die einfache und klare Zielsetzung der Gewinnmaximierung, die sie global weitgehend ethikfrei durchsetzen kann. Zwar sind wirtschaftliche Handlungen, die der Ethik und dem Recht eines Staates widersprechen, in dem einen oder anderen Land nicht durchführbar. Internationale Unternehmen können konfliktträchtige Bereiche dann aber in andere Staaten auslagern.
Die grundsätzliche Möglichkeit, Gesetzen und ethischen Vorstellungen durch Verlagerung ausweichen zu können, führt zu einer ethikfreien Kultur, auf deren Basis weltweites, wirtschaftliches Handeln möglich ist. Diese Kultur basiert allerdings auf keiner philosophischen Entwicklung, unterliegt keiner demokratischen Willensbildung, ist von keinem Staat kontrollierbar und gewinnt mit wachsender Unternehmensgröße zunehmend auch an politischem Einfluss.
Die Berufsgruppe der Lobbyisten ist die Manifestation eines außerparlamentarischen Einflusses der Wirtschaft auf die Politik. Dabei sind häufig undurchsichtige Vorteilsgewährungen im Spiel.