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2.3.2. Globalisierung des Wirtschaftslebens
ОглавлениеDie Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich errechnet an Hand eines Globalisierungsindexes das Ausmaß der Globalisierung der einzelnen Staaten. Maßstäbe sind dabei die ökonomische Globalisierung,39 die soziale Globalisierung und die politische Globalisierung.
Bei der sozialen Globalisierung fließen Faktoren wie grenzüberschreitende, persönlichen Kontakte, Tourismusströme, ausländische Wohnbevölkerung, grenzüberschreitende Informationsflüsse (Internet, Fernsehen), Anzahl von McDonalds und IKEA Filialen sowie Import und Export von Büchern ein. Das Maß an politischer Globalisierung wird nach der Anzahl der ausländischen Botschaften, der Anzahl der internationalen Organisationen und der bilateralen und multinationalen Verträge sowie der Teilnahme an UN-Friedensmissionen gemessen.
Es mag überraschen, aber nach diesen Kriterien haben die folgenden Länder den höchsten Globalisierungsgrad (in der Reihung von 1-10; Daten 2012): Irland, Holland Belgien, Österreich, Singapur, Schweden, Dänemark, Portugal, Schweiz und Finnland. Dagegen liegen in dieser Auswertung40 z. B. England auf Platz 19, Deutschland auf Platz 27, die USA auf Platz 34, Russland und Japan sind auf den Plätzen 53 und 54, China auf Platz 75, Brasilien auf Platz 77, Indonesien auf Platz 86, Ägypten auf Platz 91, Ghana auf Platz 93, Indien auf Platz 109 und der Iran auf Platz 154 zu finden.
Es zeigt sich, dass kleinere entwickelte Länder wesentlich stärker globalisiert sind, als große entwickelte Länder. Sie sind, wohl bedingt durch die geringe Größe ihres Binnenmarktes, offenbar wesentlich mehr auf die Globalisierung angewiesen als größere Staaten. Bei weniger entwickelten Ländern ist dagegen festzustellen, dass der Grad der Globalisierung unabhängig von deren Größe deutlich niedriger liegt. Globalisierung braucht offensichtlich, genauso wie auch die nationale Wirtschaft, einen bestimmten technischen Mindestentwicklungsgrad (Elektrifizierung, Flughäfen, Transport- und Kommunikationseinrichtungen, Ausbildungseinrichtungen etc.) um teilhaben zu können.
Die Globalisierung wird daher in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich erlebt: So kann man nach dem Passport Power Index 2017 mit einem deutschen Pass in 158 Länder ohne Visum einreisen (Schweden 157, England und USA 156, Niederlande und Österreich 155, Irland 154) mit einem indonesischen Pass sind es ebenso wie mit einem chinesischen Pass nur 58, mit einem ägyptischen Pass nur 48, mit einem indischen Pass nur 45 und mit einem iranischen Pass nur noch 46 Länder.41
Die Globalisierung ist daher nicht nach allen Richtungen gleich verteilt, sondern weist von den entwickelten Ländern zu den weniger entwickelten Ländern, aber nicht umgekehrt. So können die Deutschen, Schweden, Engländer etc. offenbar in viele Länder ohne Visum einreisen, deren Bewohner umgekehrt keineswegs ohne Visum nach Deutschland kommen können.
Nach der WTO ist der weltweite, grenzüberschreitende Warenexport von 1960 bis 2015 auf das 18,3 -Fache angewachsen (zu laufenden Preisen gar um das 123,1-Fache). Auch wenn man dabei das Wachstum der Weltbevölkerung berücksichtigt, hat der Warenexport pro Kopf in diesem Zeitraum um das 7,5-Fache real zugenommen.42
Die Anzahl der transnationalen Unternehmen ist seit 1969 von ca. 10.000 auf 82.053 im Jahr 2008 angewachsen – hat sich also auf das rund 8-Fache erhöht. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Tochterunternehmen dieser transnationalen Unternehmen von 150.000 (1990) auf mehr als 800.000 (2008). Jedes transnationale Unternehmen hatte 2008 rund 10 Tochterunternehmen. Die transnationalen Unternehmensstrukturen wachsen offenbar weniger infolge eines Zuwachses an Niederlassungen, als vielmehr, weil die Anzahl von transnationalen Unternehmen immer größer wird.
Ursprünglich hatten diese Unternehmen ihren Hauptsitz fast ausschließlich in den ökonomisch hoch entwickelten Staaten angesiedelt (1992: 92%). Dort befindet sich dieser zwar großenteils noch immer (2008: 71,6%) – das Absinken des Wertes zeigt aber, dass dieser nun teilweise auch in andere Staaten verlagert wurde.
Konnte man früher ein Unternehmen noch eindeutig einem bestimmten Besitzer und damit einem bestimmten Staat zuordnen, so sind die Besitzverhältnisse in Folge der Börsenkapitalisierung national nicht mehr zuordenbar. Auch der Sitz der Unternehmensleitung ermöglicht keine verlässliche Zuordnung zu einem bestimmten Staat, weil diese bisweilen gänzlich oder teilweise in andere Staaten verlagert werden. Gleiches gilt für IT-Abteilungen. Produktionsstätten lagen schon viel früher auch in anderen Staaten. Demzufolge sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Angehörige verschiedener Staaten und Kulturen.