Читать книгу Der schwarze Kakadu - Fritz Rabensteiner - Страница 14
ОглавлениеDer Weg ist das Ziel
Autobahn-Raststätte Feistritz an der Drau. Knapp 19 km vor Villach.
Am Rückweg von der Keramik zu meinem Auto höre ich hinter mir eine Stimme.
„Juter Mann, wo geht et denn hier nach Willach?“
Ich sehe einen älteren Mann. Er ist als Tourist verkleidet. Hut, kariertes Hemd, kurze Hose. Die Götter sind gnädig mit mir.
„Wo wollen sie hin?“
„Nach Willach.“
Mein Blick fällt auf sein Auto. Ein alter VW Passat, Potsdamer Kennzeichen, ockerfarben. Leicht changierend mit kackbraun. Optisch das reinste Brechmittel. Mit so einem Auto würde ich mich nicht mal zur eigenen Beerdigung fahren lassen.
„Was sagt denn ihr Navi?“
„Hamwanich“.
Läuft, das wird ein guter Tag.
„Oi, oi, oi, da haben sie sich aber ganz schön verfahren.“
„Wieso dat denn, hier steht doch überall Willach.“
„Tja, wenn sie es besser wissen, dann fahren sie doch.“
„Nee, nee, so war das nicht gemeint. Wir wollen doch nur sicher gehen.“
„Ok, sagt ihnen der Name Jörg Haider was?“
„Das war doch so ein rechter Recke.“
„Stimmt genau. Das war der Chef unserer AfD. Und Landeshauptmann von Kärnten. Allerdings hat er das Land nach allen Regeln der Kunst in die Pleite geritten und danach war kein Geld mehr da, um die Autobahn fertig zu stellen. Von hier aus gesehen ist nach fünf Kilometer alles zu Ende. Von dort geht’s dann nur mehr mit dem Pferd nach Willach“.
„Du meine Güte, wie kommen wir denn jetzt da hin?“
„Heute ist ihr Glückstag. Also passen sie auf. Sie fahren hier wieder raus auf die Autobahn und halten sich Richtung Salzburg. Bei Spittal an der Drau fahren sie rechts…“
„Moment, das muss ich mir aufschreiben. Ilse, der Mann hier kennt den Weg nach Willach. Bring Stift und Papier“.
„Hamwanich“.
„Dann geh in die Tanke und hol was, Menschenskind.“
„Weiber“, sag ich, „wenn man mal was braucht“.
„Da sagen sie was. Meine Olle kann nicht mal die Straßenkarte lesen, sonst wären wir wohl nicht hier gelandet“.
Ilse bringt Stift und Papier.
„Also passen sie auf. Nochmal von vorne. Raus auf die Autobahn Richtung Salzburg. Bei Spittal an der Drau fahren sie ab nach Lienz. Lurnfeld, Greifenburg, Dellach lassen sie alles links liegen“.
„Lurnf, Greif, Dell links liegenlassen. Hab ich.“
„Jetzt sind sie praktisch schon in Lienz. Durch die Stadt durch…“
Er schreibt. „Durch die Stadt durch…“
„Geradeaus bis zum Kreisverkehr. Da geht es rechts nach Matrei ab“.
„Rechts nach Matrei ab…“
„Ungefähr nach drei Kilometer sehen sie schon die Ortstafel von Matrei. Sie fahren aber nicht in den Ort hinein sondern halten sich rechts Richtung Felbertauern-Tunnel. Kostet elf Euro Maut, aber sie sparen eine Menge Zeit“.
„Matrei…Felbertauern…Maut. Ihr Ösis wisst schon auch, wie ihr uns das Geld aus der Tasche ziehen könnt. Ilse, hol noch mal Papier“.
Ich lächle sanft.
„Wenn sie den Tunnel hinter sich haben, kommen sie nach Mittersill. Ist ihnen aber egal, sie fahren durch, rauf auf den Pass Thurn, Richtung Kitzbühel.“
„Augenblick Mal, Kitzbühel liegt doch in Salzburg“.
„Genau, aber ich sagte ja Richtung Kitzbühel und nicht nach Kitzbühel“.
„Ah ja.“
„Und wenn sie auf der Passhöhe sind, sehen sie links ein Hotel. Die machen einen ganz ausgezeichneten Kaffee. Wenn sie den auf der Terrasse trinken, dann sehen sie unter sich im Tal schon Willach liegen“.
„Wie lange wird das von hier aus wohl dauern?“
„Ohne Stau und Baustelle ist das in 30 bis 40 Minuten zu schaffen.“
„Grandios, dann sind wir ja schon gegen Mittag in der Unterkunft. Und nochmals vielen Dank. Straßenkameraden wie sie sind heutzutage kaum mehr zu finden“.
„Seh ich genauso“, sag ich, „und gute Fahrt noch.“