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Der 18-Stufen-Plan

Ich habe neulich im Fernsehen einen Bericht über ein Altersheim in Osttirol gesehen, wo sie Rollator-Tanzen anbieten. Acht Frauen stehen im Kreis und klammern sich an ihren Rollatoren fest. Zwei Männer sind im Raum. Einer bedient den Plattenspieler, der andere ist Notfallsanitäter. Und dann geht es los. Einen Schritt nach vorne, einen zurück. Und immer mit der Hand schön fest auf der Bremse, damit sie durch die Fliehkraft nicht aus dem Zimmer rollen. Wahnsinn. Schnitt. Neue Einstellung. Jetzt sitzen sich die Frauen gegenüber, also vier gegen vier, und werfen sich unter größter Mühe Bälle zu. Bälle trifft es jetzt nicht ganz. Es sind so Dinger, mit denen Kinder am Strand spielen. Plastikhaut zum Aufblasen. Angeblich wäre diese Übung gut für die Koordination. Wenn der Tag kommt, an dem ich Mühe habe einen Luftballon zu fangen, der mit zwei Stundenkilometern auf mich zugeschossen kommt, dann hänge ich mich auf. Ich fürchte allerdings, das wird dann ohne fremde Hilfe nicht mehr möglich sein. Ich muss Vorsorge treffen, zumal ich bereits in einem Alter bin, wo man seine Dinge regeln sollte. Vor ein paar Monaten war ich beim Hausarzt um meine Bestandteile prüfen zu lassen. Alles bestens, sagte er, überall im grünen Bereich. Das ist natürlich ein Stück weit beruhigend, allerdings kann sich das in meinem Alter sehr schnell ändern und zack, schon ist der erste Schaden da. Und dann noch einer, und noch einer, und dann ist es zu spät, um eigenständig handeln zu können. Ich habe mir daher einen 18-Stufen-Plan zurecht gelegt, den ich ehrlich und konsequent abarbeite und der mir rechtzeitig zu verstehen gibt, hoppla, jetzt ist der Ernstfall eingetreten, es wird Zeit auf den Stuhl zu steigen. Sie können diesen Plan 1:1 übernehmen oder nach ihren Wünschen abändern. Wichtig ist nur, dass sie den Absprung nicht verpassen. Und sollten wir uns mal im Altersheim begegnen, dann sage ich es jetzt schon in aller Deutlichkeit: Ich tanze nicht. Niemals, und unter keinen Umständen.

Stufe 1: Ich suche meine Brille, obwohl ich sie trage.

Stufe 2: Ich werde Großvater.

Stufe 3: Ich gehe in Rente.

Stufe 4: Im Bus wird mir ein Platz angeboten und ich nehme ihn auch dankbar an.

Stufe 5: Ich vergesse meinen PIN-Code und zahle wieder bar.

Stufe 6: Meine Enkeltochter erklärt mir mein neues Seniorenhandy.

Stufe 7: Meine Urlaubsreisen finden im Umkreis von 30 Kilometern statt.

Stufe 8: Ich setze mich in meinem eigenen Auto auf den Beifahrersitz.

Stufe 9: Ich sehe einen Heimatfilm mit Hansi Hinterseer ohne mich zu übergeben.

Stufe 10: Mein Frau und ich haben vor zwei Jahren den Beischlaf eingestellt. Wir merken es aber erst jetzt.

Stufe 11: Ich sehe jungen Frauen hinterher, weiß aber nicht warum.

Stufe 12: Ich trage einen Notfallknopf.

Stufe 13: Ein Puzzle darf nicht mehr als vier Teile haben.

Stufe 14: Ich befinde mich in einer Phase zwischen gepflegt aussehen und gepflegt werden.

Stufe 15: Ich tanze mit meinem Rollator.

Stufe 16: Ich nässe mich ein, weil ich es nicht rechtzeitig auf die Toilette schaffe.

Stufe 17: Ich nässe mich ein, weil es mir egal ist.

Stufe 18: Wenn ich morgens erwache, kacke ich zuerst. Danach stehe ich auf.

Der schwarze Kakadu

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