Читать книгу Der schwarze Kakadu - Fritz Rabensteiner - Страница 6
ОглавлениеBodybuilding
Jeder Mensch hat Ecken und Kanten. Ich nicht. Ich habe Rundungen. Deshalb trage ich mich ernsthaft mit dem Gedanken, ein Fitnessstudio aufzusuchen. Aber ich will nur geschmeidig werden wie ein Panther und nicht aussehen wie jemand, der beim Umzug behilflich sein könnte. Doch so ein Vorhaben bedarf einer sorgfältigen Planung, damit die Sache auch ein Erfolg wird.
Montag: Ich habe das Fitnessstudio gegoogelt. Der Erstkontakt ist hergestellt.
Dienstag: Bin heute am Studio vorbeigefahren. Es steht noch. Regelmäßiger Kontakt ist wichtig. Und langsam beginnen. Alexa, mach Sport für mich.
Mittwoch: Ich gehe zu Fuß zum Studio um mich auf die Strapazen einzustimmen. Die Trainingsräume befinden sich im ersten Stock. Der Lift ist kaputt aber die Treppe funktioniert. Am Empfang hängt ein Schild: ‚Falls ihnen die Hanteln zu schwer sind, geben sie dem Personal Bescheid. Die Mädchen helfen ihnen gerne‘. Um einer Depression vorzubeugen, entscheide ich mich für ein Probe-Abo. In drei Monaten werde ich mir selber dankbar sein. Sport wird mir das Gefühl geben, dass ich nackt besser aussehe. Wodka allerdings auch.
Donnerstag: Die erste Trainingseinheit ist vorbei. Ich kann mich zwar kaum noch bewegen und habe vor Müdigkeit Augenringe wie ein Panda, aber ich bin stolz darauf, dass ich es bis zum Ende durchgezogen habe. Der Trainer meint, jetzt sollten alle aufgewärmt sein. Als ich wieder Luft bekomme, frage ich ihn:
„Was kommt jetzt?“
„Bauch und Rücken.“
„Ihr habt einen Grill da?“
Freitag: Klar kostet das Probe-Abo Geld und daher sollte ich auch hingehen, damit es sich lohnt. Andererseits habe ich aber auch die Couch bezahlt.
Montag: Eine gesunde Ehe lebt von gemeinsamen Interessen. Ich frage meine Frau:
„Schatz, kommst du mit ins Fitnessstudio?“
„Bin ich dir etwa zu dick?“
„Du musst nicht, wenn du nicht willst.“
„Jetzt bin ich also faul?“
„Reg dich doch nicht auf, Schatz.“
„Ach, hysterisch bin ich auch noch.“
„Das meine ich doch nicht.“
„Eine Lügnerin bin ich also auch noch.“
„Bleib doch einfach zu Hause.“
Habe ich auch gemacht.
Dienstag: Mein Trainer sagt, er habe noch nie jemand so schwitzen gesehen wie mich. Ich habe nicht geschwitzt, ich habe geweint.
Mittwoch: Im Studio ziehe ich viele neidische Blicke auf mich. Sollen die sich doch ihre eigene Pizza mitnehmen.
Donnerstag: Die Frutti di Mare auf der Pizza waren älter als gedacht. Auf der Hantelbank lasse ich einen ziehen und der nächste drängt schon nach. Einen Tornado kann man nicht stoppen. Um Aufsehen zu vermeiden gehe ich auf die Toilette. Doch dank der brillanten Akustik der Kloschüssel ertönt das Nebelhorn der Titanic.
Freitag: War eben eine Stunde auf dem Ergometer. Konditionell überhaupt kein Problem. Beim nächsten Mal trete ich auch in die Pedale. In zehn Minuten soll das Sixpack-Training beginnen. Aber niemand hat Bier mitgebracht. Die verarschen mich doch hier.
Montag: Ich habe eben gelesen, dass man bei einer Stunde ruhigen Sitzens 73 Kalorien verbraucht. Ich habe meinen Sport gefunden. Danach lege ich mich auf den Boden um ein paar Situps zu machen und schlafe dabei ein.
Dienstag: Das Fitnessstudio wurde geschlossen. Jetzt steht da ein Restaurant. Am Ende siegt doch immer das Gute.