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Die Tagebucheintragungen
Erzherzog Carl Ludwigs (1887–1896)
ОглавлениеZu den großen Glücksmomenten eines Kulturhistorikers gehört es, nie gesichtete Privatkorrespondenzen und Tagebücher zu finden und Einblick nehmen zu können, umso mehr, wenn das Verfasste reichhaltig ist und von einer bekannten Persönlichkeit stammt. Im vorliegenden Fall handelt es sich um die Tagebücher Erzherzog Carl Ludwigs, des zweitältesten Bruders Kaiser Franz Josephs. Zwischen ihm und dem Kaiser hatte es noch einen Bruder gegeben, der als Erzherzog Ferdinand Maximilian genannt und in der Familie Maxi und später Max gerufen wurde. Im Jahr 1864 verließ er Österreich, um als Kaiser Maximilian die Herrschaft von Mexiko anzutreten. Dieses Vorhaben, das von Anfang an unter keinem guten Stern stand, endete nur wenig später tragisch. Maximilian wurde im Juni 1867 in Querétaro in Mexiko erschossen.
Rangmäßig folgte Kaiser Franz Joseph sein Sohn Kronprinz Rudolf, der 1858 geboren wurde. Als Rudolf im Januar 1889 Selbstmord beging, übernahm Erzherzog Carl Ludwig, der Tagebuchschreiber, die Stelle des ersten Vertreters des Kaisers. Ihm folgten seine beiden ältesten Söhne Franz Ferdinand, der spätere Thronfolger, und Otto, der Vater des nachmaligen Kaisers Karl.
Da dieser Band der Kindheit Kaiser Karls im engsten und privatesten Familienkreis gewidmet ist, habe ich die Eintragungen seines Großvaters von der Zeit seiner Geburt im August 1887 bis zum Mai des Jahres 1896 herangezogen, als Erzherzog Carl Ludwig an den Folgen einer Infektion starb. Die täglichen Aufzeichnungen erlauben einen Einblick in den Tagesablauf der Familie, aber auch aktuelle tagespolitische und historische Ereignisse. Natürlich findet man in den Eintragungen viel Privates, vor allem wenn wie im August 1887 ein großes familiäres Ereignis, die Geburt des ersten Enkels, bevorstand. Das werdende Elternpaar Mitzi und Otto verbrachte die Zeit davor in Niederösterreich, in Schloss Persenbeug an der Donau, das ihnen der Vater respektive Schwiegervater als Familienresidenz geschenkt hatte.
Erzherzogin Marie Theresia, die Ehefrau Erzherzog Carl Ludwigs, zog ein paar Wochen vor der Geburt ebenfalls dorthin, um der Schwangeren nahe zu sein und im Notfall helfen zu können. Entbindungen waren über die Jahrhunderte fast immer Frauensache, sie wurden von Hebammen und von weiblichen Verwandten begleitet, die Kinder geboren hatten. Marie Theresia war eine der begehrtesten Pflegerinnen der Familie, weshalb es logisch war, dass sie in den letzten Wochen der Schwangerschaft die Aufsicht im Haushalt der Gebärenden übernahm. Ein Arzt war ebenfalls ständig im Haus. Er überwachte den Gesundheitszustand der Schwangeren und sollte, was damals noch gar nicht so üblich war, bei der Geburt dabei sein.
Der sehr aufgeregte werdende Großvater hielt sich inzwischen im unweit davon entfernten Schloss Artstetten auf, das ihm gehörte und das er später seinem ältesten Sohn Franz Ferdinand schenkte. Dass er nicht mit seiner Frau, seinem Sohn und der Schwiegertochter in Schloss Persenbeug wohnte, hängt damit zusammen, dass er eine Magen-Darm-Grippe auskurierte, und wohl auch damit, dass er mit seiner steigenden Nervosität niemanden zusätzlich belasten wollte. Aber er war selbstverständlich in die Vorbereitungsarbeiten miteingebunden. Er holte Anfang August den anreisenden Arzt von der Schiffsanlegestation ab und sorgte ein paar Tage für dessen Unterhaltung.
4.8.1887 »9 Uhr wachte ich auf, läutete, ließ mich wieder einreiben, trank das Ofener Bitterwasser (Maßnahmen gegen die Krankheit) u. frühstückte noch im Bett; las auch im Bett, stand erst 11 Uhr auf, las Acten u. Schriften vom Rothen Kreuz (dessen Protektor er war), sah dazwischen den Förster Hauzer. Nach 3 Uhr speiste ich, las dazwischen Zeitungen, schönes Wetter, warm, nach ¾ 5 Uhr ging ich in steyrischen Kleidern, kurzen Hosen, von einem Schneider von Artstetten gefertigt, nach (unleserlich) Fußwege und Feldwege durch Felder, längs derselben u. auf Wiesen, auch durch Wald theilweise, sehr hübscher Spaziergang … die Wiese hinab, die gegen Weidenach führt, am Fuß dieser Anhöhe war der Artstettner Wagen, der mich da erwartete. Von dort fuhr ich durch Weidenach, längs der Donau dann durch Ebersdorf; außer Kleinpöchlarn, wo ich einen Wagen fand, der bestimmt war dem Professor Weihs (dem Arzt, der die Schwangere betreuen sollte), der später erwartet war, nach Artstetten heraufzubringen. Kutscher Schrammel sagte mir, daß Weihs mit einem früheren Zug kommen werde; er kam von Amstetten aus, von Graz durch das Gesäuse gereist, nicht von Wien, wie ich ursprünglich glaubte. Ich setzte mich in meinen Wagen u. fuhr an den Landungsplatz. Dort kurz gewartet; da kam Weihs im Boot herüber; ich fuhr mit ihm nach Hause bei zwielichtem Abend; nach ¾ 8 Uhr waren wir da; nach ½ 9 Uhr soupirte ich mit ihm in der Bibliothek; nach ½ 12 Uhr schlafen gegangen.«
Zwischen Alltäglichem – dem Aufstehen, Bemerkungen zur Kur gegen die Darmgrippe und dem Erledigen täglicher Arbeiten – stechen in dieser Eintragung am Anfang zwei Wörter hervor: die steyrischen Kleider, ein Trachten-Ensemble mit knielanger Lederhose, das Erzherzog Carl Ludwig beim Spaziergang trug. Das Bemerkenswerte daran ist, dass er und seine Brüder im Unterschied zu Kaiser Franz Joseph eigentlich nie Trachtenkleidung trugen. Ich meine, in den Tagebüchern des Erzherzogs insgesamt nur zweimal darüber gelesen zu haben. Kaiser Franz Joseph liebte Lederhose und Trachtenjanker, die er immer anzog, wenn er zur Jagd ging. Aristokraten und Großbürger übernahmen flugs diesen Brauch, wohl weil ihn der Kaiser eingeführt hatte. Erzherzog Carl Ludwig und seine Brüder trugen sie kaum und waren auch keine begeisterten Jäger. Umso mehr stellte es eine Sensation dar, diese Hose im Sommer anzuziehen, vor allem deshalb, weil sie kurz war.
5.8.1887 »Wieder erst 9 Uhr aufgewacht (das war ein Vorwurf gegen sich selbst, da er sonst sehr früh aufstand, die Krankheit ihn aber länger im Bett hielt), geläutet, gerieben worden, wieder Bitterwasser getrunken, wieder im Bett gefrühstückt, da gelesen ein Buch und dann auch Acten, nach ½ 11 Uhr war ich aufgestanden, wieder sehr schönes Wetter, wieder Hauzer gesehen; ging auch vor 12 Uhr zum Professor Weihs, der ebenerdig wohnt, wo in früheren Jahren Mali Taaffe wohnte. Er war schon zeitlich früh auf gewesen, hatte an Correcturen der neuen Auflage seines …ichten Werkes gearbeitet; ich las dann noch Acten, auch andere Schriften. Nach ¼ 8 Uhr kam Gf Franz Falkenhayn (damaliger Präsident des Roten Kreuzes) hierher gefahren. Ich hatte ihn telegraphisch gebethen, hierher zu kommen, weil ich mit ihm in Rothe Kreuz-Angelegenheiten zu sprechen hatte. Er kam von seinem Schloß Walpersdorf bei Herzogenburg. Er war bis zum diner bei mir im Schreibzimmer. Nach ¾ 4 Uhr speiste ich mit ihm, u. mit Weihs im Speisezimmer ebener Erde. Ich hatte inzwischen Falkenhayn noch vor Tisch mehrere Räume des Schlosses gezeigt. Nach Tisch gingen wir zusammen, ich u. Gf Falkenhayn, auch etwas Professor Weihs mit, im Garten herum, um dem Grafen diesen zu zeigen. ¾ 6 Uhr fuhr Falkenhayn wieder fort, um den nächsten Zug zur Rückkehr zu erreichen. Ich ging darauf mit Weihs zu Fuß durch den Ort Artstetten, (zwei Worte unleserlich) dann rechts den Weg durch die Wiesen theilweise durch den Wald, so schön, wie im Park. Es gefiel dem Weihs auch sehr gut. So kamen wir hinab nach Klein-Pöchlarn, wo die Straße nach Artstetten herauf führt, gingen auch zu Fuß diese Straße hinauf, dann oben, wo dieselbe ist, rechts ab den Weg durch die Wiese nach Hause. Nach 9 Uhr mit Weihs soupirt im Speisezimmer ebener Erde, die Zeitungen gelesen, spät zum Schlafen gekommen.«
6.8.1887 »½ 9 Uhr aufgewacht, geläutet. Nach ¼ 10 Uhr aufgestanden, bald darauf gefrühstückt. Ich las darauf Acten unten im Speisezimmer u. schrieb da der Miana (der zweitältesten Tochter, die in Wien geblieben war) einen längeren Brief. Nach 12 Uhr fuhr ich mit Professor Weihs in einem Wagen nach Persenbeug, nachdem ich schon früher Vormittag bei ihm war. Otto kam uns die Stiege in den Schloßhof entgegen, darauf auch MTh (seine Frau Marie Theresia), u. oben auf der Stiege sahen wir Mitzi. Otto führte den Weihs herum, um ihm die Räume des Schlosses zu zeigen. Ich ging zu Mitzi, setzte mich früher in ihr Schlafzimmer, während sie sich auf die chaise longue (französisch: »langer Stuhl«; Fauteuil mit Verlängerung der Sitzfläche nach vorne als Auflage für die Beine) legte u. häkelte. Otto kam auch währenddem kurz herein. Nach 2 Uhr aßen wir alle zusammen mit Weihs, wie gewöhnlich im großen Speisezimmer. Darauf, nach dem diner noch längere Zeit beisammen. MTh ging dann auch mit Weihs auf u. ab auf der Terrasse bei der Einfahrt. Vorher war ich noch mit MTh zusammen, während Otto noch etwas im Schloß dem Weihs zeigte. Endlich ging ich mit Otto nach einem Punkt außer der Schloßterrasse, wo Aussicht gegen die Donau ist, u. wo er begann eine Ziegelmauer aufzuführen (aufzubauen) … dazu die Fundamente gemacht, das soll ein pavillon da werden. Ich blieb da einige Zeit. MTh u. Weihs kamen auch dahin, endlich auch Mitzi. Ich ging dann etwas mit Weihs noch im Schloß herum, zeigte ihm die Capelle vom Oratorium aus u. die Küche. Nach ¼ 9 Uhr fuhr ich mit Weihs nach Hause zurück, nachdem wir uns früher von MTh u. Ottos (ein männlicher Vorname mit angehängtem Mehrzahl-S bedeutete in der Familiensprache ein Ehepaar, aber auch Eltern mit ihren Kindern) verabschiedet hatten. Nach ½ 10 Uhr zu Hause, wieder wunderschöner Abend. Wir soupirten, wie gestern, ich las Zeitungen u. Conversation mit Weihs. Nach ½ 12 Uhr schlafen gegangen.«
In diesem Sinn ging es in den folgenden Tagen weiter. Erzherzog Carl Ludwig und der Arzt pendelten täglich zwischen Schloss Artstetten und Schloss Persenbeug, bis Mitte August die Geburt des Enkels näher rückte und alle nach Schloss Persenbeug übersiedelten. Eine bevorstehende Geburt stellte ein kritisches Ereignis dar, da im 19. Jahrhundert die Mütter- und die Säuglingssterblichkeit noch sehr hoch waren. An den Ahnentafeln kann man ablesen, wie viele Mütter und Säuglinge damals bei oder kurz nach der Geburt starben.
15.8.1887: »(Ich ging von meinem Zimmer in Schloss Persenbeug) zu Otto; saß bei ihm, als er sich den Körper wusch … Mitzi hatte plötzlich Wehen. Ich blieb mit Otto in MThs Salon; er war früher bei Mitzi. MTh, Otto u. ich waren dann bei Mitzi in ihrem Schlafzimmer, Otto spielte etwas Zither währenddem, dann gingen wir in den Garten … Mitzi saß meistens, Otto spielte viel mit den Hunden. Als es zu dunkeln begann, gingen wir wieder ins Schloß hinauf. Vor dem Segen (in der Kirche), der nach 8 Uhr war, sprach noch Braun (ein anderer Arzt, der die Schwangere betreute) mit Mitzi, u. gab ihr Rathschläge wegen der Nacht.«
16.8.1887 »Ich las Acten in meinem Zimmer, ich dann in das Schlafzimmer von Mitzi, wo auch MTh saß u. las. Mitzi hatte einen französischen Roman … aus der Bibliothek der Großmama heute zu lesen begonnen; ich setzte da fort, wo sie zu lesen aufhörte u. las ihr einige Zeit vor. Nach 8 Uhr soupirten wir noch zusammen, bald darauf Mitzi sich gelegt … zeitig zu Bett, ich auch, noch etwas gelesen. Mitzi hatte auch Abends Wehen, sie ist bewunderungswürdig geduldig. Ich wachte ein paar Male in der Nacht auf aufgrund der Erwartung … Nach ¾ 6 Uhr stand ich auf, zog mich an, wusch mich; Otto machte das auch, (ich) schlief dann weiter … Ich sprach mit Hofrath Braun zu wiederholten Malen, war bei MTh unten, sah sie vor dem Zimmer der Mitzi, schrieb dem Kaiser zum Geburtstag (für den 18. August), frühstückte vorher, sah den Verwalter, auch meinen Kutscher … Mitzi hat ruhig geschlafen; die Wehen haben etwas ausgesetzt, sie badete heute früh …«
Am 17.8.1887 setzten die Wehen morgens wieder ein. »Ich sah Otto, der … frühstückte, sprach mit ihm, dann wieder zu Mitzi … In dem Schreibzimmer des Kaisers Franz (seines Großvaters und Vorbesitzers von Schloss Persenbeug) las ich Acten u. im Buch Der Character. Nach ¾ 10 Uhr kam MTh hereingestürzt aus Mitzis Schlafzimmer. Es ist ein Bub! Sie selbst sehr emotionirt (gerührt), mit Thränen in den Augen. Ich war auch so sehr bewegt u. ging mit ihr gleich hinein zu Mitzi, es war dort schon Otto. Mitzi konnte ich nicht umarmen, weil Braun noch mit ihr beschäftigt war; Mitzi war sehr geröthet u. aufgedunsen von der Anstrengung. Es war eine schwere Geburt, zuletzt mit der Zange mußte das Kind genommen werden. Der Kopf vom kleinen Carl gab nicht nach, u. die Nabelschnur war auch schon um den Hals, so daß er fast erstickte … Mitzi war, wie ich dann hörte, so standhaft, kein Wehklagen, kein Seufzen u. kein Schrei, u. sie hat sehr viel gelitten. MTh soll ihr aber auch, wie Braun sagte, so gut beigestanden haben mit so viel Ausdauer u. Kraft. Die liebe Gute! Ich sah den so netten theuren Enkel an – ein hübsches kräftiges Kind! Nach einiger Zeit ging ich weg mit Otto, der auch sehr ergriffen war … Bei Regen vor dem Segen nach 8 Uhr fuhr ich mit Otto … durch den Ort bis zum Gasthaus J. … um die Beleuchtung anzusehen, die zur Niederkunft u. Geburt des Kleinen … war.« Einen Tag später: »Ich sah den Kleinen das erste Mal bei der Amme trinken …« Dass man für Carl eine Amme genommen hatte, war damals in oberen Gesellschaftsschichten üblich. Es gab aber auch Frauen wie Erzherzogin Sophie, die Mutter des Kaisers und Erzherzog Carl Ludwigs, die sich dieser Regel widersetzten und ihre Babys selbst stillten. Ungewöhnlich ist die Bemerkung allerdings aus einem anderen Grund. Erzherzog Carl Ludwig scheint zugesehen zu haben, als die Amme den einen Tag alten Enkel stillte. In einer Zeit, als Männer und Frauen ihren Alltag völlig nach Geschlechtern getrennt lebten, ist es verwunderlich, dass ein Mann das durfte.
Am 19.8.1887, zwei Tage nach der Geburt des kleinen Carl, wurde die Mutter gefeiert. Es gehörte zu den Bräuchen der Zeit, dass man sich bei der Frau bedankte, die einem Kind das Leben geschenkt hatte und damit den Fortbestand der Familie sicherte. »Otto frühstückte bei mir oben, übergab der Mitzi einen Taufschmuck; zwey Perlenbraceletts mit Miniaturportraits meines Großvaters des Kaiser’s Franz u. des Erzherzog’s Carl, seines Bruders … MTh gab ihr einen sehr schönen Ring mit einem Rubin u. einem Diamant … Von Ludwig (seinem Bruder Erzherzog Ludwig Victor) erhielt Mitzi eine sehr schöne Diamanten broche (Brosche) …«
Am selben Vormittag trafen in Schloss Persenbeug Verwandte und Hofleute aus Wien ein, denn auch das Baby wurde an diesem Tag gefeiert und in die katholische Gemeinde aufgenommen. »Nach ¾ 12 Uhr waren wir alle zur Taufe versammelt; diese war im großen Saal. Bischof Binder von St. Pölten taufte. Ich, der Taufpathe, war rechts vom Altar, vor einem Bethschemel, MTh links von demselben, hinter mir die Kinder u. Ludwig, hinter MTh die Damen; die Herren, Gf Pejacevich war auch gekommen, rückwärts, auch die Dienerschaft. Der Kleine bekam die Namen Carl Franz Joseph Hubert Otto Ludwig Georg Maria. Er schrie, als das Taufwasser, Jordanwasser9, das ich mitbrachte …« über seinen Kopf gegossen wurde.
Nach der Taufe übersiedelte Erzherzog Carl Ludwig mit vier Kindern – Ferdinand10 (19 Jahre), Margarethe (17 Jahre), Miana (11 Jahre) und Elisabeth (9 Jahre) –, die mit Gefolgsleuten aus Wien angereist waren, in das nahe gelegene Schloss Artstetten. Seine Ehefrau blieb bei der Wöchnerin. Nur einen Tag später erreichte Carl Ludwig eine beunruhigende Nachricht. Marie Theresia »schrieb mir, daß Mitzi unwohl sei, wohl Kindbettfieber … sie wünschte, daß ich heute nach Persenbeug käme …« Der Zustand der jungen Mutter hatte sich plötzlich derart verschlechtert, dass man sogar die Familie Marie Josephas benachrichtigte. Kindbettfieber war sehr häufig und damals wie jede Infektionskrankheit lebensgefährlich, da es noch keine Heilmittel dagegen gab. Penicillin wurde erst vier Jahrzehnte später entdeckt.
Erzherzog Carl Ludwig war so bestürzt, dass er mit seinen Kindern gleich wieder von Artstetten nach Persenbeug zog. »Im Verlauf der heutigen Nacht haben sich bei MJosepha mehrere … Fraisen-Anfälle (wohl Schüttelfrost) eingestellt. Das übrige Befinden ist nicht unbefriedigend …« Die Krankheit nahm aber bald einen günstigen Verlauf und Erzherzog Carl Ludwig übersiedelte mit den vier Kindern wieder zurück nach Artstetten. Nur seine Ehefrau Marie Theresia blieb weiterhin bei der Wöchnerin. Der Zustand Marie Josephas blieb ab nun stabil. Somit konnte man sich ab Anfang September auf eine andere Persönlichkeit, das Baby Carl, konzentrieren. Erzherzog Carl Ludwig besuchte es häufig, auf Anraten der Ärzte aber nicht allzu oft, da man damals annahm, dass Besuche Kranke und Neugeborene aufregen und gesundheitlich gefährden konnten. Am 7.9.1887 »… fuhr ich mit Ferdinand nach Persenbeug. Dort sah ich MTh, Mitzi auch einige Zeit, war beim Kleinen; er übergibt sich noch immer einige Male, wenn es ihm auch im ganzen besser geht, u. er an Gewicht zunimmt …«
Zwei Tage später, der Zustand von Mutter und Baby war nun bei beiden stabil, reiste Erzherzog Carl Ludwig mit seinen vier jüngsten Kindern nach Wien. Die Mädchen erhielten – nach dem Familienfest – wieder Schulunterricht. Sohn Ferdinand fuhr mit seinem Vater zu den Kaiser-Manövern, die jedes Jahr in einer anderen Region der Donaumonarchie stattfanden. 1887 waren sie in Ungarn und dauerten von 10. bis zum 19. September. Einen Tag nach Beendigung der Manöver findet man Erzherzog Carl Ludwig wieder in Persenbeug. »MTh, Mitzi und den kleinen Carl gesehen, alle, Gott sei Dank, sehr wohl … Mitzi sieht vortrefflich aus, hat sehr guten Appetit, war schon im Garten … der Kleine hat sehr an Gewicht zugenommen, ich fand ihn auffallend stärker geworden seit meiner Abwesenheit … Wir speisten zusammen mit MTh, Mitzi noch auf ihrer chaise-longue im großen Saal …«
Die bequeme chaise-longue war das erste Ziel, das man während des Wochenbetts oder nach langer Krankheit ansteuerte. Auf ihr durfte man sich einige Stunden außerhalb des Bettes aufhalten und auch Besuche empfangen. Üblicherweise blieb eine Frau dieser Gesellschaftsschicht nach einer Geburt bis zu sechs Wochen im Bett. Dass sie an diesem Tag schon im Garten war – natürlich auf einem bequemen Stuhl sitzend –, lässt darauf schließen, dass sie mit einem Tragestuhl dorthin gebracht wurde. In den ersten Wochen nach einer Geburt durften die Frauen nicht gehen, sondern nur liegen, sitzen und getragen werden.
Nach dem Besuch bei Ehefrau, Schwiegertochter und Enkel kehrte Erzherzog Carl Ludwig mit Sohn Ferdinand nach Artstetten zurück. Von dort reisten beide nach Meran, nach Schloss Rottenstein, das der Erzherzog von seiner Großmutter Kaiserin Caroline Auguste geerbt hatte. Er ließ es umbauen, kaufte Antiquitäten und Möbel und richtete es nach eigenem Geschmack ein. Viele Habsburger besaßen oder mieteten Schlösser und Villen in und um Meran, das ein berühmter Luftkurort war. Man hielt sich dort oft wochenlang auf, um Krankheiten auszukurieren, aber auch, um sich mit Spaziergängen und Wanderungen sowie mit den berühmten Traubenkuren für den nächsten Winter zu stärken.
Am 16.10. reiste Erzherzog Carl Ludwigs Sohn Ferdinand von Schloss Rottenstein ab, das er später einmal erben sollte. Er fuhr mit einem Gefolgsmann nach Wien »… seiner Studien wegen, die morgen beginnen, mich verlassen müssend. Ich hatte mich so sehr gewöhnt, mit dem guten, lieben Kind, seit dem 19. August, seit dem Tag der Taufe … beisammen zu sein, daß er mir recht abgeht …«
Zwei Tage später findet man Erzherzog Carl Ludwig wieder in Persenbeug. Er holte seine Frau, die zwei Monate lang die Schwiegertochter gepflegt hatte, zu sich. Mit ihr und den drei Töchtern reiste er zu einem kurzen Verwandtenbesuch nach Hessen, von dort weiter nach Meran, am 26.10. nach Wien und in die Villa Wartholz11 in Reichenau an der Rax. Das war der Lieblingswohnsitz Erzherzog Carl Ludwigs. Dorthin zog er sich mit seiner Familie gerne zurück, um das stundenlange Aktenlesen zumindest durch Spaziergänge an frischer Luft unterbrechen zu können. Außerdem konnte er von dem schon damals verkehrstechnisch gut erschlossenen Gebiet jederzeit binnen Kurzem nach Wien reisen, um Termine wahrzunehmen, und meist am selben Tag mit dem Abend- oder Nachtzug zurückkehren.
1.11.1887 »… ¼ 10 Uhr kamen wir in Wartholz an; es waren die Kinder da, Otto, die drei Töchter u. Mitzi … Otto fuhr bald fort nach Laxenburg zu Rudolph. Mitzi blieb noch bei mir einige Zeit dann … Ich sah dann auch den lieben Enkel, der recht gut aussieht, u. den ich wieder gewachsen fand …« Inzwischen war auch die junge Familie mit Baby Carl in Reichenau eingetroffen. Da Erzherzog Otto dem Militärdienst nachkommen musste und man Mitzi mit dem Säugling nicht in Persenbeug alleine lassen wollte, da der Ort von Wien und Reichenau nur mühsam zu erreichen war, übersiedelte man die beiden mit ihrer Gefolgschaft in die Villa Wartholz.
Die interessanteste Bemerkung dieses Eintrages betrifft Ottos Besuch bei seinem Vetter Kronprinz Rudolf in Laxenburg. In den Tagebüchern seines Vaters ist häufig von Treffen und gemeinsamen Unternehmungen der Cousins zu lesen, was bislang unbekannt war. In den meisten Biographien12 liest man, dass sich der Kronprinz in dieser Zeit (etwas mehr als ein Jahr vor seinem Freitod) von der Familie völlig abkapselte. In den Tagebüchern Erzherzog Carl Ludwigs und auch der Familienkorrespondenz ist diesbezüglich ganz anderes zu lesen. Kronprinz Rudolf hatte seit seiner Jugend bis zu seinem Tod sowohl zu seinen beiden Habsburger Onkeln und im Besonderen zu seinem Cousin Otto innigen Kontakt.
2.11.1887 »Mitzi war im Bett heute geblieben; sie ist unwohl, hat Husten, auch rheumatische Zahnschmerzen. Vor dem Gabelfrühstück ging ich wieder zu ihr … Den Kleinen sehe ich auch täglich, er ist so nett u. freundlich …« Der Besuch des zweieinhalb Monate alten Enkels gehörte zu den größten Freuden im Alltag Erzherzog Carl Ludwigs. Bevor er zu ihm ging, erkundigte er sich aber immer bei den Kinderfrauen, ob er wach war, denn er wollte ihn auf keinen Fall aufwecken.
Am 4.11.1887 feierte man im Familienkreis den Namenstag Erzherzog Carl Ludwigs. Der Tag des Namenspatrons galt Katholiken damals als höherer Festtag als der Geburtstag. Der zu Feiernde erhielt morgens von allen Blumenbouquets, Kinder übergaben Zeichnungen oder Basteleien. Ein besonders beliebtes Geschenk, das allen Freude bereitete, erhielt der Erzherzog von seinem Sohn Otto, der »nach Mitternacht heute von Laxenburg13 zurückgekehrt (war) … später mit Otto auf der Sommerfrühstücksterrasse, um da die Musik des Regiments Deutschmeister von Wien anzuhören, die Otto für mich kommen ließ …« Das war damals eine der wenigen Möglichkeiten, musikalisch unterhalten zu werden. Die Alternative war, selbst zu musizieren, was an solchen Tagen häufig geschah. Am Abend des Namenstags fand eine Theateraufführung zu Ehren Erzherzog Carl Ludwigs statt, die von den jüngeren Kindern und von Gefolgsleuten aufgeführt wurde.
Einen Tag später kehrte Erzherzog Otto noch einmal kurz nach Laxenburg zu seinem Cousin Kronprinz Rudolf zurück. Von dort fuhr er weiter nach Brünn, wohin er von Kaiser Franz Joseph versetzt worden war. Sein Vater stattete ihm bald einen Besuch ab, da er neugierig war, Ottos neues Haus zu besichtigen. 15.11.1887 »Ich fuhr mit ihm (Otto) … zu seiner gemietheten Villa. Dort stiegen wir ab. Es war da Baron Türkheim (Ottos Kammerherr), mit dem ich sprach. Dann ins Haus, welches sehr hübsch ist, einer neu erbauten Villa vom Sohn des Fabrikanten Oppermann von Brünn gehörig. Wir gingen in Ottos u. Mitzis Zimmer; nahmen Gabelfrühstück, darauf sah ich alle Räume des Hauses an, auch das Kindszimmer, dann die für Gfn. Pallavicini (Mitzis Gefolgsdame) bestimmte Wohnung, die Diener Zimmer … u. die Wohnung des Baron Türkheim … Ich sah später auch die sehr hübsche Küche u. Speis (Speisekammer) … an. Das ganze ist sehr heimlich, wohnlich u. gut eingerichtet. Das Haus hat eine hübsche Lage, gute Luft … in der Nähe hübsche Promenaden, Wege u. den Schreiber Wald. Wir blieben auch lang zusammen in Ottos Schreibzimmer sitzen. Dann gingen wir noch etwas … spazieren gegen die Schießstätte u. noch weiter … (später gab es) ein exzellentes Diner; eine neue Köchin des Otto, die sehr gut kocht …« Einmal davon abgesehen, dass Erzherzog Carl Ludwig neue Wohnungen seiner Kinder gerne inspizierte – das ist im allerpositivsten Wortsinn zu verstehen –, liebte er es, Otto zu besuchen. Vater und Sohn teilten viele Gemeinsamkeiten und tauschten sich gerne darüber aus. Erzherzog Carl Ludwig nutzte solche Besuche auch, um sich für Geschenke inspirieren zu lassen. In der Vorweihnachtszeit verbrachte er viele Stunden in den bekanntesten Wiener Einrichtungshäusern und Galerien, um für die Haushalte seiner Kinder Möbel und Kunstwerke zu kaufen.
Am 19.11.1887 fuhr Erzherzog Carl Ludwig über Wien nach Wartholz, wo die drei Töchter, die Schwiegertochter und der kleine Carl auf ihn warteten. Es wurde der Namenstag der jüngsten Tochter Elisabeth gefeiert. Am Abend kehrte er zurück nach Wien, weil in den folgenden Tagen offizielle Termine zu erledigen waren und zahlreiche Anfragende warteten, bei ihm in Audienz empfangen zu werden.
23.11.1887 »… fuhr zu Stephanie (Ehefrau Kronprinz Rudolfs) nach Laxenburg. Im Hin- u. Rückfahren las ich unterwegs Acten. Ich war ungefähr eine Stunde bei Stephanie, angenehme Conversation; sie sieht sehr gut aus; Rudolph war nicht da, auf der Jagd …« Es war damals üblich, Verwandte – besonders die, zu denen man in nahem Kontakt stand – spontan zu besuchen. Erzherzog Carl Ludwig wollte sicher den Neffen Rudolf sehen. Da er nicht schriftlich angemeldet war, bestand das Risiko, ihn nicht anzutreffen. So freute er sich über die Gesellschaft der Nichte Stephanie.
Von 24. auf 25.11.1887 verbrachte Erzherzog Carl Ludwig ein paar Stunden mit Kindern und Enkel in der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax, die er aber bald wieder verließ. »… ging dann zum kleinen Carl, um ihn noch vor meiner Abreise zu sehen; das liebe Kind lächelte so freundlich …« Der Erzherzog fuhr nach Bayern, um in München seine Frau zu treffen, die sich dort aufgehalten hatte, um Verwandte zu besuchen. Am 29.11.1887 waren beide wieder in Wien, wohin sich inzwischen auch die Schwiegertochter mit Carl und Gefolgsleuten begeben hatte.
Wien, 4.12.1887 »… sah nach ¼ 9 Uhr den Baron Türkheim, Herren des Otto, der Mitzi nach Brünn begleitet (sie zog mit dem Baby und ihren Gefolgsleuten zu ihrem Ehemann) … frühstückte mit den Töchtern u. Mitzi … Nach ¾ 10 Uhr mit MTh, Mitzi u. Margarethe in einem Wagen auf den Bahnhof gefahren. Voraus war ein landaulet (französisch, eine Kutschenform) des kleinen Carl mit Amme u. Kindsfrau. Uns nach fuhren Gfin. Stolberg, Gfin. Pallavicini und Baron Türkheim (alle Gefolgsleute). Im Salonwagen (des Zugs) fuhren außer Baron Türkheim … MTh, Margarethe u. Gfin. Stolberg … bis Neustadt, von da nach Frohsdorf; MTh besucht ihre Schwester Toni. Ich fuhr allein nach Wartholz zurück …«
Toni oder Antonia, die Schwester Erzherzogin Marie Theresias, war mit Herzog Robert von Parma verheiratet und lebte einen Teil des Jahres mit ihrer Familie in Schloss Frohsdorf in Niederösterreich, die andere Hälfte verbrachte man in Schloss Pianore in der Toskana. Die Herzoge von Parma hatten wie die Großherzoge von Toskana, die Herzoge von Modena und die Könige von Bourbon-Sizilien um die Mitte des 19. Jahrhunderts Italien verlassen müssen. Es bestand bis dahin aus einer Vielzahl von Herzogtümern, die nun zu einem einzigen, eigenständigen Land zusammengeschlossen wurden. Viele der Vertriebenen zogen nach Österreich, da sie hier nicht nur sicher waren, sondern meist auch nahe Verwandte der Habsburger. – Und noch ein Apropos zu Toni, der Schwester Erzherzogin Marie Theresias. Sie sollte später die Schwiegermutter des damals dreieinhalb Monate alten Carl werden. Seine künftige Frau Zita war im Jahr 1887 allerdings noch nicht geboren.
In Wartholz traf Erzherzog Carl Ludwig seine beiden jüngsten Töchter mit ihren Gefolgsdamen. Seine Ehefrau Marie Theresia, der jüngste Sohn Ferdinand und die älteste Tochter Margarethe sollten sich zwei Tage später der Familie anschließen. Noch einmal zwei Tage später fuhr alles gemeinsam nach Wien.
8.12.1887 »MTh war dann mit Mitzi bei mir (Letztere machte in Wien Weihnachtsbesorgungen) … Nach 1 Uhr nahmen MTh u. ich mit Mitzi u. den vier anderen Kindern Gabelfrühstück; nach ¾ 2 Uhr fuhr Mitzi mit Gfin. Pallavicini ab, nach Brünn zurück. Bald darauf fuhr ich mit Ferdinand, Miana u. Elisabeth nach Schönbrunn. Wir sind beim Haupttor ausgestiegen u. gingen im Garten herum, auch in die ménagerie (den Tiergarten) … Wir sahen auch die gestern hier geborenen Löwen an, die sehr herzig sind … Ich schrieb (abends) auch dem Rudolph, als Antwort auf ein billet (das eine Einladung enthielt) von ihm …«
Streifzüge durch den weitläufigen Park oder den Tiergarten von Schloss Schönbrunn gehörten zu den beliebtesten Familienunterhaltungen. Erzherzog Carl Ludwig hielt sich dort zu jeder Jahreszeit auf – alleine oder in Begleitung von Kindern – und unternahm oft stundenlange Spaziergänge. Er war in Schloss Schönbrunn zur Welt gekommen und hatte hier mit Eltern, Großeltern, Geschwistern, Onkeln und Tanten viele glückliche Sommer verbracht, an die er sich bis an sein Lebensende gerne erinnerte.
11.12.1887 »… ich sah den Otto kurz; er kam mit Rudolph in Wien an, bei dem er in Mayerling war (im dortigen Jagdschloss sollte der Kronprinz nur 13 Monate später Selbstmord begehen) …« 13.12.1887 »… es kam nach ½ 3 Uhr Rudolph zu mir …« Zwei von etlichen Hinweisen auf Treffen mit Rudolf, der mit Onkel und Cousin in ständigem Kontakt stand.
Schwiegertochter Mitzi war Mitte Dezember wieder nach Wien zurückgekehrt, das mehr Unterhaltungen bot als Brünn. Einen Tag vor dem Weihnachtsabend war die Familie Erzherzog Carl Ludwigs – beinahe vollzählig – im Palais in der Favoritenstraße versammelt. »… vor dem Gabelfrühstück sah ich bei Mitzi den Ludwig (seinen Bruder), der gestern Abend von Klesheim kam … In den Garten kam zu mir auch Otto, der Nachmittags von Brünn eintraf. Alle Kinder beim Essen (nur das Baby Carl fehlte, es war mit seinen Kinderfrauen in Brünn) … Otto u. Mitzi fuhren zusammen in’s Operntheater, auch Franzi dahin. Es wurde das Ballett Excelsior gegeben …«
Am 24.12.1887 wurde gemeinsam Weihnachten gefeiert. Bäume und Geschenke waren auf zwei Salons verteilt, da nicht nur die Familie, sondern auch die Gefolgsleute und Bediensteten beschenkt wurden. »Nach ¾ 12 Uhr fuhr ich mit Ferdinand zur Kaiserin vor zur Gratulation, auch im Namen der MTh; ist heute ihr Geburtstag (Kaiserin Elisabeths). Darauf fuhren wir nach Schönbrunn; stiegen beim Meidlinger Thor aus, gingen hinter der Gloriette vorbei, hörten … schießen; es waren Franzi u. Otto mit Rudolph da auf der Jagd … nach 3 Uhr war der Christbaum … darauf die Bescherung … (später) Franzi u. Otto fuhren vor zu Rudolph …«
25.12.1887 »Nach ½ 6 Uhr fuhr ich mit MTh, uns nach Otto mit Mitzi u. im dritten Wagen Ferdinand u. Margarethe zum Kaiser zum Familiendiner. Es speisten da alle hier Anwesenden von der Familie, Franzi kam von seinem Haus aus dahin …«
Der älteste Sohn Franzi, Franz Ferdinand, hatte in Wien eine eigene Wohnung, die sich im (heute nicht mehr existierenden) Palais Modena14 befand. Nachdem die Linie der Herzoge von Modena im männlichen Stamm erloschen war, fiel das riesige Vermögen sowie der gesamte Realitätenbesitz dieses Familienzweigs an den späteren Thronfolger Franz Ferdinand. Der letzte männliche Nachkomme, Herzog Franz V. von Modena, der ein Habsburger war, hatte ihn zum Universalerben eingesetzt. Um die Zeit dieser Tagebucheintragungen lebte noch seine Witwe Adelgunde, eine geborene Prinzessin von Bayern, die ebenfalls im Palais wohnte.