Читать книгу Lume - Gabriella Gruber - Страница 16
ОглавлениеKapitel 11 – Mein Name ist
Lukas Ich weiß nicht, was ich von diesem Schultag halten soll. Er war nichts als ein ständiges Gemurmel, Getratsche und Gequatsche von Jungs und Mädchen. Ich wusste gar nicht, dass junge Männer auch so viel kichern können ...
Markus und ich stehen wieder an der Bushaltestelle. In wenigen Minuten wird unser rollendes Gefährt eintreffen und dann fahre ich erstmal wieder in den Buchladen, um mir meinen Arbeitsplan für die nächste Woche zu holen. Da ich nicht in Vollzeit angestellt bin und nur einspringe, wenn mal Not am Mann ist, muss ich da relativ beweglich sein. Mein Chef nimmt sich aber meinen Stundenplan sehr zu herzen. Schließlich nehmen sie öfters mal Studenten als Aushilfskräfte, daher sind sie flexible Einteilungen schon gewohnt.
Plötzlich kommt das fremde Mädchen um die Ecke. Sie schlendert direkt auf mich zu und bleibt unmittelbar neben mir stehen.
Melissa Na gut, ich darf jetzt keine weichen Knie bekommen. Ich habe mit Eva Maria und Helena heute so oft unser Gespräch geübt, dass eigentlich nichts schief gehen kann. Sein Kumpel steht zwar gerade neben ihm, aber das ist egal. Ich schaffe es auch so.
Ich lächle ihn an. „Hi Lukas.“
Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich das gerade echt gesagt habe.
Lukas Mein Herz setzt einen Schlag aus. Es pocht in meiner Brust wie ein Boxer beim Aufwärmtraining. Woher kennt sie meinen Namen? Ich entscheide mich kurzer Hand dazu, einfach nachzufragen.
„Hi – woher kennst du meinen Namen?“
Melissa Ein breites Lächeln huscht über meine Lippen. Es klappt! Unser Plan geht auf!
„Vom Buchladen, weißt du nicht mehr?“, antworte ich.
Lukas senkt seinen Blick. Ich habe das Gefühl, in seinen Augen sehen zu können, wie er sich an unser Treffen im Buchladen erinnert.
„Ja, stimmt. Du hast dir die fünf Bücher gekauft und warst meine erste Kundin dort“, antwortet er dann schüchtern.
„Genau“, sage ich.
Lukas Natürlich wusste ich das noch! Was hätte ich sonst anderes sagen sollen? Markus rammt mir wieder seinen Ellenbogen in die Seite und ich weiß genau, was er mir damit sagen will. LOS! SCHNAPP SIE DIR!
Prompt ergreife ich die Gelegenheit beim Schopf. Zumindest fühlt es sich für mich so an.
„Wie heißt du eigentlich?“
Melissa Ich laufe rot an. Ich weiß es nicht sicher, weil ich keinen Spiegel habe, aber ich spüre ganz genau, wie das Blut in meine Wangen schießt.
„Melissa“, antworte ich kurz und knapp.
„Schöner Name“, antwortet Lukas sofort und lächelt mich an.
„Danke“, erwidere ich.
Und wir sehen uns einfach nur in die Augen bis der Bus kommt und Lukas‘ Kumpel ihn am Arm in den Stadtbus zerrt.
Lukas Ich bin wieder im Keller. Wo auch sonst?
Nach unserem Gespräch habe ich mit Markus das Erlebte verarbeitet und während des Gesprächs kam mir spontan der Gedanke, meine Gefühle einfach mit Hilfe eines Songs zu verarbeiten. Eine Hymne an die Liebe. Eine Hymne an Melissa.
Sofort bin ich mit Block und Schreibzeug in den Keller gestürmt und versuche gerade seit einer gefühlten Stunde Noten mit Text zu Papier zu bringen. Natürlich zunächst keine direkte Klaviermelodie, aber dafür die sanften und stürmischen Klänge eines Schlagzeugs. Ich werde ihr einen Song widmen, meinen ersten eigenen.
Ich bin so besessen von der Idee, dass ich meine Hausaufgaben für Freitag komplett vernachlässige.
Melissa „... Zum Geburtstag liebe Helena, zum Geburtstag viel Glück!“, Eva Maria und ich trällern unserer besten Freundin ein Geburtstagsständchen.
Eva Maria hat extra beim Bäcker in der Früh noch einen Muffin gekauft und ich habe eine bunte Wachskerze in die Mitte gesteckt, um ihr eine kleine Freude zu machen.
Helena ist richtig glücklich über unserer Aktion.
„Ihr seid so süß!“, quietscht sie erfreut auf.
Wir sitzen im Klassenzimmer. Außer uns ist noch niemand von den anderen da. Eva Maria und ich wussten genau, dass Helena immer eine der ersten im Klassenzimmer ist. Also haben wir uns heute extra beeilt, um noch möglichst viel Zeit mit ihr in der Früh alleine zu verbringen.
Ich habe auch meine Eltern in der Zwischenzeit gefragt, ob ich am Samstag bei ihr übernachten darf. Zu meiner Überraschung haben sie zugestimmt. Einem entspannten Samstag steht also nichts mehr im Wege.
Lukas „Darf ich bei dir abschreiben? Bitteeee!“, Markus fleht mich richtig an, als ich das Klassenzimmer betrete.
„Das gleiche wollte ich dich gerade fragen“, antworte ich.
„WAS? Hast du etwa auch keine Französischhausaufgaben gemacht? Das erste Mal in deinem Leben kommst du hausaufgabenlos in die Schule?“, fragt Markus mich völlig überrascht und aufgebracht.
Ich schüttle belustigt und nervös zugleich mit dem Kopf.
„Wer bist du und wo ist der richtige Lukas geblieben?“, fragt Markus mich entsetzt.
Ich lache. „Heute bin ich mal ein Rebell.“
„Ach ja?“
Ich fahre vor Schreck zusammen. Es ist kein Geringerer als Leon. Er setzt sich entspannt auf seinen Stuhl und öffnet sein Französischheft, in dem seine Hausaufgaben stehen. „Ich habe sie gemacht.“
„Wo hast du die denn abgeschrieben?“, fragt Markus ihn belustigt.
„Aus meinem Gehirn“, antwortet Leon.
Ich verkneife mir ein Lachen. Ich muss ihn nicht provozieren. Es reicht schon, wenn Markus das für mich übernimmt.
„Da fällt mir ein, ich muss schnell etwas erledigen!“, sagt Markus plötzlich und verschwindet, ehe ich noch etwas dazu sagen kann, aus dem Klassenzimmer.
Jetzt bin ich mit Leon alleine.
Melissa Plötzlich klopft jemand an der Tür.
„Herein?“, trällere ich vergnügt.
Es ist der beste Freund von Lukas und er ist außer Atem.
„Markus!“, huscht es Helena heraus.
Eva Maria und ich starren sie schockiert an, doch Helena grinst nur verlegen und geht nach draußen zu Lukas‘ Kumpel.
„Woher kennt sie ihn?“, fragt mich Eva Maria.
Doch ich kenne die Antwort nicht.
Lukas „Und jetzt?“, fragt Leon.
„Was denn?“, antworte ich.
„Willst du abschreiben?“
„Nein, danke. Ich erledige meine Hausaufgaben selbst“, antworte ich und mache mich auch schon ans Werk.
Ich muss meinen Namen sowie meine Hobbys auf Französisch in einem Fließtext niederschreiben. Das ist noch die einfache Stufe dieser Sprache, vermute ich.
Leon schnaubt.
Dann ist erstmal ein paar Minuten lang Ruhe, in denen ich mich voll und ganz auf die Aufgabe konzentriere und Leon komplett ausblende.
„Ich weiß genau, dass du auf ein Mädchen der W11a stehst. Ich muss nur noch herausfinden, auf welche davon.“
Er schafft es ziemlich gut, sich wieder in mein Gedächtnis zu rufen.