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Kapitel 2 – Verzaubert

Lukas „Heute ist ein guter Tag!“, ruft Markus erfreut und wirft seinen Arm um meine Schulter.

„Ja? Was macht dich da so sicher?“

Wir stehen wieder an der Bushaltestelle. Der Schultag gestern war noch ganz interessant, aber ich habe die Hälfte davon kaum mitbekommen, weil momentan in meinem Kopf zwei Themen um meine Aufmerksamkeit kämpfen: mein Bewerbungsgespräch und das neue Mädchen.

„Ich weiß das, weil du die ganze Zeit schon so abwesend bist! Sag‘ schon! Wer ist es?“

Ich schnaube belustigt.

„Hihi, ich wusste, dass ein Mädchen im Spiel ist! Lilly, habe ich recht? Du hast ihr gestern so fasziniert nachgestarrt.“

„Nein, es ist nicht Lilly. Sie hatte nur den Zufall auf ihrer Seite, jemandem ähnlich zu sehen.“

„Ooooooh! Wem denn?“

„Geht dich nichts an“, antworte ich nur, schon fast etwas eingeschnappt.

Ich möchte die Sache selber in die Hand nehmen. Wenn ich Markus einweihe, kann ich das Mädchen gleich wieder von meiner Wunschliste streichen. Sonst wird das so peinlich, dass ich es nicht mehr übers Herz bringe, ihr in ihre wunderschönen blauen Augen zu sehen.

„Och, Mensch. Immer wenn‘s interessant wird, blockst du ab.“

„Ich will‘s nicht vermasseln.“

„Dann brauchst du mich!“

„Nein, lieber nicht ...“

„Na gut, ich finde schon raus, wer sie ist.“

Ich seufze. Das kann ja heiter werden. Gut, dass der Bus jetzt kommt.

Melissa Heute ist Mittwoch, der zweite Schultag.

Gestern habe ich Eva Maria kennengelernt. Sie ist total nett und wir haben beschlossen, uns nebeneinanderzusetzen. Ich habe endlich Hoffnung, tatsächlich mal eine Freundin zu finden.

Als ich kurz vor dem Unterricht noch durch den Gang schlendere, an einer großen Pinnwand vorbei, kommt die Erinnerung an gestern wieder zurück. Eigentlich war dieser Gedanke den ganzen Tag schon da. Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht sehe ich ihn heute ja wieder? Aber ihn anzusprechen, traue ich mich nicht.

Als ich auf der Pinnwand die ausgehängten Infoblätter studiere, fällt mir der Gebäudeplan auf. Er sieht so ganz anders aus als der von gestern. Es ist auch ein ganz anderer!

Als Überschrift über dem Plan an der Pinnwand steht „nach dem Umbau“. Ich glaube, ich habe mir den falschen Orientierungsplan aus dem Internet ausgedruckt! Jetzt ist mir alles klar.

„Hi!“

Ich drehe mich um. Eva Maria mit ihrer Löwenmähne ist da.

„Hey!“, begrüße ich sie.

Lukas 08:15 Uhr. Die Zeit schleicht ... und schleicht.

Obwohl es eigentlich spannend sein sollte, immerhin haben wir unsere erste Englischstunde des Jahres. Doch irgendwie kann ich mich für mein Lieblingsfach gerade nicht begeistern. Ich bin zu abgelenkt. Das muss dringend aufhören!

Bisher ist mir das noch nie passiert, bei keinem Mädchen ... Ich muss sie heute einfach wiedersehen! Entweder fällt mir dann irgendwas Hässliches bei ihr auf, damit ich sie vergessen kann, oder wir tauschen Handynummern aus.

Noch nie in meinem Leben war mein Verlangen so groß, jemanden kennenzulernen. Ich fühle mich seit unserer ersten Begegnung irgendwie anders. Besser.

Melissa „Kommst du mit zum Pausenverkauf?“, Eva Maria lächelt mich fragend und voller Elan an.

Ich denke nach. Pausenverkauf bedeutet, viele Leute auf einem Fleck. Andererseits steigen so die Chancen, dass ich ihn unter den vielen Schülern wieder sehen kann.

„Ja, okay“, antworte ich ihr dann.

Wir schlendern los, eine Treppe hoch und dann einen breiten Gang entlang. Die weißen Türen mit den schwarzen Griffen neben uns sind alle geschlossen.

„Freut mich, dass du mich begleitest“, sagt Eva Maria plötzlich und wechselt die Hand, die ihren Geldbeutel halten soll.

„Gerne“, antworte ich ehrlich und betrachte ihr Portmonee mit einem Löwenmotiv, was optisch sehr gut zu ihr passt.

Dann fällt mein Blick wieder zum Gang und schließlich auf die Schilder neben den Türen. Überall kann ich eine „13“ erkennen. Das müssen dann wohl die Klassenzimmer der 13er sein. Ich schaue auf eine weitere Quarzuhr an der Wand. Diese Uhrenart gehört hier wohl in jedem Gang zur Grundausstattung.

In drei Minuten werden sich alle Pforten hier öffnen und die Schüler werden zur Verkaufsstelle und zur Toilette rasen. Hoffentlich sind wir bis dahin weg von hier.

Lukas Noch drei Minuten, dann bin ich endlich hier weg, und laufe direkt zum Pausenverkauf. Ich muss sie heute unbedingt wieder sehen, sonst werde ich verrückt.

„Warum zappelst du denn so?“, zischt Markus mich an.

„Ich muss zum Pausenverkauf, direkt nach dem ersten Gongschlag.“

Markus schüttelt mit dem Kopf. „Und warum? Hast du so Hunger?“

„Fuchs! Mayer! Ruhe!“, unsere Lehrerin starrt uns mit finsterer Miene an, als sie unsere Nachnamen ausspricht.

Ich zucke kurz zusammen, während ich die neuen Matheformeln von der Tafel in mein Heft abschreibe.

Markus haut mir seinen Ellenbogen in die Seite. „Hör auf zu zappeln!“

Ich stöhne vor Schmerz kurz auf, was erneut die Aufmerksamkeit unserer Lehrerin auf uns lenkt, doch dieses Mal schweigt sie.

Ich will weiter abschreiben, doch dann ertönt endlich der Gongschlag!

Ich springe auf, mein Ziel direkt vor Augen. Das Mädchen hat schon fünf Minuten Vorsprung. Wenn ich mich beeile, sehe ich sie vielleicht noch!

„Herr Mayer!“ Ich zucke zusammen und bleibe stehen.

„Ja, Frau Hauser?“, sage ich leise.

„Haben Sie alles mitbekommen, was ich gerade eben gesagt habe?“

Ich zögere.

„Der Pausenverkauf ist heute erst in der zweiten Pause geöffnet. Es gab ein Problem mit der Logistik. Es tut uns leid.“

Als Antwort auf ihre Aussage knurrt der Magen von Markus so laut, dass sogar ich, am anderen Ende des Klassenzimmers, ihn noch hören kann. Ich habe schon den Türgriff in der Hand, bereit ihn zu betätigen.

Um mich aus meiner peinlichen Lage zu befreien, entscheide ich mich spontan um. „Ich wollte sowieso nur auf die Toilette gehen.“

Ich öffne die Tür und lasse Frau Hauser und meine Klasse hinter mir zurück.

Melissa „Oh man, ich habe so Hunger! Warum hat uns niemand gesagt, dass der Verkauf noch geschlossen hat?“

Ich zucke als Antwort auf Eva Marias Frage nur mit den Schultern.

„Gut, dass ich nie etwas mitnehme ...“, bemerkt sie ironisch.

„Ich kann dir was von meiner Breze abgeben, wenn du magst“, schlage ich ihr vor.

„Gerne! Also, wenn das keine Umstände für dich macht und du dann auch noch was zum Essen hast ...“

„Nein, das macht gar nichts“, beruhige ich sie.

Wir trotten wieder den breiten Gang entlang. Ehe ich registriere, was vor sich geht, ertönt der Gong und alle Klassenzimmertüren werden aufgerissen und lassen ihre Schülerinnen und Schüler auf den Gang stürmen.

Bis auf eine Tür, weiter vorne.

Wir bewegen uns zügig vorwärts und kommen dieser Tür immer näher und als wir direkt vor ihr stehen, wird sie aufgerissen.

Lukas Als ich nach draußen auf den Gang schaue, glaube ich zu träumen! Sie steht direkt vor mir! Das neue Mädchen, das mir seit gestern nicht mehr aus dem Kopf geht. Einfach so!

Ich bleibe mitten vor der geöffneten Tür stehen und kann gar nicht anders, als sie einfach nur anzusehen.

Ihre Augen strahlen mir schüchtern entgegen. Ihr Blick ist dennoch selbstsicher auf mich gerichtet, als würde sie mich genau so mustern, wie ich sie.

Melissa Mir stockt der Atem: Es ist der fremde Junge, der seit gestern durch meinen Kopf geistert. Und jetzt steht er schlicht und einfach vor mir. Er sieht mich direkt an, funkelt mir mit seinen wundervollen blauen Augen entgegen, aber er sagt kein Wort. Er ist genauso sprachlos wie ich.

In diesem Moment weiß ich ...

Lukas ... dass es mich sowas von erwischt hat!

Ihrer Begleitung scheinen unsere Blicke aufgefallen zu sein. Schließlich ist das fremde Mädchen kurz stehen geblieben, um mich anzusehen. Um mir direkt in die Augen zu sehen!

Es waren ein paar wenige Sekunden, in denen wir uns nur gegenüberstanden, doch tief in meinem Inneren, hat sie noch etwas anderes angestellt. Ich weiß nur noch nicht, was genau.

Jetzt gehen sie weiter, bis zum Ende des Gangs und dann die Treppe hinunter.

Kurz bevor sie aus meinem Sichtfeld verschwindet, dreht sie sich nochmal nach mir um.

Melissa Jetzt ist es amtlich: Ich mag diese Schule! Obwohl der Pausenverkauf ausfiel, der mich sowieso nur zu 50 Prozent kümmert, denn ich habe Eva Maria die Hälfte meiner Breze geschenkt.

Sie nagt gerade vergnügt am Mittelstück und fragt mich über den fremden Jungen aus. „Seit wann kennst du ihn?“

„Gar nicht. Wir sind uns nur gestern auch schon kurz auf dem Gang begegnet.“

„Bei ihm hat‘s ja sowas von gefunkt! Er hat richtig gestrahlt, als er dich gesehen hat!“

Ich schaue sie an. „Ja, findest du?“

„Ja, der steht total auf dich!“, Eva Maria ist völlig aus dem Häuschen und lässt dabei ihre rotblonden Locken aufgeregt auf ihrem Kopf tanzen.

„Ich weiß nicht ...“

„Ach, Melissa! Das haben alle in drei Kilometer Entfernung genau gesehen!“, sie schluckt das Stück Breze runter. „Wie sieht‘s denn mit deinen Gefühlen aus, hm?“

Ich zögere, bevor ich antworte. „Er ist schon ganz süß ...“

„Schon ganz süß? Wenn du ihn nicht nimmst, schnappe ich ihn mir!“

Sofort unterbreche ich das Kauen und schaue sie entsetzt an.

„Ha! Wusste ich es doch, dass du auf ihn stehst!“

Lukas Klar denken ist gerade unmöglich. Selbst während der zweiten Mathestunde bei Frau Hauser. Ich sollte mich endlich auf andere Dinge konzentrieren, sonst komme ich gleich von Anfang an mit dem Unterrichtsstoff nicht mehr mit.

„Die Kleine steht auf dich“, zischt Markus neben mir.

Mein Puls beschleunigt sich. Wie hat er das mitbekommen? Ich ignoriere aber seine Worte. Ich will mir keinen Ärger mit unserer Mathelehrerin einhandeln. Ich werde diese Schule hier erfolgreich abschließen, mir das fremde Mädchen schnappen, studieren, dem Mädchen meine Welt zeigen, einen Job ergattern, sie heiraten, Kinder bekommen, glücklich und alt mit ihr werden ... Aber um das zu schaffen, muss ich einen Schritt nach dem nächsten gehen: Gute Noten schreiben und sie ansprechen.

Gute Noten klappen nur während des Unterrichts, Ansprechen innerhalb der Pausen.

Heute ist Mittwoch, vielleicht hat sie heute auch Nachmittagsunterricht? Ich werde Ausschau nach ihr halten.

Melissa Heute haben wir Sport am Nachmittag. Das ist die erste Schule, an der wir nachmittags Sport haben!

Voller Aufregung ziehe ich mich um. Schulsport war noch nie mein Ding. Ballsportarten schon, Leichtathletik geht auch noch einigermaßen, aber Geräteturnen? Nein, danke!

Als unsere Sportlehrerin verkündet, dass wir heute, an diesem warmen Tag des Spätsommers, raus auf den Hartplatz gehen und Ballspiele machen, bin ich total erleichtert.

„Was ist denn mit dir los?“, fragt Eva Maria mich vergnügt, während sie ihre Haare zu einem dicken Zopf zusammenbindet.

„Ach, ich bin froh, dass kein Geräteturnen stattfindet“, antworte ich.

Eva Maria kichert. „Noch nicht!“

Lukas BWR als Nachmittagsfach. Na großartig.

Meine Laune ist im Keller, allerdings nicht wegen BWR, sondern, weil ich sie in der Pause vor dem Nachmittagsunterricht, die ja meistens etwas länger angesetzt ist, nirgends gesehen habe. Eine Kantine haben wir nicht, nur einen Supermarkt in der Nähe.

Wir waren wohl einfach nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort.

„Wenn ihr letztes Jahr in BWR gut aufgepasst habt, wird dieses Jahr ein Kinderspiel“, beruhigt uns Herr Hofer, unser Lehrer im Fach der Betriebswirtschaftslehre. Ich hatte ihn auch letztes Jahr schon und bin sehr gut mit ihm zurechtgekommen.

„Lukas, welcher Bereich bei BWR hat dich letztes Jahr am meisten beschäftigt?“, ich grinse, als er mir plötzlich diese Frage stellt.

Er weiß die Antwort doch selbst schon ganz genau. Schließlich hatte er alle meine offenen Fragen beantwortet und meine Prüfung als Zweitkorrektor geprüft. Es waren damals elf Punkte, die ich in der Abschlussprüfung ergattert hatte, entspricht also der Note zwei.

„Die Abschreibungen waren sehr kompliziert“, antworte ich schließlich auf seine Frage.

Zufrieden über meine Antwort nickt Herr Hofer und wendet sich an den Rest der kleinen Klasse.

Wir bestehen hauptsächlich aus Jungs. Zehn Jungs, drei Mädchen. Für mehr Wirtschaftsbegeisterte, die ihr volles Abitur nachholen wollen, hat es nicht mehr gereicht. Schon Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass wir letztes Jahr über 30 Schüler waren ...

Der Unterricht läuft schon seit gut einer halben Stunde, als es draußen plötzlich lauter wird.

Mein Blick wandert aus dem Fenster, neben dem ich sitze. Als ich auf dem Hartplatz des Sportgeländes viele Mädchen laufen sehe, spüre ich, wie sich mein Puls beschleunigt.

Markus haut mir erneut seinen Ellenbogen in die Rippen. „Sieh mal, da sind ja die heißen Schnittchen aus der Elften ...“, flüstert er mir zu.

Kein Wunder, dass er wieder Single ist, wenn er so über junge Damen redet ...

Mein Herz macht einen Satz, als ich das Mädchen meiner Träume ausmache. Dieses Mal, nachdem ich sie nochmal aus der Nähe gesehen hatte, erkenne ich sie sofort und ohne Verwechslungen. Ihre langen braunen Haare sind zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sie trägt eine schwarz-weiße Sportkleidung.

Offenbar spielen sie jetzt Völkerball. Es haben sich zwei Teams auf dem Platz gebildet und die hintere Reihe wird jeweils von einem anderen Mädchen bewacht.

Die junge Frau meiner Wünsche steht mit dem Rücken zu mir und starrt wie gebannt auf das Mädchen vor ihr, die bereits erfolgreich den Ball ergattert hat.

Melissa „Ich krieg ihn, ich krieg ihn!“, das blonde Mädchen vor mir, ich glaube, sie heißt Celina, ist gerade damit beschäftigt, eifrig nach dem Ball zu springen und hätte mich deswegen beinahe umgerannt.

Gut, dass sie wenigstens in meinem Team ist, dann muss ich vor ihr nichts befürchten. Außer eben, dass sie mich umläuft.

Zack!

Cool! Ich habe, ohne es zu bemerken, den Ball gefangen! Na warte, jetzt hole ich uns eine der Feindinnen in den Seitenkasten!

Gedacht, getan. Ich habe ein Mädchen, das gerade unaufmerksam war, abgeschossen. Ihr Blick war die ganze Zeit auf die großen Fenster hinter uns gerichtet. Als sie meinen Schlag spürte, protestierte sie zum Glück auch nicht, sondern ging gleich in ihren neuen Bereich auf dem Spielfeld. Ich rechne fest damit, dass sie sich dafür bei mir rächen wird. Also muss ich jetzt besondere Vorsicht walten lassen.

Lukas Ein Handy klingelt. Die Melodie ist die wohl größte Hymne von Queen. Da mein Smartphone eher Phil Collins spielt, bin ich schon beruhigt, dass es nicht meins ist. Es ist sogar das von Herrn Hofer. Sein Musikgeschmack gefällt mir.

„Entschuldigt mich bitte“, er nimmt den Anruf an und verlässt augenblicklich das Klassenzimmer.

Das war das Stichwort für die Jungs unserer Klasse oder besser gesagt, all jene, die so denken wie Markus. Also alle, bis auf mich.

Sie beenden vorzeitig das Abschreiben von der Tafel, reißen die Fenster auf und setzen sich im angeberischen Stil auf das Fensterbrett. Sie beobachten die Mädels draußen und pfeifen den Mädchen nach, als ihnen eine davon den Hintern entgegenstreckt und mit ihm wackelt, als würde sie ihre tolle Figur zur Schau stellen wollen.

Ich verdrehe die Augen und linse unsicher hinter Markus‘ Rücken hervor, ob ich sie sehen kann.

Und tatsächlich: Ich erkenne sie, aber sie sieht mich nicht. Gut so. Ich will nicht, dass sie mich auch als Vollidioten abstempelt, so wie die Hampelmänner da neben mir.

Melissa „Schwing die Hüften, Süße!“, brüllt einer der Jungs von oben und meint damit die große Blondine Clarissa, die ihren Körper aufreizend zur Schau stellt.

Was für eine Tussi!

Ich habe einen richtigen Schrecken bekommen, als plötzlich die Fenster aufgerissen worden sind. Warum machen die das? Sollten sie nicht lieber im Unterricht aufpassen?

Insgeheim suche ich die neugierigen Jungs nach ihm ab, aber ich kann ihn nirgends entdecken. Was mich natürlich etwas enttäuscht.

Zack!

Mist ... Ich spüre den Ball an mir abprallen und ich bin nicht mehr in der Lage, ihn zu fangen, bevor er den Boden erreicht. Ich war Vorletzte. Jetzt muss ich wohl zum Freigeist wechseln.

Meine Beine rebellieren. Ich wollte lieber die Letzte sein, die übrig bleibt. Aber insgeheim bin ich froh, jetzt auf der anderen Seite zu stehen. Schließlich muss ich nun keine Angst mehr haben, abgeschmissen zu werden, und ich kann die Jungs uns gegenüber beobachten. Sie gieren gerade so nach unseren weiblichen Körpern. Wie ekelhaft! Tief in meinem Inneren bin ich froh, ihn doch nicht unter den wahnsinnigen Spannern zu entdecken.

„Das sind übrigens die Jungs aus der W13!“, klärt mich Eva Maria auf, die neben mir steht und auch Mitglied meines Teams ist.

Jetzt bin ich noch erleichterter, dass ich ihn nicht sehe.

Lukas „Ach wie süß! Du versteckst dich ja voll!“, sagt Markus entzückt, als er mein Spähen hinter seinem Rücken entdeckt.

„Ja, aber bitte sag nichts!“, flehe ich ihn an.

„Hey Lukas, wir sind doch Freunde. Das würde ich nie tun.“

„Danke.“

„Nicht dafür.“ Er holt Luft. „Deine Kleine wurde aber grad abgeschmissen und gehört jetzt zum Freigeistteam.“

Ich spähe erneut hinter seinem Rücken hervor. Er hat recht. Mist! Unsere Jungs am Fenster haben sie bestimmt erfolgreich abgelenkt.

Ich traue mich näher an die Fensterscheibe heran, um sie mir aus der Ferne genauer ansehen zu können.

Sie hat eine normale Figur und wirkt auf mich sehr athletisch, obwohl sie nicht zu den dünnen Püppchen gehört. Ihr Zopf ist lang, fast bis zur Hüfte. Ihr Lächeln ist unverkennbar und sehr bezaubernd. Zumindest habe ich es so in Erinnerung. Sie könnte es wirklich sein, meine Auserwählte. Die optischen Kriterien passen auf jeden Fall. Jetzt muss ich nur noch ihre inneren Werte kennenlernen.

Lume

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